Der 17. Sohn
7.6.2023
Es gab da so eine Familie, die wachte über die Absonderlichkeiten dieser Welt. Sie hatten ein Haus, das als Portal zu allen möglichen und unmöglichen Welten diente. Von dieser Familie gab es den Opa und achtzehn Enkel. Ich war der siebzehnte. Je früher geboren, desto besser war man dran, sodass sich um mich niemand Gedanken machte. Jedenfalls war Opa 5Mio Jahre alt wie er immer betonte und brauchte jemanden, der sein Erbe antrat. Unsere Eltern waren aber eben gestorben wegen iwas, sodass jetzt einer von uns dranwar, über das Haus zu wachen.
Zwei oder drei Leute waren neben mir da, als Opa uns empfing an seiner rustikalen Holzhütte. Sie stand ganz normal in einer wenig befahrenen Straße und wir hatten als Nachbarn alte verwitwete Damen, die manchmal herüber kamen für einen Plausch. Opa war also nicht allein und er hatte sogar noch einen Troll. Der war zur Belustigung von uns Kindern da und um schwere Dinge zu transportieren. Opa, der Troll, Seana und ich wagten uns ins Haus. Wir gingen durch eine Vielzahl an Türen und ich war sehr darauf badacht, exakt die selbe Route zu nehmen wie Opa, um nicht in diesem magischen Haus verloren zu gehen. Seana nahm das viel lockerer und ich zerrte sie geradezu hinter mir her.
Ehe ich mich versah, waren wir an einem völlig anderen Ort. Der Troll zog einen Karren mit Opa und Seana, während ich auf seinen Schultern saß und den besten Blick hatte. Ich würde sagen, wir waren in die Vergangenheit gereist. Die Straße war gepflastert und es ging einen leichten Hügel hinab/hinauf. Links stand auf jeden Fall eine Kirche und es liefen viele Leute vorbei, die angestrengt auf ihre Taschenuhren blickten. Sie trugen edle gestreifte Anzüge aber hatten wirre Gesichter. Wir fuhren eine Weile durch dieses Dorf und trafen Viktor aus Arcane, der irgendwas von uns kaufen wollte.
Schneller als mein Verstand verstand waren wir wieder Zuhause. Als nächstes gelangten wir über nicht weniger abstrusen Weg ins Arbeitszimmer unserer Eltern, was ja dann unser Büro werden würde, von wem auch immer. Elektrizität war nur in Form von Licht vorhanden und wir sahen Bücher und Ordner von Sachen durch, die ich nicht verstand. Opa war aber auch nicht sehr gut darin, etwas zu erklären. Ich merkte mir nur, dass er 5Mio Jahre alt war und wir das Haus nicht unerlaubt erforschen durften. Zweiteres sagte er eigentlich nicht, aber ich nahm es schwer an.
Wieder zurück am Eingang ging Opa sich mit alten Damen unterhalten und wir standen da so rum. Biene war auch da und ein großes dünnes Mädchen, das mir bekannt vorkam. Waren jetzt wohl alle meine Geschwister. Wir gammelten zwischen Veranda und Wohnzimmer herum, bis Baobao kam und sagte sie bräuchte ein Pflaster. Ihre Tasche lag irgendwo auf einem Tresen und sie hatte sehr viele verschiedene Pflaster. Ich nahm die bunten und sie entschied sich für ein Katzenmotiv, aber das war ein Aufkleber und kein Pflaster und es klebte nicht richtig.
Seana wurde übermütig uns wettete um sieben Euro, dass wenn sie durch eine Tür ging, einfach im Zimmer dahinter sein würde. Ich wettete dagegen. An der Tür stand, man solle einen Würfel werfen und sich dann so oft um sich selbst drehen, bevor man hindurchging. Wir hatten ja schon das Geld in der Hand äh Würfel äh Münzen ähh... Sie würfelte eine Fünf, aber drei der Augen waren bereits abgerieben. Sie würfelte nochmal und es war diesmal eine klare Zwei. Ich an ihrer Stelle hätte die Fünf genommen aber naja. Sie drehte sich zweimal, ging durch die Tür und war weg.
Ich sah dennoch was sie sah und das war höchst verstörend. Dort stand ein Kinderkarussell, so ein kleines Kettenkarussell, das ein wenig hoch und runter geht. Aber anstatt von Ketten und Sitzen hingen da nur Galgen. Ein paar Leute fuhren sogar mit. Joar ich sah sie nie wieder und hatte sieben Euro Gewinn gemacht.
Nun betrachteten wir das große Gemälde an einer freien Wand, die direkt gegenüber zur Tür lag. Es zeigte glaub ich sehr viele Pflanzen und es standen auch echte Pflanzen davor. Da war außerdem ein kahlköpfiger Mann, auf dessen Stirn ein seltsames Symbol war. Es bestand grob gesagt aus einer liegenden Raute, an deren Enden links und rechts je ein Achteck klebte. Das ganze Konstrukt war durchzogen von haarfeinen Linien und es war der Schlüssel für die Elbenschrift, die groß und schön den oberen Teil des Gemäldes zierte. Zum Glück hatten wir ja Biene da aber auch sie verzweifelte daran.
Schließlich gaben wir auf und schauten doch noch einmal zu der Tür, in der Seana verschwunden war. Diesmal öffneten wir sie einfach ohne irgendwas zu würfeln oder zu drehen und sofort kam uns ein grollender schwarzer Sturm entgegen. Außerdem blickte man eher nach unten als nach vorn und Krähengeschrei erklang. Ich warf die Tür sofort wieder zu und wir rannten nach draußen. Es war aber dunkel und niemand war da. Irgendjemand rief, wir hätten die Schwarze Witwe beschworen und noch während ich kreischte, was zum Henker das sein sollte, erschien sie.
Eine alte Frau in schwarzem Kleid. Ihre Augen waren tiefschwarz aber gleichzeitig milchig weiß. Sie lachte und sagte wir würden alle ihr gehören bis in die unendliche Ewigkeit. Wir befanden uns wieder im Haus oder in einem Gartenschuppen, jedenfalls war etwas Gras auf dem Boden. Sie öffnete ihren Sieg feiernd ein Fenster, aber es kam Sonnenlicht herein und sie verwandelte sich in eine keifende Krähe. Da kam Wednesday, meine jüngere Schwester, die Achtzehnte, in Form einer schwarzen Katze - und fraß den Vogel.
Fanfaren und Trompeten erklangen und die Katze verwandelte sich in einen Prinzen oder so mit einem riesigen goldenen Schwert. Goldenes Licht fiel auf ihn hinab und das Schwert fungierte als Sonnenuhr. Es war zwölf Uhr und ich stand mit anderen in einem Kreis auf einer Tribüne und wir sangen Freude schöner Götterfunke bis ich anfangen musste zu lachen und aufwachte.
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