21.Kapitel
-Ian-
Innerlich seufzte ich auf, als ich das Treiben auf dem Balkon des großen Saals beobachtete. Alles war festlich geschmückt. In dem Jugendstil gehaltenen Barocksaal mit seinen großen Fenstern und tollem Stuck war alles weihnachtlich vorbereitet worden. In der Ecke gleich neben dem Klavier glitzerte der Weihnachtsbaum mit klassischen roten und goldenen Kugeln. Die Nordmanntanne war riesig, fast zwei Meter groß und am Klavier saß ein Pianist und spielte Weihnachtssongs.
Alle waren in prächtigen Kleidern oder Anzügen gekleidet. Meine Mutter hatte sich mit ihrem Organisationsteam selbst übertroffen! Vereinzelt liefen ein paar Kellner durch die Menschenmassen und verteilten Champagner oder Punsch. Alle amüsierten sich prächtig, bis auf mich.
Es war grotesk: Bis vor ein paar Wochen war ich selbst in diesem Strudel aus Weihnachtstraditionen involviert gewesen. Durch Rae hatte ich an dem heidnischen Fest sogar ein klein wenig Gefallen gefunden. Backte Plätzchen, kaufte einen Tannenbaum, suchte Geschenke für die Familie. Und heute am Weihnachtstag war ich wie all die Jahre zuvor allein, hasste alles an diesem Fest und konnte das Glück und die Freude der anderen kaum ertragen.
Nichts war an dieser Feier besinnlich oder friedvoll. Ich senkte den Kopf. Bald musste ich mich all diesen Menschen stellen, auch wenn ich meine Mutter noch immer hasste und wir uns meist ignorierten, hatte sie mich zu einer Rede für die Charityveranstaltung gezwungen, angeblich würden vor allem ältere reiche Frauen nach meinen Auftritten besonders gerne den Geldbeutel zücken.
Deswegen erklärte ich mich dazu bereit, ich wollte behinderten Kindern ein schöneres Leben ermöglichen, mit Hilfsmitteln, Spielsachen oder Ausflügen. Je mehr Geld also heute Abend eingenommen wurde, desto mehr Kindern konnte ich helfen.
Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken, ehe ich aufschaute. Sebastian stand in einem dunkelgrauen Anzug und einem Punsch in der Hand neben mir. Seine braunen Augen waren sorgenvoll auf mich gerichtet. "Hey, die Leute suchen dich schon. Alles gut bei dir?" Teilnahmslos zuckte ich mit den Schultern. "Geht schon. Das ist hier ziemlich hart für mich."
Sebastian nickte. "Ich versteh das total. Aber du bist unser Alpha und meisterst das ziemlich gut. Trotz...der Umstände." Ich schnaubte. "Du bist echt der schlechteste Lügner des Rudels, Sebastian", lachte ich humorlos. Doch der Brünette zwinkerte. "Wenigstens konnte ich dir ein kleines Lächeln entlocken. Lass uns runter, gleich werden die Geschenkeinformationen verteilt. Ich will unbedingt wissen, was ich dieses Jahre bekomme!", meinte mein Delta aufgeregt.
Ich beneidete ihn, für jeden war es auf dem Weihnachtsball ein Highlight, ihr abgestimmes Geschenk zu finden. Das Team meiner Mutter übertraf sich jedes Jahr aufs Neue! Doch ich fand darin keinen Reiz mehr. Aber ich spielte wie immer den glücklichen Mann. "Na dann..., lass es uns hinter uns bringen", seufzte ich.
Sebastian klopfte mir nochmal auf die Schulter, während wir die große Marmortreppe hinab zu der Menschenmasse stiegen. Am Fuße der Treppe stand bereits Isla freudestrahlend, als sie meinen Delta erkannte. Als wir die letzte Stufe passiert hatten, schmiss sie sich in Sebastians Arme und küsste ihn. Mir drehte sich der Magen um und ich musste wegblicken. "Da bist du ja, oh du siehst heiß aus!", kicherte sie und fuhr sein Jackettrevers entlang. "Und du erst... ich muss dich wohl den ganzen Abend im Auge behalten, Zicke", strahlte er ebenfalls.
Isla, die beste Freundin von Rae wiederzusehen, versetzte mir auch einen kleinen Stich in die Brust. Die beiden sahen sich täglich...Als Isla Sebastians Mate wurde und er ihr unser Geheimnis offenbarte, hatte sie kurz gelacht, doch nach einer Vorführung seines Wolfes, glaubte sie ihm. Und sie fand es sogar hinreißend. Eine komische Einschätzung, wie ich fand, doch Isla war eine sehr aufgeweckte Frau.
Und viel wichtiger: Sie liebte Sebastian wie er war, auch seine zweite Gestalt. Und sie fand ihn nicht widerlich. Das Rae selbst unser Kind abgetrieben hatte..., nur damit sie niemals mit meiner Rasse in Verbindung gebracht werden würde, schmerzte noch immer. Aber ich hatte es irgendwie hingenommen, wie so vieles in den letzten Wochen.
Ich räusperte mich, ehe ich weitersprach. "Ich geh schon einmal... meine Karte mit dem Hinweis suchen", ließ ich die beiden wissen und ging.
Im Nebenraum waren lauter Tannenbaumkarten in den verschiedensten Farben gestaltet worden, auf jeder einzelnen Karte stand der Name der anwesenden Personen und ein Hinweis, wo sich das Geschenk befand. Mit wenig Lust sah ich mir die einzelnen Karten an und ignorierte dabei die Pärchen, die kicherten oder die älteren Herrschaften, die alles mit leuchtenden Augen betrachteten.
In der Mitte des Raumes fand ich hinter einem weinroten Tannenbaum meinen Namen wie auch meinen Hinweis. Wenige Minuten später befand ich mich im Konzertsaal des kleinen Schlosses, was mich zu meinem Leidwesen sehr an das gemeinsame Projekt mit Rae erinnerte, so als wollte mich das Schicksal verhöhnen.
