Kapitel 3

Die Tage darauf waren erträglich. Maurice und ich trafen uns regelmäßig draußen auf der Bank und in dieser Zeit erfuhren wir mehr von einander. Darunter waren natürlich auch Informationen, wie Lieblingsfarbe, die man gut hätte auslassen können. Meistens jedoch ging es um unsere Situation Zuhause. Oft sassen wir noch zwei weitere Stunden draußen und lenkten uns ab, damit wir nicht die gesamte Zeit an unsere Probleme denken konnten. So kam es auch manchmal dazu, dass wir plötzlich Fangen spielten, wobei er natürlich durch seine Größe einen Vorteil hatte. Mit Taschenlampen hatten wir auch schon Hausaufgaben erledigt und sie uns gegenseitig erklärt. Die Pausen über den Mittag verbrachten wir auch zusammen, teilten unser Essen, da wir beide nicht immer äusserlich viel von zu Hause mitnehmen konnten.

„Was ist mit dir los?", Celia stellte sich plötzlich vor mich und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Verwirrt runzelte ich die Stirn: „Was meinst du?" Mein Herz pochte plötzlich etwas schneller, aus Angst ich hätte etwas falsch gemacht. Celia fuhr mit den Fingern durch ihre schwarzen Locken und auf ihren Lippen bildete sich ein Lächeln: „Du bist so...", sie stockte. „ ...So glücklich", beendete Sara Celias Satz, da diese wohl nach dem passenden Wort gesucht hatte. „Ja genau... Du redest plötzlich mehr, siehst viel glücklicher aus und.. lachst endlich wieder. Meine Güte, das habe ich sicher seid zwei Jahren nicht mehr an dir gesehen." Celias Augen glänzten voller Freude und auch Sara, die sich sonst eher zurückhielt Fragen zu stellen, legte ihre Hand auf meine Schulter und sah mich ebenfalls beschwingt an. „Ist es zu Hause besser geworden? Hat er bemerkt, was er dir antut? Hat er weniger Alkohol getrunken in letzter Zeit?", fragte sie eifrig und Celia stieg in das Gefrage ein. Es war echt lieb und süss von ihnen, dass sie sich so mit mir freuten, doch ich musste wohl oder übel den Kopf schütteln. Ihre Fragerei stoppte und beide hörten auf zu lächeln. „Nein, tut mir leid. Zu Hause ist alles beim Alten. Ich konnte nur vor jeglicher Eskalation fliehen.", seufzte ich.
„Aber da ist doch noch was.. oder?", fragte Celia beinahe verzweifelt, was mich lächeln liess. „Ja", lächelte ich zurückhaltend, „in unserem Wohnheim ist Jemand eingezogen, der genau das Gleiche durchmacht wie ich."
„Warte was? Du freust dich, dass jemand auch Flaschen angeworfen bekommt?", fragte Celia schockiert und starrte mich an. Sara boxte sie, nicht ganz unsanft in die Seite, bevor ich etwas erwiedern konnte.
„Nein natürlich nicht du Goldfisch. Verstehst du nicht? Sie hat endlich Jemanden in der Nähe, der sie versteht." „Aber das tun wir doch auch?", meinte Celia verwirrt. „Hast du jemals eine Flasche angeschmissen bekommen?", stellte Sara die Gegenfrage. Ich stand daneben und kratzte mir verlegen am Kopf.

Celia sagte nichts mehr und wandte sich wieder mir zu. Sie schien es kapiert zu haben, denn sie grinste wieder. Sie lief einige Schritte auf mich zu und umarmte mich. „Ich freue mich sooooo für dich", murmelte sie gedämpft gegen meine Jacke. Ich wusste nicht wirklich was ich entgegnen konnte. Danke wäre meiner Meinung nach unpassend gewesen, auch wenn es für andere wahrscheinlich das richtige Wort gewesen wäre. Als sie sich von mir löste hatten sich kleine Tränen in meinen Augen gebildet und obwohl ich sonst Gegenüber anderen nicht so emotional war, musste ich sie mir mit meinem Pulliärmel wegstreichen. Celia und Sara wussten, dass dies meine Antwort auf die ganze Konversation war, worauf Celia munter weiterquasselte: „Erzähl mir alles über diese Person. Ist es ein Junge?" Ich lachte auf und nickte. „Uuii, du musst mir alles über ihn erzählen!", quitschte sie und in diesem Moment war ich erleichtert, als eine grosse Person hinter mir auftauchte und zaghaft die Stimme erhob.

„Hallo Regen?"

„Hallo Maurice"

Die Fragerunde kann beginnen...

Wobei, ich muss schon sagen: In diesem Moment tat mir Maurice etwas leid...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top