Kapitel 21 - Resentment

Die Sonne schien in einem tiefen Rot auf das Trio hinab. Das ungewohnte Sonnenlicht brannte leicht auf ihrer Haut und verunsicherte Willow zusätzlich. Benommen stellte Willow fest, dass der Wanderer nicht mehr da war, wo Cal und sie ihn vor kurzem noch gesehen hatten. Mit einem Schlag intensivierte sich ihr mulmiges Gefühl im Magen. Sie ließ ihren Blick schweifen. Vielleicht war der Wanderer ja ein paar Schluchten näher an das Grab herangegangen?

Ratlos sah Willow zu Cal. Auch der junge Jedi zog in verwirrter Manier die Augenbrauen zusammen.
„Wo ist'n der alte Mann?"

Das Mädchen zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht ist er jetzt schon weiter gewandert", erinnerte sie ihn an seine eigene Aussage von vor ein paar Stunden.

Cal wog die Möglichkeit scheinbar kurz ab.
„Entweder das, oder... Haben die Brüder der Nacht ihn geholt?"

Cals Freund in Droidenform antwortete in mehreren beeps.
Willow musste zugeben, dass das ebenfalls eine plausible Erklärung wäre. Letztendlich würden sie es wohl nie herausfinden. Der Wanderer war jetzt fort, und das war auch gut so. Der Fremde hatte etwas an sich, durch dass Willow sich schnell unwohl fühlte. Doch musste sie gestehen, dass dieses Gefühl sie schon auf der gesamten Zeit auf Dathomir begleitete, ganz unabhängig von dem seltsamen Fremden.

Keiner von ihnen gab einen weiteren Kommentar dazu ab und so liefen sie in Stille weiter. Sie überquerten die restlichen Schluchten und schon kurz darauf gelangten sie endlich zu dem letzten Absatz, auf dem sich das Grab befand.

Das Gestein, welches sie hier umgab, hatte ebenfalls leiden müssen. Alle Säulen und Bauten waren fast gänzlich zerstört. Das Massaker, dachte Willow, muss schrecklich gewesen sein. So wie die Umgebung aussah war es ein wunder, dass die letzte Nachtschwester überleben konnte. Augenblicklich empfand Willow Mitleid für sie. Das Massaker musste traumatisierend gewesen sein. Es war kein Wunder, dass die Nachtschwester mit allen Mitteln versuchte, die unerwünschten Besucher loszuwerden. Jetzt, wo Willow so genau darüber nachdachte, war sie überrascht, dass der Wanderer kein Todfeind von der Schwester der Nacht zu sein schien.

Das Team bewegte sich immer näher auf ihr Ziel zu. Sie erklommen die steinernen Treppen, dessen zerbrochenen Stufen durch zwei schmale Torbögen hindurch führten. Die Torbögen waren nicht zerstört, dafür stark abgenutzt. Sie waren mit kunstvollen Verschnörkelungen verziert, Willow fand sie ganz hübsch. Diese Torbögen waren eine der wenigen Dinge, dessen Anblick sie auf Dathomir tatsächlich ohne Bauchschmerzen genoss.

Nachdem sie den ersten Treppenabsatz hinter sich gebracht hatten, hielt Willow an. Cal bemerkte dies sofort und blieb ebenfalls stehen. Von ihrer jetzigen Position aus konnte sie den Grabeingang wesentlich besser erkennen. Zu beiden Seiten der Eingangstür befanden sich jeweils eine Statue. Die majestätischen Statuen waren in sitzenden Positionen ausgerichtet, die Gesichter nach vorne gewendet. Die gemeißelten Gesichter waren schlank und sehr spitz und beide trugen Hörner auf ihren Köpfen, die sich fast zu einem Kreis bogen. Der Anblick war auf dystopische Weise malerisch und weckte Willows Neugierde.

Auch Cal neben ihr staunte nicht schlecht.
„Das muss der Eingang zum Grab sein", sprach er ihren Gedanken aus.

