Samstag, 1. Dezember - Frechheit siegt


♪'Children ice skating 'round the Christmas tree, I see smiles young and old'♪ - If everyday could be Christmas

Noahs Sicht

Weihnachten wird definitiv überbewertet. Schon an einem normalen Samstag ist es für jemanden, der keine Menschenmassen mag, keine gute Idee, in die Stadt zu gehen. Aber heute ist Samstag, der erste Dezember, was bedeutet, dass jeder auf einmal durchdreht. Oh ja, Weihnachtszeit, es ist alles so toll, alle haben sich lieb und es gibt auf einmal keine Kriege, Hungersnöte und sonstige Missstände mehr in der Welt. Und natürlich hat dann jeder auch den Drang, den ersten Adventtag zu würdigen und in die Stadt zu pilgern. Was bedeutet, dass man für den Einkauf dreimal so lang braucht wie sonst, weil man nicht normal gehen kann, sondern sich durch die Masse, die jede kitschige Weihnachtsdekoration der Stadt bewundert, schieben muss.

Ich muss mich beherrschen nicht ein abfälliges Schnauben auszustoßen, als ich plötzlich ein Ziehen an meiner Hand spüre. Mein Blick wird sofort weich, als ich ihn zu dem kleinen Mädchen senke, das der Grund ist, dass ich mir diesen Wahnsinn antue.

So schnell es geht, schiebe ich uns durch die Menge, um an den Rand zu kommen. Dort knie ich mich vor meiner kleinen Schwester hin.

„Ist alles in Ordnung Mia?", frage ich besorgt.

„Ich mag nicht gehen.", sagt sie mit kindlicher Stimme und schaut mich aus ihren großen, braunen Augen unschuldig an. Ich unterdrücke ein Stöhnen. Es musste ja so kommen. Als ich den Kinderwagen aus dem Auto geben wollte, hat Mia mit stolzer Stimme erklärt, sie sei schon groß und will gehen. Und da ich ihr einfach nichts abschlagen kann, habe ich die Diskussion nach wenigen Minuten aufgegeben.

„Na, komm, dreh dich um, ich nehme dich auf die Schulter, kleiner Schlingel.", sage ich seufzend. Sofort erhellt sich das Gesicht der Kleinen und sie schenkt mir ein süßes Grinsen. Sie weiß mit ihren vier Jahren wirklich schon viel zu gut, wie sie ihren Bruder Schachmatt setzt.

Als ich Mia hochhebe und auf meine Schulter setze, spanne ich mich kurz an, da ich einen Schmerzensstich erwarte. Doch da ist nichts und ich schelte mich selbst. Die Wunde am Nacken, die nun zu einer dunklen Narbe verheilt ist, spüre ich schon seit Wochen nicht mehr. Und doch wird sie mir mein Leben lang nur einen weiteren Grund dafür liefern, wieso Weihnachten keine Glücksgefühle bei mir auslöst.

Schnell schiebe ich den Gedanken beiseite und versuche weiter, durch die Menge zu kommen. Nun, da ich nicht mehr aufpassen muss, dass meine Schwester nicht in der Menge untergeht, komme ich überraschend schnell voran.

Immer wieder ertönt von oben ein süßes Kinderlachen und ich kann nicht anders, als über die Freude meiner Schwester zu grinsen. Mit ihren vier Jahren vergöttert sie Weihnachten natürlich. Schon seit Wochen hat sie ein Strahlen in den Augen, wenn sie mir erzählt, welche Weihnachtssachen sie im Kindergarten gemalt hat oder was sie sich vom Christkind wünscht. Ihre Vorfreude ist das Einzige, was es mir erträglich macht, diese Zeit zu überstehen.

