Kapitel 02 - Unknown
Auf der anderen Seite des Portals war viel grün und kaum Gebirge.
Der Boden war mit Rasen und hier und da mit ein paar grünen Pflanzen bedeckt, die Willow nicht kannte. Sie sah ein paar Maulwurfshügel und die Erde war matschig, was Willow resultieren ließ, dass es hier viel Niederschlag gab. Kleine Pfützen sammelten sich überall.
Sie ließ den Blick geradeaus schweifen und erkannte, dass die ebenen Flächen durch kleine, unregelmäßige Schluchten getrennt wurden. In naher Ferne erkannte sie drei, vielleicht vier igluartige Häuschen, nur statt aus Eis waren diese hier aus Metall. Oder vielleicht doch Blech? Willow war sich nicht sicher.
Am Ende des Horizonts erkannte sie ein Konstrukt, welches sie noch nie zuvor in echt gesehen hatte. Sie hatte Zeichnungen ähnlicher Bauten in Büchern gesehen. Es war sehr hoch, aber nicht wie ein Haus. Es sah eher aus wie ein Gewölbe. Vielleicht sogar ein Grabgewölbe? Bei dem Gedanken wurde Willow schlecht. Was, wenn Rookwood in jedem Universum schon Tod war? Wenn sein Tod unvermeidbar war? Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht.
Eilig drehte sie sich zu dem Portal, aus dem sie gestiegen war. Sie wollte Sebastian und Ominis gerade zu sich winken, da hörte sie einen panischen Ruf.
„Willow!" war alles, was sie hörte. Sebastians panischer Gesichtsausdruck war alles, was sie sah, bevor das Portal verschwand.
Und mit einem Mal wurde ihr eiskalt. Ihre Handflächen begannen zu schwitzen und ihr Atem beschleunigte sich unnatürlich. Sie war allein? Was war passiert? Das durfte gar nicht passieren! Bei einem perfekt gebrauten Trank- und da dämmerte es ihr.
„Ich hoffe, das war die Streiterei wert", hatte Ominis noch gesagt.
Welche Streiterei? Wieso hatte sie das nicht mitbekommen? Sie hätte besser aufpassen müssen! Ihr wurde nasskalt. Jetzt war sie hier, und sie wusste nicht einmal, wo hier überhaupt war. Sie steckte in der Klemme, Panik machte sich in ihr breit wie ein Lauffeuer. Sie wollte Sebastians Namen rufen, aber kein Ton verließ ihre Kehle. Verzweifelt fuhr sie sich durch die schulterlangen Haare.
Was jetzt? Konnte sie ohne Sebastian und Ominis überhaupt weitermachen? Oder sollte sie lieber den Zauberspruch aufsagen, der sie wieder nach Hogwarts bringen würde? Wieder nach Hause.
Willow nahm sich einen Moment Zeit zum Atmen. Sie strich über ihre linke Augenbraue, die kleine Vertiefung hatte direkten Effekt auf ihre Gefühlslage.
Die Gedanken nun ein bisschen sortierter, wog sie ab.
Ja, sie könnte direkt zurück nach Hogwarts. Doch wann würden sie das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben? Die Schule war bald vorbei, in einem Monat würden sie bis zu den Schultern in den Prüfungsvorbereitungen stecken. Und nach ihrem Abschluss? Tja, wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass sie alle zusammenbleiben würden?
Auf der anderen Seite, wenn sie jetzt hier blieb konnte sie ihre Freunde nicht kontaktieren. Sie konnte sie nicht von ihrer Entscheidung wissen lassen. Ihre Freunde müssten im Dunkeln tappen, je nachdem wie lange Willows Ausflug dauern würde.
Aber vielleicht gab es hier doch eine Chance auf Rookwood? Vielleicht ist doch nichts schiefgelaufen und sie würde ihn hier finden können.
Sie fasste einen Entschluss. Sie konnte es nicht unversucht lassen, allein Sebastian zu liebe. Gott, wie oft sie diesen Gedanken schon in der Vergangenheit hatte. Sobald Willow Sebastian wiedersehen würde, würde er eine gewaltige Standpauke von ihr bekommen. Aber für den Moment war sie hier und musste das beste daraus machen. Innerlich setze sie sich eine Frist für eine Woche. Wenn sie nach einer Woche noch nicht weiter gekommen war, würde sie zurück nach Hogwarts reisen. In der stillen Hoffnung, dass wenigstens der Zauberspruch funktionierte.
Dummerweise konnte sie das nicht vorher testen, das Buch hatte deutlich gemacht, dass sowohl der Trank, als auch der Rückholspruch einmalig bis zum nächsten Schaltjahr waren. Also musste das hier eine Punktlandung sein.
Willow schielte auf ihre Armbanduhr. Nur zur Sicherheit, sie wollte die Zeit im Blick behalten. Es war 17:34 Uhr. Gut, also in sieben Tagen, ein Dienstag, zu exakt dieser Uhrzeit setzte sie sich mental ihre Frist.
