06. Entlassungen, Länder und Komiker
Es waren zwei Wochen vergangen und heute war der langersehnte Tag, worauf wir alle gewartet hatten. Theo darf nachhause!
In den letzten vierzehn Tagen hatte ich noch weitere Male mich mit Alexander unterhalten. Es waren kurze Gespräche wie die letzten zwei auch, aber ich genoss unsere gemeinsame Zeit. Obwohl die Gespräche nicht lange dauerten, fühle ich mich wohl um Alex. Heute saßen wir wieder an unserem Platz vor der Eiche.
»Mein Bruder wird heute entlassen.«, informiere ich ihn glücklich.
Er schaut mich mit einer seiner schrägen Lächeln an: »Herzlichen Glückwunsch.«
Ich schaue in seinen Ozean. Sie stürmen. Ich blicke schnell weg als ich das Gefühl habe mitgerissen zu werden.
Meine Haare fallen mir ins Gesicht als mein Kopf nach oben und unten schwangt.
»Wann kommt deine Oma eigentlich hier raus?«, frage ich ihn neugierig.
Sein Lächeln verschwindet, seine Augen schauen von mir weg: »Nie.« Seine raue Stimme ist ein einziger Hauch.
Ich frage nicht nach. »Oh.«, murmle ich stattdessen leise. Was sollte ich jetzt denn machen? Seine Hand nehmen? Nein, wir kannten uns nicht gut genug. Ich war mal wieder in eine unangenehme Situation geraten.
»Besuchst du sie oft?«, erkundige ich mich und zerbreche somit die Stille.
Er wendet sich wieder zu mir: »So oft es geht.«
»Und wie oft ist das?«
Er lächelt traurig: »Nicht oft.«
Wieder herrscht zwischen uns Stille.
»Ich bin viel unterwegs«, gesteht er mir, nach langem schweigen, »da geht sowas schlecht.«
Ich nicke ihm in voller Verständnis zu. Da fällt mir ein, dass ich garnicht weiß was er studiert. »Was studierst du eigentlich?«, erkundige ich mich neugierig. Ich kann ihn mir gut als Mathematiker vorstellen. Er sieht oft ernst aus, ich glaube auch, dass er total schlau ist.
»Ich habe Mathematik studiert«, antwortet er mir.
Ich hebe eine Braue: »Habe?«
Er nickt ernst seinen Kopf: »Ja«, gibt er zu, »habe.«
Ich frage nicht nach. »Also du bist viel unterwegs?«
Er grinst mich an: »Ja, ich war praktisch schon überall.«
Ich muss lachen als ich die Arroganz in seiner Stimme höre: »Das bezweifele ich.«
Er dreht seinen Körper zu mir und stützt seinen rechten Arm auf die Banklehne ab. »Frag mich Länder ab und ich bestätige dir das ich da schon einmal war«, seine Augen funkeln.
»Ok«, ich schmunzle ihn an und wende mich auch zu ihm.
»USA«, wir fangen leicht an.
Er schaut mich verstörend an: »Ist das dein Ernst? Natürlich.«
Ich hebe abwehrend meine Hände in die Luft: »Schon gut, schon gut«, ich überlege kurz, »Ukraine?«
»Jap«, er grinst mich lässig an.
