Kapitel 14 - Ups and Downs
Nach dem Bruchteil einer Sekunde prallte Willow hart auf dem Boden auf. Mehrmals überschlug sie sich, ehe sie von einer Hand gepackt und auf die Beine gezerrt wurde. Alles passierte rasend schnell - sie nahm nicht wahr, wie es dazu kam, dass sie gemeinsam einen matschig-rutschigen Abhang hinunter glitten.
Cal hielt ihre Hand fest in seiner. Ohne diese Stütze wäre Willow mit Sicherheit in einen weiteren Purzelbaum geraten. Erst jetzt bemerkte sie, dass das feindliche Schiff kontinuierlich auf sie feuerte, während die zwei Jugendlichen immer weiter hinunter schlitterten.
„Willow!" hörte sie Cal neben sich rufen. Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung.
„Auf mein Zeichen musst du springen! Vertraust du mir?"
Sie fing seinen Blick für einen Moment auf. In dem Tiefgrün seiner Augen fand sie keinen einzigen Grund, ihm nicht zu vertrauen. Also nickte sie.
Keinen Augenblick später kam auch schon sein Zeichen: „Spring!"
Sie spürte, wie er sich in die Luft katapultierte. Da ihre Hände noch miteinander verschlungen waren, blieb ihr zum Absprung nicht viel Zeit.
Beinahe zeitgleich landeten sie wenige Sekunden später auf einer weiteren rutschigen Strecke. Über den Beschuss des Schiffs hinweg brüllte Cal ihr zu: „Okay, gleich nochmal. Auf mein Zeichen."
Dieser Abhang war kürzer und der Moment des Springens kam schneller. Auf Cals Zeichen sprang sie, wie besprochen, in die Höhe, ehe sie erneut unsanft auf dem Boden auftraf.
Bei der Landung überschlug sie sich ein weiteres mal. Mit einem dumpfen Aufprall kam sie gegen einen gefallenen Stamm zum Stoppen. Als Willow sich erheben wollte stöhnte sie vor Schmerz auf. So viel zum Thema weitere Verletzungen vermeiden. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihr Körper heute Abend aussehen würde.
Blitzschnell war Cal an ihrer Seite.
„Scheiße, Lills. Bist du okay?"
Er reichte ihr seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Dankbar ergriff sie diese.
„Ging mir nie besser", murmelte sie.
„Kopfschmerzen? Hast ne ziemlich unschöne Wunde an der Schläfe", sagte er und ließ seine Augen über ihren gesamten Körper wandern, auf der Suche nach weiteren Verletzungen.
Verdutzt fasste Willow sich an die Schläfen und tatsächlich, an der rechten Seite klaffte eine kleine Platzwunde. Leise vor sich hin fluchend wühlte sie in ihrer Tasche, ehe sie eine Phiole mit der giftgrünen Flüssigkeit hervor holte. Willow kniff die Augen zusammen und kippte den Mega-Power Trank hinunter.
„Geht wieder", versicherte sie ihm.
Mit einmal Mal ertönte ein lauter Knall und die Erde unter ihren Füßen vibrierte kurz. Alarmiert sah Willow sich um, als sie durch das bewachsene Grün die Umrisse des imperialen Schiffes erkannte. Sie hatte fast vergessen, dass Cal und sie unter Beschuss standen. Gemeinsam rannten sie los, auf der Flucht von den tödlichen Lasern.
„Wer ist das eigentlich, Cal? Was will sie von dir?"
„Das ist die neunte Schwester", klärte Cal sie auf, der Atem schwer. „Sie hat schon auf Bracca versucht mich zu töten."
Willow gab sich mit der Information zufrieden. Im Moment hatten sie schließlich ganz andere Probleme. Vielleicht würde sie ihn später noch ein wenig darüber ausfragen, vorausgesetzt sie überlebten das hier.
Sie mündeten an einer weiteren von Ranken befallenen Wand. Würde nicht gerade Adrenalin in Höchstgeschwindigkeit durch Willows Adern pumpen, dann wäre sie nicht in der Lage, eine weitere Wand zu beklettern, da war sie sich sicher.
Ihr Weg leitete sie auf einen neuen rutschigen Abhang, doch jetzt war Willow darauf vorbereitet.
Gekonnt hielt sie sich auf den Beinen, diesmal ohne Cals Hilfe. Die Schüsse ließen nicht nach und einige Male musste Willow sich wegducken, weil es so knapp war.
Kurz vor Ende des Abhangs, der in einer kleinen Lichtung mündete, flog ein riesiger, weißgefiederter Vogel über ihren Köpfen hinweg. Die Schülerin bestaunte das schöne Wesen, ehe es das Inquisitorenschiff mit sich in die Tiefe riss. Die Angriffe versiegten.
„Was ist das für'n Ding?" hörte sie Cal neben sich fragen, doch auch sein kleiner Freund schien ahnungslos.
Sie stolperten auf die besagte Lichtung und erreichten kurze Zeit später eine unberührtere Seite des Waldes. Allerdings war diese belagert mit der angriffslustigen Fauna Kashyyyks.
Angestrengt kämpften sie sich Stück für Stück nach oben. Nach circa dem Viertel des Weges sahen sie den Vogel wieder. Er klammerte sich an einen Baumstamm und kletterte schwermütig hoch.
BD-1 ließ ein paar leise Beebs fallen.
„Wir wissen nicht, ob er freundlich ist. Das hat die neunte Schwester ausgeschaltet", erwiderte der rothaarige junge Jedi.
