24. Kapitel: Schwerwiegende Konsequenzen

Zufrieden und äußerst erleichtert betrat Hera die Rampe ihres Schiffes, welches nun wieder allein der Aufenthaltsort für ihre Crew war. Sie kam gerade von einer kurzen Besprechung mit Commander Sato, wo sie sich und ihre Crew zurückgemeldet hatte. Der Commander war etwas erstaunt darüber gewesen, dass die Ghost – Crew schon zurück war, denn sie hatten immerhin noch einen Tag auf Lothal gehabt. Hera hatte es mit komplizierten Umständen erklärt und damit war die Sache recht schnell erledigt gewesen.

Die Twi'lek kletterte die Leiter im Frachtraum hoch und war einfach nur beruhigt, dass auf ihrem Schiff wieder alles in Ordnung war. Was einzig und allein daran lag, dass Teepo zuvor ihr Schiff verlassen hatte. Ob er Kanans Freund war oder nicht, Hera würde dafür sorgen, dass er nie wieder die Ghost betreten würde. Sie hatte kein gutes Gefühl bei ihm und wollte ihn keinen Tag länger in Ezras unmittelbarer Nähe haben. Da würde noch eine Diskussion mit Kanan auf sie zukommen, aber die war mehr als überfällig, wie sie fand.

Hera betrat den Gemeinschaftsraum und steuerte in die Richtung der Kabinen...als sie innehielt und zur Luke sah, wo die Phantom angedockt war. Täuschte sie sich oder hörte sie da ein Schluchzen?

Die Twi'lek verengte die Augen und erklomm die Leiter, um sicherzugehen. Mit jeder Stufe schien das Schluchzen lauter zu werden und Hera wurde bewusst wessen Schluchzen das war. Ihr Herz zog sich unangenehm zusammen und sie konnte gar nicht schnell genug in die Phantom klettern.

„Ezra?"

Das Schluchzen verstummte augenblicklich und besorgt sah sich Hera um. Sie blinzelte und nahm erst auf den zweiten Blick die kleine Gestalt wahr, welche sich unter dem Schaltpult zusammengekauert und ihr den Rücken zugedreht hatte. Hera stockte der Atem und mit gemächlichen Schritten ging sie auf ihn zu, bedacht ihn nicht zu erschrecken.

„Ezra?"

Es war unschwer zu kennen wie sehr der Junge zitterte und obwohl es nicht möglich erschien so kauerte er sich noch mehr zusammen. Fast so, als ob er einfach verschwinden wollte. Die Twi'lek kniete sich hin und legte ihm eine Hand auf den Rücken.

„Ezra, was ist los?"

Bei ihrer Berührung zuckte der Padawan nur noch mehr zusammen und konnte ein weiteres Schluchzen nicht zurückhalten.

„V-Verletze mich bitte nicht. Bitte."

Heras Herz durchfuhr ein Stich. Wie konnte ihr Junge denken, dass sie ihn jemals verletzen würde?

„Ezra, ich würde dir nie wehtun", sprach sie mit sanfter Stimme und strich über seinen Kopf.

„Du hier sicher. Niemand tut dir etwas."

Ezra stieß ein Wimmern aus, was Hera fast das Herz brechen ließ. Sie streichelte weiter über seinen Kopf und redete mit ruhiger Stimme auf ihn ein.

„Es ist alles gut. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin bei dir, niemand wird dir etwas tun."

Ihre Besorgnis wuchs immer mehr an. Sie war nur eine Stunde weg gewesen was hatte ihn so sehr erschreckt? Was war passiert? Hera schüttelte innerlich den Kopf. Diese Fragen hatten Zeit, jetzt musste sie erstmal Ezra beruhigen. Das war das Wichtigste.

„Liebling, kommst du bitte unter dem Schaltpult hervor? Ich möchte nicht, dass du dir wehtust."

Ezra schüttelte nur den Kopf, doch Hera versuchte es weiter.

„Bitte, Ezra. Ich verspreche dir, dass dir nichts passieren wird. Ich passe auf dich auf. Versprochen."

Ezra wimmerte erneut und Hera konnte erkennen, dass er sich seine Wange hielt – der Grund dafür war ihr allerdings schleierhaft.