In dem dämmrigen Licht glitten meine Augen über die einzelnen mit Samt bezogenen Sitzreihen. Ehe mein Blick auf das kleine Podium des Konzertraumes fiel. Dort lag eine dunkelgrüne kleine Papierschachtel mit einer roten Schleife. Auf dem Deckel stand in filigraner Schrift. Für Ian, fröhliche Weihnachten.
Ich schnaubte, als ich das Päckchen in die Hand nahm. Fröhliche Weihnachten, dass ich nicht lachte! Es würde ein genauso sinnloses Fest werden wie die letzten. Langsam löste ich die Schleife der Box und öffnete sie schließlich. In der Annahme, dass es wieder ein Brieföffner war oder eine Anstecknadel, stockte ich. Ich blinzelte und runzelte die Stirn.
Es war nichts von den belanglosen Geschenken der letzten Jahre. Stattdessen befand sich in dem kleinen Päckchen ein schwarz-weiß Ultraschallbild von einer Blase, von der zwei Arme und Hände hervorstachen, inklusive zwei ebenso winziger Beine und einem Kopf. Es bildete ein Baby ab. Neben dem Bild war ein positiver Schwangerschaftstest.
Langsam nahm ich das Stück Plastik in die Hand und musterte es, ehe mir der Name auf dem Bild ins Auge fiel. Raelyn Erin Campell, 12. SSW. Das war Raes Ultraschallbild, aber wie? Sie hatte abgetrieben, weil sie es nicht ertrug ein Kind von mir zu bekommen oder mit mir verbunden zu sein! Wieso war dann hier ein Ultraschallbild, das definitiv ein Embryo abbildete, der bereits menschliche Maße hatte?
Soweit ich wusste, war es in Schottland verboten, nach der zwölften Woche ein Kind abzutreiben. Wie also konnte das sein? Doch ich konnte mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, als ich hinter dem Vorhang, indem es in den Backstagebereich ging, eine Bewegung erkannte. Mein Kopf schnellte nach oben und vor mir stand Rae in einem Ballkleid.
-Raelyn-
Die letzten Wochen waren die Hölle gewesen! Ich hatte darum gekämpft, nicht an Liebeskummer und Wut zu zerbrechen. Meine Eltern hatten mich für die nächste Zeit aus der Uni genommen, damit ich auch ja keine Chance bekam, mit Ian zu sprechen und ihm alles irgendwie zu erklären. Mein Handy hatten sie ebenfalls eingezogen und das Haus verließ ich nur in Begleitung.
Dass das eigentlich alle Straftaten waren, interessierte sie herzlich wenig. Nun, ich ließ alles über mich ergehen, nachdem ich es mir gestattet hatte, so richtig auszurasten. In einem unbemerkten Moment allerdings hatte ich eine Nachricht an Isla über den Computer meines Erzeugers geschrieben, in der ich die Emailadresse von Sebastian verlinkte. Darin bat ich sie Kontakt zu ihm aufzunehmen und erklärte ihr zudem die Lage, sofern es mir möglich war. Wenn jemand etwas herausfinden konnte, ohne dass meine Eltern etwas davon mitbekamen, dann Sebastian.
Das gesamte Prozedere um ihren Plan mit der Abtreibung ließ ich über mich ergehen, dabei allerdings fest im Blick, dass ich Ians und mein Baby um jeden Preis schützen und es mir nicht nehmen lassen würde! Im Endeffekt bestoch ich den Arzt, mir die Bescheinigung zu unterschreiben, dass ich abgetrieben hatte. Das Geld bekam er.
Glücklicherweise stellte er keine Fragen.
Ich wusste von Sebastian, dass heute Abend der Wohltätigkeitsball sein und Ian dort auch sein würde. Laut Sebastian schien Ian wohl weiter zu funktionieren, aber ähnlich wie ich, leidete er auch. Nur dass er dabei dachte, ich würde ihn verabscheuen. Allein der Gedanke daran raubte mir noch immer die Luft zum Atmen! Das war meine einzige Chance, mit ihm zu reden und ihm alles zu erklären.
Ich hatte an den heutigen Abend keine Erwartungen, mir war es nur wichtig, dass er die Wahrheit kannte und dass nichts von dem, was ich im Haus meiner Eltern gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Nun stand ich hinter einem Vorhang im Konzertsaal und wartete darauf , dass Ian sein... Weihnachtsgeschenk fand.
Er musste ebenfalls wissen, dass ich unser Kind nicht umgebracht hatte! Und dank Sebastians Beweisen, hatten meine Eltern nichts mehr gegen mich in der Hand. Als er den Konzertsaal betrat, musste ich an mich halten, nicht sofort auf ihn zuzurennen. Wie hatte er mir gefehlt! Sein Lachen, seine Berührungen....
Er sah tatsächlich noch schlechter aus, als das letzte Mal. Zwar war sein Gang aufrecht, aber ihm fehlte der ... Stolz darin, die Hoffnung? Niedergeschlagenheit prägte jeden seiner Schritte und auch wenn ich es nicht erkennen konnte, war ich mir sicher, dass seine Augen ihren Glanz verloren hatten. Dafür war allein ich verantwortlich.
Ich musste das in Ordnung bringen! Als Ian bei der kleinen Kiste ankam, öffnete er sie fast desinteressiert, bevor sich seine Stirn irritiert zusammenzog. Das hielt ich für mein Zeichen, hinter dem Vorhang hervorzutreten. Ians Blick schoss in meine Richtung , bevor sich seine Augen ungläubig weiteten.
,,Hallo Ian. Es ist einiges anders... , als du denkst. Können... Können wir reden?"
-Ian-
Vor mir stand wahrhaftig Rae in einem dunkelroten Kleid, das sich ausladend um ihre Hüften schmiegte und an der Brust aufwändig verziert war. Sie sah atemberaubend aus und mein Wolf in mir schrie sie zu berühren. Doch das tat ich sicherlich nicht einfach so! Ich legte fragend den Kopf schief.
"Du willst reden? Ich wüsste nicht worüber, du hast deinen Standpunkt über mich und meine Familie ziemlich deutlich gemacht. Erträgst du es mit mir überhaupt in einem Raum zu sein oder dass wir dieselbe Luft atmen?" Ich hob die kleine Box deutlich in die Luft, ehe ich fortfuhr.