„Es ist auf eine eigenartige Weise wunderschön. Na los, Kestis! Lass uns rein gehen", sagte Willow, boxte ihm leicht gegen die Schulter und marschierte los. Sie war aufgeregt wie es drinnen wohl aussehen würde. Sie musste dem plötzlichen Drang einfach nachgeben und hinein gehen - sie würde innerlich explodieren, wenn sie es nicht täte.

Sie war schon ein paar Schritte voraus, als sie sich einmal nach hinten umdrehte. Cal hatte sich keinen Zentimeter bewegt. Stattdessen beobachtete er sie einfach. Willow war sich nicht sicher, wieso. Doch sie meinte einen aufkeimenden Funken in Cals Augen vernommen zu haben. Falls dem so war, dann war der Funken schneller verschwunden, als er gekommen war.

Willow legte ihren Kopf leicht schief, ehe sie mit schnellen Schritten zu ihm zurück lief. Bei Cal angekommen hakte sie ihren Arm um seinen und schliff ihn mit sich in Richtung Grab. Er protestierte nicht und Willow verstand das als gutes Zeichen. Während sie den nächsten kaputten Treppenaufsatz hochstiegen schielte Willow nach oben in Cals attraktives Gesicht. Ihre Augen trafen auf seine Grünen und ein kleines Lächeln stahl sich auf die Lippen der jungen Hexe.

Vor dem Eingang des Grabs angekommen ließ das Mädchen wieder von Cals Arm ab. Der Eingang selbst war so schmal, dass sie nicht nebeneinander hindurch laufen konnten. Also ließ Willow Cal den Vortritt, ehe sie ihm hinein folgte.
Willow zog gerade ihr zweites Bein in die Grabstätte hinein, da rumste es hinter ihr heftig. Erschrocken drehte sie sich um. Die Eingangstür hatte sich selbständig verschlossen. Unbeeindruckt zuckte das Mädchen ihre Schultern - diese Masche gab es in Hogwarts zu Hauf. Cal, der sich im ersten Moment auch erschrocken hatte, fokussierte sich nun ebenfalls wieder auf sein eigentliches Ziel.

Willow nahm sich einen Augenblick Zeit, um den Blick schweifen zu lassen. In der alten Ruine waren ebenfalls etliche Brocken aus dem Stein gebrochen. Viel Schutt lag auf dem Boden verteilt. Aber auch etliche antike Vasen. Die Schülerin schnaubte einmal auf - Vasen gab es auch im Schloss und umgebenen Hochland unnötig viele.
Da ließ sie ihrem Blick nach vorne wandern. Geradezu befand sich eine goldschimmernde Tür, die reichlich verziert war. Die Tür hatte etwas uriges, was Willow ansprechend fand. Wie auch schon draußen vor dem Eingang saßen jeweils links und rechts der Tür eine Statue. Diese hier waren zwar ein gutes Stück kleiner, doch spiegelten sie die anderen Statuen perfekt.

Just in diesem Moment hörte sie BD-1 trällern. Sie hob ihren Kopf in die Richtung des rothaarigen Jedis und sah, wie der kleine Droide mit seinen Füßchen auf dessen Rücken herum stampfte. Die zwei waren schon ein paar Meter voraus gelaufen und Cal befand sich gerade zwischen den zwei Statuen. Willow beobachtete, wie Cal die Maschine über seine Schulter hinweg ansah. Dann drehte er seinen Kopf zu der Statue zu seiner rechten: „Lass mal sehen."
Er näherte sich ihr und Willow schloss zu ihnen auf.

Vor der Statue ließ BD-1 seinen Scanner laufen und die Stimme von Meister Eno Cordova hallte in dem leeren Gebäude wider.
„Mein Freund. Wir suchen ein Astrium und befinden uns in Kujets Grab."