„Tut dir etwas weh? Hast du dich verletzt?"

Erneut schüttelte er den Kopf, dann brach er erneut in Tränen aus.

„K-Kanan..."

Die Pilotin blinzelte überrascht. Was hatte das denn mit Kanan zu tun? Hatte er Ezra so erschreckt? Oder ging es ihrem Mann nicht gut und Ezra war so überfordert und verängstigt darüber?

Sie streichelte seinen Rücken.

„Ezra, was ist mit Kanan? Geht es ihm nicht gut? Ist etwas passiert?"

Ihre Stimme blieb sanft, obwohl auch eine Spur von Dringlichkeit zu hören war. Ezra schluchzte und presste seine Hand immer weiter gegen seine Wange. Hera wurde stutzig und legte eine Hand auf seine.

„Hast du Schmerzen?"

Ein erneutes Kopfschütteln. Ezra machte keine Anzeichen sich weiter darüber äußern zu wollen. Hera überlegte.

„Was hältst du davon, wenn wir unten weiterreden? Wir können eine Tasse Kakao zusammen trinken oder auch etwas essen. Dann kannst du mir in aller Ruhe erzählen, was los ist."

Ezra schwieg für einen Moment.

„Du...du wirst mir nichts tun?"

„Das würde ich niemals."

Hera streichelte über seinen Kopf.

„Vertraust du mir?"

Der Junge hielt einen Moment inne, dann nickte er langsam. Ezra kam unter dem Schaltpult hervor, wobei Hera ihn besorgt betrachtete. Der Junge sah vollkommen am Ende aus. Er hatte ein ganz verweintes Gesicht und...

Die Twi'lek hatte das Gefühl, als ob ihr Herz stehenblieb, als sie einen Handabdruck auf Ezras Wange erkannte. Er war nicht mehr ganz so deutlich, aber genug, um zu offenbaren, was jemand getan hatte. Unermessliche Wut kam in ihr auf und sie musste sich zügeln einen klaren Kopf zu behalten.

„Na komm."

Sie ließ Ezra vorgehen und auch wenn sie ihn am Liebsten an der Schulter oder an der Hand genommen hätte...so ließ sie es bleiben. Sie wusste nicht wie Ezra auf weitere Berührungen reagieren würde, nachdem sie den Abdruck in seinem Gesicht gesehen hatte. Wenige Minuten später saßen beiden an dem Tisch im Gemeinschaftsraum und hatten zwei dampfende Tassen vor sich stehen. Ezra hatte seine Arme um seinen Oberkörper geschlungen und machte keine Anstalten etwas trinken zu wollen. Wie ein Häufchen Elend saß er da, presste sich förmlich in das Sofa und schien mit der Möblierung verschmelzen zu wollen. Pure Angst war in seinen Augen zu sehen und immer wieder blickte er voller Achtsamkeit im Raum umher. Es war offensichtlich, dass er sich vor etwas oder mehr jemanden fürchtete und Hera hatte eine gewisse Ahnung vor wem.

„Er wird dir nie wieder etwas tun, Ezra. Er wird die Ghost nie wieder betreten. Ich sorge dafür, dass er dich nicht einmal mehr schief ansehen wird."

Ezra blinzelte und sah erstaunt auf.

„W-wirklich...?"

Sie nickte entschlossen und rutschte etwas näher zu ihm.

„Niemand wird dich mehr verletzen. Ich werde mit Commander Sato und Ahsoka darüber reden, dass er sofort wegkommt. Ich will ihn keine Sekunde länger in deiner Nähe wissen."

Der Padawan schluckte und rieb sich über die Wange. Er hatte nicht erwartet, dass Hera so hinter ihm stehen würde.

„Ich...ich will ihn nicht mehr sehen. Ich habe gedacht..."

Erneut kullerten Tränen über seine Wangen.

„Ich dachte er würde mich nie verletzen. Das ich ihm vertrauen könnte..."

Hera hielt inne und runzelte nachdenklich die Stirn.

„Wirklich?"

Ezra nickte und wirkte wie am Boden zerstört.

„Ich dachte wir haben eine Verbindung und dann die Worte von..."

