»Kapitel 8

Jennys POV

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt war ich endlich angekommen. Ich stieg aus, ging hoch in meine Wohnung und suchte meine Kochjacke raus. Ich ignorierte vollkommen, wie mein Magen geradezu nach Essen schrie. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Es fand sich bestimmt noch eine kleine Gelegenheit um etwas zu essen.

Und schon saß ich wieder in meinem Auto und fuhr zum Restaurant. Ich kam gar nicht richtig dazu die Tür zu öffnen, schon stürmte ein sehr erleichterter Jack auf mich zu.

„Gott sei Dank, du bist da. Kannst du sofort anfangen bitte? Ich habe das Restaurant für die restlichen Gäste geschlossen. Das wird ein Riesen Ding für unser Lokal. Ich habe dir das gewünschte Menü in die Küche gelegt. Ich muss telefonieren. Sieh du doch schon mal nach, ob wir die nötigen Lebensmittel da haben. Ich weiß, dass ist sehr kurzfristig aber das Menü muss heute Abend um 20:30 Uhr bei den Kunden sein.“

„Jack?! Wie zum Teufel hast du dir das vorgestellt? Es ist schon 15 Uhr!“, antwortete ich geschockt. Normalerweise fange ich mit Menüs für Hochzeiten um 10 Uhr an und nicht um 15 Uhr. Wie zum Teufel sollte ich das schaffen?!

„Beeil dich bitte einfach ok?“

„Hab ich eine Wahl?“. Meine Frage tropfte geradezu vor Sarkasmus. Ich und begab mich etwas schmollend in die Küche. Da lag auch schon das Menü:

Vorspeise: Gegrillte Jakobsmuschel auf Koriander- Spinatsalat

Hauptgang: Rinderfilet an Spargelspitzen mit Rosmarinkartoffeln und Sauce Hollondaise

Nachspeise: Quarksuffle auf Himbeerspiegel unter Schokogitter

Das Menü war in diesem Zeitraum vielleicht geradeso machbar. Ich begab mich in unseren Kühlraum, um nachzuschauen, ob wir alle nötigen Lebensmittel vorrätig hatten.

 Nein.

Natürlich nicht.

 Wie hätte es auch anders sein sollen?

Also zog ich meine „Uniform“ aus und schnappte mir meine Jacke um, zum Lebensmittelladen zu gehen. Ich sagte noch schnell Jack Bescheid und ging los. Schon wieder meldete sich mein Magen zu Wort. Ich dachte nur: „Verdammt gib doch endlich Ruhe.“

 Das war nur, weil ich gestern Abend bloß ein paar Bissen von meinem Brot gemacht hatte und sonst nichts weiter gegessen hatte. Ich hatte generell gestern nicht viel gegessen. Egal. Ich habe ein Menü zu kochen, da bleibt keine Zeit für Hunger.

Ich lief schon eine gefühlte Stunde quer durch London zum Lebensmittelladen. Es war ziemlich heiß heute. Zu heiß.

Gut. Ich hätte das Auto nehmen können, aber das wäre zu einfach gewesen.

Mittlerweile bereute ich es. Durch die Hitze  war mir irgendwie etwas schwindelig geworden. Ich hatte seit gestern auch nicht sonderlich viel getrunken.

Als ich in dem Lebensmittelmarkt ankam, fühlte ich mich leicht verarscht, um es mal deutlich auszudrücken. Denn das erste Lied, was beiläufig gespielt wurde, war Over again. Von keiner geringeren Band als One Direction.

Während ich also durch die verschiedenen Regale lief, dudelte es im Hintergrund:

Said I´d never leave her

cause our hands fit like my t- shirt,

tongue tied over three words, cursed.

Running over thoughts that make my feet hurt,

[…]

So can we do it all over again….

Ich schlich durch die Gänge auf der Suche nach der Fischtheke. Ich lauschte dem Text. „Als könnten Liam und ich wirklich von vorne anfangen. So ein Schwachsinn“, dachte ich. So we can start it all over again „Nein verdammt!”

Ich sah mich um, da ich das leise Gefühl hatte, dass ich das eben laut gesagt und nicht bloß gedacht hatte. Den fragenden Blicken der Menschen nach zu urteilen, war es genauso geschehen. Mit hochrotem Kopf verkroch ich mich in Richtung Gemüsetheke, da mir noch immer der Spargel für die Hauptspeise fehlte. Nachdem ich diesen nach ungefähr fünf Minuten endlich gefunden hatte, lief ich zur Fischtheke.

„Hallo. Ich bräuchte bitte 75 Jakobsmuscheln. Haben sie so viele da?“ Hektisch strich ich meine Haare zurück.