Cal gab keinen weiteren Kommentar dazu ab. Willow war sich nicht sicher, doch hatte sie das Gefühl, als würde ihn etwas beschäftigen. Er schien schon seit dem Zusammentreffen mit dem Fremden in sich gekehrter, als er eigentlich war.
Zu gern würde sie für ihn da sein. Doch dafür müsste er sich ihr gegenüber öffnen und sie verstand, wenn er das nicht konnte. Willow und Cal kannten sich noch nicht lange und nur Dank der etlichen Abenteuer, die sie nun schon gemeinsam erlebt hatten, war es ihnen möglich, sich so schnell an einander zu gewöhnen.

Ein wenig betrübt folgte sie ihrem Freund, der den letzten kleinen Treppenabsatz überwunden und näher an die goldene Tür heran getreten war. Wenn Willow mit ihrer Vermutung recht hatte, dann hatte Cal seine Gefühle wesentlich besser im Griff als sie selbst. Sie bewunderte, wie zielstrebig er war und sich nichts anmerken ließ. Ob das der richtige Umgang war, darüber ließ sich streiten.

Willow beobachtete ihren Begleiter dabei, wie er seine Hand auf die Tür vor sich legte und konzentriert die Augen schloss. Seine Stirn war in leichte Falten gelegt und sein rotes, dichtes Haar fiel ihm in sein hübsches Gesicht. Wieder einmal fiel ihr Blick auf seine Narben. Sie konnte nicht sagen warum, doch sie fand, dass es ihm stand.
Da öffnete er wieder seine Augen und trat einen Schritt von der Tür weg.
„Was auch immer da war... jetzt ist es weg."

Willow runzelte die Stirn. Sie kannte sich keineswegs gut mit der Macht aus, doch war sie sich sicher, dass das ein wenig seltsam war. Cal äußerte sich nicht weiter dazu. Stattdessen machte er auf dem Absatz kehrt, ehe er vor den Treppenstufen stehen blieb. Willow beobachtete ihn, unwissend was er jetzt vorhatte. Cal warf ihr einen Blick über seine Schulter zu und sagte: „Willow, schau dich ruhig noch einmal um, bevor wir gehen. Ich brauche einen Moment zum meditieren."

Die Schülerin nickte, ehe sie ein „Ja, kein Problem", hinterher warf.
Sie lief neben ihm die Treppen runter, als sie noch einmal zu ihm sah.

Cal sank auf die Knie, den Rücken gerade durchgestreckt und den Kopf leicht gesenkt. BD-1 setzte sich neben ihm auf den Boden. Seine Augen hielt Cal geschlossen und nach wenigen Sekunden schien er ganz woanders zu sein. Willow war ein wenig überfordert - sie wusste gar nicht, dass er meditierte. Das hatte er zuvor auch nicht getan, zumindest nicht, wenn sie dabei war.

Schließlich zuckte sie ihre Schultern und wandte sich um. Sie würde sich ein paar der Nischen genauer ansehen. Da es dort durch die geworfenen Schatten recht dunkel war, zückte Willow ihren Zauberstab. Sie murmelte Lumos! und mit ihrer Lichtquelle trat sie auf die Nischen zu. Dort, in den Stein gemeißelt, waren ebenfalls kleine Runen. Sie musste zugeben, so langsam verstand sie die Faszination Eno Cordovas. Die Zeffo mussten ein interessantes Volk gewesen sein, mit wesentlich mehr Einfluss, als sie denken mochte. Willow verstand bei Weitem nicht alles, was in dieser Galaxie vor sich ging - die Unterschiede verglichen mit ihrem Zuhause waren einfach zu groß - doch sie würde behaupten, dass sie die wesentlichen Grundkenntnisse besaß. Dennoch würde sie es zu gern besser nachvollziehen können. Wäre sie bloß selbst dabei gewesen, dann müsste sie das alles nicht hinterfragen. Dann wäre sie im Stande, ohne Zweifel hinter dem zu stehen, für das die Crew gerade kämpfte.

