Samstag, 8. Dezember - Enthüllungen
♪‚ Cause all I know is we said, "Hello."
And your eyes look like coming home
All I know is a simple name
Everything has changed
All I know is you held the door
You'll be mine and I'll be yours
All I know since yesterday is everything has changed'♪
Nikkis Sicht
„Nikki, ich weiß, dass du das nicht extra machst, aber könntest du bitte versuchen, wenigstens für den heutigen Tag nichts mehr hinunterzuwerfen?", bittet Sandra, meine Chefin und Phis Tante, als ich zum Tresen komme, um neue Getränke abzuholen. Sofort laufe ich rot an und nicke. Heute ist es wirklich schlimm. Das ist schon das dritte Tablett, das mit einem lauten Krach auf den Boden gefallen ist. Die Tassen darauf sind natürlich zerbrochen.
Das schlimmste ist, dass ich noch nicht einmal drei Stunden hier bin.
Seufzend nehme ich also die Getränke entgegen und konzentriere mich, damit diese Bestellung heil am Tisch ankommt. In dem Moment, als ich wieder bei der Theke stehe, um auf neue Gäste zu warten, sehe ich Phi um die Ecke kommen. Sie grinst mich breit an, als sie mich sieht und umarmt mich fest.
„Danke, dass du mich heute Früh vertreten hast. Dafür bin ich dir etwas schuldig.", murmelt sie in mein Ohr.
„Du könntest damit anfangen, deine Schuld zu begleichen, indem du mir verrätst, wo du warst. Und vor allem mi wem.", antworte ich, obwohl ich genau weiß, dass sie mit nichts verraten wird. Das unschuldige Grinsen, das auf meine Aussage folgt, bestätigt meinen Verdacht.
„Was ist denn heute mit euch beiden los? Die Eine ist so abgelenkt, dass ihr die ganze Zeit etwas runterfällt und die Andere kommt mit der gleichen Hose wie vom Vortag, obwohl darauf ein riesiger Punschfleck ist. Mädchen, ihr solltet wirklich weniger von euren Jungs-Drogen nehmen.", meldet sich Sandra halb im Scherz zu Wort. Und tatsächlich, auf Phis heller Jeans glänzt ein großer, brauner Fleck kurz ober dem Knie.
„Hast du nicht daheim geschlafen?" „Hast du den Jungen wiedergesehen?" fragen wir einander gleichzeitig, woraufhin wir zu lachen beginnen.
„Das könnt ihr in eurer Pause klären. Du gehst deine Arbeitsschürze umlegen Ophelia und Nikki, Tisch vier ist bereit, abgeräumt zu werden.", scheucht uns unsere Chefin, obwohl sie sich ein kleines Lachen in der Stimme nicht verkneifen kann.
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„Endlich Mittagspause. Ich bin schon so hungrig, da ich heute das Frühstück ausgelassen habe.", seufzt Phi und lässt sich neben mir nieder. Ich grinse und nicke, während ich in meinem Salat herumstochere.
„Also, du zuerst, wieso bist du heute noch ungeschickter als sonst?", fragt meine beste Freundin noch bevor sie einen Bissen ihrer Nudeln gemacht hat.
Ich seufze. War ja klar, sie will mich lange reden lassen, damit sie nicht mehr dazu kommt, ihre Geschichte zu erzählen. Doch heute würde sie mir nicht entkommen.
„Naja, wie du weißt, waren wir mit Harry gestern Skifahren. Da es wirklich ein wahnsinnig schöner Tag war, haben wir beschlossen, kurz vor Liftschluss noch einmal hinaufzufahren. Und rate einmal, wer dann kurz vor mir in die Gondel gestiegen ist?" Phis Augen weiten sich.
„Nicht wirklich oder? Du hast ihn wirklich wieder gesehen? Wie heißt er? Über was habt ihr euch alles unterhalten? Oh man, erzähl mir alles!"
