104. Kapitel
Konstantin wusste, dass Liza alles andere als zufrieden mit dem Plan war.
In letzter Zeit schien sie immer ein bisschen angespannt zu sein und Konstantin fragte sich, woran das lag. Er hatte eine Theorie – vielleicht lag es daran, dass Charlie und Liza sich so nah waren, aber doch so fern. Charlie war in Gefahr – dauerhaft – und Liza wusste das, aber sie konnte nicht bei ihm sein. Konstantin war sich noch nicht zu hundert Prozent sicher, ob Liza und Charlie nun wirklich zusammen und verlobt waren, aber auf jeden Fall waren sie sehr gute Freunde und Liza hatte ihn mehr oder weniger in Stich lassen müssen, obwohl das vermutlich sogar vorteilhafter für Charlie gewesen war.
Als Muggelgeborene wäre Liza früher oder später sowieso auf die Gesuchten-Liste des Zaubereiministeriums gelandet und Charlie hätte sie bestimmt nicht kampflos aufgegeben. Konstantin und Liza hatten Recht behalten, was die zukünftigen Ereignisse im Ministerium anging (auch wenn beide nicht daran gedacht hatte, dass es so schlimm werden würde). Normalerweise liebte Konstantin es, wenn er Recht behielt (was meistens der Fall war), aber dieses eine Mal hatte er gehofft, dass er Unrecht haben würde.
Aber als er zusammen mit Liza die Reise geplant hatte, war so einiges anders geplant gewesen. Sie hätte ein Haus gehabt, in dem sie vorerst Zuflucht gefunden hätten und obwohl es Konstantins Meinung nach eher wenig vom Komfort seiner alten Wohnung hatte, so war es noch immer besser gewesen, als in einem Zelt im Wald zu schlafen, wie sie es in letzter Zeit getan hatten.
In Konstantins Träumen, war die Vorstellung der Zukunft anders gewesen. Sie hätte vom Haus aus nichts befürchten müssen. Er hätte einen kleinen Abstecher ins Ministerium gemacht, um Rufus' letzten Auftrag abzuschließen und hätte dann vom Haus aus alles weitere planen können. Tia und Liza hätten sicher zurück bleiben können, aber die Realität sah anders aus.
Vermutlich hätte es so oder so anders ausgesehen. Konstantin hatte den Mut seiner Schwester unterschätzt. Sie war vorsichtiger, als er gedacht hatte – er wusste nicht, woran das lag, aber es ging ihm auf die Nerven.
Sie schien gegen jeden Plan, den er vorschlug etwas zu haben und schien nie zufrieden mit irgendetwas. Er hatte immer gedacht, dass Liza und er ungefähr auf derselben Wellenlinie waren – beide mutig, beide risikobereit und beide sahen lieber Taten, als lange zu reden. Sie waren beide Workaholics und Konstantin war nicht bereit, nicht zu arbeiten, nur weil er jetzt nicht mehr wirklich als Auror angestellt war (das Zaubereiministerium hatte ihm zwar nie einen Brief oder ähnliches geschickt, aus dem er herausgelesen hätte, dass er wirklich gefeuert war, aber er glaubte, dass das Geld, das auf seinen Kopf ausgesetzt war, hoch genug war, um diese Nachricht auch so rüber zu bringen).
Liza hingegen schien andere Pläne als inoffizielle Arbeitslose zu haben. Sie schien schon zufrieden damit, in Sicherheit zu sein. Sie ging lieber kein Risiko ein und hätte sich wohl die ganze Zeit über nur versteckt, wäre Konstantin da nicht gewesen, der sie von Abenteuer zu Abenteuer zog. Konstantin wollte nicht nur herumsitzen und zusehen, wie der Krieg an ihm vorbeizog. Konstantin wollte mithelfen – er wollte allen helfen, die seine Hilfe benötigten. Wer sonst sollte das tun? Er war schon ein gesuchter Verbrecher, also hatte er nichts mehr zu verlieren, im Gegensatz zu anderen, die noch da draußen waren und noch nicht gesucht wurden. Er konnte wirklich etwas bewirken, aber Lizas Unsicherheit ging ihm an seinem Knöchel wie ein schwerer Stein.
