5. Kapitel
-Raelyn-
Gedankenverloren lag ich in meinem Bett und starrte die weiße Decke über mir an, die über und über mit Bildern von mir und meinen Freunden bedeckt war. Rechts neben meinem Bett befand sich mein Schreibtisch, der fast unter den ganzen Zetteln, die auf ihm lagen, zusammenbrach. Nun, für zwei Bachelorarbeiten brauchte man eben viel Materialien...
Noch immer konnte ich nicht ganz greifen, was heute auf dem Weihnachtsmarkt eigentlich passiert war. Warum mache ich mir darüber überhaupt so viele Gedanken? Es war ja nicht so, als wäre wirklich etwas passiert...
Kurz nachdem Isla angekommen war, verschwand dieser zugegebenermaßen wahnsinnig gut aussehende, aber definitiv auch seltsame Kerl! Und dann war er einfach nicht mehr aufgetaucht! Irgendetwas in mir hätte gerne gewartet, bis er zurückgekommen wäre, denn so musste ich sowohl den Mantel als auch die Schuhe mitnehmen, was mir furchtbar unangenehm gewesen war! Das ist natürlich auch der einzige Grund, warum ich bleiben wollte!
Doch Isla war der festen Ansicht, dass der Fremde zwar unsagbar heiß gewesen war, aber offenbar auch nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Was ich bis jetzt nicht ganz verstand, war der bittere Geschmack von Eifersucht, der mir bei ihren Worten auf der Zunge lag. Das passte auch überhaupt nicht zu mir und außerdem... Wir kannten uns doch gar nicht!
Etwas seltsam war es aber wirklich, dass er geknurrt hatte, fast wie ein Hund... Also Kopf...Könnten wir uns bitte auf die wesentlichen Dinge wie die anstehenden Klausuren und Projekte kümmern? Es war ja nicht so, als ob ich Langeweile hätte.
Allein wenn ich daran dachte, was noch alles anstand, spürte ich wie sich eine leichte Panikattacke bei mir breitmachen wollte, die ich aber durch einige Atemtechniken verhinderte. Dadurch und durch den Fakt, dass ich sehr genau wusste, warum ich mir das überhaupt antat. Allerdings war mir jetzt schon klar, dass ich mir heute Abend wohl nicht einmal mehr eine Seite anschauen würden, bei dem Gedankenchaos, was in mir herrschte.
Stattdessen begann ich unsere Begegnung noch einmal zu analysieren: Diese Augen hatten mich von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen. Sie hatten mich an flüssige Schokolade erinnert und strahlten ein Interesse aus, so wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Es war einfach ... berauschend.
Nicht einmal hatte er den Blick von mir abgewandt, was mir bei jedem anderen sicherlich Angst bereitet hätte oder ganz sicherlich hätte ich es auch als unangenehm empfunden. Doch bei ihm? Ich fühlte mich seltsamerweise nicht nur wohl, sondern auch behütet, was vollkommen irrational war, da ich ihn doch noch nie zuvor gesehen, geschweige denn in irgendeiner Art und Weise Kontakt zu ihm gehabt hätte... !
Auch seine überfürsorgliche Art hatte ich viel zu sehr genossen. Die meisten Standbesitzer hätten sich zwar höflich entschuldigt und mir sicherlich auch die Waffeln und den Punsch erlassen wollen, aber die wenigsten von ihnen hätten sich die Mühe gemacht, mir einen neuen Mantel und Schuhe zu besorgen...
Aber vermutlich sollte ich ihn mir direkt aus dem Kopf schlagen. Erstens kannte ich noch nicht einmal seinen Namen, zweitens war es sehr unwahrscheinlich, dass wir uns noch einmal wiedersehen würden und drittens... Ich hatte ihn gesehen. Es war wahrlich unwahrscheinlich, dass er auch nur im Entferntesten an mir interessiert sein könnte!
Meine Kurven waren nun einmal ... etwas zu kurvig. Während bei ihm offenbar nicht einmal ein überflüssiges Gramm Fett existierte. Es war frustrierend. Ein Fakt, den mir meine Familie auch immer wieder unter die Nase rieb, auch wenn sie es nur gut meinten... Moment.. Stop! Wie... Warum...
Ich sollte für heute einfach aufhören, überhaupt zu denken. Es würde das Beste sein, wenn ich einfach ins Bett ginge. Gerade als ich beschloss, genau das zu tun, begann mein Telefon zu klingen.
Kurz regte sich in mir die leise Hoffnung, dass er es sein könnte, nur damit ich mich im nächsten Moment wieder selbst für diesen Gedanken schlagen könnte, denn woher sollte er meine Nummer haben? Nein, stattdessen war es meine Mutter. Genervt stöhnte ich auf und kniff mir in meinen Nasenrücken. Das konnte ja jetzt wohl nicht wahr sein! Ich hatte in letzter Zeit penibel darauf geachtet, mir keinen Fehltritt zu leisten oder auch nur überhaupt einen Schritt, der mir als ein solcher ausgelegt werden konnte.
Dass ich mit Isla heute Abend also überhaupt auf dem Weihnachtsmarkt getroffen hatte, war bereits als ein kleines Highlight zu bezeichnen.