„Ni, schneller, ich sehe sie.", ruft Mia auf einmal, da sie von dort oben natürlich alles im Blick hat. Mir wird warm ums Herz, als sie den Spitznamen benutzt. Als sie sprechen gelernt hat, konnte sie meinen Namen nicht aussprechen, sie nannte mich stattdessen immer Ni. Warum sie Ni gewählt hat und nicht No oder Na, was bei meinem Namen nahe liegender wäre, ist mir schleierhaft. Aber noch heute, obwohl sie inzwischen natürlich weiß, wie es richtig geht, hat sich der Spitzname erhalten. Und immer noch finde ich ihn genauso süß wie damals, auch wenn ich das natürlich nie laut aussprechen würde.

Als wir nur mehr wenige Meter von unserem Ziel entfernt sind, macht Mia lautstark klar, dass sie nun wieder laufen will. Grinsend lasse ich sie herunter und sehe, wie sie geradewegs in die Arme meines besten Freundes James, der sie wiederum mit einem Grinsen auffängt und durch die Luft wirbelt. Mia lacht daraufhin schallend. Sobald James in der Nähe ist, hat er Vorrang vor allen anderen. Er kann einfach wirklich gut mit Kindern umgehen.

„Na, hast du dich schon wieder von einer Vierjährigen verarschen lassen?", meint mein anderer bester Freund Sam und grinst mich spöttisch an. Ich verdrehe nur die Augen und umarme ihn mit einer kumpelhaften Umarmung. Er hat ja recht, es ist nicht das erste Mal, dass ich mich von der Kleinen überreden lasse, den Kinderwagen im Auto zu lassen. Jedes Mal endete es so, dass ich sie dann tragen dufte. Aber um ganz ehrlich zu sein, macht mit das nicht mal etwas aus. Noch ist sie leicht genug, dass ich ihr Gewicht kaum spüre. Ich weiß jetzt schon, dass ich es eher vermissen werde, wenn sie älter wird und sie nicht mehr getragen werden will.

Als James Mia wieder auf den Boden setzt, rennt sie zu uns zu und umarmt auch Sam mit einem Strahlen im Gesicht, während ich James begrüße.

Gemeinsam gehen wir dann zu dem aufgebauten Eislaufplatz, zu dem Mia unbedingt gehen wollte. Er ist relativ klein, aber mit ihren vier Jahren genau richtig, um eislaufen zu lernen. Außerdem gibt es Plastiktiere, die für die Kinder als Hilfen dienen sollten.

Um nicht den ganzen Weg die Schlittschuhe mitschleppen zu müssen, habe ich sie zu Hause gelassen, weshalb ich nun welche ausborge. Mias Strahlen will gar nicht mehr aufhören, zu strahlen und schaut aus, als wäre sie kurz davor, auf und ab zu hüpfen vor lauter Aufregung. Allein diese Reaktion ist es wert, mir das ganze Chaos anzutun.

Als ich es endlich geschafft habe, meiner Schwester und mir die Schuhe anzuziehen, folgen wir meinen Freunden zum Eis. Die haben schon ein paar Runden gedreht, doch als sie uns sehen, steuern sie auf uns zu. Sofort nimmt sich James meiner Kleinen an und nimmt ihre Hände, damit sie nicht umfällt und fährt dann mit ihr los. Sam und ich folgen ihnen langsam.

„Danke, Mann, dass ihr hier seid. Ich weiß, dass ihr lieber etwas machen würdet, was unserem Alter entspricht.", wende ich mich an meinen Kumpel. Der verdreht daraufhin die Augen.

„Kannst du bitte damit aufhören, dich jedes Mal zu bedanken oder zu entschuldigen? Es ist doch klar, dass wir hier sind. Und sieh dir nur James an, der hat hier sicher mehr Spaß, als wenn wir in seinem Wohnzimmer sitzen und zocken, oder wenn wir am See Eishockey spielen würden. Es ist doch klar, dass du dich um sie kümmern musst.", meint er eindringlich.

