»Kapitel 26

Jennys POV

Gegen 0.30 verließ ich den Laden. Ich drehte den Schlüssel im Schloss drei Mal um, wie ich es immer tat. Plötzlich hörte ich eine mir sehr bekannte Stimme nach mir rufen. Liam. Ich erstarrte. Was wollte er denn hier? Ich wollte ihm doch aus dem Weg gehen. Erst als er auf mich zu gerannt kam löste ich mich aus meiner Starre. Kurz bevor ich flüchten konnte, griff er auch schon nach meinem Handgelenk.

„Wann genau hattest du vor es mir zu erzählen?“

Ich sah ihn geschockt an. Wer zum Teufel hatte ihm von meiner Schwangerschaft erzählt?! Während meiner leichten Schockstarre, brachte ich nur Fetzten aus mir heraus: „Ich…ehm…wer?-“

„Das ist doch vollkommen egal woher ich es weiß. Ich hätte es halt gerne von dir erfahren“ Sanft redete er auf mich ein während er mir tief in die Augen blickte, ohne auch nur einmal wegzusehen. Dieser Blick machte mich jedes Mal aufs Neue fertig. Seine Rehbraunen Augen, die sich unerbittlich in meine bohrten. Ich durfte mich nicht von ihm einwickeln lassen. Sein Dackelblick würde mir auch nicht helfen.

„Dann weißt du sicher auch, dass ich das Kind nicht behalten werde“, versuchte ich ihm mit einem herzlosen Blick und kalten Unterton verständlich zu machen, dass mein Entschluss bereits feststand.

„Man Jenny das kannst du doch nicht machen! So bist du auch nicht. Du wolltest doch immer Kinder!? Das hast du damals immer gesagt!“ versuchte er auf mich ein zu reden.

Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Nur einer konnte dahinter stecken. Eleanor würde keine anderen Personen vorschicken, eher würde sie selbst versuchen ihr Ziel zu erreichen.

„Hat dich Josh geschickt?“ , fragte ich, fest davon überzeugt, dass der Drummer gepetzt hat.

„Nein! Ich will nur, dass du unser Baby nicht abtreiben lässt!“ „Uns“ ?! Seit wann existiert ein „Uns“, dachte ich.

„Unser Baby!? Was soll denn das jetzt?! Es gibt kein „uns“. Es gab kein „uns“ und es wird auch niemals ein „uns“ geben! Ich habe übrigens schon mit meiner Gynäkologin telefoniert und in drei Tagen ist dieses dämliche Ding weg. Das kannst du ja deinem neuen besten Freund Josh ausrichten“, platzte es aus mir heraus. Ich hatte es einfach satt, dass keiner meine Entscheidung akzeptierten wollte. Ich konnte kein Kind gebrauchen. Jetzt nicht. Und vor allem nicht mit einem Partner wie Josh, der mir so derart in den Rücken fällt. Ich ließ Liam einfach so da stehen und ging enttäuscht von Josh nach Hause. Ich vermied es mich umzudrehen, stehen zu bleiben oder ähnliches. Ich wollte einfach nur noch hause, eine heiße Schokolade trinken und ein warmes Bad nehmen. Außerdem musste ich mir wirklich einmal Gedanken machen. Schließlich hatte ich noch nicht mit meiner Gynäkologin telefoniert. Zuerst musste ich zu ihr und mich vergewissern, dass da Leben in mir wächst. Ich hatte wirklich wahnsinnig Angst, dass auch dort ein Positives Testergebnis sein wird. Insgeheim hoffte ich immer noch, dass es nur ein Fehlalarm war. Ich mein solche billigen Tests können doch auch mal fehlerhaft sein, oder?

Erst als ich um die Ecke ging blieb ich stehen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen schwitzigen Händen und ließ mich auf den Boden sinken. Tränen fanden den Weg aus meinen Drüsen und liefen meine glühenden Wangen hinunter. Ich schluchzte vor Verzweiflung, Enttäuschung und Freude über den aufkommenden Regen. Die Tränen stoppten schlagartig und die Freude wandelte sich in Ärger, dass ich keinen Regenschirm besaß. Entsetzt über die heftigen Stimmungsschwankungen begann ich wieder zu weinen und rannte den restlichen Weg zu meiner Wohnung.

Dort angekommen schmiss ich meine Tasche in eine Ecke, meine Jacke über den Stuhl, der aus welchem Grund auch immer in meinem Flur stand und meine Schuhe wie immer neben die Tür. Ich striff mir meine Hose, die mittlerweile saß, wie eine zweite Haut, samt T-Shirt von der Haut und ging ins Badezimmer. Ich drehte den Wasserhahn auf, suchte einen gut duftenden Badezusatz und Handtücher zusammen. Bevor ich mich in das warme Badewasser setzten konnte, zog ich mir noch meine Unterwäsche aus.