Zwischen mir und meinen Eltern galt: Du darfst tun und lassen, was du willst, solange du uns nicht blamierst und genau das tust, was wir von dir erwarten. Dass sie dabei im Grunde versuchten mein ganzes Leben zu kontrollieren, ignorierten sie gewissenhaft.
Es war nicht so, dass sie mich nicht liebten, dass wusste ich, allerdings war unser Verhältnis wohl eher als... schwierig zu bezeichnen. Da ich aber wusste, dass meine Mutter nicht nachlassen würde, ehe ich ranging, atmete ich tief ein und aus, bevor ich mich meiner höchsten ... Freude stellte:,,Hey, Mom."
,,Raeyln Erin! Endlich! Du hast doch wohl nicht etwa vergessen, dass wir heute Mittwoch haben?"
,,Nein, Mom, es war nur-"
,,Ja, ja. Ich weiß. Du hattest einen harten Tag. Warte nur, bis du voll in das Berufsleben eingestiegen bist und die Firma übernimmst. Aber ich weiß, dass du es wundervoll machen wirst, wenn es soweit ist." Ja und da war sie wieder. Meine wundervolle, überschwängliche Mutter, die leider nie gelernt hatte, meine Grenzen zu akzeptieren und es sich in den Kopf gesetzt hatte, eine perfekte Erbin ohne jeden Fehler in die Welt zu setzen.
Schon als Kind war es ein halbes Sakrileg gewesen, wenn ich auch nur einen Flecken auf einen meiner Designerkleider gehabt hatte. Dass all das nie meine Welt gewesen war oder ich auch nie dieses Pharmaziestudium hatte machen wollen, hatte nie gezählt... Genauso wenig wie der Fakt, dass ich es hasste, wenn man mich mit meinen beiden Vornamen ansprach. Dann fühlte ich mich immer bevormundet und als wäre ich wieder fünf Jahre alt,,Wie läuft denn das Studium, Schatz?"
Aha, jetzt waren wir wieder bei diesem Punkt angekommen... ,,Gut, Mom. Momentan stehen einige Klausuren und Projekte an, also werde ich wieder viel lernen müssen, aber-"
,,Aber du wirst natürlich genug Zeit finden, um in den nächsten Tagen die Firmenfeier mit uns auszurichten und auch am 22. zu feiern, richtig?" Hatte ich schon erwähnt, dass meine Mutter ein sehr einnehmendes Wesen besaß, die gerne das Gespräch bei sich behielt...? ,,Natürlich, Mom. Ich werde da sein."
,,Wunderbar, Schatz. Dann wünsche ich dir einen schönen Abend. Haben dich lieb." Und mit diesen Worten legte sie auf. Ich griff mir wütend mein Kissen und erlaubte es mir, einmal, zumindest für wenige Sekunden, nicht perfekt zu sein und schrie lauthals meinen Frust heraus. Aber vermutlich sollte ich mich nicht beschweren, ich meinte, ich führe im Grunde ein privilegiertes Leben, also... Es könnte mir deutlich schlechter gehen, oder nicht?
Mit diesem Gedanken beschloss ich endgültig, dass ich nun einfach ins Bett gehe sollte und wenige Minuten später war ich tatsächlich bereits in meinen Träumen versunken, die von einem gutaussehenden, dunkelhaarigen Fremden handelten.
Am nächsten Morgen aus dem Bett zu kommen, war definitiv eine Qual gewesen, die ich nur aufgrund von viel Kaffee überlebt hatte. Da die Uni definitiv zu den Orten zählte, wo meine Mutter Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte, hatte ich auf meine heiß geliebten Space Buns und Boots, die wiederum von Elfen geziert wurden, verzichten müssen. Oder jegliches anderes Kleidungsstück, was meinem eigentlich Stil entsprochen hätte.
Stattdessen war es ein einfaches rot schwarz kariertes Kleid mit schwarzen Boots geworden. Meine Haare fielen mir in Wellen bis zu meiner Schulter hinunter, das einzige Accessoire, was auf eine gewisse Impferfektion hinwies, waren meine Socken, die nicht dieselbe Farbe hatten. Nun, aber die sah eh keiner, doch für mich war es mein Akt der Rebellion.
Gerade bog ich um die Ecke, als ich frontal in eine Wand hineinlief. Moment. Stopp! Eine Wand atmete nicht und tauchte auch nicht einfach aus dem Nichts auf. Ehe ich jedoch mein Gleichgewicht hätte wieder herstellen können, spürte ich , wie zwei starke Arme meine Taille umfassten und mich zurück auf meine eigenen Füße stellten.
Mein Blick flog nach oben. Das konnte doch jetzt unmöglich sein. Vor mir stand niemand geringeres als der seltsame Fremde von gestern.
-Ian-
Kaum war meine Mate wieder auf ihren eigenen Füßen, sprang sie ein gutes Stück von mir davon, reflexartig wollte ich nach ihr greifen, konnte mich jedoch gerade noch daran hindern. "Huch, nicht so stürmisch. Ist alles in Ordnung bei dir?", hakte ich bemüht ruhig nach.