"Und was ist das? Du hast das hierher gelegt, stimmt's? Wie kann es sein, dass du das Kind doch behalten hast, oder war es damals einfach schon zu spät? Wenn das Baby auf der Welt ist, will ich nicht, dass du es zur Adoption frei gibst, falls das dein Ziel ist, um es loszuwerden.
Ich werde es nehmen, denn es kann nichts dafür, was es ist und ich werde es lieben, du brauchst dir darüber also keine Gedanken machen. Und schließlich ist es immer noch ein Teil von mir..., von uns."
-Raelyn-
Autsch. Der letzte Teil hatte verdammt wehgetan! War unser Kind in den letzten Wochen doch mit ein Hauptgrund, warum ich nicht aufgegeben hatte, neben dem Punkt, dass ich Ian liebte! Daher schüttelte ich energisch den Kopf:,,Ja, die Box ist von mir und ja, ich habe sie dort auch platziert. Und Ian, selbst wenn wir dicht an dicht ständen, würde mich das nicht nicht- Aber...ich sollte von vorne anfangen.
Du erinnerst dich an den Morgen, wo ich zu meinen... Erzeugern gefahren bin? Und ich mich so übergeben habe? Nun... das war auch der Morgen, an welchem ich das erste Mal die Vermutung hatte, dass ich schwanger sein könnte. Ein paar Stunden später hatte ich dann die Gewissheit, dass ich es war und zwar bereits in der vierten Woche. Ich wünschte, ich hätte es dir gesagt, dann wäre vieles anders gekommen. ABER ich hatte und habe bis heute nie daran gedacht... unser Kind abzutreiben."
-Ian-
Immer noch sehr zurückhaltend, runzelte ich die Stirn. "Das heißt, du hast dich an dem Morgen übergeben, weil du schwanger warst? Und bereits da hast du es vermutet, wieso hast du nichts gesagt? Und wieso haben dich Sara und Sebastian dann vor der Klinik gesehen, wie du wieder in dein Auto gestiegen bist und zuvor dir ein Arzt einen Briefumschlag ausgehändigt hat? Das war eindeutig nicht einfach nur ein Besuch."
-Raelyn-
Ich schaue zu Boden, unsicher, wie ich ihm erklären sollte, was zu diesem Zeitpunkt, als ich es erfuhr, in mir vorging:,,Vielleicht weil ich Angst hatte? Nicht wegen und ganz bestimmt nicht vor dir oder dem, was du bist, aber... es war davor so viel geschehen und ich war mir nicht sicher, wie ich mich fühlen sollte, weil ich mich eigentlich auch noch überhaupt nicht bereit gefühlt habe...
Und dann war ich mir nicht sicher, ob du schon bereit für ein Kind warst und ich... Ich wollte erst sicher sein, bevor ich dir etwas davon erzählen würde. Aber im Nachhinein betrachtet ...", ich seufzte tief, ,,Im Nachhinein betrachtet, hätte ich es dir sofort sagen sollen! Und ja, ich war tatsächlich bei dieser Klinik, aber nicht freiwillig. "
-Ian-
Mir kribbelte es in den Fingern, als ich Rae so in sich geknickt im Raum stehen sah. Es passte so gar nicht zu ihr, sonst wirkte sie fröhlich, lachte viel und strahlte. Doch jetzt waren ihre schönen jadegrünen Augen von Traurigkeit und Angst gekennzeichnet.
Aber so einfach war es nicht, denn ich war mir sicher, Rae würde es nicht zulassen, wenn ich sie anfassen würde. Wie zwei Fremde standen wir also voreinander. Und nochmal so einen Fehler, wollte ich nicht eingehen. Ich musste mein Herz beschützen, ehe es nochmal brach. Deswegen schnaubte ich einfach nur und fuhr mir durch mein Haar.
"Gerade weil ich ein Gestaltwandler bin, würde ich auf solch eine Nachricht wahrscheinlich anders reagieren, als andere Männer. Ja, diese Schwangerschaft war definitiv ein Unfall gewesen und obwohl wir verhütet haben, ist es passiert. Aber es gibt im Leben für nichts eine Garantie!
Wir Werwölfe lieben Kinder, Rae. Was glaubst du, wieso wir meist so viele Kinder haben? Und wir beide haben unsere Bachelorarbeiten hinter uns und unseren Abschluss fast in der Tasche. Ich habe eine neue Firma gegründet. Wir würden das hinkriegen. Ein Kind stellt da kein Hindernis da. Gerade mit dir... ich wäre stolz der Vater von einem gemeinsam Baby mit meiner Seelenverwandten zu sein.
Ich weiß, dass du mich an diesem Nachmittag nicht vollständig abgelehnt hast, sondern nur... von dir gestoßen hast. Aber wenn du wirklich keinen Kontakt und meine Anwesenheit und mein Sein nicht erträgst, dann...", ich stockte mein Atem kam stoßweise, als ich an meine nächsten Worte dachte.
"Dann lehne mich hier und heute ab. Sag, dass du mich Ian McLean nicht als deinen Gefährten akzeptierst und mich ablehnst. Dann ist es endgültig vorbei und du hast deine Ruhe vor mir. Auch wenn es wahrscheinlich mein Untergang wäre. Ich würde unserem Baby trotzdem ein guter Vater sein. Und was heißt das, dass du nicht freiwillig in dieser Klinik warst? Mir wäre neu, dass Vorsorgeuntersuchungen in solchen Kliniken betrieben werden."
-Raelyn-
Geschockt starrte ich Ian an. Aber was hatte ich erwartet? Natürlich dachte er noch immer, ich würde ihn nicht wollen, dass ich ihn abstoßend fand, bei dem, was ich zu ihm gesagt hatte. Das sich jede Zelle in mir nach ihm sehnte, konnte er aktuell ja nicht wissen. Ich würde an seiner Stelle auch nichts anderes glauben! Daher schüttle ich energisch den Kopf:
,,Ich werde dich nicht ablehnen, Ian und wenn man mich dazu zwingen würde...,", leiser fügte ich kaum hörbar hinzu, ,,auch wenn man es bereits probiert hat." Dann meinte ich wieder lauter:,,Aber ich bin hier heute ohne Erwartungen hergekommen, ich wollte nur, dass du die ... Wahrheit kennst. Und nur damit du es weißt...: Ich habe an dem Morgen nicht geschwiegen, weil ich Angst hatte, dass du ein schlechter Vater bist, sondern einfach weil ich überfordert war..., dumm wie gesagt...."