Seine Tränen kullerten in seine Tasse, die er nach wie vor nicht angerührt hatte. Hera wusste nicht wieso, aber sie bekam ein sehr komisches Gefühl. Ezras Äußerungen hätte sie nicht mit Teepo verbunden, schon gar nicht nach gestern.

„Um ehrlich zu sein dachte ich, dass du ihn nicht sonderlich magst. Gerade nach dem was Teepo dir angetan hat."

Ezra blinzelte und seine Augen weiteten sich. Er rutschte sofort weiter von Hera weg, die das überrascht wahrnahm. Die Twi'lek betrachtete ihn besorgt.

„Ezra?"

„Ich....ich habe nicht...n-nicht Teepo gemeint."

Hera blickte ihn entgeistert an.

„Moment...er hat dich nicht...?"

Er schüttelte nur den Kopf und senkte den Blick. Ezra konnte sie nicht ansehen. Nicht bei dem was sie unweigerlich danach fragen würde.

„Ezra...wer hat das getan?"

Der Junge hielt sich erneut die Wange und schloss die Augen. Er atmete zittrig aus und schien sichtlich Schwierigkeiten haben nicht erneut in Panik zu verfallen.

„Kanan....K-Kanan h-hat mich geschlagen."

Mit diesen Worten stürzte Heras Welt buchstäblich zusammen.

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Kanan befand sich immer noch genau an der Stelle wo Ezra ihn zurückgelassen hatte. Er kauerte halb auf dem Boden und sah buchstäblich ins Leere. Einzelne Tränen waren noch auf seinen Wangen erkennbar, seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und noch immer konnte er nicht fassen was da gerade passiert war. Was er wirklich getan hatte.

Niemals, nicht mal in seinen Albträumen war es dazu gekommen. Kanan hatte Ezra nie verletzt, nicht eine Hand an ihn gelegt. Er hatte nur sanfte Gesten, die aus Liebe und Zuneigung bestanden von ihm erfahren. Umarmungen, eine Hand auf seiner Schulter, Streicheleinheiten über den Kopf oder über den Rücken. Niemals war es für Kanan auch nur in Frage gekommen geschweige denn vorstellbar gewesen Ezra je etwas zu tun. Nicht nur weil er jegliche Gewalt gegenüber Kindern verabscheute...nein, er liebte diesen Jungen aus ganzen Herzen. Ezra war nicht nur sein Padawan, er war sein Sohn. Sein Kind.

Was das Ganze nur noch tausend Mal schlimmer machte.

Der Jedi, wenn er es denn überhaupt noch war, schien wie in Trance zu sein. Alles um ihn herum schien seine Bedeutung verloren zu haben. Ezras Blicke, seine Schreie, sein Wimmern...das alles spielte sich wie ein Film vor seinen Augen ab. Kanan konnte nicht einmal darüber nachdenken wieso es so weit gekommen war. Noch warum es wieder zu einem Streit...

Nein, das war nicht ganz richtig. Den Streit hatte er verursacht. Erneut.

Er hatte Ezra nicht geglaubt. Er hatte es nicht mal versucht. Mit der Erwähnung seiner Meisterin schienen bei ihm sämtliche Sicherungen durchgeknallt zu sein und damit hatte sich wohl auch sein gesunder Menschenverstand verabschiedet.

Kanan fuhr sich über das Gesicht und wollte am liebsten schreien. Diesen Sturm an Gefühlen herausschreien, der in ihm herrschte. Er konnte nicht mehr, er konnte das alles nicht mehr. Ezra hatte mit seiner Vermutung vollkommen Recht. Sein Geist steckte nach wie vor an jenem Tag fest und er war nicht der Lage loszulassen warum auch immer. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Himmel, er hatte Ezra geschlagen!

Er drückte seine Fäuste gegen seine geschlossenen Augen und spürte, wie ein enormer Selbsthass in ihm aufkam. Wie viel wollte er denn noch zerstören? Wie viel sollte Ezra denn noch leiden wegen ihm? Er liebte diesen Jungen so sehr und was tat er?

Kanan wurde in seinem Loch von Selbstmitleid unterbrochen, als die Tür der Kabine sich öffnete und er Schritte hörte.

„Kanan."

