05. Dinos, Omas und Alexanders
Ich war wieder bei Theo zu Besuch im Krankenhaus.
"Hast du das gesehen?! Das war echt total cool!", ruft mein jüngere Bruder, seine Augen sind wie gebannt auf den Fernsehbildschirm gerichtet.
Meine Augen streifen kurz zum Film den mein Bruder fasziniert verschlingt. Irgendein Zeichentrickfilm über Dinosaurier.
Er schaut zu mir auf, "Schaust du denn überhaupt?", er schiebt seine Unterlippe vor. Ich nicke eilend den Kopf. Zufrieden wendet er sich wieder ins Land der Dinos. Den Film schaue ich nicht, mein Bruder und seine Reaktionen waren viel interessanter. Jetzt gerade wurden seine Augen zu großen Monden, sein Mund steht offen. Ich schiele zum Film rüber, einer der Dinos war verletzt.
Fünf Minuten später klopf es an der Tür und anschließend kommt ein bekannter Kopf durch die Tür geschossen.
Theodor schreit: "Nina!"
Nina kommt hinein und rennt auf Theo zu. Sie drücken sich.
"Ey, Theo!", meckert Nina, aber sie meint es nicht ernst, "Ich habe meine Haare heute erst gewaschen!"
Theo kichert und wuschelt noch mehr durch Nina's Lockenkopf.
"Ich habe dich ganz dolle vermisst.", sagt ihm Nina und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn.
Theo gluckst: "Ich dich auch!", er reckt sich um Nina einen feuchten Kuss auf die Wange zugeben, doch er ist zu klein. Nina merkt was er tun will und beugt sich nach unten, sodass er ihre Wange erreichen kann. Wie niedlich.
"Magst du Nina denn mehr als deine eigene Schwester!", frage ich und spiele so als wäre ich verletzt.
"Nein," versichert mir Theo, "aber du warst schon die ganze Woche bei mir."
Ich lächle ihn an. Da hatte er wohl recht. Jeden Tag. Jede freie Stunde. War ich bei ihm.
"Geh du dich mal erholen," befiehlt mir Nina, "Ich passe schon auf ihn auf." Ich erhebe mich und sie nimmt meinen Platz auf dem Bett ein.
"Danke."
"Kein Problem."
Als ich raus gehe höre ich noch wie Nina etwas zu den Dinos sagt und Theo ihr begeistert etwas über den T-Rex erklärt.
Ich gehe wieder auf den Hof und spaziere einwenig rum. Ich denke über Theodor nach. Die kranken Leute hier auf dem Hof durften sich glücklich schätzen. Sie dürfen sich bewegen und an die frische Luft, während Theo all das nicht durfte. Nur im Bett liegen. Liegen. Liegen. Und mehr liegen. Und er beschwerte sich noch nicht einmal. Das bewundere ich so sehr an ihn. Er weiß wie es den anderen Kindern in seinem Alter geht und das sie sich alle bewegen können, jedoch macht er keinen mucks über wie unfair das doch alles sei. Bewundert er mich? Gibt es überhaupt was, dass man an mir bewundern kann?
Ein Gehstock fällt mir vor die Füße. Ich bücke mich schnell als ich sehe, dass sich eine alte Dame ihn aufheben wollte. Das hätte nicht gesund für ihren Rücken sein können.
"Hier.", ich überreiche ihr den Stock. Sie greift danach.
"Vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen."
"Kein Problem."
"Wissen Sie," sie stützt sich auf ihren Stock, "ich hätte mir echt auch so ein nettes Enkelkind wie Sie wünschen können."
Ich schmunzle: "Ach, ihr Enkel kann doch nicht so schlimm sein."
Sie schiebt sich ihren Kiefer im Mund herum: "Reden Sie nicht ohne ihn richtig zu kennen."
Ich lache: "Wo ist er jetzt denn?"
"Ach Gott, wenn ich das nur wüsste. Gerade war er noch neben mir und jetzt..." sie wirft ihre Hände verzweifelt in die Luft.
Danach murmelt sie unverständliches Zeug: "Seit er...berühmt ... besucht er mich... nicht mehr so oft... stimme... Tours..." Die Hälfte verstehe ich nicht und ich denke das es vielleicht an ihrem alten Gehirn liegen könnte. Ich lächle sie verwirrt an, weil ich sonst nicht weiß was ich sagen soll.
"Oma?", höre ich schon eine bekannte Stimme. Wir drehen uns um.
Die Person kenne ich jetzt schon nahe zugut. Überrascht hebt er eine Braue als er mich erblickt.
Die alte Frau kaut sich wieder auf ihren lockeren Kiefer: "Mensch, wo warst du denn?"
Er schaut zu seiner Oma und erklärt ihr geduldig: "Du hast deine Tasche im Zimmer vergessen und wolltest das ich sie hole."