-Ian-
Ich hinderte Rae weiterzusprechen, meine Wut, die sich die letzten Wochen in mir aufgestaut hatte, drohte mich zu übermannen. Deswegen lief ich unruhig in dem Konzertsaal auf und ab. "Mir reicht es, Raelyn! Du tauchst hier aus dem Nichts auf, sprichst immer davon, dass ich die Wahrheit erfahren soll, doch versteckst dich hinter einer hieroglyphischen Sprache!
Wieso wurdest du in dieser Klinik gesehen? Wer verdammt, hat dich zwingen wollen, mich abzulehnen?! Viktoria kann es nicht sein, sie ist nun eine Rouge in Amerika. Sag mir endlich, was passiert ist, dass du..., dass du all das, was wir hatten, einfach weggeworfen hast!
Bist du jetzt glücklich?! Denn so siehst du nicht aus! Sieh dich an, Rae! Deine Augen sind trüb, du bist dünner geworden und das obwohl du angeblich noch immer ein Kind in dir trägst! Du bist fahl und blass. Du bist ein Schatten deiner selbst! Ist das nun ein besseres Leben?
Wenn es das wirklich ist, dann tut mir das, was wir hatten, wirklich leid! Wenn du eine dich liebende Familie und einen Partner gegen ein tristes einsames Leben tauschen wolltest, dann hast du gewonnen."
-Raelyn-
Mir begannen Tränen der Frustration und der Wut, aber auch des Schmerzes, über die Wangen zu laufen, doch ich wischte sie weg, denn ich habe jetzt kein Recht zu weinen! Daher meinte ich, noch immer geknickt:
,,Es waren meine wunderbaren Eltern! Die ganze Zeit über! An dem Morgen, wo ich zu ihnen gefahren bin, haben sie, während ich im Bad war, mein Handy genommen, wie auch immer sie den Pin wussten, und dir diese Nachricht geschrieben. Als ich herauskam, haben sie mich vor die Wahl gestellt:
Entweder ich würde unser Kind abtreiben und das mit dir endgültig beenden oder aber sie würden der Welt verraten, dass es Gestaltwandler gibt. Und glaub mir, ich weiß bis heute nicht, woher sie die Beweise hatten, aber... sie besaßen tatsächlich welche. Und was glaubst du, wofür ich mich entschieden habe, bis auf den Fakt, dass mir bereits da klar war, dass ich unser Kind um jeden Preis beschützen würde?
Ich tat seinem Vater unglaublich weh, weil ich wusste, es ist der einzige Weg, um ihn zu schützen."
-Ian-
Fassungslos starrte ich Rae an. Aber war das nicht logisch? Ich konnte nicht fassen, dass Eltern so etwas tun würden, es waren die Menschen, die sie auf die Welt gebracht hatten. Gut, ich hatte mittlerweile ebenfalls ein gespaltenes Verhältnis zu meiner Mutter und ein kühles zu meinem Vater. Ich war schließlich nach all dem Drama mit Viktoria und der Besessenheit meiner Mutter, die perfekte Schwiegertochter für sie zu finden, aus der Firma ausgetreten und ging nun meinen eigenen Weg.
Aber so etwas? Deswegen hielt Rae die Beziehung zu uns immer vor ihnen geheim. Hassten sie uns Gestaltwandler wirklich so sehr? "Viele Menschen haben uns damit schon gedroht, das müssen sehr starke Beweise sein. Ich bezweifle, dass ihnen das gelungen ist! Sie sind schon seit Jahren im Zwíst mit meinen Eltern.. Wie also sollten sie an solches Material rankommen? Bisher konnten wir das immer verhindern.
Wieso hast du dich niemandem anvertraut? Irgendwas..., ich meine..., woher wusstest du, dass ich heute Abend hier bin? Du weißt, dass ich nur durch dich Gefallen an Weihnachten gefunden habe. Ohne dich...war es eine sinnlose Zelebrierung wie all die Jahre zuvor auch. Wer hat es dir also gesagt?"
-Raelyn-
Unsicher rang ich mit den Fingern. Wie wird Ian darauf reagieren, dass Sebastian schon etwas länger weiß, dass all das, was ich zu ihm gesagt habe, lediglich gelogen war? Ich habe ihm versprechen müssen, ihn zumindest zunächst nicht namentlich zu erwähnen, zumindest bis mein... Gefährte sich beruhigt hat. Aber mal ehrlich...: Ian ist nicht dumm.
,,Ich war mir zunächst nicht sicher, ob sie lügen oder nicht. Aber dieses Risiko eingehen und dich und die anderen gefährden? Nein." Ich schüttelte den Kopf. ,,Nun, tatsächlich hatten sie aber Beweise. Woher und wie... Das habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Allerdings habe ich mich wirklich jemanden anvertraut. Meine Eltern hatten mir mein Handy abgenommen und mich auch sonst recht abgeschirmt. Allerdings habe ich über den Computer meines... Vaters Kontakt zu Isla aufgenommen und Sebastians Emailadresse an sie weitergeleitet.
Ich wusste, dass wenn jemand etwas Belastendes gegen sie finden würde, dann er. Sei bitte nicht sauer auf ihn! Er war am Anfang auch mehr als... unerfreut mir zu helfen. Vieles habe ich wohl nur Isla zu verdanken. Von ihm wusste ich auch, dass du heute Abend hier sein würdest.
Aber um deine Frage endgültig zu beantworten: Sie haben in ihrer Vergangenheit viel mit Steuerhinterziehung zu tun gehabt. Noch wissen sie nichts davon, dass ich Beweise gegen sie habe, genauso wenig wie sie wissen, dass ich hier bin. Aber das wird sich bald ändern, denn ich werde es nicht weiter zulassen, dass sie meinen, auch nur irgendein Recht zu haben, in meinem Leben herumzupfuschen und die Leute zu verletzen, die ich liebe.
