Eine zauberhafte Shoppingtour pt. 1

Am ersten Tag meines Lebens, an dem ich ausschlafen konnte, wachte ich um 8 Uhr morgens auf. Mindestens eine Stunde lang wälzte ich mich herum, bis Johanna sich endlich rührte.
Unten in der Küche saßen schon alle am Tisch, bis auf Yoongi. Ich war mir ziemlich sicher, dass er noch schlief. Als wir mit dem Essen schon fast fertig waren, kam auch er endlich hereingeschlurft.

"Wie kommen wir eigentlich in die Winkelgasse?", fragte Taehyung zwischen zwei Bissen.

"Wir benutzen Flohpulver", antwortete Molly. Als sie erklärte wie das funktionieren sollte, bekam meine Tante einige schräge Blicke ab.

"Und was, wenn wir etwas falsch machen?", fragte Kookie etwas besorgt.

"Wer im falschen Kamin landet, muss ein Eis ausgeben!", schlug Johanna vor. Alle waren einverstanden und bald darauf versammelten wir uns vor dem alten Kamin und Molly hielt Johanna und mir den Blumentopf hin.
"Äh...." ich wich einen Schritt zurück. "Wieso müssen wir als erstes?"
Molly wirkte jetzt etwas verunsichert. "Professor Dumbledore meinte ihr wüsstet schon, wie es geht!"

"Hast du etwa Angst?", fragte Namjoon herausfordernd. Jin seufzte.
"Wir alle wissen, dass du es noch am ehesten falsch machen wirst!"

Kichernd nahm Johanna eine Hand voll Flohpulver und stellte sich in den verrußten Kamin. Vielleicht würde die Szene ein bisschen eindrucksvoller aussehen, wenn die Öffnung des Kamins etwas größer wäre. So aber war nur etwa die Hälfte ihres Gesichts zu sehen und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
"Lach nicht, bei dir wird es noch schlimmer!", fuhr sie mich grinsend an. Es gab wirklich keinen Moment in dem ich meine Größe nicht verfluchte.
"Versuche bitte, deutlich zu sprechen", bat Molly sie.
"Keine Sorge. Ich habe viel zu wenig Geld, um mir eine Runde Eis für alle leisten zu können."
Sie hob die Hand und ließ das Pulver auf die Asche unten fallen. Intensiv grüne Flammen loderten so plötzlich auf, dass ich versucht war, zurückzuweichen.

"Winkelgasse!" Meine Zwillingsschwester verschwand und die flackernden Flammen erstarben.
"Krass", murmelte Hoseok.
"Darf ich nach Nina?", fragte Taehyung begeistert. Ich hatte nicht das Gefühl, seine Vorfreude teilen zu können... Lächelnd hielt Molly mir den Topf hin und ich nahm ein bisschen Pulver heraus.

Gerade noch rechtzeitig dachte ich daran, mich beim Betreten des Kamins zu ducken. Die Backsteinmauer nur zwei Zentimeter von meinem Gesicht entfernt, beschloss ich, mir nicht allzu lange Zeit zu lassen. "Winkelgasse!"
Mein Versuch, nicht mit offenem Mund einzuatmen, wie Harry es beim ersten mal gemacht hatte, gelang nur beinahe. Ich krümmte mich zusammen und hustete, aber dann wurde ich auch schon weggerissen.

Eins stand fest: Reisen mit Flohpulver würde definitiv nicht zur Gewohnheit werden. Es war nicht so schlimm, wie ich mir das Apparieren vorstellte. Aber es war kalt, dunkel und auch wenn ich fast nichts sehen konnte spürte ich, dass es eindeutig schnell war. Ab und zu kamen mir ein paar helle Streifen entgegen, die ich nicht identifizieren konnte. Wahrscheinlich andere Kamine. Es war doch irgendwie gruselig, dass man theoretisch in die Wohnungen anderer Leute gucken konnte.

Plötzlich fühlte ich ein Ziehen und landete auf dem harten Boden. Johanna half mir auf und ich klopfte mir die Asche von den Klamotten.
"Wir sind im Tropfenden Kessel, oder?", fragte ich hoffnungsvoll. Meine Schwester nickte, wobei ihr die kurzen Haare in die Stirn fielen. Dann traten wir einen Schritt beiseite, um auf den Nächsten zu warten.

