17.Kapitel

-Ian-

"Weißt du eigentlich, dass ich das letzte Mal als Kind einen Tannenbaum ausgesucht habe?", ließ ich Rae wissen und bog auf den Parkplatz der Tannenbaumfarm ein. Meine Mate kicherte daraufhin. "Nein, das meine ich ehrlich. Das war für mich schließlich all die Jahre irrelevant. Woher soll ich also wissen, ob es der perfekte Baum ist?", fragte ich sie und stieß die Autotür auf. Auch Rae machte sich ans Aussteigen und schon einen Augenblick später hatten wir unsere Hände miteinander verschränkt und liefen zwischen den ersten kleinen Tannenbäumen umher. Doch für mich gab es erstmal wenig Unterschiede. Natürlich erkannte ich die verschiedenen Farbnuancen, die verschiedenen Gerüche und Größen, schließlich war ich ein Wolf. Aber zunächst wirkte jeder Baum ziemlich ähnlich.



-Raelyn-

Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, als ich Ians ehrliche Verzweiflung einen guten Baum zu finden, aus seiner Stimme heraushörte:,,Isla und ich haben da eine Weihnachtstradition für unsere WG über die letzten Jahren entwickelt. Wir sind immer zusammen zu einer Tannenbaumfarm gefahren, weil wir auch einen haben wollten über die Weihnachtsfeiertage. Isla ist da ja genauso durchgeknallt wie ich. Und dann haben wir ein Wettrennen daraus gemacht, wer als Erstes den perfekten Minitannenbaum findet. Tja und der, der die meisten Macken hatte, wurde am Ende unserer. Was hältst du davon, wenn wir dasselbe probieren? Vielleicht aber mit einem größeren Baum?" Neckend lege ich meinen Kopf schief.



-Ian-

Lächelnd zog ich Rae dichter an mich und küsste ihre Wange. "Das klingt sehr gut! Und ja , wir sollten uns vielleicht einen größeren suchen, zumindest wenn er im Rudelhaus aufgestellt werden sollte. Das Wohnzimmer ist schließlich riesig. Na gut, also wo sollen wir anfangen? Du die rechte, ich die linke Seite? Und was bekommt der Gewinner?"



-Raelyn-

,,Wieso nicht gleich hier oder hast du etwa Angst, zu verlieren? Der Verlierer muss dem Gewinner eine Waffel und einen Punsch auf dem Weihnachtsmarkt ausgeben. Deal?" Auffordernd halte ich ihm meinen kleinen Finger entgegen, doch Ian schüttelte nur verneinend den Kopf.



-Ian-

"Nein, wir beide würden zusammen auf dem Markt sein und ich habe mir geschworen, wenn wir beide zusammen sind, dann lasse ich nicht zu, dass du Geld ausgibst. Einfach weil es dir so viel mehr in deinen Geldbeutel einschneidet, wie in meinen. Und außerdem mag ich meine Mate auf Händen tragen, also...: Wie wäre es, wenn der Verlierer ein Abendessen für den Gewinner kochen muss? Falls du meine eher so unterdurchschnittlichen Kochkünste kennenlernen willst." Nun reckte ich Rae meinen kleinen Finger entgegen. "Deal?"



-Raelyn-

Ich kniff meine Augen leicht zusammen und grummelte vor mich hin, während ich meine Arme vor der Brust verschränkte. Ich war durchaus in der Lage, Ian auf einen Punsch einzuladen und auch die Waffel würde mich nicht umbringen:,,Einen Weihnachtsmarktbesuch verkraftet mein Geldbeutel gerade so noch, vielen Dank!"



-Ian-

Kurz schmunzelte ich und küsste Rae. "So war das doch gar nicht gemeint. Mir ist durchaus bewusst, dass du in der Lage bist einen Weihnachtsmarktbesuch zu bestreiten. Dennoch mag ich meine Freundin eben gerne auf Händen tragen. Und außerdem hast du das letzte Mal heimlich in dem Cafe bezahlt, als wir uns aufgewärmt hatten. Also wäre es dann nur fair, wenn ich wieder dran wäre. Aber ich will mich jetzt nicht mit dir darüber streiten, wenn du mich schon hierher gebracht hast. Lass uns anfangen, den perfekt unperfekten Baum zu suchen. Mir kribbelt es schon in den Fingern." 

