13. Kapitel

-Raelyn-

Ich ließ eine geschlagene Woche vergehen, bis ich mir das erste Mal eingestand, dass ich Ian furchtbar vermisste. Und dies geschah wohl auch nur deshalb, weil Isla mich irgendwann zur Seite nahm und fragte, was denn eigentlich mit mir los sei. Nun ich konnte es mir nicht leisten, zuhause unter meine Bettdecke zu kriechen und mir die Augen aus dem Kopf zu heulen. Dafür waren zwei Studiengänge zu zeitaufwendig. Was allerdings nicht bedeutete, dass ich es nachts nicht tat.

Ich musste schrecklich aussehen, denn äußerlich hielt ich zwar meine perfekte Fassade aufrecht, was aber nicht hieß, dass man mir an meinem Verhalten nicht durchaus anmerken konnte, wie dreckig es mir eigentlich ging. Und meine aufgequollenen Augen, die man trotz Makeup, was ich nur deswegen trug, halfen auch nicht gerade dabei, dass ich einen vollkommen gesunden Eindruck machte.

Ian war die gesamte Woche über nicht einmal aufgetaucht und auch unser Projekt war vollkommen zum Erliegen gekommen. Eigentlich sollte mich das stören, aber das tat es nicht. Viel mehr machte es mir Sorgen, dass mir Ian fehlte… Und zwar nicht nur ein bisschen, sodass ich es getrost hätte ignorieren können, so wie es für den Zeitraum, den wir uns kannten, angemessen war, sondern viel mehr so, als hätte ich etwas von mir selbst verloren. Etwas von dem ich noch nicht einmal gewusst hatte, dass ich es für eine Zeit besessen hatte. Und das fühlte sich verdammt beschissen an!

Auch der Fakt, dass ich mich sorgte, dass er nicht mehr auftauchte, nervte mich zusehends! Vermutlich hatte er mich längst vergessen und war wieder bei diesem Miststück. Ich war ja offenbar eh nur ein Abenteuer für ihn gewesen. Nicht mehr und nicht weniger… Es war ätzend, vor allem aber tat dieser Gedanke einfach unfassbar weh.

Das Schlimme war, dass ich mich viel zu sehr auf ihn eingelassen hatte, anstatt mich immerhin emotional von ihm fernzuhalten.  Ich hätte mich einfach von ihm entjungfern lassen sollen und fertig! Eine einmalige Sache. Aber nein! Ich musste ja zulassen, dass sich langsam mehr zwischen uns entwickelte. Zumindest von meiner Seite aus! Es war zum Kotzen.

Doch so war ich leider noch nie gestrickt gewesen, sodass ich Körperliches gut von Emotionalem unterscheiden konnte. Meine Eltern würden mich dafür jetzt tadeln. Himmel, kotzte mich die Welt gerade an!

,,Okay, es reicht! Das schaue ich mir nicht länger an, Raelyn! Du wirst jetzt deinen hübschen Hintern erheben und zu Ian fahren! Gib ihm immerhin die Möglichkeit, sich zu erklären! Wenn er wirklich das Arschloch ist, zu dem du ihn machst, dann sollte er damit kein Problem haben und du hast einen klaren Schlussstrich! Danach kann ich ihn immer noch kastrieren gehen, für das, was er meiner besten Freundin angetan hat!”

Isla kam wie eine Naturgewalt in mein Zimmer hereingewirbelt, mit in die Seiten gestemmten Händen. Ihr Blick war entschlossen und dennoch begann es bei ihren Worten in mir zu brodeln:,,Das werde ich sicherlich nicht tun! Er ist es doch, der mit Viktoria geschlafen hat, obwohl er eigentlich mit mir… - Es ist auch egal! Ich werde sicherlich nicht im seine Aufmerksamkeit betteln!”

Theatralisch warf  meine beste Freundin die Hände in den Himmel:,,Himmel, Rae! Es ist doch nicht so, als ob du noch nicht selbst darüber nachgedacht hättest! Schau dich an! Du gehst innerlich immer mehr kaputt und ich werde dabei nicht weiter zusehen!”

