103. Kapitel
„Also... fangen wir von vorne an", beschloss Konstantin und setzte sich demonstrativ auf das Sofa im Wohnzimmer, in dem sich alle versammelt hatten, „Wo sind wir hier? Wer bist du? Was ist hier los? Ich will alles wissen!"
„Er hat schon immer einen Hang zur Dramatik gehabt", seufzte Liza und schüttelte enttäuscht den Kopf, „Und er hat die Gerüchteküche schon immer genossen."
„Ich genieße die spanische Küche", bemerkte Tia heiter und lächelte zufrieden.
„Tonky kann einen Tee vorbereiten, wenn die Herrin das wünscht", schlug plötzlich jemand vor und Konstantin zuckte zusammen – ihm war noch gar nicht aufgefallen, dass noch jemand im Raum war. Dieser jemand war eine Hauselfe – sie war in einem Tischtuch gekleidet, aber dieses war sauber und ordentlich.
Konstantin verfluchte sich selbst dafür, nicht bemerkt zu haben, dass da eine Hauselfe war, aber so, wie es aussah, hatte diese sich hinter der noch immer unbekannten Frau versteckt.
Außerdem nannte sie Agnes ihre „Herrin" – Konstantin würde gerne die Geschichte dahinter erfahren.
„Das wäre freundlich von dir, Tonky", bestätigte Agnes und nickte lächelnd, „Danke."
„Und wir setzen uns jetzt erst einmal und erzählen uns gegenseitig glückliche Gute-Nacht-Geschichten", schlug Sirius grinsend vor und ließ sich neben Konstantin auf das Sofa fallen.
„Wohl eher Schlimme-Albträume-Geschichten", schnaubte Agnes und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Tia ließ sich neben Agnes ebenfalls auf dem Boden nieder, während Liza einen Sessel wählte und selbst die unbekannte Frau setzte sich in den Stuhl, gegen den sich Agnes und Tia lehnten und seufzte erleichtert, als sie endlich in ihrem schwangeren Zustand sitzen konnte.
„Wo fange ich an", überlegte Sirius und schlug die Hände zusammen.
„Am besten da, wo du doch nicht gestorben bist und jetzt fröhlich durch die Gegend springen kannst!", schlug Konstantin gereizt vor und wandte sich demonstrativ von Sirius ab, tastete aber nach seiner Hand und hielt sie ganz fest.
„Oh... ja", stimmte Sirius ihm fröhlich zu, „Dieser Teil ist selbst für mich verwirrend."
„Wie kann dein eigener Nicht-Tod verwirrend sein?", schnaubte Konstantin beleidigt, „Wann hast du vorgehabt, uns allen zu sagen, dass du doch nicht tot bist?"
„Das Ding ist –", Sirius seufzte und blickte auf die ineinander verschränkten Hände von Konstantin und ihm, „Ich weiß nicht wirklich, was passiert ist. Ich bin durch diesen Bogen gefallen –"
„Ich weiß", unterbrach Konstantin ihn gereizt, „Ich habe es gesehen."
„Du bist noch nie sonderlich geduldig gewesen, oder?", grinste Sirius.
„Ich übrigens auch nicht", warnte Liza ihn, „Also sprich, Black!"
„Ich bin durch diesen Bogen gefallen und bin dann sofort wieder zurück", erklärte Sirius entspannt.
„Einfach wieder zurück?", fragte Tia und lehnte sich interessiert vor, „Wirklich? Einfach so?"
„Du musst tot gewesen sein", schnaubte Liza, „und du kommst einfach wieder zurück?"
„Ich habe wohl noch Gründe gehabt, zurück zu kehren, oder nicht?", fragte Sirius und blickte vielsagend zu Konstantin und dieser wurde tatsächlich ein bisschen rot und räusperte sich.
„Das ist lächerlich", versuchte er seine Scham zu überspielen, „Wir sind noch Ewigkeiten in der Mysteriumsabteilung gewesen – du bist nicht sofort wieder zurückgekehrt. Das hätten wir bemerkt."
„Das ist ja das Verwirrende an all dem", Sirius zeigte triumphierend auf ihn, „Für mich sind nur Minuten vergangen, aber als ich zurück gekehrt bin, haben mich Leute vom Ministerium gefunden – und Yaxley, der Todesser!"
„Yaxley ist ein Idiot", schnaubte Konstantin und erinnerte sich daran, wie er mit einer einfachen Verkleidung ihn überlisten konnte, „Aber er ist erst seit vielleicht einem Monat im Ministerium – nicht länger."
„Zuerst habe ich gedacht, sie würden mich nach Askaban bringen, aber stattdessen schleppen sie mich in diesen gruseligen, dreckigen, dunklen, ekelerregenden –"
„Wir haben es verstanden, Sirius!", rief Liza genervt auf.