Und mit einem Mal keimten in Willow Gewissensbisse auf. Eigentlich war sie doch aus einem ganz anderen Grund hier. Sie war nur hier wegen Anne! Doch hatte Willow das schon so arg verdrängt, dass sich der Gedanke seltsam unnatürlich anfühlte. Von ihrem ursprünglichen Versuch Sebastians Schwester zu helfen ist sie fast gänzlich abgekommen und hatte die Mantis-Crew vorgezogen. Die junge Gryffindor hatte sich nie in die Problematik der Crew einmischen wollen, und dennoch stand sie nun in Kujets Grab um Cal zu begleiten. Sie musste zugeben, dass der schlagfertige Junge sie innerhalb der paar Tage beeindruckt hatte. Und das mehr, als Willow es sich eingestehen wollte. Das war sicher nicht seine Absicht, Willow war lediglich ein hoffnungsloser Fall. Und nun stand sie irgendwie zwischen den Stühlen. Definitiv würde sie noch bei der Crew bleiben, bis sie das Holocron gefunden hatten. Doch was würde Willow dann tun? Weiter suchen und sammeln, dann aber ganz alleine? Oder sollte sie so bald wie möglich zurück nach Hogwarts? Der Gedanke, Cal und die Crew zurückzulassen schmerzte Willow ein wenig. Die Mitglieder hatten sich unbemerkt in ihr Herz geschlichen und hier musste Willow keinen Todfeind aufgrund ihrer besonderen Magie fürchten. Doch zu Hause, in Hogwarts, da warteten all ihre Freunde. Sie hatten einen Plan und Willows Kopf konnte sie doch nicht einfach so im Stich lassen. Auf der anderen Seite dauerte ihre schulische Ausbildung nur noch ein halbes Jahr und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, was sie beruflich machen wollte. Sollte sie Auror werden? Ihre Magie würde ihr definitiv zu Nutze kommen. Oder vielleicht Fluchbrecher? Oder doch lieber ein Berufsfeld, indem sie sich mit magischen Tierwesen auseinandersetzte? Möglicherweise sogar Professor?

Bei all den wirren Gedanken fing ihr Kopf an zu schmerzen. Willow warf einen Blick auf Cal - er schien noch zu meditieren, auch wenn er nicht ganz glücklich währenddessen aussah. Das Mädchen hinterfragte es nicht weiter. Stattdessen setzte sie sich auf den sandigen Boden und kramte in ihrer Ledertasche. Es war höchste Eisenbahn für den nächsten Tagebucheintrag. Also zog sie eine neue Rolle Pergament hervor und begann mit ihrer Feder zu schreiben. Ihre Hand raste förmlich über das Papier, so viele Gedanken auf einmal schrieb sie nieder. Gerade als sie fertig wurde, hörte sie Cal schwer und schnell Atmen. Sie hob prüfend ihren Blick und ohne viel Zeit zu vergeuden stopfte sie die Materialien wieder zurück in die Tasche. Sie erhob sich und ging vorsichtig auf den Jungen zu. Seine Augenbrauen hatte er so stark zusammengezogen, dass sich zwischen ihnen eine kleine Falte bildete.

Dann versuchte sie, ihn aus seiner Meditation zu wecken.
„Cal?", fragte sie.

Der Rotschopf reagierte nicht. Er hielt ein Lichtschwert fest in seiner Hand umklammert und sein Atem beschleunigte sich rapide. Er nuschelte vor sich hin, doch Willow verstand kein Wort. Entschlossen packte sie ihn an seinen Schultern und rüttelte kräftig. Auch das schien ihn nicht zu wecken. Er erhob sich, die Augen immer noch fest verschlossen, und hielt seine Waffe ausgerichtet vor sich.

Die junge Schülerin beobachtete, wie sich Cals Griff um die Waffe stärkte. Sie hörte es knistern und zwischen seinen Fingern flogen Funken. Willow packte panisch seine Hände und versuchte den festen Griff zu lockern - wie sollte sie ihn bloß wieder zurück in die Gegenwart holen?
„Cal!" rief sie. „Cal, verdammt! Wach auf!"