»Ghana?«
»Ja, schon zweimal.«
»Pakistan?«
»Hm hm.«
»Australien.«
»Ja, schon stolze viermal.«
Ich frage ihn weiter ab und er nickt bei allem seinen Kopf. Ich kreuze meine Arme: »Ich habe keine Lust mehr.«
Er lacht und grinst mich an: »Ich habe dir doch gesagt, dass ich schon überall war, Sonnenschein. Glaubst du mir jetzt?«
Ich schnaube: »Nein. Ich kann auch bei jedem Land einfach ja sagen. Es beweist nichts.«
Er hebt amüsiert eine seiner perfekten Augenbraue: »Nein?«
Ich werfe ihm einen bösen Blick: »Nein.«
Er fasst sich aufs Herz: »Tief drinnen weißt du, dass ich schon überall war.«
Der macht mir doch locker was vor! Ich äffe ihm nach und fasse mir auch auf die Brust: »Tief drinnen weißt du was für ein Lügner du bist und nur wünschtest an all diesen Orten gewesen zusein.«
Er grinst mich an und beugt sich vor. Mein Herz schlägt schneller, plötzlich fühle ich mich unsicher und ich verschlucke mich an meiner Luft. Er ist nur wenige Zentimeter vor mir stehen.»Du bist und bleibst einfach mein Sonnenschein«, haucht er. Ich schaue großäugig in seinen wilden Ozean, der gerade von großen Wellen wimmelt. Er ist mir so nah. Ich vergesse zu atmen. Er riecht nach der Natur. Wild, frei und erfrischend. Ich beuge mich leicht vor und starte wie hypnotisiert in seine blauen Augen. Seine braunen Haare kitzeln mich leicht.
Braune Augen und blaue Augen starren sich an und suchen nach antworten.
Braun. Blau.
Blau. Braun.
Dann plötzlich pustet Alexander mich an. Sein Atem riecht nach Pfefferminz. Ich blinzle leicht verdattert. Was ist passiert? Neben mir fängt Alex hysterisch an zu lachen. Ich schaue ihn zornig an, aus dem Grund das er mich total bloßgestellt hat. Boah, war das peinlich.
»Haha. Wie witzig, Alex«, sage ich mit geröteten Wangen.
Er lacht weiter. »Dein Gesicht«, bricht er heraus.
Meine Augen werden zu Schlitzen: »Was ist mit meinem Gesicht?«
»Du hättest dein Gesicht sehen sollen«, er schaut mich an, bevor er wieder in schalendes Gelächter ausbricht.
»Ja, geht schlecht«, ich rolle meine Augen, »Ist ja nicht so als ob ich einen Spiegel bei mir trage.«
Er hat sich wieder eingekriegt und schaut mich mit tanzenden Augen an. »Ja, das wäre auch etwas zu komisch«, dann fügt er noch frech hinzu, »selbst für deine Verhältnisse.«
Bevor ich irgendwas dagegen sagen kann, runzelt er seine Stirn: »Da fällt mir ein, Sonnenschein, ich kenne deinen Namen garnicht.«
Ich nicke langsam meinen Kopf. »Stimmt«, sage ich.
Erwartungsvolle blaue Augen schauen mich an: »Und?«
Ich tue so als wüsste ich nicht was er meint: »Was?«
Er atmet laut aus: »Na, wie heißt du?«
»Wieso sollte ich dir das sagen?«, frage ich ihn und hebe meinen Kopf, mit gespielten Arroganz, in die Luft.
»Ah, machen wir mir alles wieder schwer«, sagt er feixend.
Ich halte meinen Kopf immer noch gehabt und schaue von ihm weg wie eine Tussi.
Dann lehnt er sich ahnend zurück: »Ich merke schon.«
Ich werde ihm von meiner hohen Position einen spöttischen Blick zu: »Was denn?«
Er grinst mich wissend an: »Du willst nicht das ich deinen Namen erfahre, weil du meinen Spitznamen für dich magst. Du willst das ich dich weiterhin so nenne. Habe ich recht, Sonnenschein?«
Ich lache laut auf: »Netter Scherz. Wirklich, du solltest Komiker werden.« Man, wieso hat er immer so recht?!
Er lächelt mich süß an: »Ich als Komiker verrate dir einen weiteren Witz.«
Ich grinse ihn gespannt an: »Schieß los. Ich warte.«
Er guckt mich spitzbübisch an: »Das war kein Scherz, sondern die pure Wahrheit.«
»Okay, vielleicht solltest du doch kein Komiker werden«, ich schaue ihn ausdruckslos an, »Keiner lacht. Das ist kein so gutes Kriterium als Komiker.«
Er seufzt: »Keine Sorge, Sonnenschein. Den Spitznamen hast du dir schon geschnappt und keiner kann ihn dir wegnehmen.«
»Boah, jetzt fühle ich mich aber geehrt«, ich fasse mir ans Herz.