Ich konnte kurz eine Schnute von Rae erkennen, doch dann seufzte sie, ehe sie nickte. "Du treibst mich manchmal in den Wahnsinn, Ian! Aber gut, stell dich schon mal aufs Verlieren ein." Kopfschüttelnd drückte ich meine Mate noch ein Stückchen an mich. "Mhh, vielleicht solltest du wirklich gewinnen, meine Kochkünste sind sehr unterirdisch gegenüber deinen." Nun schüttelte Rae den Kopf. "Gibst du jetzt schon auf?" Schnell hob ich die Hände. "Niemals, also los!", gab ich von mir und Rae stieß sich von mir ab, ehe ihre kleinen Beine lossprinteten. Grinsend blickte ich ihr nach, ehe ich durch das Dickicht der Tannenfarm marschierte. 

Ich ließ meinen Blick schweifen und erkannte die verschiedenen Größen und Formen. Der Duft der Tannen beruhigte mich und ließ meinen inneren Wolf schnurren, wir fühlten uns hier sehr wohl. Auch wenn wir den richtigen Wald natürlich bevorzugten. Dennoch war das hier einfach wunderbar! Immer wieder erhaschte ich zwischen den Tannen Rae, die jeden Baum eingehend musterte. Dabei beobachtete ich sie immer im Schutz der Bäume. Wie ihre roten Haare zwischen all den grünen Nadel hervorstachen und ihre jadegrünen Augen bei jedem Baum erneut anfingen zu leuchten. Ich konnte mich kaum sattsehen an dem Anblick. 

Stolpernd fiel ich einen Schritt nach vorne genau in einen Baum hinein. Schnell richtete ich mich wieder auf. Und wenn zuvor jeder Baum dem anderen glich, fand ich diesen, in den ich gefallen war, ziemlich interessant. Er hatte ein sattes Grün, war mindestens zwei Meter groß, doch er war leicht schief und im unteren Bereich hatte er ein sattes Nadelbett,  in der Mitte war er jedoch  leicht ausgedünnt und erst bis zur Spitze war er wieder mit vielen Nadeln bestückt. 

"Rae, ich glaube ich habe unseren Baum gefunden", verkündete ich lautstark. Da meine Mate sowieso nur ein paar Meter von mir stand, konnte sie mich gut hören. "Wirklich?", fragte sie erstaunt und marschierte durch den Schnee zu mir. 



-Raelyn-

Das konnte doch jetzt wohl nicht wahr sein! Da gewann er einfach direkt beim ersten Mal! Aber ich musste ihm wohl oder übel zu stimmen: Der Baum, der vor uns aufragte, war wirklich alles andere als perfekt. Also erfüllte er wohl oder übel alle Kriterien. Damit würde ich für unser Abendessen zuständig sein, was für unsere Geschmacksnerven definitiv sicherer war! ,,Es abzustreiten wäre sinnlos, oder?"



-Ian-

Von ihrer Bemerkung musste ich grinsen und zog sie erneut an mich. Dabei entging mir nicht ihr angenehm warmer Körper, auch wenn es gegen meine Hitze nur ein Bruchteil dessen war, mochte ich dennoch ihre Körpertemperatur. Außerdem ließ ich es mir nicht nehmen, sie zu küssen. Als ich mich wieder von ihr löste, fragte ich spitzbübisch:"Also darf ich mir heute aussuchen, was du kochst?" Rae verdrehte daraufhin mit einem Lächeln ihre Augen. 

"Dann fälle ich mal meinen Prachtbaum, damit wir ihn heute noch schmücken können. Ich muss Sara mal fragen, wo sie die Baumdeko aufbewahrt." Es war immer noch nicht zu fassen, dass ausgerechnet ich mir über so etwas Banales wie Weihnachtsschmuck Gedanken machte. Oder welcher Baum im Rudelhaus gut aussah. Hätte man mir das vor ein paar Monaten gesagt, hätte ich ihn eigenhändig für verrückt erklärt! Doch der kleine, rothaarige Wirbelwind neben mir, hatte meine Welt einmal aus den Angeln gehoben und neu platziert. Durch sie war alles bunt und wirkte so einfach zu schaffen.