Wie aus dem Nichts entfloh ein herzzerreißendes „Nein!" seiner Kehle, ehe er mehrmals blinzelte. Seine Augen waren in Panik weit aufgerissen und nach oben gerichtet. Willow ließ augenblicklich von seinem festen Griff ab und legte ihre Hände instinktiv auf seine warmen Wangen. Cals unruhiger Blick fand ihren und direkt fokussierten sich seine grünen Augen auf ihre.
„Hey, da bist du ja", sagte sie leise, einen traurigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Cal, dein Lichtschwert... Ich- Ich hab versucht dich zu wecken."

Sein Blick flackerte in seine Hände. Willow gab ihm etwas Abstand, er schien aufgewühlt. Cal drehte seine Waffe in seinen Händen und Willow erkannte, dass sie völlig zerstört war.
„Cal... Bist du okay?"

Ihre Frage war aufrichtig, sie machte sich Sorgen um ihren Freund. Dieser jedoch nickte nur und sprach kein Wort.
Schweigend ging er um sie herum und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zurück nach draußen. Bevor Cal die Eingangstür erreicht hatte, hatte Willow ihn eingeholt. Sie wagte es jedoch nicht, ihm zu nahe zu kommen. Es schien, als wollte er gerade lieber alleine sein und das verstand sie.

Draußen angekommen hielt sich Willow eine Hand über die Augen. Das gleißende rote Sonnenlicht blendete sie, nachdem sich ihre Augen doch gerade erst an die Dunkelheit des Grabs gewöhnt hatten.
Cal war schon fast auf dem untersten Treppenabsatz angekommen, während Willow noch vor dem Eingang der Grabstätte stand. Er wirkte, als sei er auf der Flucht. Willow eilte ihm hinterher, doch da er ein gutes Stück größer als sie war, lief er auch schneller als sie. Allmählich hatte sie genug. Sie wollte hier ganz sicher nicht alleine umherwandern, Cal musste sein Tempo ein wenig zügeln.
„Cal, warte!", rief sie, als sie ihm hinterher stolperte.

Der Junge jedoch hörte sie nicht. Hatte sie ihm etwas getan? Hasste er sie? Oder war etwas ganz anderes der Auslöser für seinen plötzlichen Stimmungswandel? In ihrer Eile achtete sie nicht auf den Weg vor sich und sollte auch für ihre Unachtsamkeit direkt bestraft werden. Mit der Schuhspitze ihres Stiefels blieb sie an einem unebenen Stein im Boden hängen und geriet ins Schwanken. Sie konnte sich nicht mehr halten und begann zu stürzen, da spürte sie eine starke Hand, die sie gerade noch rechtzeitig fing. Seltsamerweise breitete sich bei dieser Berührung eine unangenehme Gänsehaut auf ihrer Haut aus. Willow wurde zurück auf die Beine gestützt, ehe sie ihren Blick hob und in das Gesicht des fremden Wanderers sah. Dieser jedoch beachtete sie nicht, sein Blick lag auf Cal. Letzterer musste Willows kleinen Schreckensschrei gehört haben und hatte sich nach hinten umgedreht.

Willow folgte dem Blick des Wanderers, welcher noch immer seine Hand auf ihrer Schulter gedrückt hielt. Cal sah unglücklich und auch ein wenig wütend aus, als seine Augen auf die Hand des Wanderers trafen. Schnell rückte Willow von dem Fremden ab und überbrückte die paar Schritte zu Cal. Sie kam direkt neben ihm zum Stehen. Mit aller Kraft versuchte sie das unangenehme Gefühl, welches der Fremde auf ihrer Haut hinterlassen hatte, zu ignorieren.

Der Wanderer lachte kehlig.
„Hier auf Dathomir musst du ein bisschen besser auf deine kleine Freundin aufpassen."

