6. Kapitel

Augenblicklich ertönt ein Seufzen von Ryder, dann raschelt seine Bettdecke, auf welcher er die gesamte letzte Stunde gelegen und am Handy wahrscheinlich mit Mädchen geschrieben hat. Es würde mich nicht wundern, wenn gleich eine von ihnen hier hinkommen und ich nach Hause geschickt werden würde.

„Ryder, Mary! Kommt ihr runter?", schreit Vinz von unten. Dann ist eine zweite Stimme zu hören, welche mir nicht bekannt ist. Aber es ist ziemlich sicher kein Mädel.

Ich werfe einen letzten Blick auf die Arbeit, welche ich gemacht habe, atme tief durch und stehe dann auf. Hätte unsere Lehrerin uns doch nur unseren Partner wählen lassen. Robin und ich wären schon viel weiter, hätten uns gegenseitig mit Ideen ergänzt und etwas Tolles geschaffen. Stattdessen sitze ich, alleine, noch immer am Refrain, damit wir im Notfall überhaupt etwas vorzeigen können. „Kommst du?" Noch immer liegt Ryder auf dem Bett, aber statt sein amüsiertes Lächeln zu sehen, erwartet mich eine eiskalte Miene. „Gleich", entgegnet er mit einem scharfen Ton, der zum Ausdruck zu bringen scheint, was in ihm vorgeht.

„Wie auch immer." Ich wende mich ab und öffne seine Tür. Die zwei Stimmen von unten werden lauter – sie scheinen in ein Gespräch vertieft zu sein. Langsam trotte ich die Treppe hinunter, unsicher, ob ich wirklich hier sein soll. Wenn Vinz einen Freund eingeladen hat, kennt Ryder den und ich bin das fünfte Rad am Wagen. Ich bin so oder so das fünfte Rad am Wagen, denn mindestens einer von den Beiden wird den Mann kennen.

Sobald ich den Flur betrete, sehe ich, mit wem Vinz sich unterhält. Und die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist nicht zu übersehen. Auch sein Vater hat den schmalen Kiefer und die blonden Haare scheint er ebenfalls von ihm zu haben.

„Hallo!" Er streckt mir die Hand entgegen, welche ich eilig annehme und schüttle. 

„Hallo. Ich bin Mary." Langsam ziehe ich meine Hand zurück und lehne mich gegen das Geländer von der Treppe. Vinz steht schräg neben mir, mustert mich. Unsicher ziehe ich meine Unterlippe zwischen die Zähne und fange an, auf ihr herumzukauen und meine Haut abzuziehen.

„Tobias." Als er mich anlächelt, bilden sich Grübchen auf seinen Wangen. „Freut mich. Du bist die Freundin von Ryder?" Gegen Ende schaut er die Treppe hoch, aber von seinem anderen Sohn ist noch nichts zu hören.

„Nein, ich bin eine Klassenkameradin, mit welcher er an einem Projekt arbeitet." Oder eher eine Klassenkameradin, welche für ihn an einem Projekt arbeitet. Wie kommt er darauf, dass Ryder eine Freundin hat? Ich meine, ja, viele mit denen er im Bett war, würden sich bestimmt darum reißen, aber warum ich? Oder wirke ich wie eine, mit welcher er geschlafen hat? Wollte er das damit sagen? Ich meine, wenn ich nach der typischen Story gehe, welcher Ryder entsprungen zu sein scheint, dann wäre ich in ungefähr einem halben Jahr seine Freundin und würde ihn jetzt 'hassen' und in die ganze Welt hinausschreien, dass ich ihn verändern kann und ich der Schlüssel zu seinem Herzen sei. Er würde aufhören zu rauchen, würde mit mir Sex haben, dann denke ich, dass wir zusammen sind, er fickt eine Andere, ich wäre am Boden zerstört. Dann gibt es etliche Kapitel, welche die innere Welt der Protagonistin beleuchten oder die dunkle Vergangenheit des Badboys. Er würde sich dann ändern, da er nur mich haben möchte und würde mich auf Knien anflehen, ihn zurückzunehmen. Dann kommen wir zusammen und die Welt ist super. Am Ende kommt der Epilog, wo zwei glückliche Eltern gezeigt werden und zwei Kinder – natürlich ein älterer Junge und ein jüngeres Mädchen – und alles ist super.