Der kam schon nach ein paar Sekunden an. Taehyung wäre beinahe gestolpert, aber ich packte ihn rechtzeitig am Arm und half ihm aus dem Kamin. Er hatte ein glückliches Grinsen auf dem Gesicht. "Das war der Wahnsinn!"
"Du hast einen seltsamen Geschmack", stellte ich fest. Johanna lächelte nur über seinen Gesichtsausdruck und wandte sich wieder dem Kamin zu, in dem gerade in einer riesigen Wolke aus grauer und schwarzer Asche Namjoon erschien.

Wir wichen hustend zurück, als The God of Destruction sich aufrichtete. Kommentarlos klopfte er den Großteil der Asche aus seiner Jacke und trat zu uns.

Einer nach dem anderen erschienen alle mehr oder weniger ohne große Zwischenfälle. Molly kam als letzte und führte uns zu einer Tür, die mir bisher nicht aufgefallen war. Dahinter erwarteten uns eine Menge redseliger Hexen und Zauberer, die zum Glück viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um uns zu bemerken. Ein einziger fiel mir auf: er hatte kurzes, silbernes Haar und einen Bart. Er sah uns regungslos nach, ohne sich seine Gedanken auf irgendeine Weise anmerken zu lassen.

Als wir in den winzigen Hinterhof traten, hatte ich ihn vor Aufregung schon wieder vergessen. Molly tippte mit dem Zauberstab einige der roten Steine in der Mauer an, woraufhin sich diese zur Seite schoben, um einen Durchgang für uns zu bilden. Die Tatsache, dass ich von allem hier schon gelesen hatte, ließ mein Staunen nicht geringer werden. Es gab zahllose kleine und große Läden, zwischen denen sich eine Menge Leute hin und her schlängelten. Viele der Geschäfte waren bunt und auffallend und hatten riesige Schaufenster, in denen Bücher ausgestellt waren, Umhänge, Kessel und Besen. Vor manchen von ihnen drängten sich viele Leute gleichzeitig, einige andere Läden waren eher unscheinbar und schienen zwischen den anderen zu verschwinden.

Ein Blick auf die offenen Münder der anderen zeigte mir, dass ich nicht als einzige so beeindruckt war.
"Wo gehen wir als erstes hin?", fragte Junkook, der zu dem Laden mit den Besen schielte.
"Zu Gringotts", antwortete Molly und sah nach etwas in ihrer Tasche. "Professor Dumbledore hat mir Geld für euch gegeben, aber die Mädchen müssen ihre Sachen auch irgendwie bezahlen."

Ja, wie eigentlich? Die Weasleys konnten sich ja wohl kaum leisten, für uns zu zahlen.
Jin stupste mich an und riss mich aus meinen Gedanken. Die anderen waren schon ein Stück weiter vorne und wir beeilten uns, aufzuholen.

Der Weg zur Zaubererbank war eigentlich so einfach, dass nicht einmal ich ihn vergessen konnte: immer geradeaus. Um jede Möglichkeit für Protz und Größe ausnutzen zu können, teilte sich die Gasse vor ihr in zwei Teile. Gringotts selbst war komplett, so schien es, aus weißem Marmor gebaut. Die hohen Fenster blitzten in der Sonne und vor den großen Mahagonitüren standen ein paar Kobolde.

Junkook stupste Jimin an. "Hey, Hyung, die sind ja fast so groß wie du!" Jimin starrte ihn böse an und wir anderen versuchten, uns keine Gefühlsregung anmerken zu lassen.

In der riesigen Eingangshalle waren viele Zauberer unterwegs, aber wir kamen relativ schnell voran. Molly steuerte auf einen Kobold zu, der hinter einem sehr hohen Holztisch saß und etwas durchzulesen schien. Er hatte eine lange Hakennase, kurze, weiße Haare und eine randlose Brille. Als er unsere Anwesenheit bemerkte, sah er auf und ich konnte seine schwarzen, stechend intelligenten Augen sehen. Ob die hier viel zu lachen hatten?

Molly räusperte sich. Sie schob dem Kobold einen kleinen Schlüssel hin und sagte: "Wir würden gerne zu Verlies 360, bitte." Wow, 360! Meine Glückszahl! Wortlos winkte der Kerl einen anderen Kobold herbei und trug ihm auf, uns dorthin zu bringen. Er führte uns durch eine weitere große Tür  (wenn ich mich hier schon winzig fühlte, wie hielten das dann die Kobolde aus?) und ging mit uns ein paar Treppen hinunter bis zu einigen Wagen, die auf verschiedenen Schienen standen. Auf einen davon setzten wir uns zusammen, bis auf Hoseok und Jin, die lieber auf uns warten wollten.