Wütend schloß ich in die Höhe, enttäuscht darüber, dass sie offenbar keine Ahnung hatte, wie es mir ging, wie sehr mich die Situation fertig machte:,,Auf welcher Seite stehst du eigentlich?!” Isla machte einen Schritt auf mich zu und meinte etwas ruhiger, aber nicht weniger eindringlich:,,Auf deiner, Rae! Aber ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich! Du sperrst alles in dir ein, sprichst kaum noch und im Ernst: Schau dich mal an. Außerdem…

Weißt du denn, ob er wirklich mit ihr geschlafen hat? Das Kondom könnte auch von jedem anderen sein und dass dich Viktoria nicht mochte, wird aus deinen Erzählungen mehr als nur deutlich. Vielleicht wollte sie dich auch absichtlich treffen? Wer weiß? Aber gib Ian die Chance, sich zu erklären.

Findest du es nicht auch komisch, dass er die ganze Woche nicht da war? Ich habe mich erkundigt bei seinen Kommilitonen. Er war bei keinem seiner Kurse. Wenn das alles für ihn nur ein Spiel war, wieso kommt er dann nicht? Sei ehrlich zu dir selbst: Du hast doch selbst schon mit dem Gedanken gespielt, ihm zu schreiben. Viel mehr hast du so oder so nicht zu verlieren, oder?”

Ehrlicherweise war ich mir nicht ganz sicher, ob ich Isla schlagen oder umarmen wollte. Mir gefiel es nicht, dass sie so Partei für Ian ergriff, allerdings war sie wohl auch deutlich objektiver als ich es im Moment war. Und letztendlich sprach sie auch nur das aus, was ich seit einer Woche erfolgreich zu verdrängen versuchte…

Dennoch war ich sauer. Deswegen drehte ich mich auch demonstrativ ein Stück von ihr  weg. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, vor allem wollte ich aber gerade allein sein, um meine Gedanken zu ordnen und zu überlegen, ob ich ihm wirklich eine Chance geben sollte. Aber verdienten wir die nicht eigentlich alle? Ich war mit mir am Hadern… Ach, man. ,,Könntest du bitte gehen, Isla? Ich … ich will allein sein.”

,,Rae, ich…” Doch ich war emotional zu aufgewühlt. Ihre Worte hatten mich sehr zum Nachdenken gebracht, aber irgendwo war ich gerade auch wütend auf sie und ich wollte nichts sagen, was ich nachher bereuen würde. ,,Bitte. Ich…, ich werde mich bei dir melden, versprochen. Nur geh jetzt bitte einfach. “

Tief seufzend ging Isla, was mir fast wieder leid tat, aber gerade war es das Beste. Vor allem weil ich im Grunde wusste, dass sie recht hatte. Meine Gedanken sprangen hin und her. Sollte ich es wagen und riskieren noch mehr verletzt zu werden? Andernfalls konnte ich mir danach nichts mehr vorwerfen… no risk, no fun… richtig?

Schließlich kam ich zu einem Entschluss: Ich würde zu ihm fahren und falls er wirklich mit ihr geschlafen hatte, würde ich ihn danach komplett aus meinen Gedanken streichen.

Tief ein und ausatmend schritt ich zu Ians Haus. Mein Herz pochte heftig in meiner Brust, doch das erste Mal seit einer Woche war es fast freudig und ich verstand nicht, warum mein Körper sich offenbar so sehr darüber freute den wiederzusehen, der mir das Herz gebrochen hatte. Denn diesen Fakt versuchte ich gar nicht mehr zu leugnen.

Ian war wunderbar darauf herumgetrampelt, aber gut. Ich war hier, um ihm eine Chance zu geben, sich zu erklären. So klingelte ich also, allerdings hatte ich nicht erwartet, von einer jüngeren Version von Ian,  begrüßt zu werden. 

Leicht verblüfft starrte ich mein Gegenüber also an, der mich zunächst beinahe erfreut betrachtete, dann jedoch verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. Bevor mich der Mut verließ, meinte ich daher:,,Guten Tag, mein Name ist Raelyn. Ist Ian da? Ich… müsste mit ihm reden.”


-Ian-

Es war eine Woche vergangen, seit die Funkstille zwischen Rae und mir herrschte. Sie hatte jeglichen Kontakt abgeblockt und ich wusste einfach nicht wieso. An ihrer Wohung hatte niemand aufgemacht, in ihrem Zimmer erkannte ich kaum eine Regung, sie hatte meine Nummer blockiert und ebenfalls unsere Chats. Unser Projekt hatten wir bisher auch nicht weitergeführt, aber das war jetzt erstmal zweitranging.