„Da hat er Recht.", ruft mir auch James zu, der das Gesagte anscheinend gehört hat. Seufzend belasse ich es dabei. Ich kann aber einfach nicht ignorieren, wie sehr die zwei zu mir stehen. Seit dem Unfall habe ich bei fast all unseren Treffen Mia mit, weil einfach sonst keiner da ist, der auf sie aufpassen kann. Und kein einziges Mal hat einer von ihnen darüber geklagt, dass wir uns auf einem Spielplatz treffen, oder im Sommer nur im Kinderbereich des Sees schwimmen. Sie haben es einfach hingenommen und machen auch nie den Eindruck, als seien sie davon genervt. vVel mehr scheinen sie es genießen. Und ich kann das einfach nicht als selbstverständlich sehen.

„Wollen wir deinem Bruder mal zeigen, wie schnell wir sind, Prinzessin?", fragt James meine Schwester auf einmal. Diese fängt an zu grinsen. „Ja!", ruft sie, bevor sie sich an mich wendet, „Ich bin viel schneller als du, Ni!"

Auch auf meinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus.

„Ach ja? Das wollen wir mal sehen.", rufe ich zurück und fahre meiner kleinen Schwester, die mit James an der Hand losgleitet, hinterher.

Eine Stunde später sitzen wir in einem gemütlichen Café und wärmen uns mit einer Tasse heißer Schokolade auf. Noch immer ist Mia quickvergnügt und brüstet sich gerade damit, dass James und sie gegen Sam und mich gewonnen haben. James stimmt ihr natürlich zu und überhäuft sie mit Lob, wie gut sie denn gefahren ist. Manchmal denke ich mir wirklich, dass ich mir, wenn der Altersunterschied nicht so groß wäre, Sorgen machen müsste, James als Schwager zu bekommen.

„Wenn er sich bei Frauen genauso verhalten würde, hätte es sicher jede Menge Verehrerinnen.", flüstert Sam mir zu und spricht damit meine Gedanken aus. Denn James ist extrem schüchtern, wenn es darum geht, Frauen anzusprechen. Es ist, als wäre er dann ein anderer Mensch.

Wir unterhalten uns eine Weile, als ich bemerke, wie Mia neben mir immer stiller wird und immer wieder gähnt. Auch James und Sam bemerken es und wir beschließen, zusammen zurück zum Auto zu gehen, wir in die gleiche Richtung müssen. Mia besteht darauf getragen zu werden und ich komme ihrem Wunsch nach. Schon nach wenigen Minuten kuschelt sie ihren Kopf in meine Halsbeuge und schläft ein.

Wir drei gehen in einem angenehmen Schweigen weiter. Jetzt, da es schon dunkel ist, sind die Menschenmassen von den Straßen weg in Richtung Weihnachtsmarkt gezogen und bis auf ein wenig Autolärm, der von den Straßen her tönt, ist es in der Innenstadt still.

„Wie geht es Claire?", durchbricht Sam die Stille. Ich seufze, als ich an meine achtzehnjährige Schwester denke.

„So wie immer. Launisch, ständig betrunken, selten zu Hause.", antworte ich mit einem resignierten Unterton. Meine besten Freunde schauen mich daraufhin nur sorgenvoll an, aber lassen das Thema Gott sei Dank fallen.

Ich habe schon alles versucht, sie aus ihrem dunklen Loch zu holen, aus dem sie seit dem Unfall steckt. Natürlich werde ich nicht aufhören, es zu versuchen, aber ich bin mit meinem Latein am Ende. Egal, was ich mache, sie öffnet sich mir oder irgendjemandem sonst einfach nicht.

An meinem Auto angekommen, schnalle ich Mia so sanft wie möglich in ihren Kindersitz. Sie gibt nur ein kleines Seufzen von sich und schläft dann ruhig weiter.

Ich will mich schnell verabschieden, als mir plötzlich ein Einfall kommt, wie ich vielleicht einen Teil ihrer Aufopferung wieder gut machen kann. „Hättet ihr Lust, heute in den Club zu gehen?", frage ich. Sofort spiegelt sich Überraschung in den Mienen meiner Freunde. Ich war schon seit Monaten nicht mehr mit ihnen mit feiern.