„Ich hätte einen anderen Plan", begann Liza plötzlich, aber Konstantin brachte sie mit einer Handbewegung zum Verstummen und sah seine Schwester kindlich beleidigt an.
„Liza, wir haben doch schon alles durchgesprochen und alles ist schon vorbereitet", erinnerte er sie streng, „Agnes besorgt uns die Zutaten für den Vielsafttrank, Sirius, Tia und du sucht uns passende Haare für unsere Verkleidung und ich spreche mit meiner Kontaktperson im Ministerium."
„Kon, wir sind zu fünft", sagte Liza bittend, „Du musst nicht alleine gehen. Agnes hat keine andere Möglichkeit, als das alleine durchzuziehen, aber du –"
„Das ist mein Spion, Liza", erklärte Konstantin entspannt, „Ich teile ihn bestimmt nicht mit jemanden – nicht mit Rufus, nicht mit Dumbledore und auch nicht mit euch."
„Ich habe gehofft, dieses Verhalten würde aufhören", zischte Liza aufgebracht und stand auf und ging zu Konstantin, der entspannt in einem Sofa neben Sirius saß und überhaupt nicht beeindruckt davon war, wie wütend Liza aussah.
„Was für ein Verhalten?", fragte Konstantin unschuldig, „Liza, wir kennen uns schon jetzt seit deiner Geburt – langsam solltest du wirklich wissen, was für ein Verhalten in habe und wie ich mich benehme. Ich habe noch nie sonderlich gerne geteilt."
„Du hast dich nicht immer so verhalten!", erinnerte Liza ihren Bruder erbost, „Du bist einmal anders gewesen – erinnerst du dich noch? Aber dann hast du das spannende Leben geschmeckt und hast beschlossen, ein Adrenalinjunkie zu werden?"
„Was ist falsch daran?", fragte Konstantin und blieb entspannt, „Ein bisschen Spannung macht das berechenbare und vorhersehbare Leben erst süß."
„Das ist selbstzerstörerisches Verhalten, Kon", seufzte Liza und Sorge war ihr ins Gesicht geschrieben, „Das ist nicht mehr nur die Suche nach dem nächsten Abenteuer oder dem nächsten Kick... die Dinge, die du in letzter Zeit abziehst – das grenzt an Selbstmordversuchen. Als du gedacht hast, dass Sirius tot –"
„Das hat überhaupt nichts mit Sirius zu tun", unterbrach Konstantin sie schnell und jetzt war doch noch Ärger in seiner Stimme zu hören.
„Was hast du angestellt, während ich weg war?", fragte Sirius sofort alarmiert.
„Gar nichts", Konstantin verschränkte die Arme vor der Brust und klang ungewohnt kindisch., „Ich bin wie immer gewesen."
„Erkläre das erst einmal deinen selbstmörderischen Handlungen", erinnerte Liza ihn, „Das redest du dir doch nur selbst ein, weil du nicht begreifen willst, dass derjenige, der dich in die Knie gezwungen hat, du selbst gewesen bist."
Konstantin stand nun ebenfalls auf und blickte seiner Schwester in die Augen. „Ich denke, ich weiß besser, wie es mir geht, oder nicht? Ich wüsste es, wenn ich mich selbst umbringen wöllte – das solltest du wissen."
„Vielleicht weißt du es ja, aber willst es selbst nicht zugeben", warnte Liza ihn und funkelte ihn wütend an, „Ich mache mir Sorgen um dich, Kon. Bitte... hör auf damit."
Konstantin trat einen Schritt zurück und hob stolz seinen Kopf. „Es gibt nichts, mit dem ich aufhören müsste. Alles ist absolut normal."
„Ich verstehe nur nicht, warum du alleine gehen musst", schnaubte Liza und ließ sich in einen Sessel fallen.
Zum Glück rettete Agnes Konstantin in diesem Moment, indem sie einfach nur den Raum betrat.
Agnes war, im Gegensatz zu Liza, bereit, jedes Risiko einzugehen. Sie schien sich eigentlich gerade genauso auf Abenteuer zu stürzen, wie Konstantin. Konstantin mochte das an Agnes – wenigstens eine unter ihnen war noch nicht vollkommen langweilig geworden.
Agnes sah nicht wirklich aus wie Agnes, als sie den Raum betrat, aber das gehörte alles zum Plan.
