»Kapitel 6
Jennys POV
Mit Tränen in den Augen saß ich auf meinem Bett. Wehmütig sah ich mir unser letztes gemeinsames Bild an: Es war an seinem Geburtstag. Niall, Harry, Louis und Zayn standen hinter uns und zogen Grimassen, während ich Liam einen Kuss auf die Wange gab.
Ich schloss das Fotoalbum, dass Liam und ich gemacht hatten als wir 13 Jahre alt waren. Nach seinem 16 Geburtstag klebte ich unser letztes Foto ein, da ich schon so ein komisches Gefühl im Bauch hatte. Das konnte einfach nicht gut sein seinen besten Freund zu küssen.
Sonst säße ich nicht vier Jahre später während meines Urlaubs von der Küche, in welcher ich arbeitete in meinem Kinderzimmer und würde unseren alten Zeiten hinterher trauern.
Ich hatte Liam nun seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Ein Jahr lang habe ich versucht Kontakt zu ihm aufzunehmen. Aber vergeblich.
Sein Twitteraccout war derartig explodiert, dass eine Nachricht oder ein Tweet vergeblich war. Seine Handynummer hatte er geändert und mit Karen, Geoff und seiner Schwester Ruth hatte ich keinen wirklichen Kontakt mehr. Allerdings weigerte ich mich, mich zwischen kreischende Teenies zu stellen und zu hoffen, dass er mich entdeckte.
Dafür war ich zu stolz. Viel zu stolz.
Ich hatte mich in den letzten Jahren ziemlich verändert, laut meiner Eltern. Früher hatte ich etwas kürzere blonde Haare, war etwas kräftiger als die Standard Barbies und kleidete mich nicht allzu feminin. Mittlerweile hatte ich lange, gelockte braune Haare, hatte meine Brille durch Kontaktlinsen ersetzt, trug gerne Kleider, Röcke oder Hotpants und konnte mich- stolzerweise- unter die ganzen Barbies gesellen ohne für einen Alien gehalten zu werden. Ich plante sogar eine Restauranteröffnung im südlichen Teil von London, sofern ich die nötigen finanziellen Mittel besaß. Aber genug von mir.
Wie gesagt, ich saß auf meinem Bett mit unserem Fotoalbum in der Hand.
Holly kam in mein Zimmer: „Jenny, Essen ist – Weinst du? Ist das nicht das Fotoalbum von dir und Liam?“ Sie sah ausnahmsweise mal so aus, als würden sie meine Probleme wirklich interessieren. Ich war so gerührt. Oder auch nicht.
Unterdessen wischte ich mir eine Träne, die sich gerade frecher Weise aus meinem Auge hinaus geschlichen hatte, von meiner Wange:
„Ach Quatsch und ja das ist das Fotoalbum.“ Ich warf es achtlos Richtung Schreibtisch, damit es so aussah, als wäre es unwichtig.
„Man Jen, mach mir nichts vor du liebst Liam immer noch.“
„Was heißt hier immer noch?! Ich habe ihn noch NIE geliebt. Schließlich war- ich wiederhole WAR er mein bester Freund.“
Holly warf mir einen ungläubigen, geradezu erpresserisch mit der Wahrheit rauszurückenden Blick zu.
„Ok. Vielleicht fand ich ihn mal ganz süß in ein paar Situationen. Aber das ist verdammt lange her. Außerdem war das der Liam von früher. Welcher Liam das im Fernsehen jetzt sein soll weiß ich nicht, aber es ist definitiv NICHT der Liam James Payne, den ich kenne. Und wenn doch, dann hab ich nie sein wahres Gesicht kennen gelernt.
Wie du vielleicht mit bekommen hast, hat ER den Kontakt abgebrochen, also hör auf mit diesem Vorwurfsvollen Blick. Als ICH IHN mal gebraucht habe, war er NICHT da. Ich war IMMER für ihn da. Als er gemobbt wurde habe ICH ihn aufgebaut. Nachdem er geschlagen wurde, habe ICH seine Wunden desinfiziert, als er beim X-Factor rausgeflogen ist, habe ICH ihn getröstet und für die Show in 2010 vorbereitet. Als er versucht hat mit Emily auszugehen und sie ihm 22 Mal einen Korb gegeben hat, habe ICH ihm geholfen. Also sag du mir nicht ich hätte was falsch gemacht. Ich hab mich für ihn sogar umgekrempelt, weil er der einzige war, dessen Meinung mich interessiert hat. Und das habe ich nicht aus Liebe getan, sondern weil ich Angst hatte meinen einzigen und allerbesten Freund zu verlieren. Und was tut er? Es interessiert ihn einen Scheiß und er verpisst sich. Und so jemandem soll ich zum Geburtstag gratulieren? Von ihm kam nie ein Happy Birthday Jenny oder Frohe Weihnachten, Happy Chanukka oder was weiß ich.“
Mit jedem dieser Worte, steigerte sich mein Stimmvolumen und die Anzahl meiner Tränen.
Das einzige was sank, war die Größe meiner Schwester und meine Wut.
„Jenny beruhig dich. Ich hab doch gar nicht gesagt, dass du Schuld bist oder dass du ihm gratulieren musst. Ich wollte doch nur sagen, dass es Essen gibt.“
Sie war inzwischen geschätzte zwei Köpfe kleiner als sonst.
Erst dann wurde mir klar, dass ich heulte wie ein Schlosshund und meine Schwester gerade für alles verantwortlich gemacht habe, was Liam vermasselt hatte. Das war echt nicht beabsichtig, aber sie war die erste, die mich auf das Thema Liam ansprach.
„Es tut mir Leid Holly ich wollte dich nicht anschreien. Ich war so wütend und du kannst da nichts dafür ich weiß. Hey Süße, nicht weinen.“ Ich nahm sie in den Arm.
Ich wollte sie auf gar keinen Fall zum Weinen bringen.
Eigentlich müsste ich es sein die weinte und nicht sie. Schließlich hat Liam mich verletzt. Doch Holly ist eine sehr sensible Person. Wenn sie eines hasst, dann ist es angeschrien zu werden.
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