Kapitel 8

Darf ich vorstellen? Caroline.

Genervt setzte ich mich auf James Bett und ließ mich nach hinten in die weiche Decke fallen. ,,Ich hasse mein Leben.",brummte ich. Kurz schloss ich die Augen um den pochenden Schmerz an meinem Fuß, der durch meine zu schnelle Bewegung wieder aufgetaucht, war, bewusst auszublenden. Mein Blick fiel auf meinen Bruder, der an seinem Schreibtisch saß und irgendetwas tat.

,,Übertreibst du nicht etwas?",fragte er ohne den Kopf zu heben. ,,Nein. Ganz und gar nicht. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich mir einen Kapselriss zugelegt habe. Ich habe mich noch nie so...so...hilflos gefühlt."

Eine Weile schwiegen wir, bis James hörbar die Entertaste betätigte und laut ,,Fertig" rief. Er schob seinen Drehstuhl zur Seite und grinste mich breit an. Ich verdrehte die Augen. Wenn er noch glücklicher aussieht, muss ich kotzen. Sind er und ich wirklich verwand?

Widerwillig setzte ich mich auf. ,,Hast du die Liste?" Er runzelte die Stirn. ,,Die Liste? Keine Ahnung wovon du sprichst, ich habe gerade einen Orc besiegt und bin ziemlich stolz drauf." Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich wäre aufgesprungen und hätte ihn erwürgt, wäre ich mit meinen Krücken nicht viel zu langsam gewesen.

Stattdessen massierte ich mir die Schärfen. ,,James, du hast doch nicht ernsthaft die ganze letzte Woche damit verbracht, WoW zu spielen, statt an der Mission weiter zu machen?!" Ruhig bleiben, Abi. Du bist auf Schmerzmittel. Du könntest ihn sonst noch ausversehen wirklich töten.

Er sah mich entschuldigend an. ,,Ja, ich habe die letzten 5 Tage WoW gezockt, statt an der Liste weiter zu arbeiten aber nur weil ich damit schon fertig war." Ich starrte ihn fassungslos an. ,,Und du hast mir nichts gesagt? Wieso!?"

Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich wollte nur dass du still hältst, zumindest bis es dir einigermaßen besser ging. Du hättest dich gleich aus dem nächsten Fenster gestürzt, wenn ich es dir gesagt hätte." Wieder dieses entschuldigende Lächeln. Wie hätte ich ihn da noch böse sein können?

Ich seufzte und brummte: ,,Okey. Zeig her." Er schnappte sich seinen Macbook und stieß sich mit den Füßen vom Boden ab, sodass er zu mir rollte. Ich warf ihm einen Finsteren Blick zu. Das macht der doch mit Absicht.

,,Also, Es sind 298 Schüler an dieser Schule. 92 davon sind Grundschüler, die sind schon einmal ausgeschlossen. Etwa weitere 86 sind entweder zu alt oder zu jung. Bei 35 von Ihnen sind beide leibliche Elternteile noch zusammen, da beim Schulvertrag beide unterschrieben haben. Bei weiteren 9 haben nur die Väter unterschrieben. Da waren es nur noch...."

Erwartungsvoll sah James mich an. Ich runzelte die Stirn. ,,77?" Er grinste. ,,Nein, 76. Kopfrechnen ist nicht gerade deine Stärke, was?" Wieder wurde mein Blick finster. ,,Klugscheißer." Er lächelte. ,,Ich dich auch."

Er fuhr fort: ,,Wir wissen dass Mortem sich vor mehr als 10 Jahren vor seiner damaligen Geliebten getrennt hat. Alles wäre so viel einfacher, wenn sie verheiratet gewesen wären, aber ne.",er verdrehte die Augen, ,, egal jetzt. Funfact am Rande, in Britanien nehmen nur knapp 0,59 % aller Männer den Namen der Frau an, weshalb wir wirklich gar keinen Hinweis auf einen Namen haben."

Ich staunte auf und ließ mich wieder ins Bett fallen. ,,76?" Er nickte. ,,76." Ich stöhnte auf. Wenigstens waren es weniger als gedacht. ,,Und wie viele davon sind in unserer Klasse?" Er scrollte und tippte kurz etwas ein. ,,5. Und in unserer ganzen Stufe sind es insgesamt... 19."

,,Wieso kann Mom das nicht machen?",jammerte ich. James klappte seinen Mac zu und rollte sich wieder zurück an seinen Tisch. ,,Weil es von Anfang an deine Mission gewesen ist. Außerdem, was ist sie schon? Chef der NSA?"