Sie trug Kleidung, die für Hexen aus reinblütigen Familien typisch waren – viel schwarz, eher altmodisch für die Muggel von heute und ziemlich dramatisch.
Agnes' Haare waren geordneter als sonst, was bedeutete, dass sie nicht einfach nur in wilden Locken von ihrem Kopf wegstanden, sondern tatsächlich in einer Frisur gebunden waren und in diese Frisur hatte sie schwarze Blumen gesteckt, die von ihren hellen Haaren hervorstachen.
Agnes sah nicht mehr wie sie selbst aus, sondern wie ihre Mutter, Agnolia, obwohl sie nur Kleinigkeiten an sich verändert hatte. Die Folgen vom Werwolfangriff, die monatelange Gefangenschaft in einem dunklen Keller und der ständige Stress ließen Agnes sowieso immer älter wirken, als sie eigentlich war.
Konstantin überlegte einen Moment lang – wie alt war Agnes. Wenn er sie so sah, hätte er niemals sagen können, wie alt sie wirklich war. Ihre Mutter, Agnolia war mehr als zwei Jahrzehnte älter, als ihre Tochter, aber doch konnte man Agnes leicht mit ihrer Mutter verwechseln, die auch noch einige Jahre in Askaban verbracht hatte.
Natürlich erkannte man, wenn man genauer hinsah, dass Agnes jünger war, als Agnolia, aber ansonsten war sie ausgemergelt und mit dunklen Augen unter den kühlen Augen ein Ebenbild ihrer Mutter.
Konstantin wusste, dass Fred und George, die zusammen mit Agnes in einem Jahrgang gewesen waren, im April des nächsten Jahres zwanzig werden würden. Agnes war also neunzehn oder zwanzig Jahre alt, sah aber so aus, als hätte sie mindestens zehn Jahre mehr schon auf dieser Welt verbracht. Nach allem, was sie erlebt hatte, hatte sie wohl auch schon genug für zehn weitere Jahre erlebt.
„Perfekt", Konstantin schon diese Gedanken beiseite – jeder von ihnen hatte schon genug gesehen, aber es würde noch mehr kommen – das wusste er.
„Ich will mich von einer Brücke stürzen", bemerkte Agnes trocken.
„Nein, das willst du nicht", Tia lächelte sie aufmunternd an, „Das wäre schlimm."
„Endlich kannst du einmal deine Ähnlichkeit mit deiner Mutter ausnutzen", bemerkte Sirius lachend, „Das ist wirklich gruselig."
„Du musst etwas gerader gehen", riet Konstantin ihr, „Stell dir vor, du wärst die perfekteste, begabteste und intelligenteste Person im Raum – und dann lass andere spüren, was du von ihnen denkst."
„Ich muss mir das nicht einbilden – ich bin das alles schon", schnaubte Agnes und Konstantin grinste – er wusste, dass sie das wirklich ernst meinte, obwohl er ihr da nicht zustimmen konnte – Agnes war schon eine seltsame Person. Alle Anwesenden hier waren auf ihre ganz eigene Art und Weise seltsam, aber Agnes war anders seltsam. Je näher Konstantin sie kennenlernte, desto mehr fragte er sich, was wohl passiert wäre, wenn Agnes ein anderes Leben hinter sich hätte. Agnes war nicht Harry – sie liebte ihre Freunde zwar, aber ob sie wirklich ihr Leben für sie geben würde, wusste Konstantin nicht und er verstand sie auch (er selbst überlegte es sich immer ganz genau, ob er sein eigenes Leben für das eines anderen riskieren wollte). Agnes war auch nicht Tia – sie war nicht immer freundlich, sondern sogar eher schlecht gelaunt. Agnes war auch nicht Liza – sie überlegte sich zwar immer ihre Schritte, aber sie wich auch nicht vor lebensgefährlichen Gefahren zurück.
Konstantin fragte sich, was hätte passieren müssen, damit Agnes nicht die Person geworden wäre, die nun vor ihm stand. Was hätte passieren müssen, dass Agnes nicht auf ihrer Seite stand, sondern für Voldemort kämpfte? Was hätte passieren müssen, dass diese intelligente, begabte, furchtlose Frau auf der anderen Seite des Kampffeldes gestanden hätte? Konstantin vermutete, dass nur eine Kleinigkeit in ihrem Leben sie hier zu ihnen geführt hatte. Vielleicht machte genau das Agnes zu einer so interessanten Person.