Einen Augenblick später kamen sie auf einer Fläche an, die großzügig von der Sonne belichtet wurde. Just in diesem Moment fiel der Vogel auf die Fläche. Er schrie bei dem Aufprall einmal auf, ehe er sich hochraffte und weiterflog.
Cal gab einen erstaunten Laut von sich und Willow konnte ihm nur zustimmen.
Immer und immer weiter kämpften sie sich nach oben und fanden sich schon bald auf einer weiteren Lichtung des Baumes wieder. Der Vogel stürzte abermals und ein schmerzerfüllter Schrei verließ dessen Kehle.
„Er bleibt liegen?" fragte Willow verwundert. „Was hat er denn?"
Neugierig bewegten sie sich auf das Lebewesen zu, auf der Suche nach einem offensichtlichen Schmerzverursacher.
„Er ist verletzt. Können wir ihm helfen?"
Cal schaute erwartungsvoll zu seinem Droiden.
Bee-boop-beeb!
Gerade als BD-1 seinen Scanner aktivierte, stemmte das Tier sich wiederholt in die Lüfte. Soweit Willow es beurteilen konnte flog es immer und immer höher.
Das Trio war nun schon an den massiven Ästen des Baumes angelangt. Von hier aus war es nur ein Katzensprung zu ihrem Ziel, zumindest laut Tarffuls Markierung.
Auf einer stumpfen Plattform des Baumes stießen sie auf den geschwächten Vogel. Er nahm den Großteil der Fläche ein, so groß war das Wesen. Seine riesigen Flügel lagen wie leblos neben seinem Körper. Doch er atmete noch. Kaum merklich bewegte es seinen Kopf in Cals und Willows Richtung, als sie sich vorsichtig näherten.
„Wir können ihm helfen, aber wir müssen vorsichtig sein. Ich will ihn nicht verschrecken", stellte der Ginger fest.
Willow verstand sofort und trat in das Sichtfeld des Vogels, um Cal Zeit zum Untersuchen zu verschaffen. Beschwichtigend hob sie ihre Hände.
„Hey, alles okay." Der Vogel hob seinen Kopf leicht an.
„Wir wollen dir nichts tun. Wir sind Freunde, ja? Freunde. Alles gut."
Willow erinnerte sich, dass sie immer ein wenig Futter für Tierwesen in ihrer Tasche dabei hatte. Tierwesen gab es Zuhause schließlich genug und für das Mädchen war es wie meditieren, wenn sie sich um die kleinen und großen Freunde kümmern konnte. Mit einem schnellen Seitenblick versicherte sie sich, dass BD-1 noch am Scannen war, ehe sie ihre Tasche öffnete.
Mit Accio! zog sie ein wenig Futter hervor und ließ es vor dem Tier schweben.
Da rieselten auch schon laute von dem kleinen Droiden. Schien, als hatte er die verwundete Stelle gefunden. Willow beobachtete, wie Cal sich dem linken Flügel des Wesens näherte.
„Ein Teil des Schiffs der neunten Schwester. Wir müssen ihn entfernen."
Der Jedi schenkte Willow einen Blick. Diese vergewisserte sich, dass der Vogel noch abgelenkt war, ehe sie Cal bestätigend zunickte.
„Das tut jetzt weh, okay? Tut mir leid", wendete er sich an das Tier.
Er trat einen Schritt zurück und schloss die Augen. Seine Hand hielt er von sich weggestreckt, gerichtet auf das Schiffsteil im Flügel. Cal atmete tief ein und keine Sekunde später schoss das Schiffsteil in seine Richtung.
Der Vogel schrie abermals auf. Cal ließ das Teil achtlos fallen, eilte zu dem verletzten Flügel und fing ein kleines Behältnis auf, welches sein Droide ihm entgegenwarf. „Danke, BD!"
Ohne zu zögern spritzte er den Inhalt des Behältnisses neben die verletzte Stelle. Anhand der sofort ruhigeren Reaktion des Tieres nahm Willow an, dass es eine Art schmerzlindernde Medizin gewesen sein musste, die Cal ihm gab.
Kurz darauf erhob sich das anmutige Wesen. Es hob den linken Flügel, als würde es einmal testen wollen, ob auch wirklich alles gut war.
Dankbar streckte es Cal seinen Kopf entgegen.
„Das wars. Wow!" lachte er, während er dessen Kopf streichelte.
Und auch Willow musste grinsen. Sie ärgerte sich, dass sie von dem Moment keine Aufnahme machen konnte. Das Bild, was sich ihr bot, war wunderschön und ließ ihr Herz aufgehen.
„Das war das mindeste", sagte Cal noch, ehe das Tier sich erhob und am Ende eines Astes stehen blieb.
Willow und Cal tauschten einen Blick. Seine grünen Augen funkelten mit einer Begeisterung, die Willow noch nie zuvor gesehen hatte. In diesem Moment schien er unvergleichlich glücklich und das Mädchen konnte nicht anders, als ihn anzustrahlen. Die Freude, die er ausstrahlte war dermaßen ansteckend, dass sie sich schwor, alles zu tun, wenn sie sein umwerfendes Lächeln dafür auch nur ein weiteres Mal sehen konnte.
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1.415 Wörter,
und damit wohl das kürzeste Kapitel, was ich bisher verfasst habe. Doch ist dieser Part einfach so wholesome, das Ende dieses Kapitel hat sich so richtig angefühlt. Die nächsten werden wieder länger, versprochen.
~ Alice
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