20.Kapitel

-Ian-

Minutenlang starrte ich auf meinen ausgeschalteten Computerbildschirm. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen, da mir Raes Worte und ihr vernichtender Blick nicht mehr aus dem Kopf gingen. Ihre Worte taten noch immer weh und ich konnte sie kaum glauben. War ich wirklich so naiv gewesen? War mir das Glück mit meiner Mate wirklich nicht vergönnt?

Ein Klopfen riss mich schließlich aus meiner Starre. Schnell schüttelte ich den Kopf und räusperte mich. "Herein." Kurz hoffte ich, dass es Rae war, vielleicht gab es ja irgendeine Begründung, doch zum Vorschein kam meine Mutter. Innerlich seufzte ich. "Ian, endlich sehe ich dich wieder", fing sie an und kam sofort hereingeschneit und setzte sich auf die Couch, die ich ausgewechselt hatte, seitdem ich wusste, dass Viktoria ein benutztes Kondom hier gelassen hatte. "Dir auch einen schönen Tag, Mutter."

Sie verdrehte ihre braunen Augen. "Ich habe ewig nichts mehr von dir gehört, seit... dieses Biest in meinem Haus war." Ich knurrte.

"Sie ist meine Mate!", herrschte ich meine Mutter an. Die Frau, die mich geboren hatte, zog ihre Augenbrauen gen Haaransatz. "Soweit ich mitbekommen habe, hat sie dich gestern abgelehnt und dir ziemlich vor den Kopf gestoßen. Doch darüber kannst du froh sein! Nun hast du Zeit für eine richtige Ehefrau, die zu dir passt." Von ihrer Bemerkung, verzog ich das Gesicht, ehe ich ihr antwortete. "Woher weißt du davon?" Meine Mutter lachte.

"Auch wenn du nun der Alpha des Rudels bist, habe ich dennoch meine Kontakte." Ich knurrte, natürlich hatten auch sie davon mitbekommen und meine Mutter hatte ebenfalls viele Verbündete dort. Wortlos stand ich auf. Ich konnte nicht mehr mit ihr reden. Sie war einfach so boshaft und erkannte nicht, dass ich Rae liebte und sie mein Gegenstück war!

"Du verstehst die Beziehung zu Rae einfach nicht. Also sollten wir das hier beenden. Ich gehe jetzt in die Mittagspause, wenn du mich also entschuldigen würdest." Die dunkelhaarige Frau schnaubte. "Wenn du meinst, mir davonlaufen zu können."

Ich schob meinen Auflauf auf dem Teller lustlos hin und her. Hunger hatte ich eigentlich keinen, ich wollte nur aus meinem Büro heraus, denn ich brauchte frische Luft. Also war ich in meinen Lieblingspub gegangen. Normalerweise liebte ich das Essen hier. Doch heute schmeckte es wie Pappe, was sicherlich an meinem Gefühlsleben lag.

Der Stuhl gegenüber von mir wurde nach hinten geschoben und eine Frau setzte sich zu mir. "Hallo, darf ich mich setzen?", fragte sie. Skeptisch blickte ich von meinem Teller auf und stockte kurz. Eine Rothaarige lächelte mich mit ihren blauen Augen an. Sofort verglich ich sie mit Rae. Doch das Rot von ihren Haaren glänzte nicht so, es war matt, gemischt mit einem Braunton. Und die blauen Augen wirkten kühl und nicht so leuchtend wie das Grün von Rae. Ich sah mich in dem halbleeren Pub um. Viele hatten noch keine Mittagspause, deswegen war es so leer.

"Gibt es keinen freien Platz mehr?", raunte ich und trank einen Schluck von meinem Bier. Die Frau lachte und streckte ihre langen filigranen Finger aus. "Du siehst ziemlich einsam aus, deswegen dachte ich, du könntest Unterhaltung gebrauchen." Ich verdrehte die Augen und blickte aus dem Fenster, an dem ich saß.