„Sehr gut – das machst du perfekt", munterte Konstantin sie grinsend auf.
„Bringen wir es einfach hinter uns", schnaubte Agnes unzufrieden, „Wahrscheinlich wird mir sowieso niemand die Verkleidung abkaufen."
„Ich glaube, da irrst du dich", widersprach Sirius ihr, „Du siehst Agnolia wirklich sehr ähnlich."
„Hier ist die Liste mit den Zutaten, die ich brauche", Tia reichte ein Blatt Papier weiter und Agnes' Augen flogen über das Blatt, als sie las, was sie zu besorgen hatte, „Das sollte alles sein, was mir noch fehlt, um Vielsafttrank zu brauen."
Sie würden eine Menge Vielsafttrank brauchen und mit Agnes' Verkleidung bekamen sie vielleicht sogar die Zutaten, ohne dass viele Fragen gestellt werden. Sie wollte (noch) nicht auf sich aufmerksam machen.
„Dann sehen wir uns später wieder", beschloss Agnes sah sich mit einem Blick um, den Konstantin schon beinahe als „besorgt" interpretiert hätte – wahrscheinlich war das im Moment die größte Menge an Sorgen, die Agnes sich ansehen lassen konnte, „Passt auf euch auf. Sterbt nicht."
„Das können wir nur zurückgeben", warnte Sirius sie.
Agnes salutierte vor ihnen, bevor sie sich auf der Stelle drehte und disapparierte.
„Ich sollte wohl auch einmal los", beschloss Konstantin und stand auf, „Ich will ja meinen Spion nicht warten lassen."
„Das ist deine letzte Chance!", warne Liza ihn streng, „Soll dich jemand begleiten? Sirius? Tia? Ich? Irgendjemand?"
„Mach dir keine Sorgen um mich", winkte Konstantin ab, „Ihr seid diejenigen, die in den Kampf ziehen. Wir sehen uns in ein paar Stunden wieder."
„Wir haben keinen Zeitpunkt ausgemacht, an dem wir uns wieder treffen", bemerkte Sirius leise fluchend.
„Den brauchen wir nicht", Konstantin lächelte, aber Liza und Sirius schienen nicht zu verstehen, worauf er hinauswollte, aber bevor Konstantin seine Worte erklären konnte, meldete sich Tia.
„Wir brauchen keinen Treffpunkt. Entweder jeder von uns kommt dann zurück, wenn der Auftrag ausgeführt wurde oder gar nicht", sagte Tia munter und schien überhaupt nicht betroffen von ihren eigenen Worten, während Liza und Sirius sie verstört ansahen und dann unsicher zu Konstantin blickten, der nur stolz zu Tia sah und grinste.
„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund Tia", lobte er sie und salutierte, wie Agnes ein paar Momente vor ihm, „Wir sehen uns wieder... vielleicht..."
Und mit diesen Worten disapparierte er, bevor Liza oder Sirius ihn aufhalten konnten.
„Konstantin!"
Der Mann stand vom einzigen noch stehenden Sessel im Raum auf und sah schon beinahe erleichtert aus, ihn zu sehen, schien aber unsicher zu sein, wie er Konstantin begrüßen sollte, also ließ er es ganz bleiben. Sie waren schon zu gut befreundet, um sich nur die Hände zu schütteln, aber gleichzeitig schien eine Umarmung ebenso unangenehm.
Konstantin dachte nicht einmal an all diese Sachen – er hatte nie vorgehabt, den Mann zu begrüßen.
„Schön, dich zu sehen", begrüßte Konstantin ihn, „Du siehst ein bisschen müde aus."
„Die Arbeit... der Stress...", der Mann zögerte einen Moment, „die Angst..."
„Aja... wer kennt es nicht?", seufzte Konstantin lächelnd und nickte, „Ein ruhiger Schlaf – da sehnt man sich schon beinahe den Tod herbei, nur um einmal die Augen in Ruhe schließen zu können, oder nicht?"
Der Mann wusste nicht, was er darauf antworten sollte, also ließ er es bleiben.