Der Jedi rieb sich über die Augen und stand langsam auf, wobei er es nicht wagte Hera in die Augen zu blicken.

„Hera..."

Sie wusste es. Natürlich wusste sie es. Sie würde ihn rausschmeißen, sich von ihm trennen, ihm verbieten je wieder auch nur ein Wort mit Ezra zu reden.

Die Twi'lek seufzte.

„Kanan, siehe mich an."

Es war kein Befehl, aber es hörte sich wie einer an. Zögernd stellte sich Kanan dem Augenkontakt und zuckte innerlich zusammen, als er die Enttäuschung, als auch Wut und Trauer in Heras Augen sah. Sie hatte die Arme verschränkt und ihre Haltung drückte eine reine Kälte aus. Anspannung, unterdrückter Zorn. Nicht ein Gefühl was sie normalerweise miteinander verband.

„Ich habe mit Ezra gesprochen. Doch zuvor habe ich ihn vollkommen verängstigt und wimmernd und schluchzend unter dem Kontrollpult der Phantom gefunden. Kannst du mir etwas dazu sagen?"

Hera fiel es sofort auf. Wie Ezra zuvor sah Kanan wie das reine Elend aus. Auch er hatte ein ganz verweintes Gesicht, sah völlig wie am Boden zerstört aus und seine Augen trugen einen unglaublichen Schmerz in sich. Wie es auch bei Ezra der Fall gewesen war. Der einzige Unterschied zwischen den beiden bestand das Ezra außer sich vor Angst gewesen war und Kanan...Kanan schien nur noch von absoluten Hass umgeben zu sein. Nämlich auf sich selbst. Hera sah es in seiner Haltung, in seiner Gestik und in seinen Augen. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn so erblickte. Vor allem nicht was die letzten Monate betraf.

Ihr Blick wurde eine Spur mitfühlender, aber die Enttäuschung und vor allem die Fassungslosigkeit blieben. Kanan schluckte und setzte zum Sprechen an, doch dann schüttelte er den Kopf und ließ die Schultern hängen. Hera hob eine Braue.

„Kanan?"

„Du weißt doch eh alles. Wieso sollte ich noch..."

Er fuhr sich über das Gesicht und wich erneut ihrem Blick aus.

„Ich wollte das nicht, Hera. Ich würde nie..."

„Ich weiß."

Ihre Stimme war leise, aber enthielt so viel Traurigkeit in sich, dass es Kanan einen Schlag in die Magengrube bereitete.

„Aber du hast es getan, Kanan. Ich weiß du würdest niemals..."

Sie musste sich selbst zusammenreißen und atmete aus.

„Wieso?"

Kanan antwortete nicht. Denn das war eine Frage, die er selbst nicht beantworten konnte. Wieso hatte er  Ezra geschlagen? Wieso war es zu dem gekommen? Darauf wusste er keine Antwort. Er hatte nur sichere Kenntnis darüber, dass es alles seine Schuld war.

Hera schüttelte den Kopf und wurde eine Spur lauter.

„Warum hast du das getan, Kanan?"

Der Jedi schwieg erneut, was Hera nur noch verzweifelter werden ließ. Sie warf die Hände in die Luft und schien ihre kontrollierte Haltung zu verlieren, was bei Hera nur sehr selten der Fall war.

„Meine Güte, dass ist doch... War es wieder ein Streit? Ging es um das von gestern? Hast du ihn zur Rede gestellt?"

Kanan antwortete erneut nicht, Hera fuhr fort.

„Hast du ihm nicht geglaubt?! War es das?! Bist du so verbohrt, so blind, dass du die Wahrheit nicht sehen willst? Kanan, wie konntest du das tun?! Der Junge ist schon höchst traumatisiert und du warst der Erste, dem er vertraut hat. Ist dir klar, was du angerichtet hast?!"

Kanan senkte nur den Blick, was Hera rasend werden ließ. Tränen begannen sich in ihren Augen zu bilden und sie stieß ihn gegen die Brust, wobei er einen Schritt zurücktaumelte.

„Antworte mir! Verdammt nochmal, Caleb! Wir hatten das geklärt, ich hatte dich gewarnt und dich dazu aufgefordert endlich aus diesem verfluchten Loch rauszukommen!"