Da sie vom Herumstehen nicht viel Information bekommen würde, setzte sie sich in Bewegung. Sie drehte sich einmal um ihre eigene Achse für weitere Anhaltspunkte, die sie bis Dato nicht wahrgenommen hatte.
Und tatsächlich entdeckte sie etwas, was nicht so aussah, als würde es zum Inventar gehören. Willow empfand es bereits von ihrer recht weit entfernten Position aus als riesig, wie ein Auto aus mehreren Metallplatten. Nur, dass es keine Reifen hatte, sondern Standfüße, wie die modernen Flugzeuge, deren Flüge sich nur die Reichen leisten konnten. Es hatte eine lange Schnauze und eine Art Finne zum Hintern hin. Dieses... Ding war silber-bläulich und sah sehr futuristisch aus. Aber eher so, und Willow schämte sich fast für den Gedanken, schrott-futuristisch. Es sah alt und abgenutzt aus. Und erst jetzt bemerkte sie eine ganz kleine Rampe die in das Innere dieses Dinges führte.
Willow zuckte teilnahmslos die Schultern, schlechter als meine jetzige Situation kann es ja kaum noch werden.
Und so bewegte sie sich auf dieses Ding zu. Mit jedem weiteren Schritt konnte sie zwei Personen ausmachen, die sich vor dem Teil aufhielten. Eine Frau mit kurzem, krausem Haar stand auf der Rampe und sprach mit einem hochgewachsenen Jungen, oder Mann? Genau konnte es Willow noch nicht erkennen. Je näher sie kam, desto bedachter war sie auf plötzliche Bewegungen der Personen. Doch diese schienen sie noch nicht bemerkt zu haben. Unauffällig ließ sie ihre rechte Hand in Richtung ihres Zauberstabs wandern, der unter ihrem Schulmantel gut versteckt war.
„Du hast bestanden", hörte Willow die Frau sagen.
„Ihr wusstet von BD-1?" entgegnete der junge Mann. Willow schätze ihn grob auf ihr Alter ein.
Jetzt, wo Willow näher dran war, sah sie einen kleinen Roboter auf dessen Schulter sitzen. Verwirrt hob sie ihre Augenbrauen. Roboter? Sind wir tatsächlich schon so weit?
„Kann man behaupten. Wir reden-" die Frau brach mitten im Satz ab und drehte sich abrupt in Willows Richtung.
Willow, die noch viel zu fasziniert von dem kleinen Roboter war, bekam dies nicht mit.
Erst, als sie forsch angesprochen wurde, kam sie wieder ins hier und jetzt. „Wer bist du?"
Willow brauchte einen Moment um zu registrieren, dass tatsächlich sie gemeint war. Klar, wer auch sonst.
„Äh..." kam es nur unbeholfen von ihr. Jetzt erst begriff sie, dass sie sich lieber ein paar Sätze hätte zurecht legen sollen. Die zwei Personen vor ihr wurden mit jeder vergehenden Sekunde angespannter. Sie bemerkte, wie der junge Mann eine kampfbereite Haltung einnahm und begriff, dass sie sofort handeln musste.
Sie hob defensiv ihre Hände, bewusst in der Entscheidung, ihren Zauberstab nicht zu ziehen. Vielleicht mochte sie naiv sein, aber wer so einen süßen Roboter auf seiner Schulter trug, konnte kein böses Herz haben.
„Mein Name ist Willow. Ich bin auf der Suche nach Victor Rookwood," brachte sie möglichst selbstbewusst heraus.
Ihre Gegenüber schienen mit ihrer Antwort nicht zufrieden, was Willow zunehmend beunruhigte.
Wenn sie angreifen muss ich schneller sein, dachte sie und nahm unbewusst eine defensive Kampfhaltung ein.
„Noch nie gehört," antwortete die Frau bloß und beäugte Willow kritisch.
„Wo bin ich hier?" traute Willow sich zu fragen. Sie wusste, dass die Frage riskant war, aber vielleicht hatte sie so eine Chance, ihre Gegenüber wissen zu lassen, dass sie keine Bedrohung war.
„Du weißt nicht, wo du bist?" fragte der junge Mann und sah aus, als wüsste er nicht, ob er ihr glauben konnte.
Willows Herz schlug ihr bis zum Hals. Die Ungewissheit, was als nächstes passieren würde, machte sie wahnsinnig. Leicht schüttelte sie ihren Kopf. Vor lauter Gedankenraserei würde sie ihre Stimme beim Versuch zu Sprechen bestimmt nur verschlucken.
Nach einer Stille, die sich wie Minuten anfühlte, begann die Frau wieder zu sprechen. „Das hier ist Bogano." sagte sie tonlos.
Bogano? Davon hatte Willow noch nie gehört, da war sie sich sicher. Und genau so sicher war sie, dass sie das nicht eben so vergessen hatte, sollte sie es jemals gehört haben. Damals im Waisenhaus las sie die Erdkundebücher rauf und runter. Prägte sich jedes Land, jeden Kontinent und jede noch so kleine Insel ein, nicht zu vergessen die Meere. Also, wo zur Hölle war sie?