Er sieht mich übermütig an und spricht ernst: »Solltest du.«
Ich verdrehe meine Augen doch das Lächeln das meine Lippen küsst kann ich mir nicht verkneifen. Er war unmöglich!
Er schmollt: »Verrätst du einen gut aussehenden Jungen wie mir denn jetzt endlich deinen Namen.« Mein Herz zerschmilzt. Er sieht so knuffig aus, wenn er seine Unterlippe vorschiebt. Man kann sogar leicht sein Grübchen sehen!
Ich sammle mich. Ich schaue mich suchend nach rechts und nach links um.
»Was tust du?«, erkundigt sich Alex verwirrt.
Ich halte meine eine Hand über meine Stirn, mein Augen scannen die Umgebung nochmal ab: »Ich such nach einem gut aussehenden Typen.«
Er schnauft amüsiert Luft aus. »Sonnenschein, ich glaube dann hast du dich noch nicht ganz umgesehen«, ertönt seine raue Stimme von meinem Ohr.
Ich blicke ein letztes Mal in die Ferne. »Doch, ich glaube ich habe mich schon überall umgeschaut«, sage ich entschlossen.
»Du blickst doch garnicht links von dir«, ich kann das grinsen in seiner Stimme hören.
Ich schaue ihn an: »Oh«, ich verziehe mein Gesicht angeekelt, »das da«, ich zeige auf ihn, »kommt garnicht erst in frage.« Oh Gott, wie sehr ich mich selbst belüge. Der kurzsichtigste aller Menschen könnte sogar die Schönheit von ihm erkennen. Ich wollte seinen Ego bloß nicht vergrößern. Der war schon groß genug.
»Jetzt mach dir doch nichts vor, Sonnenschein«, er grinst mich an.
»Oh, keine Sorge, Alex, ich mache mir nichts vor. Der einzige der sich was vormacht bist du.«
Plötzlich ist sein Gesicht vor meinem. Schon wieder. Mein Herz setzt kurz aus und als es wieder schlägt, schlägt es doppelt so schnell. »Ich mache mir nichts vor«, wispert er mit seiner tiefen Stimme.
Ich hebe atemlos eine Brau: »Ach was.«
Er entfernt sich von mir und ich bin ihm dafür innerlich dankbar. Puh, gerade noch mal so überlebt.
»Meinetwegen sage ich dir meinen Namen, aber nur weil du darauf bestehst«, sage ich schließlich.
»Ja, ich bestehe darauf. Und außerdem, weißt du meinen Namen schon, dass wäre nur fair.«
»Stimmt«, ich nicke meinen Kopf.
»Also...«
Ich hole extra laut tief Luft und schaue ihn dramatisch an: »Ich warte noch kurz auf den richtigen Moment«, ich hebe meinen Zeigefinger, »Der richtige Moment ist angetreten«, sage ich dramatisch.
Er verdreht seine Augen doch er lächelt: »Sag doch einfach.«
»Ok, der langweiligste Name der Welt... Lena.« Tadaa, denke ich mir.
Er blickt mich lange an. »Der passt zu dir«, sagt er ehrlich.
Ich lächle ihn etwas komisch an. »Danke?«, krächze ich verlegen.
Er grinst mich an: »Kein problem, Sonnenschein.«
Ich lächle heimlich in mich hinein als ich meinen Spitznamen höre. Ich bleibe einfach sein Sonnenschein und irgendwie breitet das ein merkwürdiges Gefühl der Zufriedenheit in mir aus. Und das komischste von allem war, dass ich diese Gefühl mochte. Sehr sogar.
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Neues Kapitel jetzt endlich draußen. Puh, ich hoffe es hat euch gefallen!
Ich freue mich über jeden VOTE und KOMMENTAR. xxx
Bis zum nächsten Kapitel, mein lieben!
Eure SchlagfertigeMaus 🥑
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