Ihre Ignoranz verletzte mich und machte mich fertig, weil ich nicht wusste, wieso sie mich ignorierte. Hatte sie vielleicht kein Interesse an mir? Hatte ich etwas falsch gemacht? War ich zu aufdringlich gewesen? Oder war ihr die Wolfssache plötzlich zu viel? Oder hatte sie sich vielleicht in einen anderen Mann verliebt? Allein der Gedanke, ließ sich mein Herz schmerzhaft zusammenziehen.

Durch unsere Funktstille hatte sich mein Wolf gefährlich an die Oberfläche gekämpft und ich kämpfte innerlich jeden Tag mit ihm. Ebenfalls fühlte ich mich leer, als würde sich die Welt ohne mich weiter drehen. Alles fühlte sich dumpf an, wie in Watte gepackt.

Ich war seit einer Woche auch nicht mehr in die Universität gegangen, weil ich wusste, dass ich all die Vorlesungen nicht ertragen würde. Ich war sicherlich auch seit Tagen nicht mehr aus dem Bett gekommen, das Rudel hatte ich auch nicht mehr besucht. Auch sie machten sich Sorgen, riefen mich unzählige Male an, doch ich ignorierte jeden ihrer Anrufe.

Ein weiterer Tag verging, als ich ein Schlüsseldrehen in meiner Haustür hörte. Normalerweise würde ich aufspringen und sofort nach dem Rechten sehen, jetzt jedoch quälte ich mich aus dem Bett und schlurfte zum Flur. Am Treppenabsatz angekommen, öffnete sich gerade die Tür und ich erkannte William. Auf dem Kopf trug er eine schwarze Mütze und er hatte eine ebenfalls schwarze Jacke an. Mit seinem Stiefeln brachte er Schnee in meinen kleinen Eingansbereich, doch das war mir egal. Sein Blick wanderte zu mir.

“Gott, ich dachte mir schon das du scheiße aussehen würdest, aber so? Wann warst du zuletzt unter der Dusche oder draußen? Deine Augenringe sind so tief, dagegen wirkt eine Leiche lebendig.”

Meine Lippen zuckten. “Ich freue mich auch dich zu sehen, William. Was machst du hier? Ich hatte eindeutig zu verstehen gegeben, dass ich meine Ruhe haben will.” Mein jüngerer Bruder lachte und zog sich die Mütze vom Kopf.

“Tja, aber als dein Bruder ist mir das ziemlich egal. Ich habe dich tagelang nicht mehr in der Firma oder  in der Uni gesehen. Selbst unsere Mutter rief mich schon an, was los sei. Und da dich eigentlich nichts aus der Bahn werfen kann und du davor so glücklich warst… Ist etwas mit Rae und dir?”

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. “Der Rudelfunk ist wirklich unschlagbar.” Mein Bruder lachte. “So ähnlich. Aber was ist los?”
Der Brünette zog sich auch seine Stiefel aus, ehe er sich in die Küche begab. Ich protestierte, doch William ignorierte mich. “Du siehst aus, als könntest du ein richtiges Frühstück vertragen. Geh du doch schon einmal duschen.”

Ich schüttelte den Kopf. “Deine Mühen sind wirklich nett, William. Aber mir ist nicht nach essen oder duschen.” Geschockt sah mich mein Bruder an. “Dann ist es ernst. Sag mir, was los ist. Ich habe den ganzen Tag Zeit. Jamie und Isabelle sind heute bei ihren Eltern und ich hatte keine Lust mitzukommen.” Wieder seufzte ich und wollte nicht erneut den Schmerz spüren, der immer wieder hochkam, wenn ich daran dachte, wie Rae weinend auf mich zugestürmt war  und mich beschimpft hatte.

“Rae und ich hatten uns in meinem Büro verabredet, ich war noch kurz bei Sebastian, wegen den Erpresserbriefen. Rae war schonmal in mein Büro vorgegangen. Als ich dazukommen wollte, schrie sie mich plötzlich an und hatte Tränen in den Augen. Später schrieb sie mir eine Nachricht, dass ich sie in Ruhe lassen soll und dass nie wieder etwas von mir wissen will. Seitdem blockiert sie jeglichen Kontakt. Und ich weiß einfach nicht wieso.” 