Dort tauchten plötzlich ziemlich viele Fotografen auf, die ihr Blitzlichtgewitter starteten. Als würde ich vom Blitz getroffen werden, sprang ich von meinem Stuhl und rückte vom Fenster weg, ehe ich die Rothaarige scharf musterte. "Was willst du wirklich hier? Hast du etwas mit denen dort draußen zu tun?" Das Lächeln von der Frau wurde kleiner und sie stand auf, strich mir über mein Hemd, doch ich schlug ihre Hand weg. "Du hast sie beauftragt", schlussfolgerte ich. Die Rothaarige legte ihren Kopf schief und kicherte. Mir stellten sich die Nackenhaare auf.

"Nicht ganz mein Sohn. Ich war das", ertönte die Stimme meiner Mutter hinter mir. Verdutzt drehte ich mich um. In ihrem hellen, sandfarbenen Mantel stand sie da und grinste. "Das ist Eliana, die Tochter eines gut befreundeten Bankers. Da ich mich von Viktoria als deine Frau nun verabschieden musste, dachte ich, dass Eliana dir gefallen würde. Sie studiert Germanistik im dritten Semester und ihr würdet sicherlich hervorragend zusammenpassen."

Fassungslos sah ich meine Mutter an, hatte sie mich gerade wirklich vor aller Augen Edinburghs verkuppeln wollen? Schnaubend trat ich einen Schritt auf sie zu, dabei war es mir egal, dass sämtliche Augen des Restaurants auf uns gerichtet waren.

"Wie oft noch, Mutter?! Ich will keine andere Frau, ich liebe Rae! Und daran werden deine Verkupplungsversuche nichts ändern!" Meine Mutter winkte ab. "Sie hat dich verlassen! Sie ist ein Nichts! Denk einmal an dich! An uns, an die Firma und an das Ru...- deine Freunde!", zischte sie.

"Genau deswegen müsstest du wissen, dass nur Rae mich glücklich machen wird." Meine Mutter meinte schrill: "Das sind doch nur Märchen, du kannst dich von dieser Abhängigkeit befreien und...etwas für deine Familie tun!" Schnaubend löste ich mich von meiner Mutter.

"Es bringt nichts, mit dir zu diskutieren. Du wirst es nie verstehen, einfach weil du mit meinem Vater Glück hattest, dass er eine gut laufende Firma besitzt und hier angesehen ist. Aber es ist doch völlig egal, welchen Stand Rae hat! Sie ist so facettenreich, dass es keine Rolle spielt! Und dass du mich nun mit der Nächstbesten, die ein Abklatsch von Rae sein soll, verkuppeln willst und dazu noch die Presse auf mich hetzt..., geht zu weit!

Dir ist es anscheinend wichtiger, einen erfolgreichen und geldscheffelnden Sohn zu haben, als dass dieser glücklich ist. Darauf kann ich gut verzichten! Ich werde aus der Firma aussteigen. Wiliam kann gerne meinen Platz einnehmen." Meine Mutter riss die Augen auf

"Das meinst du doch nicht ernst! Du wirst untergehen! Keinen Cent wirst du mehr von uns kriegen, wenn du weiter dieser Frau, die nichts von dir will, hinterherrennst!" Diesmal winkte ich ab.

"Das wirst du schon noch sehen, Mutter. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest." Damit schnappte ich mir meine Jacke von der Lehne und stürmte aus dem Laden. Die kalte Schneeluft durchtränkte meine Lunge und endlich beruhigte sich mein rasendes Herz. Nun hieß es wohl neue Wege gehen. Ich hatte wirklich mit meiner Mutter gebrochen. Doch es fühlte sich befreiend an!

Ich konnte eine neue Firma gründen, ohne dass meine Familie darin herumpfuschen könnte. Ich konnte all die neuen innovativen Ideen umsetzen, wovon mich meine Mutter immer aufhielt. Durch mein jahrelanges Investment, hatte ich schließlich genug Geld. Ich würde mich nicht unterkriegen lassen!