Seine Oma kratzt sich am Kopf. Ihre Stirn ist gerunzelt und man sieht ihr an, dass sie sich versucht daran zu erinnern. "Habe ich das?"
Er lächelt sie liebend an, er nickt: "Ja, hast du."
Sie schaut ihn verwirrt an, "Ach was." Ihr Blick landet dann auf mich und ihre Augen erhellen in Anerkennung. "Schau doch wen ich gefunden habe. Ein sehr nettes und hilfsbereites Mädchen.", sie strahlt mich an.
Sein Blick wandert rüber zu mir. Ich blicke ich einen ungezähmten Ozean. Langsam breitet sich ein Grinsen auf sein Gesicht aus: "Aphrodite," begrüßt er mich, er schiebt seine Hände in seine graue Jogginghose. Wie kann jemand so gut aussehen? "So sieht man sich wieder."
Ich nicke meinen Kopf, "So sieht man sich wieder."
Seine Oma schaut mich über ihre Brille an, "Aphrodite? Wieder? Ihr kennt euch wohl schon?"
Ich nicke meinen Kopf, nachdem ich kurz nachgedacht hatte, "Ja, das kann mal wohl sagen."
"Ach was.", sie schaut uns erstaunt an.
"Wie laufen eigentlich deine..." seine Oma sucht nach den richtigen Worte, "Wie heißt das nochmal zugleich... aka Tour-"
"Super, Oma. Alles läuft super.", unterbricht ihr Enkel sie, sodass sie das Wort nicht aussprechen konnte.
"Alexander!", ermahnt sie ihn, "Was fällt die ein deine Oma so zu unterbrechen!"
Also er heißt Alexander. Ich schaue ihn mir gründlich an. Alexander. Der Name passt voll zu ihm. Zu seinen braunen Haare die in alle Richtungen abstanden von dem ganzen durch die Haare fahren. Er trug eine graue Jogginghose die gefährlich tief auf seinen Hüften saß, er hatte ein enges schwarzes T-Shirt - das seine muskulösen Arme betonte. Wenn es irgendwie möglich war, sah er jetzt noch viel besser aus, einfach nur weil er Alexander hieß.
"Es tut mir leid. Es tut mir leid.", bricht er schnell hervor. Sie schaut ihn immer noch beleidigt an. "Wie wärs du gehst schon langsam zurück?", schlägt er vor.
"Ich liebe dich auch und bin auch froh das es dich gibt.",spricht sie sarkastisch zu sich selbst. Sie grummelte leise vor sich hin als sie sich von uns entfernt.
Alexander pustet müde Luft aus: "Manchmal ist sie echt anstrengend."
Ich lächle ihn von der Seite an, "Ach komm, sie ist doch ganz nett."
Er rollt seine Augen, "Ja, ich sage ja nicht das sie nicht nett ist... aber manchmal eben... anstrengend."
Wir sitzen beide wieder schweigend nebeneinander doch ich verderbe die Stille, "Alexander also?"
Er schaut mich kurz besorgt an als hätte ich jetzt etwas herausgefunden. "Wieso sagst du es denn nicht einfach gleich."
Er schaut frustriert aus und irgendwie böse mit sich selbst, dass ich irgendwas herausgefunden habe das ich nicht hätte herausfinden sollen. "Ich wollte einfach nicht, dass du mich so anhimmelst wie die anderen Mädchen.", erklärt er mir.
Ich schaue ihn verblüfft an. Boah, war der selbstverliebt. Dann kann ich mir das Lachen nicht mehr unterdrücken und lache laut los. Als ich sein verwirrtes Gesicht sehe, lache ich mehr. "D-Du...," ich krümme mich vor lachen, "denkst d-das weil du... du Alexander heißt," ich schaue ihn durch meine Tränen an, "würde ich," ich fange wieder laut an zulachen, weil es so dumm klingt, "dich anhimmeln?" Ich lache wieder erneut, "Du bist echt total unmöglich." Er hat auch noch so ernst ausgesehen.
"Warte, weißt du wer ich bin?", erkundigt sich Alexander beruhigt.
Jetzt höre ich auf mit dem Lachen und schaue ihn verwirrt an. "Ähm... ja... du bist Alexander und besuchst deine Oma im Krankenhaus.", er verunsichert mich. "Wer solltest du denn sonst sein?"
Er sieht wieder total gelassen aus, "Nein, du hast recht. Ich bin der Alexander, der seine Oma im Krankenhaus besucht."
Mit schmalen Augen schaue ich ihn argwöhnisch an und frage vorsichtig: "Wieso bist du so komisch?"
Er lehnt sich gelassen zurück, "Ich bin nicht komisch. So bin ich immer." Er grinst mich an und ich schaue verliebt auf sein Grübchen.
Ich entspanne mich: "Da hast du wohl recht."
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Ein neues Kapitel für euch. ;)
Ich freue mich über jeden VOTE und KOMMENTAR! xoxo
-Eure SchlagfertigeMaus 🥑
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