Willow wurde augenblicklich schlecht vor Wut. Es war nicht Cals Aufgabe, ein Auge auf sie zu haben. Sie war alt genug und konnte sich ganz gut um sich selbst kümmern. Sie war mehr als bereit dem fremden Mann eine Standpauke zu verpassen, doch der quasselte schon weiter.

„Ist es nicht nach Plan gelaufen?", fragte er an Cal gewandt. „Ich hab dich ja gewarnt."

Cal schüttelte einmal genervt den Kopf, dann drehte er sich um, packte Willows Hand und schliff sie mit sich in Richtung Mantis.
„Lass uns alleine", sagte er zu dem Fremden und führte seinen Weg fort. Willow protestierte nicht - sie selbst würde furchtbar gern zurück zu dem Schiff gehen.

Doch der Fremde hatte anderes im Sinn.
„Wie bitte? Alleine lassen? Verloren, und Schutzlos in dieser... gefährlichen Welt. Niemals."

Unsicher schoss Willow Cal einen Blick zu. Sein Kiefer war am Arbeiten und sie konnte sehen, dass er so langsam am Ende seiner Geduld war. Er blieb abrupt stehen, löste seine Hand von ihrer und drehte sich gereizt zu dem Wanderer um.
„Okay, jetzt ist genug", sagte er und trat auf den Mann zu.
„Wer seid Ihr wirklich?"

Der Fremde reagierte eine Sekunde lang nicht. Dann griff er seine lädierte Robe und ließ sie zu Boden fallen. Sein Oberkörper war nicht bedeckt. Auf dessen Brust zogen sich mehrere Narben. Eine davon war ein großer Kreis, direkt mittig auf der Brust. Diese Narben waren noch stark gerötet, was Willow vermuten ließ, dass diese noch nicht so alt sein konnten. Um seine Hose trug er eine Gürtel, an dem Hörner befestigt waren. Der Fremde schien stolz, als er seine Arme weit von sich weg streckte.
„Taron Malicos", sagte er und ließ Cal nicht aus den Augen. „Ehemaliger Jedi... genau wie du. Wir haben so viel gemeinsam."

„Das bezweifle ich", erwiderte Cal. Willow konnte sein Gesicht nicht sehen, doch in seiner Stimme lag nichts anderes als purer Hass.

„Oh? Wir haben die Auslöschung überlebt", konterte Malicos.

Stille kehrte ein. Damit schien er Cals Aufmerksamkeit bekommen zu haben.

Er sprach weiter.
„Meine Truppen haben mich verraten. Ich war gezwungen ihnen das Leben zu nehmen und dann bin ich geflohen. Zu diesem... einsamen Ort. Die Dunkelheit- Sie verschlang mich fast. Aber ich widerstand."

„Ihr seid der, dem die Brüder der Nacht folgen", realisierte Cal.
Willow zog überrascht die Augenbrauen nach oben. Das war eine brillante Schlussfolgerung von Cal, sie selbst hatte damit nicht gerechnet.

„Ja", grinste Malicos selbstgefällig.
Willow sah zurück auf den Gürtel, den Malicos trug. Auf einen Schlag kehrte die Übelkeit zurück, als sie begriff, dass dies die Hörner waren, die auf den Köpfen der Nachtbrüder wuchsen.

„Oh, aber diese Wilden," fuhr Malicos fort, „sie respektieren allein die Stärke. Und wir wissen beide, die Macht ist eine enorm starke Verbündete."

„Nein", widersprach Cal. „Nein, Ihr nutzt die Macht nur Eigennützig, missbraucht sie! Das widerspricht den Prinzipien der Jedi-"

„Es sind dunkle Zeiten", unterbrach Malicos Cal wütend. „Wenn wir nicht gemeinsam kämpfen werden sie uns... verzehren."

Ein kurzer Moment der Stille trat ein.
„Ich brauch Eure Hilfe nicht", sagte Cal lediglich.