-Raelyn-

Die letzten Nächte waren zugegebenermaßen beschissen gewesen. Und das war noch freundlich ausgedrückt, um ehrlich zu sein... Mein leerer Blick glitt hinüber zu meinem Fenster und so sehr mich die Landschaft früher beruhigt hatte, so sehr schmerzte sie mich jetzt, erinnerte mich doch eben alles an Ian und unsere gemeinsamen Spaziergänge durch die verschneiten Landschaften Schottlands.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Mich hätte es auch nicht gewundert, wenn es einfach beschlossen hätte, den Dienst zu quittieren. So zerrissen wie ich mich innerlich fühlte, hätte ich es diesem nicht einmal übel genommen. Vielleicht wäre es sogar eine Erleichterung gewesen.

Zusätzlich hatte meine Morgenübelkeit mir auch noch vermehrt Probleme bereitet, sodass ich jeden Morgen regelrecht zum Klo gesprintet war. Und doch war mein kleiner Wolf alles, was mich dazu brachte, weiterzumachen, zu essen und immerhin zu probieren, keine wandelnde Leiche zu sein. Zugegebenermaßen mit eher minderem Erfolg. Ich rollte mich auf meinem Bett herum und vergrub mich tiefer unter meinem Deckenhaufen.

Schlafen... Mehr wollte ich nicht. Denn dann konnte ich mir zumindest für eine kurze Zeit einbilden, dass all die Scheiße mit Ian nicht wirklich passiert war und er mir gleich sagen würde, dass alles nur ein schlechter Albtraum gewesen war... Er würde mich in seine Arme ziehen und ich wüsste, dass alles gut zwischen uns beiden wäre.

Nun, die Realität sah leider anders aus. Stattdessen hatte ich meinem Gefährten das Herz gebrochen. Meine Wut über diese gesamte beschissene Situation brodelte noch immer in mir. Wie gerne hätte ich mit Isla über alles geredet, doch meine Eltern hatten mir mein Handy abgenommen und bisher nicht zurückgegeben. Ich bezweifelte ernsthaft, dass sich das in nächster Zeit ändern würde. Das all dies, was sie aktuell taten, Straftaten waren, schien sie nicht zu interessieren. In ihren Augen schützten sie mich. Es war krank... Einfach nur krank!

Meine Aufmerksamkeit wurde widerwillig auf meine... Mutter gerichtet, als eben diese in mein Zimmer stürmte. Nur knapp widerstand ich dem Drang, ein Kissen nach ihr zu werfen, ein Buch wäre mir lieber gewesen, denn das hätte immerhin einen Bruchteil dessen, was ich im Moment fühlte, symbolisiert. So jedoch... ,,Raelyn Erin Campell, also bitte! Liegst du etwa immer noch im Bett?!"

Durfte ich sie bitte eigenhändig umbringen?! Mein Innerstes schwankte zwischen Wut und einer tiefen Stille, die alles immer weiter von mir zu verschlingen schien, und wenn ich nicht aufpasste, würde eben dies wohl auch passieren.

,,Jetzt hör auf, da so nutzlos herumzuliegen! Ich habe gute Neuigkeiten für dich. Nächste Woche ist das erste Gespräch für deine Abtreibung, damit du endlich dieses... Ding in dir los wirst. Ist das nicht wunderbar?" Alles in mir erstarrte und ich setzte mich mehr mechanisch auf, als dass ich es wirklich realisierte. Sie... wie... ?!