„Nichts was ich sagen könnte würde die Situation in irgendeiner Form besser machen, Hera. Ich habe...ich habe Ezra geschlagen. Warum...das weiß ich nicht. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Ich...ich habe keine Antwort darauf, wieso ich meinen Jungen geschlagen habe. Wir haben gestritten und ja ich habe ihm nicht geglaubt, weil..."

Ja, wieso hatte er es nicht? Weil die Geschichte zu abstrus klang? Weil nichts von dem Sinn ergab? Aber müsste er nicht nach all der Zeit gelernt haben, dass die Macht oft keinen Sinn ergab? Das ihr Handeln oft unmöglich erschien?

...wieso fing er jetzt erst an wirklich über Ezras Worte nachzudenken? Wieso hatte er seine Geschichte von Anfang an so vehement von sich gewiesen? Nur wegen der Erwähnung seiner Meisterin?

Hera schüttelte nur den Kopf und versuchte etwas runterzukommen. Wenn sie Kanan anschreien würde, würde das niemanden von ihnen nützen. Vermutlich würde es Ezra auch hören und das Letzte was sie wollte, war den Kleinen noch mehr zu verschrecken.

„Also glaubst du, dass Teepo Recht hat und Ezra sich das alles nur ausgedacht hat."

„Ich weiß es nicht, ich kann immer noch nicht fühlen, ob Ezra..."

„Kanan, es ist keine Frage der Macht, ob du Ezra glaubst!"

Die Twi'lek fasste sich an die Stirn.

„So kommen wir nicht weiter. Ich habe dir gesagt, dass alles schiefgehen wird, wenn du nicht endlich... Du hast dich nicht mehr unter Kontrolle, Kanan! Du hast schon einmal mit Ezra gestritten und jetzt wieder und alles nur..."

„Ich weiß."

Der Jedi seufzte.

„Ich...ich kann mich für nichts dafür rechtfertigen, Hera. Ich will es auch nicht, weil es alles meine Schuld ist. Ich weiß selbst nicht was mit mir los ist oder wieso ich...die Kontrolle verloren habe. Wieso es wieder passiert ist. Ich würde ihn niemals verletzen. Seine Worte haben mich einfach..."

Er verstummte und Hera blickte zu ihm.

„Was für Worte?"

„Wir haben uns mehr im Kreis gedreht bei der ganzen Diskussion. Er hat noch gemeint, dass er einen Kyberkristall bekommen hätte und dann auch noch meine Meisterin im Tempel angetroffen hätte. Er hat vorhin das Holocron geöffnet und sie sofort erkannt...dabei habe ich nie wirklich mit ihm über sie gesprochen. Jedenfalls war das wohl der Punkt der mich...meine Vernunft und meinen Verstand gekostet hat. Vielleicht habe ich deswegen nicht nachgedacht."

„Du hast ihn geschlagen, weil er deine Meisterin erwähnt hat?", hakte sie ungläubig nach. Kanan schüttelte den Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Nur...irgendwie fing daher der Streit an und..."

Er seufzte und fuhr sich über die Augen.

„Er...er hat schlecht über Teepo gesprochen und ihn beschuldigt. Ich weiß nicht, woher er diese Eifersucht plötzlich hat."

„Deswegen hast du ihn verletzt?!"

„Nein! Ich...Ezra fing irgendwann damit an vom alten Ezra und von sich zu sprechen. Er meinte, dass ich ihn in der Zeit seines Verschwindens mit Teepo ersetzt und dem alten Ezra auch nicht geglaubt hätte. Das seine Erinnerungen keinen Unterschied machen würden. Frage mich nicht, woher er diesen Quatsch vom alten und neuen Ezra her hat."

Kanan stockte.

„Jedenfalls...er hat das alles so ausgelegt, dass ich ohnehin nur Teepo glauben würde. Egal was er sagt. Das ich mir wünschen würde, dass er an jenem Tag...wirklich gestorben wäre und ich ihn damit..."

Er konnte es nicht aussprechen und anhand Heras fassungsloser Geste nahm er an, dass sie auch so verstand.