Ich erwarte nichts, Ian. Aber ich habe es nicht länger ertragen, dass du dachtest, dass all das Schreckliche, was ich zu dir gesagt habe, der Wahrheit entspricht. Denn ich habe weder unsere Zeit noch dass ich mich auch... in dich verliebt habe, je bereut. Aber ich ... sollte wohl jetzt besser gehen."
-Ian-
Mein Kopf ratterte bei all den Informationen, doch meinten wir dieselbe Person, die Rae die Informationen über ihre Eltern gebracht hatte? Es konnte nicht anders sein, Rae lebte sonst sehr isoliert und hatte wenig Freunde. Doch ein kurzer Groll hegte sich in meiner Brust, als ich daran dachte, dass mein Delta früher in alles eingeweiht gewesen war wie ich und die ganze Zeit mit Rae Kontakt gehabt hatte.
"Meinst du etwa Sebastian? Er ist der einzige der ein Ass in seinem Gebiet ist. Es ist nur...unglaublich, dass er alles weiß und ich im Ungewissen leben musste, wie er zugesehen hat...", ich schwieg kurz, presste die Lippen zusammen.
"Du willst dich nun also wirklich gegen deine Eltern stellen? Mit allen Konsequenzen? Das ist ein harter Schritt, Rae. Aber das wirst du denke ich wissen. Sicher..., dass du mich liebst? Oder ist es die Angst, mich zu verlieren? Denn ich weiß, egal was passieren wird: Ich werde dich immer lieben. Du bist der Teil meiner zweiten Hälfte, die Person, die mein Leben bunter und besser gemacht hat. Das kann ich nicht so einfach aufgeben.
Auch wenn mein Herz noch immer schmerzt wegen den letzten Wochen und deinen Worten. Ich sehe dir an, dass du ebenfalls gelitten hast. Und du hast unser Kind mit allen Mitteln verteidigt, doch wenn du mich lässt, werde ich euch beide nun beschützen."
-Raelyn-
Mir traten Tränen in die Augen, doch ich nickte auf seine Frage hin:,,Ja, es war Sebastian, aber er musste mir versprechen, dass er dir nichts sagte, also eigentlich Isla, weil mich hat er in der Zeit auch nicht gesehen. Ich wollte dir keine Hoffnungen machen."
Kurz stockte ich, weil ich Mühe hatte, nicht endgültig in Tränen auszubrechen. Man, diese Schwangerschaft machte alles noch viel emotionaler, als es eigentlich hätte sein sollen! Doch ich nickte:,,Ja, ich bin mir sicher. Eigentlich war ich mir noch nie sicherer bei etwas. Und das, was sie getan haben, kann und will ich ihnen nicht verzeihen! Und ob ich mir sicher bin, dass ich dich liebe?
Himmel, Ian! Allein dadurch habe ich die letzten Wochen irgendwie überstanden, allein deswegen habe ich dir so wehgetan, weil ich es mir nie verziehen hätte, wenn dir oder den anderen was passiert wäre! Aber gerade deswegen habe ich auch Angst, dich zu verlieren. Doch wir wären beide sehr froh, wenn du ein Teil unseres Leben wärst."
Ich wäre gerne in seine Arme gerannt, aber... ich konnte nicht. Es lag an ihm, wie nah er mich an sich ran ließ. Denn nur wenn man jemanden liebte, hieß es nicht, dass alles wieder so war, wie zuvor.
-Ian-
Ihre Worte ließen mein gebrochenes Herz anfangen wilder zu schlagen, der kleine Riss, der sich gebildet hatte, wurde kleiner. Ihre Worte waren heilend. All das hatte ich mir die letzten Wochen gewünscht. Doch ich wusste, dass ich noch nicht da weitermachen konnte, wo wir aufgehört hatten.
Als Rae sich abwenden wollte und Richtung Tür lief, stoppte ich sie. Ich umschlang ihr Handgelenk und sofort begann wieder alles in meinem Körper zu kribbeln. Das vertraute Gefühl, es war wie Zuhause ankommen. Ich seufzte leise auf und zog sie an meine Brust, ehe ich meinen Kopf in ihren Haaren vergrub.
"Bleib bitte hier. Ich... lass uns den Abend zusammen genießen, natürlich nur, wenn du das willst", flüsterte ich in ihr Haar.
-Raelyn-
Ob ich das wollte? In diesem Moment wollte ich nichts lieber als das tun! Ich war ohne jede Erwartung gekommen, was aber nicht hieß, dass ich mir diese Umarmung nicht herbeigesehnt hatte. Ich kuschelte mich enger an ihn und atmete seinen berauschenden, typischen Ian Duft ein.
Dieser und das Gefühl in seiner Umarmung zu versinken, gab mir das Gefühl, nach Wochen endlich wieder nach Hause zu kommen. Die Last und die Sorgen fielen von mir ab und ich hatte das Gefühl, endlich wieder richtig atmen zu können. Ich war mir unsicher, ob es zu früh war, ihn das zu fragen, aber er meinte, er wollte von nun an unser Kind und mich beschützen, weswegen ich leise nuschelte:,,Willst du beim nächsten Ultraschalltermin dabei sein?"
-Ian-
Ihre kleine Gestalt schmiegte sich regelrecht an mich und ich genoss es in vollen Zügen. Kurz war ich mir unsicher, wieso sie die Frage nicht beantwortet hatte, doch sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich ihre Frage hörte. "Nichts würde ich lieber tun. Ich muss schließlich mein Weihnachtsgeschenk genauer ansehen."
Nachdem Rae und ich noch ein paar Minuten geredet hatten, waren wir schließlich wieder in den großen Festsaal gestoßen. Meine jährliche Rede war bald dran, auch wenn ich wenig Lust darauf hatte. Rae hatte sich einen Kinderpunsch von einem der Tabletts geschnappt und stand leicht an meine Seite gelehnt.