„Sie haben Glück, Miss. Wir haben heute Morgen eine frische Lieferung bekommen.“ Ein freundliches Lächeln wurde mir entgegen gebracht.

„Super. Also wie gesagt 75 Bitte.“

„Benötigen sie noch etwas?“

Da die Fleischtheke direkt nebenan war, bestellte ich auch gleich das Rinderfilet.

„Ja. Ich bräuchte bitte 25 Scheiben von ihrem Rinderfilet etwa 4 cm dick.“ Da meine Haare mich heute einfach mal nerven wollten, fielen sie mir wieder ins Gesicht. Leise fluchend band ich meine Haare zu einem Zopf zusammen, hoffend das es nicht all zu schlimm aussah.

„Uh das wird knapp, da muss ich nachsehen.“

„Verdammt!“, dachte ich, „Jetzt darf ich auch noch halb London nach Rinderfilet absuchen und am Ende wird mein Fisch schlecht. Super.“

„Das tut mir Leid. Ich kann ihnen höchstens 15 Stücke geben“,  entgegnete der Verkäufer mit entschuldigender Miene.

„Das nützt mir nichts. Ich brauche bei jedem Stück dieselbe Qualität.“

„Das tut mir Leid. Kann ich ihnen sonst irgendwie helfen?“

„Wenn ich den Fisch kurz bei ihnen Lagern könnte, bis ich das Fleisch gefunden habe, wären sie mir eine große Hilfe.“ Ich machte extra meinen Dackelblick. Liam konnte ihm nie wiederst- Was hat Liam damit zu tun?

„Ok aber nur, weil sie es sind.“  Er schenkte mir ein breites Grinsen. Ich antwortete mit meinem schönsten und dankbarsten Lächeln.

„Vielen Dank. Geben sie mir eine halbe Stunde.“

„Ok.“

Ich verließ den Laden mit dem Rest der nicht ganz so empfindlichen Lebensmittel und war auf der Suche nach einer anderen Metzgerei.

Nach der dritten Metzgerei und 25 Minuten war ich an einer weiteren vorbei gekommen. Ich ging rein. Super eine Riesen Warteschlange. Ich sah auf die Uhr. 16.00 Uhr.

Wenn ich nicht bald mein Fleisch bekam und meinen Fisch abholte, würde das Essen der Hochzeitsfeier wohl oder übel verschoben werden müssen.

Nach zehn Minuten warten war ich an der Reihe. Ich sah mich kurz in der Theke um. Gott sei Dank. Mindestens drei Kilo feinstes abgehangenes Rinderfilet lachte mich geradezu an.

„Ich hätte gerne 25 Scheiben in 4 cm Dicke von dem Rindfleisch da.“

„Gut. Das macht dann 80 Euro Bitte“

„Wow! Ist das ein Schnäppchen“, dachte ich, bezahlte und rannte zurück zu dem Supermarkt, wo mein Fisch darauf wartete, dass ich ihn abholte.

„Gott sei Dank, da sind sie ja“, strahlte mich der nette und auch ziemlich gut aussehende Verkäufer an.

„Ja es tut mir wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat. Haben sie meine Muscheln?“

„Aber natürlich“, grinste er mich an. Laut seinem Namensschild war er Azubi und hieß Ryan. „Nice, genau wie mein Bruder“, dachte ich.

„Vielen Dank!“ Das meinte ich vollkommen ernst, denn ich war schon viel zu spät dran.

„Eine kleine Frage hätte ich noch?“ Ein verschmitztes Lächeln kroch auf seine Lippen und schüchtern biss er sich auf die Unterlippe.

„Dann schießen Sie mal los, ich muss mich beeilen“, grinste ich ihn an.

„Würden Sie vielleicht…also nur wenn es ihnen nichts ausmacht mit mir Essen gehen?“ Er sah mich mit einer Art Dackelblick an. Es tut mir echt Leid für ihn, aber diese Masche hatte noch nie bei mir gewirkt.

Die folgende Antwort kann ich mir bis heute nicht wirklich erklären: „Tut mir Leid ich bin glücklich vergeben“, antwortete ich und ging, nachdem ich bezahlt hatte aus dem Laden.

Vielleicht lag es einfach daran, dass ich mich weigerte mit einem jungen Mann aus zu gehen, der den Namen meines dämlichen Bruders trägt.

Ich war gerade aus der Ladentür getreten, als mich eine riesige Hitzewelle geradezu überrollte. Ich griff mir an die Stirn, da mir extrem schwindelig war.

Und plötzlich wurde es schwarz vor meinen Augen….

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