Der Ausdrck von William wurde sanfter. “Das tut mir leid. Soll ich vielleicht mal mit ihr reden?” Ich schüttelte den Kopf. “Ich will sie nicht bedrängen. Vielleicht…hat sie auch einfach Angst vor mir bekommen oder dem Rudel. Was ist wenn sie mich für ein Monster hält?”

Mein Bruder schüttelte den Kopf. “Das tut sie sicherlich nicht. Oder hast du ihr einen Grund gegeben?” Ich schüttelte den Kopf. “Nein, wieso auch? Ich würde ihr nie etwas antun. Deswegen verletzt es mich auch so sehr, dass sie mir die kalte Schulter zeigt.” Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich daran dachte, dass sie mich vielleicht für immer ignorieren würde. Das durfte ich nicht zulassen!

"Ich glaube, ich geh wieder schlafen, William.” Bevor er etwas erwidern konnte, stürmte ich wieder die Treppen hinauf. Denn ich spürte, wie mir alles über den Kopf wuchs, mein Wolf war unruhig, knurrte in mir und die Geschichte hatte mich aufgewühlt. Meine Augen wurden feucht und mein Herz raste. Kaum hatte ich mich wieder im Bett verkrümelt, hörte ich ein erneutes Klingeln an der Haustür. Wer war das nun?


-Raelyn-

Mein Gegenüber schaute mich kritisch an. ,,Es kommt ganz drauf an, was du hier willst.” Na, wunderbar. Ich hasste solche Situationen, allerdings musste ich wohl in den sauren Apfel beißen.  ,,Es hat… möglicherweise ein … Missverständnis zwischen mir und Ian gegeben. Und ich würde gerne wissen, ob etwas daran ist oder nicht. Aber eigentlich würde ich das gerne mit ihm und nicht mit … dir besprechen. Wer bist du überhaupt?”

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und schaute ihn herausfordernd an. Ich war nicht den Weg gekommen, um jetzt wieder unverrichteter Dinge zu gehen. ,,William. Ians Bruder. Hör zu, euch beiden scheint es wirklich … scheiße zu gehen. Normalerweise würde ich mich da nicht einmischen, aber ich kenne meinen Bruder lange genug, um zu sehen, dass er leidet. Sehr. Also ja. Komm rein.” Ich runzelte leicht irritiert die Stirn. Ihm ging es auch schlecht?

Dankbar nickte ich William zu, der mich eine Treppe hinaufführte, die mich zu Ians Schlafzimmer brachte. Ich erschrak fast, als ich eben dies betrat.
Hier musste dringend mal gelüftet werden und der Rolladen war beinahe ganz hinuntergezogen. Selbst bei mir hatte es in der letzten Woche nicht so ausgesehen… Wenn ich mir das ansah, dann war die Geschichte vielleicht doch nicht so abgelaufen, wie ich bisher gedacht hatte… Denn würde jemand so leiden, wenn alles nur ein Spiel gewesen war? Irgendetwas erschien mir nun doch sehr unlogisch. Dennoch war ich wahrlich zwiegespalten…

Meine Gefühle führen Achterbahn, getrieben von der Hoffnung, dass alles nur ein riesiges Verständnis war oder ob er mich nicht doch verarscht hatte… Aber ich hatte mir geschworen, ihm eine Chance zu geben und Isla hatte recht... Viktoria hatte mich von Anfang an gehasst, es würde ihr ähnlich sehe,  einen Keil zwischen uns zu treiben…

Hatte ich überreagiert? Hätte ich ihm direkt die Chance geben müssen, sich zu erklären…? Vielleicht.  Ich brauchte endlich Antworten… So schritt ich langsam zum Bett, ehe ich leise meinte:,,Ian?”

Aus den Decken schoss ein brauner Haarschopf hervor.  Ians Augen wirkten trüb, erhellten sich jedoch kurz, als sie mich sahen, woraufhin ein verblüffter Ausdruck über sein Gesicht huschte.  Mein Herz zog sich bei seinem Anblick schmerzhaft zusammen. Langsam trat ich näher an sein Bett…Ich musste es hinter mich bringen, ansonsten würde ich rennen und nicht mehr zurückblicken. ,,Können wir reden?”