„– Keller gebracht." Sirius grinste, als er bemerkte, dass er Lizas Geduldsfaden schon beinahe bis zum Reißen gespannt hatte.
„Einen Keller?", fiel Tia auf und blickte besorgt zu Agnes, „Doch nicht der Keller, in dem du –"
„Oh, doch", Agnes lachte trocken auf, „Der Keller, in dem ich selbst schon ein paar Monate gewesen bin. Sie haben mich aus der Wohnung entführt und dabei Roger umgebracht. Er hat versucht, mit mir zu kämpfen, aber Bellatrix hat ihn erwischt."
Die unbekannte Frau schluchzte leise auf und Agnes legte eine Hand vom Boden aus auf ihr Knie. Die Frau musste Roger ebenfalls gekannt haben und vielleicht war er auch die Verbindung, die Agnes hierher geführt hatte.
„Tonky ist die Hauselfe meiner Mutter gewesen – sie hat mir jeden Tag einmal Essen gebracht, aber das war der einzige Kontakt zur Außenwelt, die ich gehabt habe."
„Sie ist ein bisschen wahnsinnig geworden", flüsterte Sirius ihnen zu, aber Agnes konnte ihn trotzdem hören und warf ihm einen warnenden Blick zu und Sirius hob abwehrend die Hände. „Hey! Das ist die Wahrheit! Zuerst hast du gedacht, ich wäre nur eine Einbildung von dir!"
„Das denke ich noch immer", zischte Agnes, „Vielleicht hoffe ich es auch, damit ich dich in meiner Einbildung immer und immer wieder umbringen kann!"
„Jetzt wollen wir nicht gewalttätig werden", versuchte Liza den Streit zu schlichten, aber dann begann sie selbst schelmisch zu grinsen und fügte hinzu: „Aber wenn du doch das Bedürfnis hast, deine Aggressionen an Sirius auszulassen, Agnes, dann mache ich mit!"
„Hey!", rief Sirius empört, „Warum verschwört ihr euch jetzt gegen mich?"
„Hier verschwört sich niemand gegen irgendjemanden!", befahl die unbekannte Frau und etwas in ihrem Ton sagte Konstantin, dass man sich lieber nicht mit der Schwangeren anlegte, „Jetzt vertragt euch wieder!"
„Ja, Ivy", murmelte Agnes und sah ein bisschen wie ein getretener Hund aus, aber die Frau, die wohl Ivy hieß, lehnte sich vor und wuschelte Agnes zu ihren Füßen durch die Haare und tröstete sie damit wieder.
„Ihr seid also beide in diesem Keller eingesperrt gewesen", fasste Konstantin zusammen, „Was ist dann passiert? Wie seid ihr entkommen?"
„Es hat nur eine Socke gebraucht", erklärte Agnes und lächelte traurig, „Als Sirius in den Keller gekommen ist, hat er Kleidung mitgebracht. Ich selbst habe nur noch Fetzen getragen, die man nicht mehr wirklich Kleidung nennen konnte. Als mir dieser Plan eingefallen ist, habe ich schon zwei Vollmonde in diesem Keller hinter mir gehabt, also habe ich meine eigene nicht verwenden können."
„Es ist riskant gewesen", grinste Sirius breit, „Dieser Plan ist wahnsinnig gewesen, aber es hat funktioniert."
„Alle meine Pläne funktionieren", schnaubte Agnes und hob stolz den Kopf, „Der einzige Faktor, der hätte schief gehen können, war der, dass du doch nur in meiner Fantasie existiert hast, aber langsam sehe ich ein, dass du wirklich hier bist, obwohl das vollkommen unmöglich ist."
„Ich bin eben voller Möglichkeiten", grinste Sirius.
„Du hast Recht!", rief Agnes und aus ihrem Ton hörte Konstantin heraus, dass sie immer noch ziemlich gereizt war, „Es besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, dass ich dich in ein Schwein verwandle und dich einfach esse."
Sirius sah sie verstört an, aber er war nicht der einzige – nur Tia schien von diesem Gespräch nicht beeindruckt zu sein.
„Das klingt wunderbar!", rief sie verzückt und Konstantin konnte nicht wirklich sagen, ob sie es ernst meinte oder nicht, „Ich habe sowieso Hunger!"
„Oh, ich könnte etwas vorbereiten und –", schlug Ivy vor und wollte aufstehen, aber Agnes drückte sie sanft zurück in den Stuhl.
„Nein, nein, nein, nein, nein, Ivy", winkte Agnes ab, „Du bleibst hier sitzen und ruhst dich aus."