,,Ich habe noch zwei Arme und zwei Beine. Und ich glaube, meinen Kopf habe ich auch nicht verloren. Also ja, ich würde sagen, es ist nichts passiert. Du hast mich ja vor dem Boden bewahrt."
-Raelyn-
Halt den Mund, Rae. Halt einfach den Mund. Du redest doch sonst nicht so einen Müll, okay, mit Isla durchaus, aber ansonsten.... Bring irgendetwas Sinnvolles hervor:,,Dir auch?" Na, immerhin. Ging doch.
Leicht verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr, während ich eindeutig zu gespannt auf seine Antwort wartete.
-Ian-
"Mir geht es ebenfalls gut, hattest du es eilig zu deinem Kurs zu kommen? Oder wieso stürmst du am frühen Morgen schon über die Flure der Universität?", grinste ich verschmitzt, weil die Unbekannte mich mit Untertassen großen Augen anblickte.
-Raelyn-
Wieso muss er nur wieder so gut aussehen? Verdammte Hormone! ,,Ähm- ich... Ich komme gerade von einem Kurs und ja, genau. Ich muss jetzt auch schon zum nächsten, also... Würdest du mich bitte loslassen?" Lass mich ja nicht los.
-Ian-
Erst jetzt bemerkte ich, das ich die Rothaarige an ihren Armen umschlungen hatte, mein Wolf wollte wohl selbst sich sicher sein, dass es ihr gut ging. Langsam, als würde es mich eine enorme Kraft kosten, ließ ich ihre Arme los.
"Natürlich, tut mir leid. Das war keine Absicht. Was studierst du denn? Machst du deinen Bachelor?" Auch ich hatte es eigentlich eilig und würde zu spät zu meinem mürrischen Professor kommen. Aber sie zu sehen, war definitiv den Ärger wert.
-Raelyn-
Irgendein Teil von mir war definitiv enttäuscht, dass er meiner Bitte tatsächlich nachgekommen war, denn wäre es nach diesem gegangen, nun... Dann hätte er seine Arme ruhig um meine Taille geschlungen lassen können.
Aber Gerüchte um einen Freund, konnte ich mir gerade um Weihnachtem herum wohl auch kaum leisten... ,,Ich studiere... Pharmazie und ja, ich sitze aktuell an meiner Bachelorarbeit. Und was ist mit dir? Also was studierst du? Aus Langeweile ist hier vermutlich keiner."
-Ian-
Ich seufzte und betrachtete erneut fasziniert meine Mate. Ehe ich bemerkte, das sie fertig gesprochen hatte, schnell antwortete ich ihr, in der Hoffnung, dass sie mein Starren nicht bemerkt hatte.
"Ich studiere Architektur. Aber dein Studiengang klingt ebenfalls interessant. Du wirst Menschen Leben retten mit den Medikamenten. Ich hingegen entwickle nur Pläne für langweilige Bauten."
-Raelyn-
Ja, das war das Hauptargument, warum ich mir diesen Studiengang immer noch antat, obwohl er mich kaum interessierte. Das und weil ich die Erbin eines Pharmaziekonzerns war, aber das musste er ja nicht wissen, auch wenn ich das seltsame Bedürfnisse verspürte, mich ihm anzuvertrauen:
,,Nun, ich würde es eher so sehen, dass du Menschen damit einen Raum schaffst, den sie ihr eigen nennen können, dem sie Leben einhauchen und der ihr Zufluchtsort wird. Ich persönlich finde das sehr bewundernswert. Aber so sehr ich es auch bedaure, also es war echt cool, dich wiederzusehen, aber ich muss nun leider wirklich los zu meinem Kurs. Vielleicht..."
Kurz stocke ich. Sollte ich ihn wirklich fragen,ob wir uns in der Mensa sehen wollten...? Wie war das noch einmal damit, dass ich keine Gerüchte aufkommen lassen wollte...? ,,Vielleicht sieht man sich ja in der Mensa wieder."
-Ian-
Bevor ich darauf reagieren konnte, schob sich meine Mate an mir vorbei.
"Warte, wie ist dein Name?", schrie ich ihren roten Lockenkopf nach. Ich musste endlich wisen wie meine Mate hieß, dass ich weitere Informationen nach ihr suchen konnte.
,,Raelyn. Mein Name ist Raelyn. Aber für dich Rae."
Huhuuuu, meine lieben Eulen! 🦉
Wie war euer Tag so?😊
Soderle, dann geht es jetzt ab zu den üblichen Verdächtigen: 😁
Hach ja... Rae kann einem mit ihrer Mutter ja schon etwas leid tun oder wie sehr ihr das?🙈
Aber die beiden haben sich endlich wieder gesehen und Ian weiß jetzt, wie seine Mate heißt.🤩
Ich freue mich auf eure Kommentare und hinterlasst auch gerne bei @pink-lilly einen Kommentar einen Stern oder beides. ❤️
Jagt gerne den Fehlerteufel.😉
Fühlt euch alle gedrückt. 🥰🥰🥰
Eure Weltenwandlerin 🌏🌍🌎
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