Wie mich so etwas doch nervt. Klar, es ist super, um mal abzuschalten und eine leichte Lektüre ... aber es ist ziemlich unrealistisch.

„Ah, okay! Tut mir leid, es hatte nur so gewirkt. - Vinz, du meintest, du hättest gekocht? Wollen wir dann schon einmal in die Küche gehen?"

Sofort schaue ich zu Vinz. Ich soll mitessen? Warum hat mir das niemand gesagt, dann wäre ich vor zehn Minuten gegangen und hätte das umgehen können! Stattdessen sitze ich mit einer Familie am Tisch – zumindest dem Großteil – und esse gemütlich mit ihnen, ohne, dass ich gut essen kann. Aber vielleicht merken sie es nicht. Oder ich kann sagen, dass ich eben erst gegessen habe! Das könnte sogar realistisch herüberkommen.

„Ja, habe ich. Eine Art Gemüse-Reis-Pfanne ... Mary? Kommst du?" Als er seine Hand auf meinen Rücken legt, erstarre ich zu einer Statue. „Ist alles okay?", fragt er sofort nach.

Ich beeile mich zu nicken, bevor ich noch seltsamer rüberkomme. Eilig schlucke ich, damit mein Mund nicht staubtrocken ist. „Klar", antworte ich mit einer viel zu kieksigen Stimme. „Ich war nur in Gedanken versunken." Unsicher verschränke ich meine Arme vor meiner Brust und bringe ein gezwungenes Lächeln hervor.

Vinz wartet bis sein Vater in die Küche verschwunden ist, dann lehnt er sich ein Stück zu mir hinüber. „Du musst nichts essen, wenn du nicht möchtest. Das ist kein Problem", raunt er. Als sein Atem über mein Ohr streicht, merke ich, wie mir das Blut in die Wangen steigt. Schnell mache ich einen Schritt von ihm weg und reibe über mein Gesicht.

„Okay, danke", wispere ich nur und räuspere mich, um wieder Stimme zu finden. Meine Güte, was ist nur los mit mir?

Als Vinz meine Reaktion bemerkt, grinst er leicht und folgt seinem Vater.

Erstarrt stehe ich im Flur, fahre seicht mit meinen Fingern über mein Ohr. Was war das? Und warum hat er sich darüber amüsiert?

„Ich muss durch!" Durch das Murren von Ryder hinter mir, bin ich gezwungen einen Schritt zur Seite zu machen und somit wieder in die reale Welt zurückzukommen. Aber das war keine Einbildung. Noch immer sehe ich sein Grinsen vor mir und spüre seinen Atem. Was mache ich hier? Ich sollte nicht für jemanden schwärmen, den ich seit drei Wochen kenne und erst recht nicht, wenn ich weiß, dass ich bald sterbe. Gut, die Protagonistin hat sich gefühlt beim ersten Mal sehen in den Badboy verliebt ... aber das ist etwas Anderes. 

Langsam setze ich meinen Fuß vor den Anderen und folge Ryder in die Küche – zumindest bis knapp davor, denn er steht im Türrahmen und starrt seinen Vater an. Denke ich zumindest, denn ich kann nicht an ihm vorbeisehen, geschweige denn über ihn.

„Ryder!", ertönt daraufhin die freundliche Stimme von Tobias, dann nimmt er ihn in den Arm. Als warme, familiäre Umarmung ist es aber nicht zu deuten, denn Ryder steht stocksteif da und macht nicht einmal Anstalten dazu, ihn in die Arme zu nehmen. Stattdessen schiebt er sich selber nach hinten, weshalb ich schnell einen Satz mache. Meine Güte.

„Hallo", kommt es von ihm zurück. Es ist derselbe Tonfall wie oben. Aber warum hat er keinen Nerv auf seinen Vater? Ich meine, ich habe ihn noch nie hier gesehen und er scheint viel beschäftigt zu sein, aber es ist sein Vater! Es ist nicht so, als hätte ich Papa nicht lieb, nur, da er sich in seiner Arbeit vergräbt.