Eine Stunde später waren wir wieder im Rudelhaus, den wuchtigen Baum hatte ich mit dem Mitarbeiter der Tannenbaumfarm irgendwie auf meinen SUV gespannt. Und er war tatsächlich unversehrt angekommen. Als ich Sara auf dem Weg zu unserem Rudel gedanklich linkte, wo die Weihnachtsdeko war, hatte sie mich zuerst gefragt, ob ich krank sei. Und auch jetzt betrachtete sie mich kritisch, als ich die durchsichtige Box mit vielen verschiedenen Weihnachtsbaumkugeln und viel Lametta in den Händen hielt. 

Rae kicherte daraufhin nur. Und Sara schüttelte den Kopf, ehe sie ebenfalls schmunzelte. Egal, was Rae mit dir angestellt hat, sie ist definitiv gut in diesem Job. Ich wusste, dass Sara das nicht laut ausgesprochen hatte, um Rae nicht in Verlegenheit zu bringen. Deswegen verdrehte ich die Augen. Sie ist meine Mate, natürlich ist sie gut in ihrem Job. Die Frau hob immer noch lachend, abwehrend die Hände. 

"Na gut, ich lasse euch mal machen... Wenn ihr das Haus abfackelt, sagt mir Bescheid, dann werden Sebastian oder Zac euch sicherlich retten." Damit sprintete sie zurück in das obere Geschoss des Rudelhauses und Rae und ich waren wieder allein. Der große Tannenbaum stand neben dem Kamin vor dem Fenster in der Ecke und sah noch recht nackt aus. Unsicher wandte ich mich an meine Gefährtin. "Wollen wir?"



-Raelyn-

Begeistert klatschte ich in die Hände, bevor ich mir die Auswahl genauer anschaute. ,,Aber sicher doch! Du brauchst doch immer noch Nachhilfe im richtigen Schmücken von Weihnachtsbäumen. Habt ihr hier eigentlich auch Leitern? Wir müssen uns unbedingt von oben nach unten vorarbeiten!" 

Hinter mir höre ich ein herzhaftes Lachen, bevor ich Ians Hände an meiner Hüfte spürte und einmal herumgewirbelt werde. ,,Ian! Konzentration! Sonst wird das mit dem Baum heute nichts! Genauso wenig wie mit unserem Abendessen, denn das gibt es erst, wenn wir diesen Baum geschmückt haben!", meinte ich kichernd.



-Ian-

Ich küsste ihre Halsbeuge, was Rae noch mehr zum Kichern brachte. "Wer braucht schon Leitern, wenn er einen großen Gefährten hat? Ich bin deine Leiter." Nicht gerade überzeugt, drehte Rae ihren Kopf zu mir. Unschuldig zuckte ich mit den Schultern. "Ernsthaft, wir haben nur einen Tritthocker, der hilft uns wohl wenig. Wir lieben es zu klettern", ließ ich sie wissen. Gut eventuell war das vielleicht minimal gelogen, wir hatten im hintersten Kellerabteil eine alte Holzleiter, doch diese hatte jahrelang niemand mehr angefasst. Denn wir liebten wirklich die Herausforderung und das Klettern. 

Rae seufzte, ehe sie ihre Arme anhob. War das eine Aufforderung, sie hochzuheben? Ich verstärkte meinen Griff um ihre Hüfte und ließ sie ein gutes Stück über den Boden schweben, ehe Rae anfing, die ersten Weihnachtskugeln an den Baum zu hängen. "Geht das so? Sicher, dass ich nicht zu schwer bin?", kam es unsicher von ihr, nachdem sie die zweite Kugel aufgehängt hatte. Ich verdrehte die Augen und pikste sie in die Seite, wovon Rae aufquikte. "Hatten wir das nicht schon einmal? Du wirst mir niemals zu schwer sein, Rae! Von mir aus kann das hier noch Stunden dauern. Außerdem habe ich einen ziemlich guten Ausblick. Mir macht das hier nichts aus." 