Seit wir uns in dem Konzertsaal umarmt hatten, zogen sich unsere Körper wieder wie Magnete an. Deswegen umschlang ich ihre Hüfte wie automatisch von hinten. "Da seid ihr ja", vernahm ich ein Lachen neben mir. Ich drehte meinen Kopf und erkannte Sebastian, zusammen mit Isla. Meine Augen verdunkelten sich. "Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du mit Rae Kontakt hattest?"
Ertappt zuckte er mit den Schultern und drückte die Hand von Isla fester. "Ihr habt euch also wirklich ausgesprochen. Das freut mich. Und wie ich sehe, war es erfolgreich. Ich bin froh, dass Alpha und Luna wieder zueinander gefunden haben. Ich konnte nicht zulassen, dass ihr beide euch ins Unglück stürzt.
Das war die einzige Möglichkeit, die Luna zu schützen. Wenigstens auf meine Weise. Wie hättest du reagiert, wäre ihr etwas in den Wochen passiert? Ihre Eltern waren schon eine der größten Gefahren." Ich seufzte.
"Trotzdem... ich fühle mich etwas beleidigt." Doch Sebastian bemerkte, dass ich nicht sauer auf ihn war, stattdessen klopfte er mir auf die Schulter. "Das brauchst du nicht, ich bin einfach nur froh, dass ihr beide wieder zusammen seid und...einen neuen Rudelanführer bekommt."
-Raelyn-
Würde ich je aufhören, rot zu werden? Vermutlich nicht, wie ich befürchtete. Doch ich war trotz all dem, was Ian und ich noch aufarbeiten mussten, bis es wieder so war wie vorher, wirklich glücklich. Die Nähe zu Ian tat so unglaublich gut! Auf Sebastians Aussage erwiderte ich jedoch schmunzelnd:
,,Wer sagt, dass es nicht eine Rudelanführerin wird?" Isla kicherte neben Sebastian, der daraufhin so schaute, als wüsste er nicht ganz, wie er reagieren sollte, dann allerdings lächelnd hinzufügte:,,Oder eben eine kleine Rudelanführerin. Wobei ich nicht wissen will, wie beschützerisch Ian dann sein wird."
-Ian-
Ich knuffte Sebastian in die Seite. "Das stimmt doch gar nicht. Ich meine... egal was es wird, ich werde es beschützen und lieben." Sebastian wollte gerade etwas erwidern, als ich hinter uns eine aufgebrachte ältere Frauenstimme hörte.
"Das darf doch nicht wahr sein, Raelyn Erin! Hatten wir dich nicht gewarnt?!" Langsam drehte ich mich um und bemerkte dabei wie Rae sich sofort in meinem Arm verspannte. Hinter uns waren ihre Eltern, beide in edler Abendkleidung und ihre Mutter selbst trug ein silbernes Kleid.
Auch wenn ihre roten Haare frisiert waren und sie professionell geschminkt war, sah sie zerzaust aus, als hätte sie sich hektisch immer wieder etwas zurechtgerückt. Ihre Miene war fassungslos und streng. Bevor eine der Beteiligten etwas erwidern konnte, war ich schneller.
"Wen haben wir den da, Mr. und Mrs. Campell, dass sie es wagen, hier aufzutauchen, mutig, wenn wir doch so blutrünstige Monster sind."
-Raelyn-
,,Wie kannst du es wagen, du-"
,,Es reicht, Mutter! Ich habe lange genug zusehen müssen, wie ihr meinen Gefährten und meine Familie beleidigt und mich dazu zwingt , ihnen wehzutun! Aber das reicht!"
,,Aber-"
,,Haltet die Klappe, alle beide! Mir reicht es mit euch beiden! Ab sofort werdet ihr euch aus allem raushalten! Und ihr werdet vor allem das Geheimnis meiner Familie bewahren oder aber-"
,,Du wagst es so mit uns zu sprechen?! Und das obwohl-" Mein Erzeuger platzte fast vor Wut und sein Gesicht lief rot an.
,,Seid einfach still! Alle beide! Glaubt ihr ernsthaft, ich bin so blöd und hätte nicht versucht, irgendetwas über euch herauszufinden? Irgendetwas Belastendes? Nun, dank einem... guten Freund und meiner besten Freundin", Isla ließ es sich nicht nehmen, überfreundlich zu winken, was ich aber nur aus dem Augenwinkel bemerkte, ,,weiß ich nun, dass ihr es in der Vergangenheit nicht so genau mit euren Steuern genommen habt und ich bin mir sicher, eure Partner und auch die Polizei wären sicherlich sehr interessiert an diesen Infos.
Wer würde euch noch ernst nehmen? Und glaubt mir, wenn ihr auch nur daran denkt, irgendetwas über Gestaltwandler zu verraten, dann werde ich keine Probleme haben, all dies weiterzuleiten."
-Ian-
Überrascht schaute ich Rae an, während des Gesprächs mit ihren Eltern wurde sie gefühlt immer größer, als sie ihnen drohte. Stolz blickte ich zu ihr, endlich bäumte sie sich gegenihre Eltern auf! Sie meinte es also wirklich ernst, Rae wollte ein Leben mit mir, dem Rudel und unserem Baby.
-Raelyn-
Ich spürte Ians verwunderten Blick auf mir, doch ich konnte ihm leider gerade keine Aufmerksamkeit schenken, da mein ... Vater und ich uns noch immer ein Blickduell lieferten:,,Wenn du das wirklich durchziehen willst, haben wir keine Tochter mehr! Jegliche finanzielle Unterstützung wird entfallen und du wirst für uns gestorben sein! Wer würde schon so eine Enttäuschung als Tochter haben wollen?"
Ich verkrampfe mich leicht, weil auch wenn ich damit gerechnet hatte und sie auch für mich bereits irgendwo gestorben waren, so taten ihre Worte dennoch weh.
-Ian-
Ich knurrte wieder, als sie anfingen Rae zu beleidigen. "Die einzige Enttäuschung sind sie beide! Wieso akzeptieren sie nicht einfach, dass ihre Tochter mit mir glücklich ist? Sie haben eine so wundervolle und intelligente Frau auf die Welt gebracht, wieso hassen sie sie so? Ich habe Rae bei uns richtig aufblühen sehen und sie...machen sie einfach nur schlecht."