„Dein kaputtes Lichtschwert", Malicos deutete mit dem Finger auf die Waffe in Cals Händen, „sagt etwas anderes. Du hast da drinnen was gesehen, oder nicht? Etwas furchtbares."

Willow musterte Cal nachdenklich. Es musste während seiner Meditation passiert sein. Dann war sie also nicht Schuld an seiner Unmut. Ob Malicos jedoch richtig lag ließ Cal sich nicht anmerken.

„Es gibt viele solcher Orte hier auf Dathomir. Komm in meine Familie. Dann lehre ich dich das alles- diese Kraft, zu beherrschen."

Abermals waltete Stille über ihren Köpfen. Willow war angespannt. Cal durfte sich nicht überreden lassen. Er musste doch auch merken, was Malicos ausstrahlte - das durfte Cal nicht ignorieren. Die Stimmung war zum zerreißen gespannt. Willow war kurz davor einzugreifen, da ertönte eine weibliche Stimme hinter ihnen.
„Komm in meine Familie?"

Auf der Spitze einer steinernen Säule bildete sich dichter grüner Nebel. Wenig später lichtete er sich und die Schwester der Nacht tauchte auf.
„Dann lehre ich dich das alles zu beherrschen? Vertraute Worte, Malicos", fuhr sie fort und Willow war fast froh, sie zu sehen.

„Schwester Merrin", erwiderte Malicos in einer warnenden Tonlage. „Du solltest lieber nicht zu weit gehen."

„Seit Jahren sagt Ihr die Jedi hätten das Massaker an meinen Schwestern begangen. Jetzt steht einer vor uns", sagte Merrin und Cal trat überrascht einen Schritt näher an sie heran, während er Malicos einen skeptischen Blick zuwarf.
„Und Ihr wollt ihn in Eure Familie aufnehmen?"

„Damit wirst du leben müssen. Doch es fehlt dir an Stärke, kleine Hexe!"
Auf Malicos' Mund klang es wie eine Beleidigung und Willow konnte nicht anders, als sich angegriffen zu fühlen. Empört schoss sie einen Blick zurück zu Merrin, welche Willow bereits musterte. Dann wanderte Merrins Blick zurück zu Malicos.

„Stärke", wiederholte Merrin abfällig und schaute auf einen wie aus Stein aussehenden Klumpen in ihrer Hand.

„Ihr seid verrückt, Malicos", sagte sie sachlich. „Dathomir hat Euch verwirrt. Und durch meine falsche Loyalität konntet Ihr die Brüder der Nacht vom Weg abbringen. Anders als die Jedi, legen Schwestern der Nacht von Dathomir die ihre nicht rein. Unser Band währt ewig", bei ihren letzten Worten erklang ein seltsamer Widerhall.

„Deine Schwestern sind tot!", brüllte Malicos.
Willow fühlte, als sei er übertrieben sauer. Dafür, dass Malicos angeblich mal ein Jedi war, handelte er nun viel zu emotional.

„Ja. All ihre Gräber umgeben euch", sagte Merrin unbeeindruckt.

Willow hob ihren Blick nach oben und in der Tat hingen mehrere dieser eigenartigen Pflanzsäcke um sie herum. Oh nein. Als sie ihren Blick wieder senkte trafen ihre Augen auf die von Cal.
Dieser nickte ihr zu und sagte leise: „Zeit zu gehen."

Das Team wollte sich gerade in Bewegung setzen, da begann der Boden unter ihnen zu vibrieren. Hektisch sah Willow zurück zu der Säule, auf der die Schwester der Nacht sich befand. Merrin hob die Hand mit der sie den Klumpen festhielt und sprach eine Beschwörung. Langsam kroch der grüne Nebel um sie herum und hüllte sie ein. Aus ihren Augenhöhlen und Mund trat ebenfalls grüner Rauch heraus und erst jetzt bemerkte Willow eine riesige Statue hinter Merrin, die auch aus denselben Öffnungen rauchte. Auch die Pflanzsäcke um sie herum wurden von dem Nebel umhüllt.