„Tja, das würde ich dir gerne sagen, aber wir haben uns nur durch eine geschlossene Gondel gesehen. Und als ich dann mit Harry bei der Mittelstation ausgestiegen bin, habe ich ihn nicht mehr getroffen. Wir sind extra nicht bis ganz nach oben gefahren, denn ich dachte, wenn er nicht selbst da ausgestiegen ist, sehe ich ihn vorbei fahren. Aber da ist er nicht, oder ich habe ihn einfach übersehen.", antworte ich deprimiert.
Ophelias Stirn runzelt sich. „Das Schicksal scheint es echt nicht gut mit euch zu meinen."
Ich zucke mit den Schultern. „Wer weiß, vielleicht soll es einfach nicht sein. Aber mir spukt sein Lächeln heute einfach den ganzen Tag durch den Kopf. Und ständig versuche ich herauszufinden, was ich den hätte anders machen sollen."
Beruhigend legt meine beste Freundin ihre Hand über den Tisch auf meine. „Hey Maus, du hast getan, was du konntest. Und irgendwie habe ich im Gefühl, dass du ihn wiedersehen wirst, ehrlich. Er scheint wirklich der Richtige für dich zu sein. Und das kann ich sagen, obwohl ich euch nicht zusammen gesehen habe und ihn nicht kenne. Mein Gefühl kommt einfach daher, was er schon nach einem Kuss geschafft hast. Du bist das erste Mal seit drei Jahren wieder aufgeweckt und ich muss mich nicht bei jedem Lächeln fragen, ob das nicht wieder nur ein gespieltes ist, weil du einfach nicht glücklich warst. Aber seit diesem Kuss bist du aus deinem Schneckenhaus herausgekommen. Vielleicht bekommst du das selbst gar nicht so mit, aber deine ganze Ausstrahlung ist eine andere."
Ich kann einfach nicht anders, als nach ihren Worten aufzustehen und meine beste Freundin zu umarmen. „Danke, dass ich dich kenne.", flüstere ich ins Ohr. Noch eine, die meine gespielte Fröhlichkeit der letzten Jahre anscheinend durchschaut hat.
Nach einer Weile löse ich mich wieder von ihr und gehe zurück zu meinem Platz, um meinen Salat aufzuessen.
„Aber jetzt bist du dran. Wo und mit wem hast du die Nacht verbracht?", frage ich und muss grinsen, als ich sehe, wie Ophelias Wangen rot anlaufen. Wow, sie wird einmal rot. Das passiert wirklich nur alle paar Jahre.
Zuerst sieht es so aus, als würde sie daraufhin schweigen. Doch mein Blick spricht anscheinend Bände, denn schließlich rollt sie mit den Augen und gibt sich geschlagen. „Okay also zuerst musst du mir versprechen, nicht wütend zu werden ok?", fragt sie mich fast flehend. Überrascht ziehe ich die Augenbrauen in die Höhe, nicke jedoch.
„Also... ich weiß, ich habe dir versprochen, etwas zu sagen, wenn es etwas Ernstes wird, aber... keine Ahnung, ich habe einfach nicht den richtigen Moment gefunden. Und irgendwie hat es sich schneller als gedacht zu etwas Festem entwickelt...", stammelt sie.
„Also bist du mit deinem heimlichen Schwarm zusammen? Seit wann schon?", frage ich und versuche meine Stimme neutral zu halten.
„Seit einem Monat.", murmelt sie so leise, dass ich erst denke, dass ich mich verhört habe.
„Ein Monat?!? Und du hast mir nichts erzählt? Vor ein paar Tagen hast du noch behauptet, dass du mir erzählen willst, wenn es etwas Ernstes wird. Also hast du mich einfach angelogen?" Langsam mache ich mir wirklich Sorgen, wer der Typ ist. Wenn er jetzt schon einen solchen Einfluss auf sie hat, dass anfängt zu lügen, was wird dann die Zukunft bringen?
