Kapitel 7

,,Ich weiß."

Mir fiel die Kinnlade herunter. Das hat er jetzt doch nicht ernsthaft gesagt, oder? Ich hätte wetten können, dass er das nur gesagt hatte, weil er mir ein schlechtes Gewissen machen wollte. Tja, mein Lieber, Mission erfolgreich, würde ich sagen. Die Gewissensbisse knabberten nur so förmlich an mir. Ich biss mir auf die Unterlippe und wich seinem Blick aus.

,,Bring mich ins Krankenzimmer. Ich glaube, ich hab mir 'was ernstes geholt." James nickte, legte meinen Arm über seine Schulter und stützte mich. Keiner sagte etwas. Ich, weil ich mich zum ersten Mal für meinen Dickkopf schämte und ein extrem schlechtes Gewissen hatte und James, wahrscheinlich weil er sauer war. Und das Blöde, er hatte allen Grund dazu.

Noch immer war das ganze Gebäude wie leergefegt, sodass niemand da war, der uns auf die Nerven gehen konnte, indem er oder sie Fragen stellte. Wir kamen ohne weitere Probleme im Krankenzimmer an. Keine Worte, keine Probleme, was?

Die Krankenschwester war nicht da.

Wortlos hievte er mich auf eine der Liegen und kniete sich hin, um mir den Schuh auszuziehen. ,,Ich kann das auch selbst machen." James sah mich an mit etwas Undifinierbarem im Blick. Eine Mischung aus... Anflehen und Sorge? Ungläubigkeit und Wut? Oder doch einfach nur Gleichgültigkeit? Wieder eine Premiere. Ich wusste nicht, was ihm durch den Kopf ging.

Er machte sich wieder daran, meinen Schuh zu öffnen. ,,Hör auf immer so zu tun, als bräuchtest du mich nicht. Du kannst dir ja noch nicht einmal selbst einen Kaffee machen.",sagte er ohne mich anzusehen. Ich wollte widersprechen, doch da zuckte bereits ein heftiger durch mein Bein und ich selbst zuckte zusammen. Es tat weh, es tat höllisch weh.

James legte mir behutsam seine Hand auf mein Knie und ich beruhigte mich etwas. ,,Ich ziehe dir  jetzt den Schuh aus. Es wird etwas...kitzeln." Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel. Elender Optimist. Er zog seine Hand von meinem Knie, auf mein Sprunggelenk und mit der anderen Hand zog er vorsichtig am Schuh. Gott, wie ich diese tiefen, enganliegenden und vorallem festen Lederschuhe hasste.

Ich zischte auf und James hielt inne. ,,Ist schon gut. Es ist nur noch ein Bisschen, du hast es gleich geschafft.",sagte er sanft. Ich nickte und spürte, wie mir die Tränen hoch kamen. Nicht, weil es mir wehtat. Ich weinte so gut wie nie wegen physischen Schmerzen. Es war eher die Tatsache, dass James immer für mich da gewesen war. Sogar nach der Trennung von Mom und Dad und sogar jetzt, nachdem ich meinen ganzen Frust an ihm ausgelassen hatte. Ich habe ihn angeschrien, ihn als nutzlos bezeichnet und wahrscheinlich sehr wehgetan. Das hatte ihm wahrscheinlich noch mehr wehgetan, als mir nun mein Fuß. Gott, hatte ich ihn überhaupt verdient?

Meine Unterlippe drohte zu platzen, so fest biss ich auf ihr, als James mir mit einem letzten Ruck den Schuh komplett abstreifte. ,,So. Du hast es geschafft.",flüsterte er und lächelte mich aufmunternd an. Sein Lächeln verblasste etwas als er die zwei dickenn Salzwassertropfen sah, die auf meinen Wangen feuchte Spuren hinterließ. ,,Hey.",mit dem Daumen wischte er sie mir weg. Seine Hand war warm und tröstend, wie ich sie schon mein ganzes Leben lang kannte. Selbst wenn sich die Welt um mich herum veränderte, James blieb. ,,Es ist vorbei. Du hast das Schlimmste hinter dir."

Es klingelte, doch das registrierte ich nicht wirklich. Ich schniefte nickte wie ein Hundebaby und wischte mir die Tränen mit meinem Ärmel weg. ,,Es tut mir leid." Er legte den Kopf schief. ,,Ich weiss." ,,Du ersparst mir die ewig lange Rede darüber, wie ich mich gefühlt habe und die intime Entschuldigungspredigt also?",fragte ich hoffnungsvoll. Er lachte. ,,Nein, so nachsichtig bin ich nun auch wieder nicht. Schieß los, so etwas lasse ich mir nicht entgehen."