„Ja klar, so um neun?", stellt James, der sich zuerst wieder gefangen hat, die Gegenfrage. Ich nicke und so ist es abgemacht. Wir verabschieden uns und ich beeile mich heim zu kommen, damit meine Kleine nicht allzu lang im Auto schlafen muss.

Daheim angekommen hebe ich Mia aus ihrem Sitz und wecke sie dadurch wieder auf. Das wurde auch Zeit, denn es ist schon sechs und wenn sie noch länger geschlafen hätte, würde sie in der Nacht kein Auge zu machen.

Drinnen hüpft sie gut gelaunt ins Wohnzimmer und ich höre, wie sie anfängt mit ihren Puppen zu spielen, die überall im Wohnzimmer verstreut liegen. Ich hingegen gehe in die Küche und mache uns schnell Spaghetti mit Tomatensauce als Abendessen. Während die Nudeln im Wasser gar werden, gehe ich die Treppe hinauf in den ersten Stock, in der Hoffnung, Claire in ihrem Zimmer vorzufinden. Diese wird jedoch jäh zerstört, als ich in ein leeres, unaufgeräumtes Zimmer blicke.

Seufzend gehe ich wieder hinunter und nehme seufzend mein Handy in die Hand.

‚Wo bist du? Wir wollten doch heute gemeinsam Abendessen.', schreibe ich Claire.

Überraschenderweise muss ich nicht lange auf die Antwort warten.

‚Bei Freunden.', kommt lediglich zurück.

Mit Sorgenfalten auf der Stirn lege ich das Handy wieder zurück. Diese sogenannten ‚Freunde', sind alle älter als 25, haben keinen Job und sind fast alle vorbestraft. Doch egal wie sehr ich mich darüber aufrege, es kommt einfach nicht bei ihr an.

Seufzend schiebe ich den Gedanken beiseite und fange an, den Tisch zu decken. Kurz darauf ist auch das Essen fertig und ich rufe Mia, die sofort angerannt kommt. Die ganze Zeit über quasselt sie in einem durch und ich muss nur ab und zu nicken und ja sagen. Es ist unbeschreiblich, was sie für ein Energiebündel ist.

Während ich die Küche aufräume, rufe ich noch schnell Katie an, ob sie heute spontan Zeit hat. Sie freut sich sogar über meinen Anruf und verspricht, um halb neun hier zu sein. Katie ist schon seit drei Jahren die Babysitterin von Mia und ich könnte mir keine bessere wünschen. Dadurch, dass sie nur ein Fernstudium macht und sich deswegen fast alles selbst einteilen kann, hat sie eigentlich fast immer Zeit. Außerdem kommt Mia wunderbar mit ihr zurecht.

Als alles wieder sauber ist, gehe ich mit meiner kleinen Schwester in den ersten Stock und lasse die Badewanne ein. Quietschvergnügt sitzt sie wenig später darin und wir albern ein wenig herum, sodass mein ganzes Gewandt klitschnass ist und mein Dreitagesbart zusätzlich eine Schaumkrone ziert.

Wenig später liegt Mia in ihrem Bett und ich bin gerade einmal auf der dritten Seite von dem Buch, das sie sich ausgesucht hat, als ich bemerke, dass sie an meiner Brust schon eingeschlafen ist. Ein solch aufregender Nachmittag zeichnet sich wohl auch bei meiner energiebeladenen Schwester ab.

Mein Blick ruht auf ihrer friedlichen Miene und eine Wärme breitet sich in meinem Herzen aus. Mia ist einfach ein kleiner Engel und gleichzeitig ein kleines Wunder. Nicht nur, weil Mum damals überraschend wieder schwanger geworden und trotz ihres fortgeschrittenen Alters alles gut gegangen ist, sondern auch, weil sie das Unglück fast unbeschadet überstanden hat. Der Unfall hat unsere Eltern beide getötet, Claire einen viermonatigen und mir einen einmonatigen Aufenthalt im Krankenhaus beschert, aber unser kleines Wunder hatte bis auf ein paar Kratzer nichts.