Konstantins Spion hatte ich als nützlich erwiesen. Nachdem er zu ihm gekommen war mit der Bitte, ihm beizubringen, wie man alle Menschen in seiner Umgebung täuschte, war er Konstantin etwas schuldig und das nutzte Konstantin in Zeiten des Krieges aus.
Es war riskant für den Mann, sich mit Konstantin zu treffen – besonders in dessen alten Wohnung, die noch immer leer stand, was vermutlich daran lag, dass vermutlich Todesser irgendwann eingedrungen waren und alles demoliert hatten, was in ihrer Nähe gewesen war. Die Möbel waren zumeist unbrauchbar und das Chaos aufzuräumen hätte vermutlich Tage gedauert.
Vermutlich hatten auch wenige Interesse daran, in einer Wohnung zu leben, in der ehemals ein mittlerweile gesuchter Verbrecher gelebt hatte. Die Chance, dass Todesser zurückkamen und sich noch einmal umsahen, war hoch, also war Konstantin ziemlich froh darüber, dass die Wohnung, die er kurz nach seinem Abschluss in Hogwarts bezogen hatte, noch immer leer stand.
„Du wolltest mich treffen?", fragte der Mann und sah sich nervös um, als würde er erwarten, dass sie jeden Moment erwischt werden könnten, aber Konstantin wusste, dass das nicht der Fall sein würde.
„Ich brauche Informationen über das Ministerium", erklärte Konstantin, „Ich will alles wissen, was sich verändert hat, seit ich nicht mehr dort arbeite."
„Das ist eine Menge", der Mann lachte nervös und schob seine Hornbrille seinen Nasenrücken hoch, „Aber ich vermute, du brauchst jede Information, die dir hilft, einzubrechen, oder?"
„Wir sind Männern begegnet, die wissen, wo man ist, sobald man den Namen von Voldemorton ausspricht", erzählte Konstantin und der Mann zuckte zusammen, als Konstantin beinahe den Namen dessen aussprach, der nicht genannt werden durfte.
„Du meinst die Greifer", erriet der Mann, „Sie sind nicht direkt im Ministerium angestellt. Es sind auch nicht immer Todesser unter ihnen. Es sind Männer, die sich ihr Geld verdienen, indem sie Muggelgeborene und Verbrecher aufspüren und fangen."
„Sie haben uns ein paar Probleme bereitet, aber die meisten, denen wir begegnet sind, haben es bereut, uns jemals aufgespürt zu haben", schnaubte Konstantin und dachte nicht nur an die Männer, die er zusammen mit Liza und Tia bei der Hütte im Wald besiegt hatte. Er dachte auch an die beiden Leichen, die Agnes Tripe zurückgelassen hatte.
„Es liegt auch ein Tabu auf den Namen von Du-weißt-schon-wem. Damit spüren sie diejenigen auf, die sich gegen ihn stellen könnten", warnte der Mann Konstantin nervös.
„Das haben wir bemerkt. Im Orden haben viele sich angewöhnt, seinen Namen zu sagen. Nachdem Dumbledore es auch immer gemacht hat, hat keiner mehr Furcht dem Namen gegenüber verspürt", erklärte Konstantin, „Das stellt sich jetzt als ein Fehler heraus."
„So haben sie schon einige festgenommen", erinnerte er sich, „Ich habe gehört, ein ehemaliger Auror hat seinen Namen ausgesprochen, aber er konnte fliehen und lebt jetzt verdeckt. Du kennst ihn vielleicht – Kingsley Shacklebolt."
„Aja... Kingsley", seufzte Konstantin, „Ich habe mir schon gedacht, dass er es nicht lange schaffen wird, unbemerkt zu bleiben. Schade, es wäre ganz praktisch gewesen, ihn im Ministerium zu wissen, aber ich bezweifle, dass die Todesser einen guten Grund gebraucht hätten, um ihn zu jagen."
„Mittlerweile haben es die meisten gelernt", sagte der Mann erleichtert, „Mein Dad hat seinen Namen nie gesagt – er arbeitet noch im Ministerium."
„Was machen die Greifer mit denen, die sie gefangen haben?", fragte Konstantin interessiert. Das war ausschlaggebend für ihre Mission.