Ich seufzte, holte tief Luft, um mich zu beruhigen und suchte anschließend nach den passenden Worten. Ich konnte mit Messern umgehen, mit Munition, Schusswaffen, Handgranaten und notfalls sogar mit Pfeil und Bogen. Aber mit Worten? Besonders nicht, wenn ich mich zu entschuldigen versuchte. ,,Also...ich war...sauer. Und dann...naja...eigentlich war ich nicht wirklich sauer nur...naja... frustriert und...jo. Und du hast...du weisst schon...das hat mich eben...du weisst schon. Und irgendwie musste das alles raus...du weisst schon."

James richtete sich breit grinsend auf und verwuschelte mir den Kopf. In jeder anderen Situation hätte ich ihn dafür eine Handgranate in die Hand gedrückt, weil ich es hasste, wenn er mich so offentsichtlich wie seine kleine süße Schwester behandelte obwohl er nur zwei Minuten älter war als ich. Aber jetzt freute ich mich darüber, dass ich in seinen Augen seine kleine, süße Schwester geblieben bin, die er über alles liebt und niemals in Stich lassen würde, denn ich liebte ihn auch über alles und würde fast alles für ihn tun. Gott, was ist das hier? Ein Inzest oder was? Das könnte man dezent falsch verstehen.

,,Ja, ich weiß schon. Aber in Klausuren schreibst du nicht, so wie du redest, oder?" Ich lachte und schüttelte den Kopf. Es tat gut, selbst wenn mein Sprunggelenk pochte als hätte Quasimodo sie mit den Glocken von Notre Dame verwechselt. James kniete sich wieder hin und zog mir die Socke aus, was deutlich angenehmer war als der Schuh. Zum Glück trug ich ausgeleierte, dünne Sneakersocken.

James schluckte. ,,Abi? Das sieht übel aus." Entsetzt verzog er das Gesicht. Ich stöhnte auf. Das konnte doch nicht wahr sein. ,,Auf einer Skala von 1 bis 10, wie schlimm ist es? Zehn ist Bruch." Er betrachtete den Fuß. ,,Kann ich dir nicht so genau sagen aber es ist ganz dick und blau angeschwollen. Kannst du ihn bewegen?" Ich nickte. ,,Aber es tut weh." ,,Dann ist es irgendwo zwischen 5 und 9. Wo ist dennn die Krankenschwester, wenn man sie mal braucht?"

Er stand wieder auf und sah in den Nebenräumen nach. Kopfschüttelnd kam er zurück. ,,Vielleicht ist das der Grund, weshalb man sich vorher im Sekreteriat anmelden sollte.",sagte ich grinsend. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich neben mich.

,,Das ist echt übel.",sagte er stirnzunzelnd. ,,So können wir niemals weiter machen. Du kannst ja kaum alleine laufen. Hast du den Stick?" Ich nickte und zog ihn aus meinem Dutt. Er zog bewundernd die Augenbrauen hoch. ,,Dafür sind also diese Haarbündel auf euren Köpfen. Ich glaube, ich verstehe jetzt das Universum." Ich verdrehte die Augen und gab ihm einen spielerischen Stoß. ,,Ist doch so.",rechtfertigte er sich. Ich lächelte und drückte es ihm auf in die Hand.

Er betrachtete es. ,,Ich kann damit fürs Erste etwas anfangen, während du versuchst, das mit deinen Fuß wieder in Ordnung zu bringen." James fuhr sich durchs Haar. ,,Mensch, was hast du dir nur dabei gedacht? Ich hatte eigentlich damit gerechnet dass du als meine andere Hälfte noch genug Menschenverstand besitzt, um nicht aus dem Fenster zu springen. Aber sonst bist du Okey, oder?" Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. ,,Der Adrenalinschub ist Schuld."

,,Abigail? James? Seid ihr hier?" Wir fuhren herum. Tyler stand an der Tür. ,,Was ist?",fragte James. Tyler runzelte die Stirn und kam näher. ,,Ihr sollt zurück komm- Scheiße, Abigail, was hast du gemacht?",rief er, als er meinen Fuß sah. Ich lächelte ihn schwach an und warf James einen Blick zu. Er verstand sofort und übernahm:,, Sie ist die Treppe herunter gefallen. Frag mich nicht wieso. Zwei linke Füße eben. Wir warten auf die Schwester."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Tyler fuhr sich entsetzt durchs Haar. Jungs machten das öfter, das wusste ich. James auch. Aber wenn Tyler das machte, fastzinierte mich das. Ich konnte den Blick nicht von ihm lassen. Herrje....

Hellow, its me.

Wie ihr seht schreibe ich immer fleißig weiter. ALso bitte nicht wundern, wenn ich die eine Geschichte nicht update. Liegt dann wahrscheinlich daran, dass ich an einer anderen weiter schreibe. Mein Leben ist so langweilig wie eh und je, wahrscheinlich weil mein halber freundeskreis auf einer Schulfahrt ist und so. So kommt es schnell dazu, dass heartx an einem Tag eine Tiefkühlpizza, ein Kräuterbuagette, zwei Packungen M&Ms und fast ein Liter Cola in sich gestopft hat. Aber naja, Yolo.

Sayoonara, eure Titan_hearts

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top