„Ich bin schwanger – nicht tödlich verletzt", erinnerte Ivy sie empört.
„Ich weiß", Agnes lächelte sie verschmitzt an, „Aber das ändert nichts daran, dass wir das auf später verschieben können. Jetzt erzählen wir erst einmal, was passiert ist."
„Eine wundervolle Idee!", stimmte Liza ihn heiter zu, „Also – weiter!"
„Wir haben gewartet, bis Tonky in den Keller appariert", erzählte Agnes weiter, „und dann habe ich ihr die Socke zugeworfen. Sie hat mich schon die ganze Zeit über „junge Herrin" genannt, also habe ich gehofft, dass ich ebenfalls Teil der Familie bin, der sie dient. Ich habe sie mit Sirius' Socke befreit und sie hat uns in die Freiheit appariert."
In diesem Moment betrat Tonky, die Hauselfe wieder den Raum und in ihren Händen hielt sie ein großes Tablett mit vielen Tassen voller Tee. Das Tablett war viel zu groß für die kleine Elfe, aber sie schien überhaupt keine Schwierigkeiten zu haben, die Tassen zu balancieren und keinen einzigen Tropfen zu verschütten.
„Der Tee, Herrin", rief Tonky fröhlich und ging von Person zu Person, um die Tassen zu verteilen.
Konstantin nahm gerne eine Tasse von dem Tablett und nippte an dem heißen Tee.
Nach der langen Reise vom Sherwood Forest hierher hatte er ganz vergessen, wie es war, zivilisiert einen Tee zu trinken und ihm fiel auch auf, dass er wohl ziemlich dreckig war und stank – vielleicht konnte er noch duschen, bevor sie weiterzogen, wie Agnes vorgeschlagen hatte.
„Vielen Dank, Tonky", bedankte sich Agnes und lächelte der Hauselfe zu, die überglücklich schien, ein Lob von ihr zu bekommen und sich tief verbeugte.
„Natürlich, Herrin. Wünscht die Herrin noch etwas?", fragte die Hauselfe.
„Nein, danke, Tonky", lehnte Agnes höflich ab, „Vielleicht später, aber du kannst dich auch ausruhen, wenn du willst. Setz dich doch."
Agnes deutete auf einen Platz neben sich am Boden und Tränen sammelten sich in Tonkys Augen, bevor sie sich überglücklich tatsächlich neben Agnes setzte und einfach nur glücklich darüber schien, hier sitzen zu können.
Hauselfen waren schon seltsame Geschöpfe, wie Konstantin fand. Vermutlich könnte man sie jahrelang studieren und noch immer würden diese kleinen Geschöpfe einen überraschen.
„Es hat ein paar Komplikationen gegeben", erzählte Agnes weiter, „Offenbar darf man jetzt nicht einmal mehr den Namen des dunklen Lords aussprechen."
„Das haben wir auch bemerkt", schnaubte Konstantin, „Aber wenn Voldymorton unbedingt der Mann sein will, dessen Namen man nicht richtig aussprechen darf, dann werde ich ihm seine Wünsche nicht verwehren."
„Ich habe sie umgebracht", wisperte Agnes und plötzlich stürzte die Stimmung in die Tiefe.
„Du kannst nichts dafür, Agnes", tröstete Tia sie sanft und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter.
Konstantin konnte sich noch an das Schlachtfeld erinnern, auf dem sie die Leichen gefunden hatten. Es war also wirklich Agnes gewesen, die sie umgebracht hatte.
„Dann sind wir hierher gekommen", erzählte Sirius schnell weiter.
„Aber was ist „hier"?", fragte Liza und sah sich um und auch zu Ivy, „Ich kenne dich nicht, oder? Haben wir uns schon einmal gesehen?"
„Vermutlich nicht", Ivy lächelte freundlich und strich sich über ihren Bauch, „Ich bin ein Muggel."
„Wirklich?", Konstantin hatte das schon vermutet, aber jetzt hatte er den Beweis, „Und... wie kommt es, dass Agnes zuerst zu dir kommt?"
„Ich bin mit Roger zusammen gewesen, bevor –" Ivys Stimme brach und Tränen schossen ihr in die Augen, aber sie wischte sich schnell mit ihrem Ärmel über die Augen, um das zu verdecken.
Agnes legte wieder tröstend eine Hand auf ihr Knie und lächelte sie traurig an.
„Roger...?", fragte Liza und überlegte einen Moment, bevor es ihr wieder einfiel, „Oh! Doch nicht etwa... Roger Davies?"