-Ian-

Ich konnte unten Stimmen hören, in mir regte sich etwas. Halluzinierte ich nun auch noch? Das war an der Tür eindeutig Raes Stimme. Vielleicht wurde ich wirklich wahnsinnig. Kurz Zeit später hörte ich Stufentritte. Das waren definitv Raes Schritte. Meine Zimmertür öffnete sich einen Spaltbreit und der Geruch von Zimt verteilte sich im Raum. Ich zuckte fast dabei zusammen. Mein Herz fing an schneller zu schlagen, als ich den Duft meier Mate erkannte. Was machte sie hier?

Doch aus Angst, dass es eine Einbildung war, blieb ich starr in meinen Decken liegen. “Ian?” Ihre liebliche Stimme ließ mich doch hochzucken. Überrascht setzte ich mich auf, als ich Raes Gestalt an meinem Bett erkannte. Sie trug heute ein dunkelgrünes Kleid und hatte darauf ein paar Pilze gestickt. Es sah niedlich aus. Unsicher nesselte sie an ihren Fingern herum. “Können wir reden?” fragte sie vorsichtig.

Immer noch vollkommen verblüfft von ihrer Anwesenheit, fuhr ich mir durch meine sowieso schon zerzausten Haare und setzte mich an die Bettkante. “Du  bist hier, wie?” Ich verstummte und schüttelte den Kopf. Sofort wurde mir mein Aussehen und meine Umgebung bewusst. Hier sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und ich war mir sicher, das ich stank. Fahrig stand ich vom Bett auf und ließ die Rollos hinauffahren. Das helle Licht und der Schnee, der über die Nacht gefallen war, blendeten mich und ich kniff die Augen zusammen. Die ganze Straße war voller Schnee und bedeckte auch die Dächer und Autos, sowie Bäume. Wie lang war ich nicht mehr draußen gewesen?

“Klar, ich meine… habe ich irgendetwas falsch gemacht? Dich bedrängt? Das wollte ich nicht, es tut mir leid. Oder hast du Angst vor mir oder meinem Rudel bekommen? Wir also…, wir würden dir nie etwas tun.” Ich wandte mich wieder an Rae die etwas verloren mich anblickte.



-Raelyn-

Seine Fragen verblüfften mich ehrlicherweise sehr. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Ehrlicherweise hatte ich mich auf alles vorbereitet. Darauf, dass er meine Zweifel bestätigte, dass er mir sagte, dass ich lächerlich sei oder mich einfach auslachte. Aber dass er mich fragte, ob ich Angst vor ihm oder dem Rudel bekommen hatte oder ob er etwas falsch gemacht hatte…Das überraschte mich wirklich.

Den Teil des Rudels, den ich bisher kennenlernen durfte, waren Seelen von... Wölfen und ich mochte sie. Und Ian… Was er in mir auslöste, war nicht zu beschreiben. Aber Angst hatte ich vor ihm nie gehabt… ,,Nein, ich habe weder Angst vor dem Rudel noch vor dir… Genauso wenig hast du mich bedrängt… Aber Ian deswegen bin ich nicht hier. An dem Tag, wo ich… aus deinem Büro geflüchtet bin…. Da war Viktoria und … hast du, bevor ich kam, mit ihr geschlafen? Die Zeichen waren sehr eindeutig, bevor du es direkt abstreitest. Und bitte sei ehrlich.” 

Kritisch schaute ich ihn an. Innerlich zitternd, wie seine Antwort ausfallen würde, schaute ich ihn ausdruckslos an.


-Ian-

Ich starrte Rae an als hätte sie eine andere Sprache gesprochen. Von was sprach sie da? Ich wusste nicht, ob ich lachen sollte oder den Kopf schütteln. Wie zur Hölle kam Rae auf die Idee, dass ich noch Interesse an Viktoria hätte? Erneut fuhr ich mir durch meine Haare. “Ich habe natürlich nicht mit Viktoria geschlafen. Wie kommst du darauf…”, ich verstummte kurz, als mir bewusst wurde, dass als ich in mein Büro eintrat, Viktoria in Dessous auf meinem Sofa gesessen hatte, auch wenn sie verneinte lange dort gewesen zu sein, hätte ich mir denken können, dass es eine Lüge gewesen war.