Der Weg zum Verlies war eine einzige Achterbahnfahrt. Molly war schon daran gewöhnt, aber alle anderen schrien sich die Seele aus dem Leib. Wenigstens hatte das Teil keine Loopings. Als der Wagen endlich langsamer wurde, schnappte ich nach Luft. Der Kobold war der Einzige, der keine Miene verzogen hatte.

"Können Sie auch lächeln?", rutschte es mir heraus. Der Kobold, der gerade aufgestanden war, wandte mir ganz langsam den Kopf zu. Seine kohlschwarzen Augen bohrten sich stechend in meine und ich räusperte mich nervös.

"Hier ist euer Verlies, Mädchen!", verkündete Molly schnell. Ich war froh, meinen Blick abwenden zu können und kletterte nach Namjoon aus dem Wagen. Hier unten war es wirklich dunkel. Der Kobold nahm die Laterne aus dem Wagen und hielt Molly die offene Hand hin. Die kramte ein bisschen in ihrer Tasche herum, bis sie den kleinen Schlüssel gefunden hatte.

Er trat auf die große Tür zu und schloss sie auf. Johanna und ich drängelten uns währenddessen vor die anderen und spähten neugierig in den Raum. Das Geld lag auf einem kleinen Haufen in der Mitte des Raums. Es war nicht viel und ich konnte den Wert nicht wirklich einschätzen, aber für Johanna und mich würde es reichen.

"Wie viel davon brauchen wir denn?", fragte Johanna an Molly gewandt, die einen kleinen Beutel aus der Tasche zog.
"Darf ich?"

Ich trat einen Schritt beiseite und ließ meine Tante vorbei, die einen Teil der funkelnden Münzen in den Beutel schob und ihn dann mir überreichte.
"Das sollte fürs erste reichen."
"Danke", sagte ich und gab den Beutel an Johanna weiter, die ihn einsteckte. Ich tendierte dazu, Sachen zu verlegen.

Als wir etwas später zusammen mit Jin und Hoseok wieder aus der Bank traten, wurde ich von der strahlenden Sonne geblendet. Molly führte uns ein Stück den Weg zurück, den wir gerade gekommen waren, bis wir vor einem unscheinbaren Laden standen, der genau einen verstaubten Zauberstab im Schaufenster hatte.
"Ich dachte, die Zauberstäbe sind erst einmal das Wichtigste", erklärte Molly und reichte Jin einen Beutel wie den, den Johanna hatte. "Hier, das ist von Professor Dumbledore."

"Wir sind reich!", rief Hoseok begeistert, nachdem die Jungs sich bedankt hatten. Amüsiert über seine Begeisterung, musste Molly ebenfalls lächeln.

Zögernd traten wir in den düsteren Laden ein. Es lag tatsächlich überall Staub, was dafür, dass hier wirklich jeder seinen Zauberstab kaufte, wirklich bemerkenswert war. Ich stellte mir vor, dass, würde ich jemals alleine wohnen, meine Wohnung genauso aussehen würde.

Bevor ich weiter über meine Faulheit sinnieren konnte, kam eine Gestalt aus dem hinteren Teil des Ladens auf uns zu.
"Ah, die beiden Prewetts", murmelte er begeistert. "Ich hatte schon befürchtet, Sie würden Ihre Zauberstäbe nie holen kommen."
"Tja, jetzt sind wir ja da", antwortete Johanna sichtlich ratlos. Aber Ollivander hatte sich bereits den Jungs zugewandt.
"Sehr lobenswert, dass Sie beschlossen haben, Ihre Ausbildung in Hogwarts zu beginnen und Ihre Zauberstäbe hier zu kaufen. Selbstverständlich sind die Arbeiten von Mr. Choi tadellos, aber ich fürchte er tendiert dazu, seine Arbeiten viel zu teuer zu verkaufen."