Und sie ist es auch, die uns drei Geschwister zusammenhält. Denn egal, wie Claire sich im Moment verhält, hätten wir Mia verloren, wäre sie bestimmt weggerannt. Doch so bleibt sie, weil unsere Kleine die einzige ist, die ihr hin und wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

So sanft wie möglich lege ich Mias Kopf auf ihren Polster und gehe leise aus dem Zimmer. Nachdem ich mit frische Sachen geholt habe, steige ich in unsere Dusche und lasse das warme Wasser meine schmerzhaften Gedanken vertreiben. Wenig später schlüpfe ich in eine einfache Bluejeans und ein weißes T-Shirt mit leichtem V-Ausschnitt. Nachdem ich meine Haare noch leicht mit Gel nach oben gestylt habe, bin ich fertig. Nicht zu spät, denn in diesem Moment läutet die Türklingel. Schnell hole ich noch meine schwarze Lederjacke, mein Handy und meine Brieftasche aus meinem Zimmer, bevor ich schnell nach unten gehe, um Katie die Türe zu öffnen.

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Der Bass hallt mir schon entgegen, als ich eine halbe Stunde später die Außentür zum Club öffne. Die Musik wird nur lauter, als ich mich durch den Gang zur eigentlichen Eingangstür entgegen gehe. Nachdem ich meinen Eintritt bezahlt habe, lassen die Türsteher mich durch diese durch und ich bin nicht verwundert, das schon jetzt sehr viel los ist. Denn jeden Samstag gibt es von neun bis elf die Getränke um den halben Preis, weshalb dieser Club schon in unseren Jugendjahren der perfekte Treffpunkt für Sam, James und mich war. Auch, wenn sich der Alkoholkonsum inzwischen schon eingeschränkt hat. Ich muss grinsen, als ich an den ein oder anderen peinlichen Abend mit sechzehn oder siebzehn zurückdenken muss.

So schnell es geht kämpfe ich mich durch die Menge durch zum anderen Ende des Raumes und gehe die Treppe in den zweiten Stock den Clubs hinauf. Dort sind Tische aufgebaut, die eine Wand besteht nur aus Glas, weswegen man hinunter zur Tanzfläche sieht.

An unserem Stammtisch sehe ich schon meine Freunde sitzen, die sich bereits angeregt unterhalten.

„Wisst ihr eigentlich, dass wir schon seit fast 8 Jahren in diesen Club gehen? Wir werden wirklich alt.", sage ich als Begrüßung, während ich mich auf den freien Stuhl sinken lasse.

„Ja, die Zeit vergeht wirklich schnell. Man, was haben wir hier schon alles erlebt.", stimmt James mir zu und schaut nachdenklich zur tanzenden Menge hinab. Lachend stimmen Sam und ich ihm zu und wieder denke ich an die ein oder andere Eskapade zurück.

Nachdem ich mir auch etwas zu trinken geholt habe, fangen wir an uns über Gott und die Welt zu unterhalten und ich spüre, wie ich mich merklich entspanne. Schon lange hatten wir keinen Abend zu dritt mehr und es tut gut, wieder so mit den Jungs zusammen zu sein. Und im Gegensatz zu früher stört es mich auch nicht, keinen Alkohol zu trinken, da es mir auch so Spaß macht.

Wenig später verabschieden sich die zwei kurz, weil sie kurz tanzen gehen wollen. Da ich grundsätzlich nicht tanze, bleibe ich zurück und lasse meinen Blick über die tanzende Menge gleiten. Ich muss grinsen, als ich die zwei Chaoten sehe, die sich gerade dort untern zum Affen machen. Doch mein Blick gleitet weiter auf ein Mädchen, das gerade von ihrer Freundin in Richtung DJ gezogen wird. Durch die flackernden Lichter sehe ich ihr Gesicht immer nur wenige Sekunden, doch selbst so kann ich sagen, dass sie wunderschön ist. Dunkle Locken umrahmen ihr weiches Gesicht, das zu einer unwilligen Miene verzogen ist. Während die dunkelblonde Freundin sich mit dem DJ unterhält, gleitet ihr Blick hilfesuchend durch die Menge, als würde sie einen Ausweg aus der Situation suchen. Nach wenigen Sekunden ist die Freundin fertig und zieht das Mädchen weiter in die Mitte der Tanzfläche.