Fragend drehte sich die Rothaarige zu mir herunter, sie wollte wohl wissen, welche Aussicht ich meinte. Ich schielte spitzbübisch zu ihrem Po und lachte. Meine Mate schüttelte daraufhin amüsiert den Kopf. "Was? Ich bin auch nur ein Mann und glücklich, so eine wunderschöne Mate an meiner Seite zu haben." Rae kicherte nochmals, ehe sie sich wieder dem Baumschmuck zuwandte.

,,Du bist unmöglich, hat dir das schon einmal jemand gesagt? Oh und bitte noch einen Ticken höher. Diese Kugel darf auf gar keinen Fall zu nahe bei der anderen hängen, ansonsten zerstört das nachher das Gesamtbild!"

Ich versuchte mit den Schultern zu zucken, ehe mir einfiel, dass sie das wohl überhaupt nicht sehen würde. Deswegen antwortete ich stattdessen:"Bist du da oben bald mal fertig? Du musst auch noch etwas für den unteren Teil des Baumes übrig lassen. Sonst müssen wir noch Weihnachtsdeko shoppen und ich weiß nicht, ob mein Gemüt so viel Weihnachtskitsch an einem Tag verträgt." Die Rothaarige lachte erneut. Dann hing sie die letzte Kugel in der roten Schachtel auf. "Perfekt", meinte Rae zufrieden. 

Ich nahm das als Anlass, sie vorsichtig wieder herunterzuheben. Als sie wieder auf ihren eigenen zwei Beinen stand, trafen sich unsere Blicke. Sofort kribbelte alles in mir, ehrfürchtig strich ich ihr eine vorwitzige Haarsträhne hinters Ohr, woraufhin sich Raes Herzschlag um einige Takte beschleunigte. Grinsend meinte ich:"Mache ich dich nervös?" Sie schluckte, um sie aufzuheitern, knuffte ich ihr in die Seite. "Lass uns den unteren Teil schmücken, denn ich habe Hunger. Darf ich mir eigentlich alles aussuchen für das Abendessen?"

Rae stöhnte, auch wenn ein Lächeln auf ihren Zügen war. "Brot und Wasser, wenn du so weiter machst." Ich legte meinen Zeigefinger auf meinen Mund. "Ich bin brav, ich schwöre." Zur Bestätigung hob ich meine Finger in die Luft. Damit machten wir uns auch an den unteren Teil des Baumes. Schon eine halbe Stunde später schimmerte der Tannenbaum in goldenen und roten Farben. Ich hatte nicht gedacht, dass es mir einmal so sehr Spaß machen würde, einen Baum zu schmücken. 

Zufrieden betrachteten wir beide unser Werk. "Und dass ohne, dass jemand zu Schaden kam", lobte ich. Daraufhin bekam ich von Rae ihren Ellenbogen in die Seite. Versöhnlich küsste ich ihre Schläfe und genoss dabei ihren Duft. Tief atmete ich ein und aus und füllte mit ihrem Geruch meine Lungen. "Und was gibt es jetzt zum Abendessen?", lenkte ich dann den Fokus auf die wichtigen Themen. Rae wandte sich mit hochgezogener Augenbraue zu mir. "Was wünscht sich der Herr denn?" Grinsend zog ich sie dichter an mich. Wenn sie mich so fragte... Ich legte den Kopf schief und betrachtete eingehend ihre schwungvollen Lippen. "Dich." 



Huhuuuu, meine lieben Eulen! 🦉

Wie war euer Start in die neue Woche?😊

Soderle, dann geht es jetzt ab zu den üblichen Verdächtigen: 😁

Die beiden sind doch absolut zum Dahinschmelzen, oder? 😍🥹Und ja, die Frage habe ich bereits im letzten Kapitel gestellt, aber ihr solltet es genießen, wer weiß schon, wie lange es noch so bleibt? Just saying. 🤭😁

Ich freue mich auf eure Kommentare und hinterlasst auch gerne bei @pink-lilly einen Kommentar einen Stern oder beides. ❤️

Jagt gerne den Fehlerteufel.😉

Fühlt euch alle gedrückt. 🥰🥰🥰

Eure Weltenwandlerin 🌏🌍🌎

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