Hinter sich hörte Willow Malicos wahnsinnig lachen.
„Närrische Göre! Über diese Kräfte hast du keine Kontrolle mehr!"

Merrin schoss Malicos einen bitterbösen Blick zu.
„Ihr beide sollt wissen", begann sie, Cal und Malicos im Blickfeld und der Rauch in ihrem Gesicht verschwand. „Bekämpft ihr eine Schwester der Nacht von Dathomir, bekämpft ihr uns alle!"

Wie auf Knopfdruck explodierten Pflanzsäcke von überall und die toten Körper der Nachtschwestern stürzten zu Boden. Der ganze Planet war nun belagert von den Untoten. Vor Schreck zuckte Willow zusammen und lief zurück an Cals Seite. Drohend langsam erhoben sich die halb verwesten Leichen und fauchten vor sich hin. Sie wirkten ein wenig orientierungslos, als sie sich mehrmals im Kreis drehten. Willow bekam schlagartig Bauchschmerzen.

„Lauft!", hörte sie Malicos rufen.

„Oh nein", flüsterte Cal.
Willow erinnerte sich an seine zerstörte Waffe. Zu Fuß würden sie hier niemals lebend rauskommen und Willows Zauberstab brachte sie bei der Masse an Zombies nicht weit.

Ohne zu zögern griff Willow nach ihrem Besen und stieg auf. Sie brauchte nichts zu Cal sagen, denn dieser positionierte sich unmittelbar hinter ihr. Wie zuvor stieß die Schülerin sich in Windeseile vom Boden ab und flog direkt in die Richtung vom Schiff. Merrin war nirgends zu sehen - ob das gut oder schlecht war, konnte Willow nicht einschätzen.

Hinter ihr kontaktierte Cal hektisch die Crew.
„Cere! Cere, Greez soll die Mantis startklar machen!"

„Was ist los?!", hörte Willow die panische Stimme der Ex-Jedi in ihrem Ohr.

„Hier hat eine Untote erweckt! Sie verfolgen uns."

„Whoa, whoa! Und ihr führt sie hier her?!" fragte Greez, seine Stimme unnatürlich hoch.

„Captain! Startklar machen", war alles, was Cere sagte. Dann war die Kommunikation beendet.

Willow navigierte den Besen rasend schnell durch die Gebirge Dathomirs. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch das Fliegen war alles, worauf sie sich gerade konzentrierte. Es ließ sich nicht vermeiden, dass Willow ein paar gefährliche Manöver ausführen musste. Cal hatte sich vorsorglich an sie geklammert, sodass er unter keinen Umständen vom Besen fallen würde.
BD-1 trällerte aufgeregt und schrie auch kurz auf, als Willow sie gekonnt in die Tiefe stürzte. Die Mantis war nun schon in Sichtweite und die Schülering konnte sehen, wie sich die Rampe gerade öffnete. Sie näherte sich dem Boden und wurde langsamer, sodass Cal schon abspringen konnte. Auf dem Vorsprung, auf dem das Schiff stand, waren um die drei Zombies. Cal schleuderte sie mit der Macht die Klippe hinunter, während auch Willow vom Besen stieg. Ohne weiter Zeit zu vergeuden stürzten sich die Jugendlichen in die Mantis, welche keine Sekunde später abhob.
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4.093 Wörter,

hoppala, das ist länger geworden, als ich gedacht hatte. Ich hoffe, die Länge ist dennoch okay, eigentlich übertrifft sie ja meinen Durchschnitt.

von der Story sind wir jetzt schon ein bisschen über der Hälfte, kaum zu glauben, wie schnell das alles geht :(
wie hat euch dieses Kapitel gefallen?

Habt noch nen tollen Tag / Abend und bis zum nächsten Mal! xx
~Alice

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