Als ich mich gegen die Jacken lehne und ein lautes Rascheln ertönt, ruckt Ryders Kopf zu mir und er tritt einen Schritt zur Seite. „Dankeschön." Eilig tipple ich in die Küche und lehne mich gegen den Tresen auf der anderen Seite. Vinz steht neben mir und mustert mich mit einem Seitenblick.

Auch Tobias hat sich umgedreht, da er zu bemerkt haben scheint, dass Ryder nicht sonderlich scharf darauf ist, ihn zu sehen. Tief atmet er durch und deutet auf den Tisch. „Setzt euch." Ein leichtes Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht, als Vinz der Bitte nachkommt und sich auf der Sitzbank bis nach hinten durchschiebt. Auffordernd schaut er zu mir und als ich mich auch nach kurzer Zeit nicht geregt habe, klopft er seicht auf das hellgrüne Kissen. Schnell gehe ich die paar Schritte und setze mich neben ihn. Ryder setzt sich seinem Bruder gegenüber, sein Gesicht strahlt vor Motivation für das Essen. Sobald sein Vater sich abwendet, holt er sein Handy aus der Hosentasche und fängt an jemandem zu schreiben. Meine Mutter! Ich sollte ihr schreiben, ob ich hier mitesse.

Ein „Entschuldigung" gemurmelt hole auch ich mein Handy heraus und tippe meinen Code ein.

„Ist das nicht unfassbar nervig, so kurz nach Weihnachten Geburtstag zu haben?", fragt Vinz leise. Was? „Ja, ist es", antworte ich eben so leise und öffne WhatsApp. Bevor ich auf den Chat von Mama und mir tippe, halte ich inne und schaue zu Vinz. „Warum guckst du auf mein Handy?" Dann sollte ich vor allem mit dem Chat aufpassen, da unser letztes Gespräch über den Termin bei meinem Arzt war. Leicht neige ich es in meine Richtung, sodass die Lampen sich für ihn im Display spiegeln sollten.

„Tut mir leid, ich mache das automatisch."

„Schlechte Angewohnheit." 'Ich habe hier mitgegessen, wann ich Zuhause bin, weiß ich noch nicht. Hab dich lieb!', schreibe ich währenddessen meiner Mutter.

„Ich weiß. Ich bin auch schon dabei, es mir abzugewöhnen."

"Hm." Robin hat mir noch einen schönen Tag gewünscht, aber ansonsten ist nichts Neues. Eilig schiebe ich mein Handy unter meine Beine und richte mich auf.

In der Zwischenzeit hat der Tobias den Tisch gedeckt und auch vor mir steht ein Teller. Als ich einatme, kommt mir der Geruch von Reispfanne entgegen und wider eines Erwartens merke ich ein leichtes Ziehen in meinem Bauch. Ich fülle mir einfach wenig auf und wenn ich dann noch Hunger habe, nehme ich mir nach.

"Nimm dir!" Ihr Vater rückt seinen Stuhl nach hinten, sodass es mir gegenüber sitzt." Den Auffülllöffel hält er mir mit einem Lächeln hin.

"Danke." Sobald ich mir ein wenig aufgefüllt habe, reiche ich ihn an Vinz weiter. Als sich unsere Hände dabei berühren, ziehe ich sie zurück, als hätte er mich verbrannt. Erneut grinst er kurz und füllt auch sich auf. Aufrecht sitzend drehe ich mich zum Tisch, versuche gar nicht erst darauf zu achten, dass auf Vinz Gesicht noch immer ein Lächeln ist. 

Sobald die Kelle aber an Ryder weitergegeben wird, verschwindet der sorglose Ausdruck von seinem Gesicht. Sein Bruder hat zwar mittlerweile das Handy weggelegt, starrt aber auf seinen Teller, um allen zu zeigen, dass er keine Lust hierauf hat. Kann er sich nicht einmal zusammenreißen? Ist das so schwer?

Nach einer Minute der Stille fange ich an, mir auf meiner Lippe herumzubeißen und ziehe ein Stückchen Haut von ihr ab.