“Du hast Viktoria in meinem Büro in Dessous gesehen, oder? Aber weswegen denkst du gleich, dass ich mit ihr geschlafen habe? Ich habe mehrmals erwähnt, dass ich kein Interesse mehr an Viktoria oder einer anderen Frau habe. Habe ich dir jemals einen anderen Eindruck vermittelt? Du bist meine… Mate, das würde ich nie für jemanden wie Viktoria verspielen", erklärte ich aufgebracht und erst jetzt wurde mir klar, dass ich sie offensichtlich als meine Gefährtin betitelt hatte. Sie würde sicherlich, wie ich Rae kannte, neugierig darauf sein. Ich musste wohl heute sehr oft Rede und Antwort stehen.


-Raelyn-

Ich nestelte an dem Ärmel meines grünen Kleides herum. Dieses seltsame Wort war mir nicht entgangen, allerdings schuldete ich ihm wohl erst eine Antwort… ,,Du..., Ian… Neben Viktoria lag ein benutztes Kondom,  ihre Haare waren total verstrubbelt und sie hat gemeint…” Allein bei dem Gedanken, bei dem, was sie gesagt hatte, zog sich mein Herz wieder schmerzhaft zusammen, doch da musste ich jetzt durch:,,Sie meinte, dass … du jedes mal bei ihr gewesen bist, nachdem du bei mir warst, weil unsere Zeit so … belastend mit mir war, so unbefriedigend.

Und dass ein …  Mensch einem Gestaltwandler eh nie genug sein könnte… Das tat so unfassbar weh und… ich habe schwarz gesehen.  Stimmt… es, was sie gesagt hat?”

-Ian-

Ein benutztes Kondom auf meinem Tisch? Ich wusste nicht, was Viktoria angestellt hatte oder mit wem. Aber ich brauchte definitiv eine neue Sitzgarnitur und einen Tisch. Ich trat einen Schritt auf Rae zu und nahm ihre kleine Hand in meine große.  Sofort durchfuhr mich wieder das vertraute Kribbeln. “Nein, natürlich stimmt es nicht, was sie gesagt hat. Ich habe definitiv nicht mit Viktoria geschlafen, als du dort oben warst, war ich bei Sebastian und davor in einer Besprechung mit zwanzig anderen Menschen. Du kannst gerne alle fragen, solltest du mir nicht glauben.

Und ich habe auch mit sonst keiner Frau geschlafen, seit Jahren nicht mehr. Das letzte Mal war mit dir. Und es war definitv nicht unbefriedigend. Das hatte ich dir aber auch mehrmals zu verstehen gegeben. Wieso denkst du, dass unsere Zeit belastend für mich wäre? Ich liebe es mit dir Zeit zu verbringen. Du bringst mich dazu, Dinge anders zu sehen. Ich meine…ich finde sogar langsam Gefallen an Weihnachten und das nur wegen dir.

Und dass mit dem nicht Genugsein und Gestaltwandler ist völliger Schwachsinn, denn…ich fürchte, ich muss dir da noch etwas erklären. Bitte lass nicht zu, dass Viktoria einen Keil zwischen uns treibt, denn sie lügt in allem, was sie sagte.” Ich hätte mir denken können, dass Viktoria hinter all  den Dingen steckte. Sie hasste Rae und ich würde ihr Konsequenzen zeigen, was es hieß, gegen ihre Luna Feuer zu schüren.


-Raelyn-

Ich kam mir unglaublich dumm vor! Das hieß, ich hatte die ganze Woche uns beiden unnötig Leid zugefügt. Die Splitter meines Herzens setzten sich Stück für Stück zusammen, aber mir fehlten sämtliche Worte. Ich hatte es offiziell verbockt, indem ich meinen Zweifeln zu viel Raum gegeben hatte. Verdammter Mist!

,,Ich…, ich nehme an, ich bin mir in vielerlei Hinsicht nicht sicher, in Bezug auf uns. Es ist alles so frisch und geht so schnell… Ich… vielleicht bin ich einfach nicht mitgekommen und… alles schien so eindeutig… Ich war bisher nicht ganz offen mit dir, wie groß meine Selbstzweifel und mein mangelndes Selbstbewusstsein für meinen Körper mir gegenüber ist und ihre Worte bestätigten diese…, denn ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was ausgerechnet jemand wie du an mir finden könnte… Ich glaube dir ehrlich. Es tut… mir leid.” Ich wandte meinen Blick ab. Vollkommen beschämt, unfähig ihn anzuschauen.