Verabscheute sie ihr Enkelkind wirklich so sehr? Dieses kleine, unschuldige Wesen? Bis jetzt hatte ich nicht wirklich begreifen wollen, dass meine... Eltern... die Abtreibung wirklich durchziehen wollten. Ich hatte nicht glauben wollen, dass sie es so sehr hassten, offenbar hatte ich mich jedoch geirrt! Wie konnte man nur so kalt sein?! So herzlos?! Meine Hand legte sich schützend auf meinen Bauch:

,,RAUS! VERSCHWINDE! VERSCHWINDET BEIDE! WISST IHR EIGENTLICH WIE KRANK IHR SEID? IHR WERDET DIESEM KIND NICHT ZU NAHE KOMMEN!" Blindlings griff ich nach dem Wecker, der sich neben meinem Bett befand und warf ihn in die Richtung meines Gegenübers. Im Zielen war ich leider nie gut gewesen, weswegen er krachend an der Wand neben ihr zerschellte.

Die einzige Reaktion, die ich von meiner Mutter bekam, war lediglich ein missbilligender Blick auf meinen nun kaputten Wecker. ,,Ich dulde es nicht, dass du in einem solchen Ton mit mir sprichst, aber ich schiebe es auf deinen aktuell inakzeptablen Zustand! Vielleicht bringt dich ja das endlich zur Besinnung."

Mit diesen Worten warf sie mir die Zeitung entgegen. ,,Verschwinde, raus!" Meine Worte kamen eher gepresst heraus, aber sie hätten nicht schärfer sein können. Meine... Erzeugerin, denn auf alles andere hatte sie keinen Anspruch mehr, verlies hoch erhobenen Hauptes mein Zimmer, während ich langsam nach eben dieser griff, auch wenn ich mir nicht wirklich sicher war, ob ich mir, was auch immer sie zeigen würde, ansehen wollte.

Ich schlug die Zeitung auf, nur um sie im nächsten Moment wieder von mir zu werfen. Denn auf dem gedruckten Bild war niemand geringeres als Ian zu sehen, zusammen mit einer jungen Frau, die mir verdächtig ähnlich sah. Dieselben roten Haare und auch von der Statur glichen wir uns fast. Und es sah so aus, als ob beide Händchen halten würden.

Allerdings zweifelte ich keine Sekunde daran, dass die Situation eine andere gewesen sein musste, als so, wie sie hier dargestellt worden war! Noch vor ein paar Wochen, hätte ich vielleicht daran gezweifelt, hätte meiner Erzeugerin ihre Lügen geglaubt, doch nun... Ich wusste, dass Ian mich nicht betrügen würde, selbst wenn ich ihm so wehgetan hatte und ich wiederum war mir sicher, in dem, was ich fühlte:

Es war eine Liebe, die so tief ging, dass ich es nicht einmal in Worte fassen konnte! Daher zerknüllte ich die Zeitung lediglich und warf sie in irgendeine Ecke meines Zimmers. Mich würde es nicht wundern, wenn seine Mutter irgendetwas damit zu tun haben würde, so sehr, wie sie mich hasste und für minderwertig erachtete. Aber eine gute Sache hatte die Situation eben gehabt:

Mein Kampfgeist war zurückgekehrt! Ich würde alles dafür tun, um Ian, das Kind und meine neue Familie zu schützen! Niemand würde mir das dauerhaft wegnehmen, sofern sie mir alle verzeihen konnten. Es wurde Zeit, dass ich mir den Laptop meiner... Eltern vornahm! 



Huhuuuu, meine lieben Eulen! 🦉

Wie war euer Start in den Morgen?😊

Soderle, dann geht es jetzt ab zu den üblichen Verdächtigen: 😁

Die Eltern der beiden sind doch wirklich unmöglich oder ? 🙈

Und ob Raes Plan gelingen wird? 😶‍🌫️

Ich freue mich auf eure Kommentare und hinterlasst auch gerne bei @pink-lilly einen Kommentar einen Stern oder beides. ❤️

Jagt gerne den Fehlerteufel.😉

Fühlt euch alle gedrückt. 🥰🥰🥰

Eure Weltenwandlerin 🌏🌍🌎


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