"Guten Appetit", murmelt Vinz schließlich und durchbricht die Stille. Danach ist für geraume Zeit nur das Klimpern von Löffeln am Tellerrand zu hören.

"Nun ... Ryder, in welchem Profil bist du eigentlich?" Tobias legt sein Besteck hin und schaut zu seinem Sohn, welcher kurz die Lippen zusammenpresst und dann ein "Musik" hervorbringt. Einen Löffel später hat er aufgegessen und lässt ich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurücksinken. Er sieht aus, als wäre er nur einen Ticken davon entfernt zu fragen, ob er hoch dürfte. Aber wahrscheinlich besitzt er noch so viel Gastfreundlichkeit, dass er mich hier nicht alleine lassen möchte.

"Oh, okay!" Sein Vater scheint erstaunt zu wirken, weshalb ich leicht meine Augenbrauen zusammenziehe. Wusste er das nicht? Ryder musste die Entscheidung vor knapp einem halben Jahr treffen und in dem Zeitraum haben sie doch sicherlich darüber geredet. "Ich wusste gar nicht, dass du musikalisch bist."

Ich glaube, das wusste keiner hier.

"Mary, machst du etwas mit Musik?", richtet er sich an mich.

Ich nicke und kaue schnell zu Ende. "Ich spiele Gitarre und E-Gitarre seit geraumer Zeit. E-Gitarre spiele ich auch in einer Band, also hinsichtlich dieser Richtung bin ich musikalisch, ja. Aber das bringt mir im Musikunterricht leider nicht mehr so viel." Das war früher noch schön, wo man nur Noten erkennen musste und ich immer eine Eins auf dem Zeugnis hatte.

"Möchtest du später auch etwas in dem Bereich machen? Oder gehst du da in eine komplett andere Richtung?"

Schnell stopfe ich mir noch mehr von der Reispfanne in den Mund, um nachzudenken. Ich kann einfach sagen, dass ich mir noch keine Gedanken mache und schaue, worauf ich dann Lust habe, oder? "Ich weiß es noch nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich mir erst später Gedanken darüber machen und mich nicht jetzt schon festlegen", formuliere ich es vage. Vor den Sommerferien hatten mir meine Eltern noch Druck gemacht, dass ich langsam etwas finden sollte, was ich später arbeiten möchte. Auch da hatte ich keine Ahnung gehabt und wenn mir auch danach nichts eingefallen wäre, hätte ich BWL studiert. Klar, irgendwo ist es ein Traum auch mal vor mehr Leuten auf einer Bühne zu stehen, aber da würde ich wahrscheinlich vorher vor Nervosität umkippen.

"Du kannst sonst auch bestimmt Vinz fragen", erzählt er, "ob er vielleicht einen Studiengang kennt, der dich interessieren könnte." Auffordernd sieht er zu seinem Sohn, der innegehalten hat und mit den Schultern zuckt. "So viel weiß ich auch nicht, aber klar, wenn du eine Frage hast, sag ruhig Bescheid."

Leicht nicke ich. "Mache ich. Danke." Schweigend essen wir weiter. Das ist tatsächlich auch ein Vorteil davon, dass ich sterben werde. Ich muss mir keine Gedanken um einen späteren Job machen, denn der Druck, den meine Eltern mir gemacht haben, war scheußlich. Am Anfang hatte ich das Ganze mit Humor genommen und geantwortet, dass ich Band-Gitarristin werde – mein Kindheitstraum – aber meine Eltern fanden es nicht ganz so lustig. Das Thema war aber ziemlich schnell vom Tisch, als ich die Diagnose hatte und seitdem ist es auch nicht mehr aufgekommen.

„Vinz, was studierst du jetzt eigentlich? Soweit ich weiß, hattest du dein Studium davor abgebrochen und nicht weiter aufgeschoben, oder?", fängt Tobias wieder an.

Was ist hier los? Mit Ryder verstehe ich es ja noch – er möchte seine Ruhe haben und redet wahrscheinlich nicht so viel mit seinen Eltern. Aber Vinz? Es ist doch deren Vater, der sollte wissen, was seine Kinder machen! Und auch wenn man es nicht in einem persönlichen Gespräch klärt, gibt es noch Telefone oder WhatsApp.

