Erzähler

SLZ. Auch bekannt als Selbstlernzeit. Mr Draper, der Mathelehrer, hatte den Schülern allesamt einen Stapel mit Arbeitsblättern vorgelegt, die sie innerhalb der nächsten 90 Minuten bearbeitet bekommen mussten. 4 Stück.

Als der Lehrer die Zettel austeilte, stöhnte einige der Schüler genervt oder warfen ihm wütende Blicke zu. Diese wurden aber von Mr Draper demonstrativ ignoriert.

Er schien es gewohnt zu sein, das die Schüler hin und wieder Mal Mordgedanken bekamen, wenn er zum Beispiel jemanden drannahm oder schwere Aufgaben verteilte. Schließlich war er Mathelehrer. Das gehörte zu seinem Beruf.

Nach einer halben Stunde drehte Abigail ihre Zettel um und legte sich entspannt zurück. Sie sah zu James, der auch schon fertig zu sein schien. Er hatte seine Zettel ebenfalls umgedreht und kitzelte kleine Bilder auf die Rückseite.

Als er merkte, dass seine Schwester ihn beobachtete, hob er den Kopf und nickte ihr zu als Zeichen, dass es losgehen konnte.
Abigail wollte gerade den Arm heben, da wurde sie wieder von Caroline angetippt.

"Bist du etwa schon fertig?",fragte die Blondine. Abigail nickte und zeigte ihr ihre gemachten Zettel.
Caroline machte ein verblüfftes Gesicht. "Kann ich abschreiben?",fragte sie hoffnungsvoll. Sie wollte bejahen, ließ sich dann aber noch einmal durch den Kopf gehen, dass sie und James noch etwas zu erledigen hatten.

James wurde langsam ungeduldig und zeigte schließlich selbst auf. "Was ist los, James?", fragte Mr. Draper. "Abigail und ich sind fertig. Dürfen wir gehen?" Als er das sagte, drehten sich alle überrascht zu ihnen um.

Dinge wie "Was?" ,"So schnell?" und "Ich wette, die haben alles falsch." waren zu hören. Keiner konnte glauben, dass Abigail und James die Aufgaben, die eigentlich für 90 Minuten gedacht waren, in einer halben Stunde gemacht hatten. So viel zum Thema 'nicht auffallen', dachte Abigail.

"Dann kommt mal her und zeigt mir eure Lösungen.",sagte der Lehrer. Die Zwillinge standen auf.
Abigail warf Caroline noch einen flüchtigen Blick zu und sagte unsicher: "Tut mir wirklich leid, aber ich bin mir nicht sicher, ob das alles überhaupt richtig ist."

Sie gaben dem Lehrer die Zettel und blieben neben dem Pult stehen. Er schaute sie gespannt durch und auch die restlichen Schüler blieben aufmerksam.

James tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden und Abigail kaute nervös auf ihrer Unterlippe rum.

"James"sagte er und reichte James seine Zettel zurück,"Alles richtig. Prima. Und Abigail",auch sie bekam ihre Zettel zurück, " Einen kleinen Flüchtigkeitsfehler aber sonst alles richtig. Auch Prima."
Die Klasse stieß ein staunendes "Oha!" aus und Abigail nahm erleichtert seufztend die Blätter entgegen.

"Ihr könnt gehen", sagte der Lehrer und widmete sich wieder der Klasse. Beim rausgehen warfen die anderen ihnen verzweifelte und neidische Blicke zu. Und getuschelt wurde auch hörbar. "Ruhe jetzt"
Und die Tür schloss sich hinter ihnen.

Der Flur war leer. Wie war es denn anders zu erwarten? Es ist Unterrichtszeit. Umso einfacher für sie. Sie gingen den langen Flur entlang zu den Spinden. Abigail öffnete ihren Spinnt und holte eine kleines Radio heraus. Sie klappte das Fach, in der sich eigentlich Batterien befinden müssten, auf und holte zwei kleine earsets heraus.

"Hier" Sie gab ihm einen und er steckte es sich ins Ohr. Sie tat es ihm gleich. "Mom? Hörst du mich?" Zuerst war nur ein leises Piepen und ein Rauschen, wie wenn ein Radio keinen Empfang hat. Dann aber kam eine Antwort.

"Ja, laut und deutlich. Wie geht es meinen Kleinen? Ist eure neue Klasse nice?" Genervt seufzten sie. Konnte sich ihre Mutter nicht ein einziges Mal auf das Wesentliche konzentrieren? Sie waren schließlich nicht dort, um neue Freunde zu finden. Oder?

"Chefin, der Plan",erinnerte sie James. "Ach ja. Der Plan...was war es denn gleich noch mal? Einen Moment. Irgendwo muss er doch stehen..." Abigail tippte sich auf Stirn und James nickte sie grinsend an. Ihre Mutter war ziemlich verpeilt.

"Ich habs. Wie spät ist es gerade bei euch?" James schaute auf seine Armbanduhr. "Kurz vor 11."
"Gut. Ihr könnt wählen. Die komplizierte aber sichere Methode oder die einfache und riskante?"
"Die einfache und riskante.",antworteten die beiden gleichzeitig." "Dann müsst ihr den PC des Direktors hacken und die nötigen Informationen raussuchen. Wenn das Signal aber zurück verfolgt wird, müsst ihr selbst gucken, wie ihr mit dem Problem zurecht kommt."

"Kann das nicht die Organisation machen? Das könnte ewig dauern.",stöhnte James genervt. Von den beiden war er für das Technische verantwortlich. Abigail übernahm meistens dann den Rest. "Wieso? Wofür habe ich dir einen Laptop geschenkt, wenn du es nicht mal für etwas Sinnvolles benutzen willst? Oder weißt du nicht mehr, wie man so einen PC hakt?"

"Doch,wissen wir",antwortete Abigail, "Und was wäre kompliziert aber sicher?" "Du, Abigail, gehst in das Büro und überträgt die Daten eigenhändig in einen Stick. Ganz einfach. Nur, darfst du dich natürlich nicht erwischen lassen aber zu dieser Zeit sollte das Büro des Direktors unbesetzt sein." Nach einem kurzen Blickkontakt waren sich die beiden einig.

"Wir nehmen kompliziert aber sicher" "Gut, denn ich muss los. Gehe jetzt mit Steve etwas essen." "Dem Sekretär?",riefen beide gleichzeitig. "Ja! Chiao und habt Spaß. Ruft mich bald an. Hab euch lieb..." Und aus.

"War es letzten Monat nicht noch unser Koch?",fragte er stirnrunzelnd. Sie zuckte mit den Schultern. "Der hat glaub ich Schluss gemacht, als Mom sagte, dass sie Vegetarier sei." James gab den Code zum Öffnen seines Spindes, das sich rechts von Abigails befand, ein und holte sein Laptop heraus. "Gehen wir?"
"Wofür der Laptop?"
"Für die Kameras. Das Büro wird streng überwacht. Fangen wir an?"

Fortsetzung folgt...

Tut mir leid, dass ich plötzlich die Perspektive geändert habe aber so ist es irgendwie einfacher, da es ja um beide geht und nicht nur um Abi.

Bye Bye, eure Titan_hearts