Roger Davies war der junge Mann gewesen, den sie in der Wohnung von Fred und George tot vorgefunden hatten. Keiner hatte gewusst, was genau passiert war. Fred hatte erzählt, dass Agnes nach einer Vollmondnacht nicht dort gewesen ist, wo sie sich verwandelt hatte und er hatte sie voller Sorge gesucht. Als er am Abend zurück gekommen war, hatte er das Dunkle Mal über seinem Haus gesehen. Agnes war nicht dort gewesen, dafür aber die Leiche von Roger Davies. Agnes war verschwunden gewesen, bis jetzt.
Konstantin hatte Roger Davies nicht wirklich gekannt – er hatte mit seiner Schwester, Leto Davies mehr zu tun gehabt (leider), also hatte er keine Träne vergossen, als er gehört hatte, dass er tot war, aber anscheinend hatte Roger Davies mehr Freunde zurückgelassen, als Konstantin in diesem Moment klar gewesen war.
„Er wird niemals sein Kind kennenlernen", wisperte Ivy traurig und blickte auf ihren Bauch, „Er wird es niemals halten können."
Konstantin verstand. Ivy war mit Roger zusammen gewesen, als dieser gestorben war und erwartete wohl auch sein Kind. Sie war jung und jetzt schon allein in einer Welt, in der man lieber kein Kind bekam. Konstantin fühlte Mitleid für die junge Frau, aber selbst er konnte keine Toten zurückholen.
„Und was habt ihr so hinter euch?", fragte Agnes und Konstantin, Liza und Tia erzählten, was passiert war, seit sie weg gewesen waren.
Tia erzählte lächelnd, dass Remus und Tonks geheiratet hatten, aber damit waren die einzigen guten Neuigkeiten schon ausgesprochen.
Sie erzählten, wie sie Harry Potter in einer gefährlichen Reise zum Fuchsbau gebracht hatten; Konstantin erzählte davon, wie er Rufus Scrimgeour umgebracht hatte, wie die Todesser das Ministerium übernommen hatten, wie sie Bills und Fleurs Hochzeit gesprengt hatten und wie sie beschlossen hatten, lieber unterzutauchen.
Sie erzählten, wie auch sie aus Versehen Voldemorts Namen ausgesprochen hatten und angegriffen worden waren und wie sie noch einmal ins Ministerium gegangen waren.
Sie erzählten von der schlimmen Situation dort und Agnes und Sirius, aber auch Ivy schienen betroffen, als sie hörten, was mit den Muggelgeborenen passierte.
„Dort hat Tia eure Spur gefunden", beendete Liza den Vortrag, „und wir sind euch hierher gefolgt."
„Jetzt, da wir das geklärt haben...", Konstantin stand auf und Sirius blickte ihm fragend hinterher, als er bemerkte, dass Konstantin nicht mehr neben ihm war, aber Konstantin begann nachdenklich im Raum auf und ab zu gehen und alle Blicke lagen auf ihm, während er schon beinahe sadistisch lächelnd in Gedanken versunken war.
„Wartet ab", warnte Liza die anderen sarkastisch, „Bald schon wird er uns seinen vollkommen selbstmörderischen Plan vorstellen."
Konstantin wirbelte dramatisch herum und sein lapislazuliblauer Umhang verstärkte den Effekt (Sirius seufzte verträumt). Er zeigte direkt auf Agnes, die schon beinahe abwehrend sofort die Hände hob, als würde Konstantin nicht mit dem Finger auf sie zeigen, sondern mit einem Zauberstab.
„Ihr seid genau die Personen, die ich gebraucht habe", freute Konstantin sich, während kein anderer wirklich verstand, von was er sprach.
„Kon, wir können keine Gedanken lesen", erinnerte Liza ihn seufzend (nicht verträumt), „Du wirst uns ein bisschen mehr von deinem Plan erzählen müssen, damit wir Normalsterbliche es auch verstehen."
„Alles zu seiner Zeit, Schwesterherz", winkte Konstantin ab, „Zuerst muss ich wissen – wie bereit bist du, einem vollkommen wahnsinnigen Plan zu folgen, der vermutlich in einen grauenvollen, aber ehrbaren Tod führt und mit hoher Wahrscheinlichkeit absolut schiefgehen wird?"
Konstantin sah Agnes herausfordernd an, die überhaupt nicht unsicher aussah, sondern ein sturer Blick verriet Konstantin, dass er sie schon auf seiner Seite hatte.
„Ich bin immer bereit für eine Herausforderung", Agnes stand ebenfalls vom Boden auf und stellte sich schon beinahe provozierend vor Konstantin und sah ihn (noch immer kleiner als er) von unten herauf an, aber keiner von beiden war bereit, dem Blick auszuweichen, „Lass uns ein Ministerium zerstören."
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