„Sie bringen sie ins Ministerium – Greifer sind, wenn sie Gefangene bei sich haben, einer der wenigen, die ins Ministerium direkt apparieren dürfen. Ansonsten dürfen das nur höhergestellte Mitarbeiter. Die Gefangenen werden dann von anderen Mitarbeitern des Strafverfolgungskommandos übernommen – meistens warten immer ein paar direkt im Atrium, für den Fall, dass Greifer kommen", erzählte der Mann und Konstantin speicherte jede Information ab. Alles war nützlich, wenn es erst einmal so weit war und in seinem Kopf arbeitete er schon an seinem Plan.
„Wie sieht es mit Todessern aus?", fragte Konstantin, „Verstecken sie sich, um die Fassade aufrecht zu erhalten oder laufen sie einfach im Ministerium ein uns aus?"
„Letzteres", schnaubte der Mann unzufrieden, „Einige Mitarbeiter finden das zwar fragwürdig, aber niemand hätte seine Bedenken laut ausgesprochen. Es kommen andauernd Todesser ins Ministerium – sie apparieren und benehmen sich, als wären sie dort zu Hause."
„Wen hast du gesehen?", fragte Konstantin begierig auf diese Informationen.
„Bellatrix Lestrange ist einmal dort gewesen", erinnerte sich der Mann, „Ich kann mich noch daran erinnern, weil ich gerade dort mit meinem Dad im selben Aufzug gewesen bin, als Bellatrix eingestiegen ist. Dad hat so ausgesehen, als würde er sie am liebsten angreifen, aber er hat es nicht getan. Auch gut so – es wäre gefährlich, so öffentlich eine Todesserin anzugreifen. Dann war da noch einmal Dolohow, Rookwood und Lucius Malfoy habe ich auch einmal gesehen. Von Yaxley weißt du bestimmt – er leitet jetzt die Abteilung für Magische Strafverfolgung."
„Ja, Yaxley bin ich schon einmal begegnet", nickte Konstantin, „Es würde also nicht auffallen, wenn Agnolia Tripe auf einmal ins Ministerium gehen würde, oder?"
Etwas in den Augen des Mannes blitzte besorgt auf. „Konstantin, das ist mehr als nur riskant", zischte er leise, als hätte er Angst, belauscht zu werden, „Todesser sind vielleicht im Ministerium willkommen, aber das bedeutet nicht, dass man ihnen gegenüber nicht misstrauisch ist – noch misstrauischer, als bei allen anderen. Natürlich spricht das niemand aus, aber sobald dieser Person auch nur ein Fehler passieren würde. Eine winzige Veränderung im Verhalten, wenn sie etwas unübliches sagen würde."
„Vertrau mir, mein Freund, ich weiß, was ich tu", winkte Konstantin ab.
„Ich verstehe nicht einmal, warum ihr das riskiert", schnaubte der Mann und schob seine Brille höher, „Es ist riskant heutzutage ins Ministerium zu marschieren. Egal, was ihr dort zu erledigen habt – kann nicht ich das für euch erledigen? Ich falle nicht so auf. Ich könnte –"
„Danke, aber nein, danke", lehnte Konstantin ab, „Keine Sorgen – wir sind alle zusammen ein Haufen talentierter, intelligenter Hexen und Zauberer. Es würde mich ernsthaft verwundern, wenn etwas schiefgehen würde."
„Aber selbst du machst hin und wieder Fehler", versuchte der Mann auf Konstantin einzureden und Konstantin gefielt das überhaupt nicht und verzog beinahe schon angeekelt das Gesicht.
„Alles, was du kannst, hast du von mir gelernt", erinnerte Konstantin den Mann streng, „Sind dir schon Fehler passiert?"
„Nein", der Mann schüttelte den Kopf, „Sonst würde ich wohl kaum hier vor dir stehen, oder?"
„Ganz genau!", rief Konstantin triumphierend, „Also... passieren mir auch keine Fehler. Ich habe das alles schon ganz genau geplant. Wenn heute alles so funktioniert, wie es sein sollte, dann steht unserem Plan nichts im Weg."
„Was ist euer Plan?", fragte der Mann interessiert, „Was wollt ihr überhaupt im Ministerium?"
Konstantin lächelte vielsagend. „Vertrau mir, das wirst du erfahren, sobald es soweit ist."
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