„Ja, ich hatte abgebrochen. Momentan studiere ich Kindheits- und Jugendpädagogik." Er lächelt kurz seinen Vater an und wendet sich dann mir zu, da er meinen verwirrten Blick wahrgenommen zu haben scheint. „Alles okay?"

Sofort nicke ich. „Klar. Ähm ... warum hast du abgebrochen? Ist der Studiengang so schwer, oder stellt man sich etwas anderes darunter vor?", spreche ich einen Ticken zu schnell, weshalb Vinz es nicht verstanden zu haben scheint. Bevor ich es aber langsamer wiederholen kann, fängt ihr Vater wieder an zu reden.

„Na wegen Tess! Sie ist ja-"

„Der Studiengang war einfach nicht meins, also ja, ich denke, ich habe mir etwas anderes darunter vorgestellt", unterbricht er seinen Vater, lächelt mir kurz zu und wendet sich mit mahnendem Blick an seinen Vater, welcher verstummt ist.

Dumpf erinnere ich mich an den Namen Tess, kann den Gedanken aber nicht greifen. Irgendwo habe ich den Namen schon einmal gehört! Aber wo? Ist das Vinz Freundin? Oder eher seine Ex-Freundin? Ich lasse meinen Blick über alle schweifen, halt aber bei Ryder inne. Entgeistert starrt er seinen Vater an, dann schaut er zu mir. Im nächsten Moment senkt sich sein Blick auf seine Hände und er schüttelt leicht den Kopf. Was hat er?

Zögernd stelle ich die Frage ,,Wer ist Tess?", schaue dabei aber niemanden direkt an, da ich nicht weiß, an wen ich mich am ehesten wenden soll. Als Tobias wieder zum Reden ansetzt, kommt ein gemurmeltes „unsere Schwester" von Ryder. Als er aufschaut, ist seine Miene verändert. Es ist nicht das typische Kalte, was er sonst immer zeigt, diesmal ist es viel ... echter.

„Ich bin eine rauchen." Schnell steht er auf und flüchtet aus der Küche.

Was habe ich gemacht? Mein Blick huscht zwischen den Anderen beiden hin und her, in der Hoffnung, dass sie wissen, was los ist und mir eine Antwort geben können. Vinz schaut auf die Tür, dann zu seinem Vater. Leise seufzt er und lehnt sich an die Wand hinter ihm.

„Tut mir leid", sage ich. Was auch immer ich mit dieser Frage angerichtet habe, es war nichts Gutes. Und die Stille, welche vorher schon erdrückend war, fühlt sich jetzt an, als würde sie mir alles an Kraft rauben. Selbst Tobias ist still.

„Kein Problem. Du konntest ... du wusstest nicht, dass es kein gutes Thema ist." Vinz versucht sich an einem Lächeln, aber es gelingt ihm nicht einmal ansatzweise.

Aber wenn sie ihre Schwester ist, warum habe ich noch nichts von ihr gehört? Oder gesehen? Ist sie die Person, zu welcher Vinz damals gegangen ist, als er meinte, er geht zum Friedhof? Ich presse meine Lippen zusammen, um mich zu beherrschen und nicht zu fragen, ob sie tot ist. Aber es würde Sinn ergeben, oder nicht? Sie haben kein einziges Bild von ihr irgendwo oder etwas, was an sie erinnern würde – ist das nicht normal, dass man es verdrängt? Und von ihr erzählt wurde mir bisher auch nicht. Und das eigentlich offensichtlichste: Ich bin ihr noch nie über den Weg gelaufen. Auch wenn ich nicht sonderlich oft hier bin, aber normalerweise hätte ich etwas von ihr mitbekommen ... „Ist sie tot?", frage ich schließlich gerade heraus. Das, was ich angerichtet habe, kann ich nicht mehr rückgängig machen, aber dann habe ich zumindest Klarheit und zerbreche mir nicht dauerhaft den Kopf.

Schließlich bestätigt mir Vinz meine Vermutung: „Ja, sie ist tot."

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