Am liebsten wollte ich die beiden anbrüllen und meine Zähne fletschen, aber in der Öffentlichkeit war das wohl eine schlechte Idee. Einzig Raes kleine Hand in meiner hinderte mich an meinem Plan.
-Raelyn-
Sie sollten einfach nur noch gehen, sie sollten aus meinem Leben endgültig verschwinden! Ich wollte und konnte ihr verletzendes Verhalten nicht mehr ertragen! Ich umfasste Ians Hand fester, einerseits weil sie mir Halt gab, andererseits weil ich spürte, wie er kurz davor war, zu explodieren. ,,Lass es gut sein, meine Eltern wollten eh gerade gehen. Oder etwa nicht?"
Meine Mutter schnaubte brüskiert,während mein Vater mich mit Blicken erstach. Doch dann drehten sie sich beide um und gingen. Und ich? Mein Innerstes war ein Chaos aus Erleichterung und Verunsicherung. Denn was würde nun als Nächstes passieren?
-Ian-
Ich bemerkte, wie Rae ruhiger wurde, als ihre beiden Eltern verschwunden waren. Beruhigend legte ich wieder einen Arm um sie. "Es ist vorbei, Rae. Du musst keine Angst mehr haben, sollten sie es sich doch anders überlegen, schaffen wir das gemeinsam. Und wenn du Angst haben solltest wegen dem Finanziellen, bis du einen Job gefunden hast, kann ich dir unter die Arme greifen.
Das ist kein Problem. Ich habe so viel Geld in den letzten Jahren erwirtschaftet, das reicht noch für unsere Enkel. Lass uns diesen Abend nicht kaputt machen, wo er doch so vollkommen anders ist als ich gedacht habe. Außerdem würde es mich freuen, wenn du dir gleich meine Rede anhören würdest."
-Raeyln-
Lächelnd blicke ich Ian an:,,Nichts lieber als das." Über all die finanziellen Probleme, welche nun unweigerlich auf mich zukommen würden, wollte ich mir aktuell keine Gedanken machen. Irgendwie hatte ich es immer geschafft. So oder so: Sollte ich Ians Hilfe hier wirklich annehmen, dann würde ich ihm jeden Cent zurückzahlen, auch wenn das zunächst vielleicht erst einmal schwierig werden würde.
Allerdings lag mir trotz all dem Chaos, was gerade geschehen war, eine weitere Frage auf der Zunge. ,,Tanzen... wir später miteinander?" Unsicher rang ich mit den Fingern, nicht sicher, ob wir schon wieder soweit waren, aber ehrlicherweise war es eine Frage gewesen, die mehr von meinem Herzen, als von meinem Verstand geleitet worden war.
-Ian-
Ich nahm Raes Hand in meine und küsste ihren Handrücken, "Nichts würde ich lieber tun. Und Rae, ich weiß genau, was du gerade gedacht hast. Du hast über deine finanzielle Situation nachgedacht und so wie ich dich kenne, willst du meine Unterstützung nicht oder du willst es mir zurückzahlen, aber schlag dir das aus dem Kopf!
Als meine Gefährtin passe ich auf dich auf und sorge mich um dein Wohl, da nehme ich sicher kein Geld von dir wieder zurück. Es gehört uns sowieso zusammen. Spätestens wenn du eines Tages markiert bist, würdest du in meiner Welt offiziell als meine Ehefrau gelten und das wäre dann der offizielle Zeitpunkt, wo du auf alle Konten und Investments uneingeschränkt Zugriff hättest. Lass uns jetzt erstmal diese Rede hinter uns bringen, danach können wir noch eine Menge diskutieren."
-Raelyn-
Diese Diskussion war für mich definitiv noch nicht beendet! Doch dass es jetzt keinen Sinn hatte, sich darüber weiter zu unterhalten, sah ich ein. Und es war ja nicht so, dass ich nicht dankbar war für seine Hilfe, nur wollte ich nicht von der einen in die nächste Abhängigkeit von einer Person rutschen, selbst wenn es Ian war.
Außerdem hatte ich auch Angst, das zarte Band, was sich langsam wieder zwischen und zu entwickeln begann, zu zerstören und das wollte ich auf keinen Fall riskieren! Daher schenkte ich ihm ein ehrliches Lächeln:
,,Das nehme ich als Versprechen. Ich werde hier unten auf dich warten und gespannt deiner Rede lauschen, versprochen."
-Ian-
Ich beendete meine Rede für die Charityveranstaltung schließlich. Alle älteren Frauen hingen gespannt an meinen Lippen. Doch es störte mich nicht mehr so, wie bis vor ein paar Stunden noch, denn Rae war wieder in mein Leben getreten. Wir hatten noch einen weiten Weg vor uns, doch sie und unser Baby waren zu mir zurückgekommen.
Deswegen lächelte ich verhalten und posierte noch für zwei bis drei Fotos, ehe ich wieder von der Bühne verschwand. Rae saß in der ersten Reihe und lächelte mir zu, als sie aufstand.
Ich schlang wie automatisch meinen Arm um ihre Hüften und genoss ihren Körperkontakt. "War ich sehr schlimm?" , fragte ich scherzhaft nach. Rae wollte gerade antworten, als ich meine Mutter im Hintergrund hörte. "Ian, das war eine grandiose Rede, du...", doch sie stoppte und schaute stattdessen kritisch Rae an. Sie musterte sie komplett von Kopf bis Fuß.
"Ihr seid wieder zusammen? Wie konnte das denn passieren?" Ich schnaubte. Seit sie mich immer wieder mit Frauen verkuppeln wollte und definitiv Fotografen für Fakeschlagzeilen beauftragt hatte, hatte ich den Kontakt mit ihr auf ein Minimum reduziert und war ebenfalls zum Nachteil meiner Mutter aus der Firma ausgetreten. "Schön dich zu sehen, Mutter. Ja wir sind wieder zusammen. Und herzlichen Glückwunsch, du wirst Großmutter."