Namjoon, dem Ollivander auch nicht ganz geheuer schien, nickte wissend. Anscheinend hatte das gereicht, denn der Verkäufer wandte sich nun wieder der Rückseite seines Geschäfts zu und begann, vermeintlich wahllos Schachteln auszusuchen (wobei ich jedes mal mehr Angst bekam, die Stapel würden zusammenkrachen) und sie auf die Theke zu stellen. Dann sah er Johanna auffordernd an. Sie blickte etwas hilflos zurück, woraufhin er missbilligend mit der Zunge schnalzte und ihr eine Schachtel hinhielt.

"Na los, versuchen Sie es!"
Zögernd nahm sie den Zauberstab aus der Schachtel und schwang ihn ein wenig herum. Prompt zersprang die Lampe über uns mit einem lauten Klirren. Die Splitter wären auf uns herabgeregnet, hätte Molly nicht schnell einen Zauber gesprochen, der sie verschwinden ließ.

"Wohl eher nicht", sprach Ollivander vergnügt und nahm ihr den Stab aus der Hand, nur um ihr gleich eine neue Schachtel zu reichen. Mit wenig Begeisterung nahm sie sie entgegen und versuchte erneut ihr Glück.

Diesmal ging nichts zu Bruch. Im Gegenteil, es kam eine Art Wind auf, der überraschend warm war und nebenbei auch noch die Lampe wieder reparierte.
"Wow, gleich beim zweiten Versuch?" Molly schien überrascht. Ollivander jedoch schenkte Johanna noch ein Lächeln und wandte sich dann mir zu.

Es brauchte vier Schachteln und eine Menge Unordnung, bis ich meinen Zauberstab gefunden hatte. Er war schwarz und hatte ein paar weiße Linien am Griff. Glücklich, dass es nicht länger gedauert hatte, stellte ich mich neben Johanna und sah den anderen zu, wie sie einen Zauberstab nach dem anderen probierten.

Yoongi hatte seinen Zauberstab beim ersten Versuch gefunden. Angesichts unserer Verblüffung zuckte er nur mit den Schultern.
"Ich bin ein Genie."
Die Herzchen in Johannas Augen waren unübersehbar.

Jin brauchte einige Versuche, bis es klappte. Er wurde zunehmends frustrierter, war dann aber sehr erleichtert, als er ihn endlich gefunden hatte.
Taehyung und Hoseok benötigten nicht allzu viel Zeit, richteten in dieser allerdings einen größeren Schaden an als alle anderen zusammen. Sie nahmen es mit Humor.

Jimin schien etwas nervös zu sein, war aber überglücklich, als er seinen Zauberstab schon beim zweiten Versuch fand. Junkook ging es genauso und am Ende war nur noch Namjoon übrig.

Jin und Hoseok hatten vermutlich die beste Idee: sie versteckten sich hinter Jimin, Taehyung und Kookie, die ihn anfeuerten. Yoongi stand ungerührt, aber gespannt daneben und Johanna und ich hatten uns ebenfalls unauffällig etwas weiter zurückgezogen.

Ollivander reichte ihm sorglos die erste Schachtel. Als Namjoon den Zauberstab schwang, krachte gleich die ganze Lampe auf den Boden, genau da, wo ich ein paar Sekunden zuvor gestanden war. Schuldbewusst sah er mich an, aber ich winkte ab.
Beim nächsten Versuch kam ein Wind auf, aber nicht derselbe wie bei uns anderen am Schluss, sondern einer, der sämtliche Papiere auf Ollivanders Schreibtisch im ganzen Raum verstreute und sie teilweise auch zerriss. Inzwischen war der ältere Mann nicht mehr allzu enthusiastisch und streckte ihm hoffnungsvoll und nach einiger Überlegung eine neue Schachtel hin.
Diesmal wurden sämtliche, wirklich sämtliche Schachteln aus ihren Regalen gerissen und verteilten sich querbeet über dem Boden. Namjoon, der ärmste, schien ein immer schlechteres Gewissen zu bekommen und legte den Zauberstab schuldbewusst weg.

Ollivander verbrachte einige Minuten suchend im Hinterzimmer, wo er vor sich hinmurmelte. Mit einem zufriedenen "Ah, da ist er ja" zog er eine weitere Schachtel aus dem unordentlichen Haufen und kam zurück. Zögernd nahm Namjoon ihn in die Hand.
Diesmal musste er ihn nicht einmal schwingen. Ein helles Licht erfüllte den Raum und Namjoon lächelte so erleichtert, dass man seine Grübchen sehen konnte.



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