-Ian-

Ihre Worte ließen meinen inneren Wolf aufheulen, sie so traurig zu sehen und so voller Selbstzweifel. Das musste ich schleunigst ändern! Rae war wunderschön und wusste es einfach nicht.

Vorsichtig hob ich mit meinem Zeigefinger ihr Kinn an und blickte direkt in ihre jadegrünen Augen, die ich so sehr liebte. “Deine Selbstzweifel sind unbegründet. Du bist perfekt für mich. Ich liebe dein Lachen, deinen Humor, dein Aussehen und deinen Körper. Du machst mich wahnsinnig! Fühl doch nur.” Ich nahm wieder ihre Hand in meine und führte sie zu meinem klopfenden Herzen. Mit großen Augen starrte Rae zwischen uns. “Das löst nur du in mir aus, verstehst du?”

-Raelyn-

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass mir Ian die Worte raubte? Sprachlos blickte ich zu ihm auf. Genau spürte ich, wie sein Herz unter meiner Berührung stärker zu hämmern begann. Das löste ich in ihm aus, es ging nicht nur mir so? Ich brachte ihn wirklich so durcheinander , wie er mich? Also hatte ich mir all das nicht nur eingebildet ? ER fand mich hübsch?

Seine Worte brachten mein Herz zum Rasen und fast atemlos schaute ich zu ihm auf. In diesem Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte, weswegen ich, in der Hoffnung, dass er den Kuss erwidern würde, meine Lippen auf seine presste,  hoffend, dass dieser all das ausdrückte, was ich gerade nicht in Worte zu fassen vermochte: dass er mir gut tat, ich mich bei ihm endlich frei fühlen konnte, dass er mir half, mit solchen Worten, meine Zweifel zu überwinden, die Erkenntnis, dass er mich so nahm, wie ich war. Ich seufzte an seinen Lippen, als er den Kuss erwiderte, bevor er sich von mir löste.

-Ian-

Das Rae mich nun küsste, war eine wirkliche Überraschung, aber eine die mir sehr gefiel. Ihre zarten Lippen drückten sich auf meine und ich hoffte, dass sie damit wusste, was sie in mir auslöste.

Schweren Herzens löste ich mich von Rae. Ich musste ihr nun einfach beweisen, wie verrückt sie mich machte. “Ich weiß, dass ich eigentlich eine Dusche bräuchte und stinke, aber ich muss dir nun einfach zeigen, wie perfekt du für mich bist. Oder willst du mich bei meiner Dusche begleiten?”


-Raelyn-

Ich spüre, wie ich wieder rot anlaufen. Duschen? Mit Ian? Nackt? Mir blieb beinahe die Spucke weg bei dem Gedanken. Doch warum machte ich mir überhaupt so einen Kopf? Er hatte mich nackt gesehen und kannte bereits jeden Zentimeter von mir, also was würde das gemeinsame Baden für einen Unterschied machen? Und ich wollte ihm zeigen, dass ich ihm wirklich vertraute.

Daher beugte ich mich zu ihm und meinte verführerisch, zumindest war es mein Versuch davon:,,Gern.” Dann presste ich meine Lippen erneut auf seine und das erste Mal seit Langem hatte ich das Gefühl nach Hause zu kommen.





Huhuuuu, meine lieben Eulen! 🦉

Wie war denn euer Morgen bisher so?😊

Soderle, dann geht es jetzt ab zu den üblichen Verdächtigen: 😁

Die beiden haben sich ausgeprochen!!!🤭🥳🥳🥳

Und beide wissen jetzt, dass Viktoria sich zwischen sie gedrängt hat. Wie es da jetzt wohl weitergehen wird?😇

Ich freue mich auf eure Kommentare und hinterlasst auch gerne bei @pink-lilly einen Kommentar einen Stern oder beides. ❤️

Jagt gerne den Fehlerteufel.😉

Fühlt euch alle gedrückt. 🥰🥰🥰

Eure Weltenwandlerin 🌏🌍🌎

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