Die Gesichtszüge entglitten meiner Mutter. "Sie..., du...", meine Mutter stoppte. "Das wird dein Untergang sein, Ian! Das will ich dir gesagt haben, aber ich habe dich oft genug gewarnt. Wenn du meinst, mit dieser... Frau unsere Ahnenreihe zu beschmutzen und mit einem Menschen glücklich zu sein, dann tut es mir leid. Ich bin froh, dass wenigstens dein Bruder eine bessere Frau bekommen hat!"
Schnaubend winkte ich ab. "Du machst dich lächerlich, Mutter. Aber ich bin froh, dass ich mit dir keinen Kontakt mehr haben muss, wenn du nicht siehst, wie glücklich mich Rae macht! William und Isabelle freuen sich ebenfalls für mich, genau wie das Rudel. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben mit Vater."
Damit nahm ich Raes Hand und zog sie von dieser Situation weg, mein Wolf in mir brodelte und machte mich wütend. Zum Glück folgte mir die Frau, die mich geboren hatte nicht. Nun hatte ich meine Mutter endgültig als einen Teil meiner Familie abgeschrieben, denn ab heute würde nur noch meine Familie zählen!
-Raelyn-
Mein Gefährte brodelte, das spürte ich an seiner Hand, die meine fest umklammert hielt, so als wäre ich sein Anker, der ihn davon abhielt, zurückzulaufen und seine Mutter eigenhändig umzubringen. Doch so sehr ich ihn da auch verstand, so war ich mir doch sicher, dass er es im Nachhinein bereuen würde.
Außerdem würde er ihre Meinung bezüglich mir so oder so nicht ändern können. Diese Frau hasste mich ganz offenbar, einfach weil ich keine Gestaltwandlerin war, sie verabscheute mich allein deswegen! Meine Eltern und sie waren sich beide ähnlicher, als sie vielleicht dachten oder je wahrhaben wollen würden. Bitte, sollte sie mich dafür hassen!
Wenn ich eines in meiner gemeinsamen Zeit mit meinem Gefährten gelernt hatte, dann dass es nicht wichtig war, was andere über mich dachten, sondern nur das zählte, was ich von mir hielt und das die Menschen in meinem Leben bleiben würden, weil sie sich für mich und nicht für Status oder irgendetwas anderes interessierten!
Anstatt mich mit ihm zurück ins Gedränge zu werfen, zog ich Ian hinaus auf den Balkon, der mir bereits vorhin ins Auge gefallen war und von dem man die Lichter Edinburghs sehen konnte. Es würde zwar etwas kalt werden, aber zumindest für eine kurze Zeit sollte dies vollkommen in Ordnung sein, vor allem da mein persönlicher Heizkörper praktisch direkt hinter mir her lief. Am Geländer angekommen, drehte ich mich zu ihm und musterte ihn besorgt:,,Wie geht es dir?"
-Ian-
Dankbar, dass wir an der frischen Schneeluft waren, atmete ich tief ein und aus. Die Kälte beruhigte meine überhitzte Haut. Ich musterte Rae in ihrem roten Kleid mit den dünnen Trägern, denn sie trug keine Jacke.
"Mir geht es gut, danke. Meine Mutter hat mich nur kurz wütend gemacht, aber das ist jetzt vorbei. Was ist mit dir? Du frierst dich hier draußen doch zu Tode, komm her." Ich zog sie dichter an mich, sodass wir uns fast berührten.
Immer noch achtete ich darauf, dass ich sie nicht einfach an mich zog, wie ich es sonst immer tat. Auch wenn sie ihre Worte vielleicht nicht ernst gemeint hatte, halten sie dennoch ganz leise noch in meinem Kopf und mein Herz war noch nicht bereit für eine weitere Verletzung.
-Raelyn-
Ich schloss die Lücke zwischen uns, ohne lange darüber nachzudenken und kuschelte mich in seine Arme. Erst danach fiel mir auf, dass ihm das vielleicht nicht recht sein könnte. Mein Blick traf den seinen, doch ich sah keine Ablehnung darin, sondern beinahe etwas wie stumme Freude:
,,Solange ich dich habe, war, ist und wird mir draußen vermutlich nie kalt sein. Wir können den Abend wohl als ziemlich... turbulent abstempeln, hm? Aber ehrlicherweise trafen mich die Worte deiner Mutter weniger als gedacht, denn durch dich Ian ist mir bewusst geworden, dass ihre oder auch die Meinung oder Erwartungen meiner Eltern mir vollkommen gleich sein können!
Nur das, was ich über mich denke, ist wichtig. Und es tut mir ehrlich leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu erkennen."
Ian erwiderte darauf nichts, umarmte mich jedoch fester. Aber vielleicht wären Worte in diesem Moment auch viel zu bedeutungslos gewesen, drückte die Stille zwischen uns doch eine viel tiefere Verbindung aus, als es Worte je gekonnt hätten.
Und vielleicht war es eben dies, was mir die Gewissheit gab, dass ich sein Vertrauen wieder zurückerlangen könnte, solange wir nur beide wussten, dass es da immer jemanden geben würde, der uns liebte, egal wie oder wer wir auch waren.
Huhuuuu, meine lieben Eulen! 🦉
Wie war euer Start in den Morgen?😊 Ich befinde mich ja schon halb auf dem Weg nach Hause zu meiner Familie.❤️
Ach und wer von euch hat alle Weihnachtsgeschenke? Spoiler: Ich noch nicht.🤣
Soderle, dann geht es jetzt ab zu den üblichen Verdächtigen: 😁
Was sagt ihr zu dem Aesthetic ? 🐺❤️
Omg! Sie haben sich endlich wiedergefunden. Für euch waren das jetzt zwar nur zwei Kapitel, für die beiden hat es allerdings deutlich länger gedauert. Ob es wieder zwischen den beiden so richtig werden wird ? 🙈
Ach und was haltet ihr by the war von der Art, wie Rae Ian übermittelt hat, dass sie immer noch schwanger ist?🥰
Ich freue mich auf eure Kommentare und hinterlasst auch gerne bei @pink-lilly einen Kommentar einen Stern oder beides. ❤️
Jagt gerne den Fehlerteufel.😉
Fühlt euch alle gedrückt. 🥰🥰🥰
Eure Weltenwandlerin 🌏🌍🌎
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