„Bogano? Was ist das? Ist das- ist das ein Land? Eine riesige Insel? Ein Staat?" ratterte sie daher los und beobachtete, wie die Gesichter ihrer Gegenüber sich immer mehr in Verwirrung knoteten.
„Ein... ein Land?" fragte der junge Mann, während er sich mit einer Hand durch die roten Haare fuhr. Er schien so verwirrt, dass er seine Kampfhaltung zurücknahm.
„Bogano ist ein Planet."
Mit dieser Aussage drehte sich alles in Willow. Sie konnte förmlich spüren, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Willow zückte nun doch ihren Zauberstab und ging in eine offensive Kampfhaltung über.
„Klar," schnaubte sie und ihre Stimme nahm einen viel zu ruhigen Ton an, „Ein Planet? Verarscht mich nicht."
Sie sah die noch immer verwirrten Blicke auf ihren Zauberstab fallen. Zu Willows entsetzen schienen sie sie nicht sehr ernst zu nehmen.
„Was macht ihr denn so lange?" hörte sie eine weitere Stimme. Die Rampe hinunter lief ein... ja, was war das eigentlich? Nun war Willow an der Reihe mit dem verwirrten Blick. Es hatte eine männliche Stimme, also nahm sie an, dass es ein er war. Er war klein, bäuchig und hatte vier Arme. Sein Gesicht war Breit und sein Mund von kleinen Stoppeln umrandet. Haare hatte er, aber die Mitte seines Kopfes war kahl.
Während er heraus trat, begann er wieder zu sprechen.
„Ich finde wir sollten echt-" er brach ab, als er Willow sah. „Wer ist das? Und warum bedroht sie euch mit einem Stock?"
Mit einem Mal fühlte Willow sich beleidigt. Hatte er echt „Stock" zu meinem Zauberstab gesagt? Sie fühlte, wie ihre Haltung langsam nachließ und ihr ihre Gesichtszüge bei dem Begriff entglitten, konnte aber nichts dagegen tun. Sie starrte den Alien-Mann, so entschied sie sich ihn zu nennen, vor sich einfach nur fassungslos an.
Und alle starrten zurück, als wäre sie eine Irre.
„Okay Kind, woher kommst du?" meldete die Frau sich wieder und hob ihre Hände, als wäre Willow ein wildes Tier, welches es zu beruhigen galt.
Willow atmete einmal tief ein und löste ihre Angriffshaltung nun vollständig auf.
„Ich komme aus Hogwarts. Das ist in Schottland. Also Europa" begann sie, doch an den ratlosen Gesichtern konnte sie erkennen, dass ihre Antwort schwachsinnig war. Hättest du dir auch denken können. Spätestens, als sie sagten, dass du auf einem anderen Planeten bist, der nicht einmal in unserem Sonnensystem auftaucht. Willow wollte es nicht so recht wahrhaben. Doch sie gab nach.
„Ich komme von dem Planeten Erde", sagte sie also schließlich und ließ sich in ihrem Stand ergeben zurückfallen.
Sie fühlte sich hilfloser denn je, als sie in die weiterhin fragenden Gesichter blickte.
„Noch nie gehört," antwortete der Alien-Mann schulterzuckend und bestätigte damit Willows Befürchtung. Niedergeschlagen ließ sie ihren Kopf in den Nacken fallen. In all der Aufregung hatte sie gar nicht bemerkt, dann es zu regnen begonnen hatte. Sie schloss die Augen und ließ die leichten Regentropfen sie für einen Moment vergessen, wo sie war.
Sie nahm nur entfernt wahr, wie die drei vor ihr zu tuscheln begannen. Kein Wunder, die denken du bist irre. Bravo, Willow.
„Willow, richtig?"
Willow nickte und schaute die Frau vor sich stumm an. Sie seufzte tief, kam auf Willow zu und reichte ihr die Hand. „Cere Junda," sagte sie dabei. Dann deutete sie auf den rothaarigen jungen Mann mit dem Roboter auf der Schulter, „Das ist Cal Kestis. Und unser Captain Greez Dritus." Bei letzterem deutete sie auf den schroffen Alien-Mann und Willow war froh, ihn endlich nicht mehr als dieses bezeichnen zu müssen.
„Freut mich," murmelte Willow, während sie die Hand von der Frau, Cere, schüttelte.
„Magst du mit aufs Schiff kommen? Dann können wir alles weitere drinnen diskutiern", kam es von Cere und Willow nickte geistesabwesend. Schiff?, dachte sie. Die Schiffe die ich kenne sehen anders aus. Und Willow war einfach stolz, diesen Gedanken für sich behalten zu haben. Sie musste sich nicht noch seltsamer darstellen, als sie eh schon rüberkam.
Und somit folgte sie den anderen drei schweigend in das Innere des Schiffs.
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2.018 Wörter
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