Phi schaut mich schuldbewusst an. „Ich weiß, es tut mir wirklich leid und es war nicht meine Absicht, doch zu belügen. Aber wir haben einfach gedacht, wir warten, bis...", fängt sie an, aber ich unterbreche sie. „Wir? Also hat er mitentschieden, dass du mir, deiner besten Freundin, nichts verräts? Phi, ich mache mir langsam wirklich Sorgen. Ist es einer deiner Professoren? Oder ein richtiger Gangster, ein Drogendealer, der nicht auffliegen will?", sage ich verzweifelt und muss mich wirklich bemühen, meine Stimme vor lauter Schock nicht zu erheben. Zu meiner Verblüffung fängt Ophelia daraufhin schallend zu lachen. „Du... denkst er ist... ein Verbrecher?", japst sie.
Es braucht ein paar Augenblicke, bis sie sich wieder beruhigt hat.
„Und ich habe mich schon gewundert, warum du so beharrlich wissen willst, wer er ist. Das war einfach nicht deine Art. Bei jedem Anderen wäre das normal gewesen, doch du drängst niemanden, dir etwas zu verraten. Aber deine Befürchtungen sind unbegründet, wirklich. Er ist weder ein Gangster, noch einer meiner Professoren. Du kennst mich doch, wie kommst du überhaupt auf so etwas?", beruhigt sie mich.
Ich bin erleichtert, als ich das höre. Denn ich kenne sie gut genug, um sagen zu können, dass sie die Wahrheit sagt. „Dein heimliches Getue passte einfach nicht zu dir. Wieso solltest du ihn mir ansonsten nicht vorstellen?"
„Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Und ich verspreche dir, wenn die Zeit passt, dann verrate ich dir, wer er ist."
Die restliche Mittagspause reden wir noch über dies und das. Immer wieder greift meine beste Freundin zu ihrem Handy, jedes Mal mit einem riesen Grinsen im Gesicht. Auf meine Frage, ob das ihr geheimer Liebster ist, bekomme ich nur ein verschwörerisches Grinsen und ein „Wer weiß?" Kurz darauf ruft uns Sandra, damit wir weiter arbeiten.
Der Nachmittag vergeht schnell, da ziemlich viele Kunden an unseren Stand kommen.
Doch kurz vor fünf, nur wenige Minuten vor unserem Dienstschluss, fällt ein weiteres Tablett mit einem lauten Klirren zu Boden. Überrascht sehe ich auf, denn dieses Mal bin nicht ich die Schuldige.
Ophelias Miene ist erschrocken, denn Harry hat anscheinend beschlossen, uns zu besuchen und fand es witzig, meiner besten Freundin auf einmal die Augen von hinten zuzuhalten.
Ich kann nicht anders, als laut loszulachen und Harry tut es mir gleich und nimmt seine Hände von ihren Augen. Durch das Lachen erkennt Phi den Angreifer anscheinend auch, denn ihre Miene wird wütend. „Man, Harry, war das wirklich nötig? Jetzt sind die Tassen zerbrochen.", schimpft sie und schlägt ihm mit der flachen Hand auf den Brustkorb. Doch er lacht daraufhin nur noch lauter. Schneller, als ich es von meiner besten Freundin gewohnt bin, beruhigt sie sich jedoch wieder und umarmt Harry.
Auch ich trete zu ihm und lege meine Arme um ihn.
„Na, hast du dich wegen schon beruhigt?", zieht mein bester Freund mich auf.
Zur Antwort strecke ich ihm nur die Zunge heraus. Ja, es könnte sein, dass ich bei der Autofahrt nach Hause ein wenig auf das Schicksal geflucht habe.