„Irgendwie setzte bei mir dann alles aus und ich...tat es. Natürlich haben mich seine Worte verletzt und mit seiner Behauptung, dass ich noch immer geistlich an jenem Tag feststecken würde ist vielleicht etwas dran...aber ich hatte kein Recht ihm etwas zu tun. Das hätte ich niemals."

Hera blickte Kanan für einen sehr langen Moment an. Dann seufzte sie und schüttelte langsam den Kopf.

„Kanan...ich glaube Ezra hat mit gewissen Punkten Recht. Um ehrlich zu sein...ist es offensichtlich, dass du in Teepo einen Ersatz für Ezra gefunden hast. Das du damit versucht hast deinem Schmerz und dem Verlust zu entkommen."

„Ich würde Ezra nie ersetzen!"

„Nicht direkt, Kanan. Aber du hast es. Na ja oder mehr versucht."

Sie blickte ihn sehr nachdenklich an.

„Er hat Recht. Du steckst immer noch an jenem Tag fest. Viele Dinge weißt du selbst, aber du leugnet es. Du bist nicht ehrlich zu dir selbst und stellst dich nicht deinen Gefühlen. Solange du vor dir selbst davonrennst...wird sich das nicht ändern. Ich habe es dir schon einmal gesagt und du scheinst nichts daraus gelernt zu haben..."

Sie machte eine Geste.

„Ich habe dich die ganze Zeit davor gewarnt und dich inständig angefleht...aber diese Eskalation ist nur dadurch zustande gekommen, weil du dich selbst nicht im Griff hast. Erneut. Du bist mit allem überfordert, Kanan. Du musst endlich aus deinem Loch raus und dich der Wahrheit stellen. Solange du dich vor allem und auch weiterhin vor der Macht so verschließt – und ja ich weiß das du es nach wie vor tust, wird nichts besser. Du musst endlich loslassen und akzeptieren was geschehen ist. Und du musst wieder anfangen deinem eigenen Padawan zu vertrauen. Du musst an ihn glauben."

„Ich habe nie damit aufgehört."

„Wirklich? Wieso ziehst du dann Teepo Ezra vor? Der Brief war eine reine Schikane und eine Fälschung. Du hast nicht einmal versucht wirklich darüber nachzudenken, sondern dich von deinen Gefühlen leiten lassen, welche du absolut nicht im Griff hast. Das was du Ezra immer gepredigt hast tust du gerade selbst. Dein Urteilsvermögen ist völlig von deinen Gefühlen überlastet."

Kanan seufzte und blickte absolut hilflos zu Hera.

„Ich..."

„Beim letzten Mal hätte es schon eskalieren können und jetzt ist es passiert. Ich habe es dir oft genug gesagt..."

Kanans Magen zog sich schmerzvoll zusammen.

„Hera..."

„Ich habe Ezra gesagt, dass ich nicht zulasse, dass er noch einmal verletzt wird. Das ich nicht will..."

Sie verstummte und brachte die nächsten Worte kaum über sich.

„Solange du dich nicht endlich selbst in den Griff bekommst und wieder zu deinem alten Selbst zurückfindest...wirst du nicht mehr in Ezras Nähe kommen."

Kanan starrte sie entgeistert an.

„Hera..."

„Ich habe geschworen und ihm versprochen ihn zu beschützen. Auch...auch wenn es vor dir sein muss."

Sie schluckte und war den Tränen nahe.

„So...so kann es nicht weitergehen, Kanan. Nicht wenn er sich vor dir fürchtet und du dich nicht im Griff hast. Nicht...wenn du nicht siehst, was Teepo wirklich für ein Spiel treibt und was du Ezra damit antust. Er hat nicht gelogen, er hat absolut keinen Grund dafür. Du musst endlich begreifen, dass du dich selbst anlügst und dir die ganze Zeit etwas vorgemacht hast."

Hera sah ihm direkt in die Augen.

„Solange du nicht zur Vernunft kommst...bleibst du der Ghost fern. Du kannst in der Phantom schlafen, aber wirst mein Schiff sonst nicht betreten."

Die Twi'lek brachte es fast um diese Worte auszusprechen, aber es musste sein. Kanan war zu weit gegangen und er musste sehen was für Konsequenzen seine Handlungen hatten. Der Jedi blinzelte und stand vollkommen fassungslos da.