Ich sah ihn an. ,,Mom ist eine der größten CEOs und arbeitet mit dem Verteidigungsministrum und der NASA zusammen. Sie ist Milliarden schwer, hat drei Privatjets, zwei Yachten, einen Helikopter und eine Privatpolizei. Außerdem ist sie unsere Mom." Ich glaube, bei Mom hatte ich ihn endgültig davon überzeugt, dass die Frau, die uns beide bei einem Wurf bekommen hat, mehr drauf hat als nur still zu sitzen und hübsch auszusehen.

,,You got a point there.",sagte er stirnrunzelnd mit einem gespielt übertrieben britischen Akzent. Ich musste grinsen. Und aufs Neue hatte er es geschafft meine Laune wieder über den Meeresspiegel zu befördern. ,,Lass das, das ist nicht nett."

Er grinste und hob die Arme. ,,I don't know, what you're talking about, my dear." Ich versuchte ihm einen bösen Blick zuzuwerfen. Vergeblich. ,,Ich sagte doch, du sollst-"

Da klopfte es an der Tür. Caroline schob ihren Kopf hindurch. ,,Abi? Kommst du?",piepste sie mit roten Wangen. Offensichtlich war es ihr schrecklich peinlich, James Zimmer zu betreten.

Das wars. Im Gegensatz zu James hatte Caroline wirklich einen Akzent und genau das killte mich. Ich bekam einen Lachkrampf des Todes und bekam mich überhaupt nicht mehr ein. Caroline sah mich verstört und dann James, der nur ahnungslos mit den Schultern zuckte, dieser Mistkerl.

,,Entschuldige.",kicherte ich und wischte mir die Tränen weg. ,,Ich komme jetzt." Ich stand mit einem Fuß auf und nahm meine Krücken. Ich hätte sie wahrscheinlich in der Mitte durchgebrochen, würde ich sie nicht brauchen, so aggressiv machten die mich.

,,Was macht ihr jetzt?",fragte mein Bruder. Ich krückelte (gibt es das Wort überhaupt?) zur Tür. ,,Zum Freibad." ,,Freibad? Wo?" ,,In der Stadt.",antwortete Caroline. ,,Das Bad gehört den Großeltern von Maya. Heute ist Sonntag, also haben wir es ganz für uns."

,,A-ha.",sagte James.,,Und wer geht alles mit?" Caroline verzog das Gesicht. ,,Maya, einige Mädchen aus der Stufe, Tyler, Lukas und so. Weiß nicht. Willst du mit?" Ich sah James Erwartungsvoll an. Ich wusste, er hasste Schwimmbäder. Aber es war Caroline, die ihn eingeladen hatte. Und wer könnte ihr schon wiederstehen?

,,Okey",sagte er vorsichtig, als würde er testen, wie dieses Wort in seinem Mund klingen würde. Caroline nickte und lächelte und zu. ,,Okey. Wir treffen uns in 10 Minuten unten am Tor. Tyler hat einen Bus arrangiert."

Beim klang seines Namens wurde mir ganz warm und kalt gleichzeitig. Ich spürte James Blicke auf mir ruhen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

Sie verschwand wieder und eine Weile war es still im Zimmer. Als ich mich nach ihm umdrehte, befand sich ein breites, perverses Grinsen auf meinem Gesicht. ,,Caroline und James, sie sitzen aufm Baum. K-Ü-S-S-E-N!" ,flötete ich und tanzte Krückelnd auf einem Fuß im Raum.

Panisch hielt James mir den Mund zu. ,,Nicht so laut, sie könnte noch in der Nähe sein.",zischte er. Ich biss ihm in die Hand und er schrie auf und ließ mich los. ,,Bruderherz, ich verstehe, dass du dich in Caroline verguckt hast. Ich meine, sie ist süß. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen."

Er sah mich finster an. Oh mein gott. James sah mich finster an. Eine Premiere. ,,Ein Wort. Tyler." Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. ,,Ich glaube, wir sollten langsam packen.",lenkte ich vom Thema ab. Er stimmte mir wenn auch etwas mürrisch zu und ich verließ sein Zimmer.

Ich war mir nicht sicher, ob das so ein Zwillingsding war. James und ich wurden am gleichen Tag geboren, verloren am gleichen Tag unseren ersten Zahn, bekamen am gleichen Tag die Windpocken und verliebten uns beide auch noch gleichzeitig. Zufall? Ich denke nicht.... (badumm tss)

Fragt nicht wieso. Ich hatte irgendwie Lust darauf, diese Story fortzusetzen. Hoffe es gefällt euch

Bye bye, Eure Titan_hearts

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top