Frisch gebadet, angezogen und geföhnt ließ ich mich eine halbe Stunde mit samt einer Dose Schokoeis und einer heißen Schokolade mit Marschmallows, sowie einem Glas sauren Gurken auf meine weiche Couch sinken, während ich auf den Start von 'Titanic´ wartete.

You´re hear.

There´s nothing I fear.

And I know that my heart will go on

Ich konnte einfach nicht mehr und brach in Tränen aus. Dieses Lied ist einfach so wunderschön. Ein Blick auf die Uhr, verriet mir, dass ich dringend schlafen gehen sollte. Das ich ausnahmsweise erst um 8.00 Uhr aufstehen musste, verbesserte die Situation nicht gerade. Also schalltete ich sämtliche elektrische Geräte ab, die ich in Betrieb hatte und legte mich schlafen. Gott sei Dank dauerte es nicht sonderlich lange, bis ich zur Ruhe kam und einschlafen konnte.

Liams POV

Mit diesen Worten ließ sie mich vor dem Restaurant zurück. Ich starrte ihr eine Weile hinterher. Fassungslos. Ratlos. Entsetzt. Ich sah solange in die Richtung, in die sie verschwunden war, bis man nicht mal mehr ihre Sillouhette erkennen konnte. Traurig ließ ich mich auf die kalten Pflastersteine fallen und vergrub mein Gesicht in meinen zittrigen Händen. Jenny hatte Recht, irgendwo, aber ich konnte doch nicht zulassen, dass sie das Baby abtreibt. Ich kann nicht erklären woher es kam, aber ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass es mein Kind war.

Ich stand auf und versuchte mich in der Dunkelheit zurecht zu finden. In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu Regnen. Der Regen peitschte mir ins Gesicht während ich geradezu orientierungslos durch die Gassen Londons lief.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich an unserer Villa an. Vollkommen durchnässt und zitternd am ganzen Leib schloss ich die Haustür auf. Das gesamte Haus war in eine unangenehme Stille getaucht, die von der herrschenden Dunkelheit unterstrichen wurde. Leise schlich ich durch das Wohnzimmer in Richtung Bar. Gezielt griff ich nach der Whiskeyflasche und setzt mich auf die Barhocker.

 Am nächsten Morgen wachte ich durch ein paar Sonnenstrahlen, die durch die verglasten Wände fielen, auf. Ich griff mir an den Kopf. Ich hatte wahnsinnig Kopfschmerzen. Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis er explodieren würde. Langsam und gequält schlurfte ich in die Küche, holte mir ein Glas Wasser, eine Aspirin und blickte auf unseren Kalender. Na super. Autogramm Stunde in Brighton und Eastbourne, Promotermine in Glasgow, Sheffield und Yorkshire und abschließend eine Konzert in London. Ein Kater war da definitiv fehl am Platze.

Jennys POV

Durch extrem unruhigen Schlaf war ich schon um 5.30 Uhr wach. Ich versuchte zwar immer wieder einzuschlafen, aber es gelang mir einfach nicht. Da ich irgendwann die Nase voll hatte musste ich wohl oder übel aufstehen. Ich beschloss etwas Müsli zu Essen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Dies bereute ich aber schon etwa zwei Minuten später. Ich rannte ins Badezimmer und übergab mich wie jeden Morgen. Mir war selbst eine halbe Stunde danach noch schlecht. Deshalb beschloss ich mich einfach auf die Couch zu legen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich wieder aufschrecken. Wir hatten schon 7.00 Uhr. Ich musste mir noch die Haare machen, angezogen war ich nicht und telefoniert hatte ich auch noch nicht. In Rekordzeit erledigte ich Punkt eins und zwei. An Erledigung des dritten Punktes hackte es schon seit zehn Minuten. Ich konnte mich schließlich doch noch dazu durchringen mit Dr. Burton zu telefonieren.

Praxis Dr. Burton, Frau Grogan am Apparat, Was kann ich für sie tun?“, meldete sich die Sprechstundenhilfe.

„Ja. Hallo. Jenny Havens hier. Ich bräuchte so schnell wie möglich einen Termin“, versuchte ich ihr die Eile der Situation zu vermitteln.

 „Passt es ihnen in einer Stunde?“

„Ehm…ja ich denke schon. Kann ich sie zurück rufen um den Termin zu bestätigen?“, fragte ich nach. Schließlich müsste ich ja eigentlich arbeiten. Ich beschloss einfach unsere neue Küchenhilfe Jackie ganz lieb zu fragen.

„Natürlich. Auf Wiederhören“, erwiderte diese Fr. Grogan ziemlich kurz angebunden

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