Auf einmal ertönt stoppt das Lied, das gerade aus den Lautsprechern tönt und ein neues wird eingespielt. Schon nach wenigen Sekunden erkenne ich ‚Strip that down' von Liam Payne. Unten auf der Tanzfläche fangen sich die beiden zu bewegen. Zuerst wirkt das dunkelhaarige Mädchen etwas schüchtern, doch angestachelt von ihrer Freundin wird auch sie mutiger. Und wow, die zwei können sich wirklich bewegen. Mittlerweile haben es auch die anderen unten bemerkt und ein kleiner Kreis hat sich um die zwei gebildet, die sich ein wirklich heißes Tanzbattle liefern. Immer wieder tönen Pfiffe und Rufe von Jungs zu mir hoch. Viel zu schnell ist der Song vorbei, die zwei verschwinden lachend in der Menge und ich verliere sie aus den Augen.

Wenig später lassen sich auch James und Sam wieder auf ihre Sitze gleiten.

„Man hast du diesen Tanzbattle gesehen? Die zwei waren aber auch rattenscharf.", wirft Sam in den Raum. Ich muss lachen, als ich dieses Kommentar höre. Das ist typisch Sam. Aber wo er Recht hat...

Kurz vor zwölf habe ich das Mädchen immer noch nicht wiederentdeckt. Irgendetwas an ihr hat mich wahnsinnig fasziniert, sodass ihr wunderschönes Gesicht mir die ganze Zeit im Kopf herumschwirrt. Plötzlich meldet sich jedoch mein Handy. Als ich den Blick darauf senke, sehe ich überrascht, dass meine Schwester mir geschrieben hat.

‚Könntest du mich bitte abholen', steht da, plus einer Adresse.

Seufzend bejahe ich ihre Nachricht und verabschiede mich mit einer schnellen Erklärung von meinen beiden Freunden, die Gott sei Dank so verständnisvoll wie immer reagieren. Also bahne ich mir den Weg zurück durch die Menge und bin erleichtert, als ich endlich durch die Tür gehe. Nachdem diese hinter mir zu ist, atme ich erleichtert die frische Luft ein.

Mit schnellen Schritten gehe ich den Gang entlang zur Außentür, als ich plötzlich das dunkelhaarige Mädchen in der Tür stehen sehe. Abrupt bleibe ich stehen. Auch sie setzt einen erschreckten Gesichtsausdruck auf, als sie sich zu mir wendet. Anscheinend war ich so leise, dass sie mich nicht kommen gehört hat.

„Hey.", sage ich. Sie erwidert es schüchtern, senkt ihren Blick und tritt einen Schritt von der Tür weg, damit ich durchgehen kann. Da fällt mein Blick auf einmal auf den oberen Türstock, an dem ein Zweig hängt. Von plötzlichem Mut gepackt trete ich einen Schritt näher und hebe mit einem Finger ihr Kinn an, damit sie aufsieht. Von Nahem bin ich noch faszinierter von ihrem Gesicht. In ihren großen, braunen Augen spiegelt sich Überraschung.

„Weißt du, dass ein Mädchen, das unter einem Mistelzweig steht, einem Jüngling einen Kuss nicht verweigern darf?", flüstere ich ihr zu. Und ohne ihre Antwort abzuwarten, lege ich meine Lippen auf ihre. 

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Hallo Leute, so dass erste Kapitel ist da. Ich würde mich sehr über Votes, Anmerkungen und Kritik freuen.

Schönen ersten Dezember wünsche ich euch.

LG :)

Lene217

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