Nur fünf Minuten später schickt uns Sandra heim. Zu dritt beschließen wir, noch etwas Essen zu gehen, bevor jeder seiner Wege geht. Also sitzen wir wenig später in einem italienischen Restaurant und reden über alles Mögliche. Nach einer Weile kommt mir jedoch etwas komisch vor und ich schweige kurz, um meine besten Freunde genauer betrachten zu können. Als Phi nun schon zum dritten Mal übertrieben kichert nach einer Aussage von Harry, setzen sich in meinem Kopf auf einmal alle Puzzleteile zusammen.
„Wie konntet ihr mich beide so derartig hintergehen und mir so etwas verschweigen?", unterbreche ich dreist ihr Gespräch. Ich muss wirklich blind gewesen sein in den letzten Wochen, wenn mir bei all unseren Treffen zu dritt nicht aufgefallen ist, wie die beiden miteinander umgehen. Anscheinend hat mich meine Gangster Theorie zu sehr eingenommen, als dass ich andere Vermutungen in Betracht gezogen hätte.
Zuerst schauen beide verdattert, doch Phi ist die erste, die den richtigen Schluss aus meiner Aussage zieht.
„Hör zu Nikki, tut mir leid, wir wussten einfach nicht, wie du reagieren würdest.", antwortet sie vorsichtig.
„Wie ich reagieren würde? Ihr seid meine besten Freunde und gehört für mich eigentlich sogar zu Familie.", antworte ich.
„Ja, dass wissen wir, und deswegen wollten wir auf den richtigen Moment warten. Wir wollen einfach nicht, dass du denkst, dass sich etwas an unserer Freundschaft ändert. Wir werden dich nicht links liegen lassen, nur weil wir zusammen sind. Du bist immer noch unsere...", will auch Harry mir die Situation erklären, doch ich unterbreche ihn.
„Halt, Stopp. Kennt ihr mich nicht gut genug? Ich würde so etwas niemals denken! Ja, ihr seid meine besten Freunde. Und dass ist auch der Grund, warum ich mich nicht mehr für euch freuen könnte. Ich habe mir schon immer im Stillen gedacht, dass ihr gut zusammenpassen würdet. Aber ich habe es mich einfach nicht getraut zu fragen, so oft, wie ihr wegen irgendwelcher Kleinigkeiten gestritten habt. Ehrlich, ich könnte mich nicht mehr für euch freuen."
Daraufhin schauen mich beide mit offenem Mund an. Ihre überraschten Mienen sehen so lustig aus, dass ich anfange zu lachen.
Der restliche Abend verläuft entspannt. Harry und Phi erzählen mir, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Da sie nun nichts mehr verheimlichen, halten sie durchgehend Händchen. Ihr Verhalten ist so süß, dass ich mich die ganze Zeit davon abhalten muss, nicht jedes Mal zu ‚Awwen'.
Nach dem Essen bringen sie mich noch zusammen zum Auto. Im Rückspiegel kann ich sehen, wie Harry, sobald ich losgefahren bin, Ophelia den Arm um die Schultern legt und sie gemeinsam in Richtung seiner Wohnung gehen. Das breite Lächeln, das sich seit der Enthüllung trage, vertieft sich nur. Keiner hat es so sehr verdient, glücklich zu sein, wie diese zwei.
Ich komme gerade rechtzeitig heim, um meiner Mutter noch eine schöne Schicht zu wünschen. Amira schläft schon.
Trotz meiner Müdigkeit setzte ich mich noch für zwei Stunden an mein Lehrbuch. Als ich im Bett liege, muss ich wieder an meine besten Freunde denken und fange an zu lächeln. Doch dann kommt ein Seufzer über meine Lippen. Wie hoch sind meine Chancen, so etwas in nächster Zeit zu erleben?
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Hey Leute :)
Hattet ihr einen schönen Samstag? Ich ja, denn ich war das erste Mal Skifahren :)
Wie gefällt euch das Kapitel?
Das Bild soll Ophelia darstellen :)
LG :)
Lene327
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