„Du...du wirfst mich raus?"

„Vorübergehend. Wie lange liegt an dir. Aber so geht es nicht mehr weiter, Kanan. Ich will meinen Sohn beschützen...also tue ich alles, was dafür nötig ist. Glaube mir, es fällt mir absolut nicht leicht und es bringt mich wirklich fast um. Aber ich kann nicht mehr."

Sie nahm seine Hand.

„Ich liebe dich. Das bedeutet keine Trennung oder sonst etwas...aber ich muss so handeln. Ich will endlich meinen Mann wieder haben. Der, der unseren Sohn praktisch vergötterte, der immer für ihn da war und ihm sein Leben anvertraut hat. Ich will meinen ehrlichen Caleb wieder, der nicht vor sich selbst davonläuft. Bitte, komm zu mir zurück. Zu uns."

Hera blickte ihm noch einen Moment in die Augen, dann wandte sie sich ab und verließ ohne weitere Worte den Raum. Kanan klappte praktisch auf seiner Koje zusammen.

Heras Worte waren klar. Wenn er sich nicht endlich zusammenriss und sich seinen Dämonen stellte...dann würde er alles verlieren.

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„Brauchst du noch etwas?", fragte Hera sanft, als sie Ezra seine Decke gab. Der Junge schüttelte den Kopf, nahm die Decke und breitete sie auf seiner Koje aus. Nur war diese nicht mehr in seinem und Kanans Zimmer, sondern in Zebs. Genauer gesagt in Zebs und seinem Zimmer. Ezra hatte beschlossen wieder in sein altes Zimmer zu ziehen. Nicht nur um Kanan aus dem Weg zu gehen, sondern auch...weil er damit das Gefühl hatte, dass er so an sein altes Leben anknüpfen konnte. Vielleicht war das unsinnig, aber es schien ihm etwas zu helfen. Und so war es in erster Linie nicht der Grund, weil er keine Sekunde länger im selben Zimmer wie Kanan schlafen wollte. Wenn es nach ihm ging...dann wollte er nie wieder in seiner Nähe sein. Was wiederum auch unsinnig war, denn Kanan war Heras Freund und auch der Anführer ihrer Crew. Es war klar, dass er ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Nicht, nachdem was passiert war.

Hera betrachtete den Jungen mit gemischten Gefühlen.

„Bist du dir wirklich sicher, Ezra? Du kannst auch allein im Zimmer schlafen. Kanan...wird sich erstmal nicht das Zimmer mit dir teilen."

Die Twi'lek hatte schon die ganze Zeit komische Andeutungen gemacht, was Ezra nicht wirklich verstanden hatte – den Kopf hatte er dafür nicht. Aber nun wo er auf seiner Koje saß und sie ihn so sorgenvoll ansah...

„Hast...hast du Kanan...rausgeschmissen?"

Er wusste nicht wieso, aber bei dem Gedanken daran tat sein Herz weh. Was gar keinen Sinn ergab, denn Kanan hatte ihn die ganze Zeit nur belogen und ihm etwas vorgemacht. Er hatte ihm versprochen ihm nie wehzutun und hatte es doch getan.

Hera seufzte und kletterte zu Ezra auf die Koje, setzte sich neben ihn und ließ ihre Beine baumeln.

„Nicht...direkt", gestand sie und biss sich auf die Unterlippe.

„Er muss...erstmal richtig nachdenken und sich über vieles im Klaren werden. Er schläft jetzt erstmal in der Phantom. Wie es weitergeht, werden wir sehen."

Sie blickte ihn an.

„Ich weiß, dass sein Verhalten durch nichts gerechtfertigt werden kann und darüber ist er sich auch im Klaren. Aber...ich kann dir versichern, dass er es nicht tun wollte. Er würde dich niemals verletzen. Er...er ist gerade einfach nicht...wirklich er selbst und braucht Zeit."

Ezra zog die Knie an.

„Ich habe ihm vertraut."

„Er weiß, dass du ihn vermutlich nie wieder sehen willst und all dein Vertrauen zu ihm dahin ist. Aber...Kanan liebt dich sehr, Ezra. Nicht den neuen oder den alten Ezra, sondern dich. Auch wenn er das nicht besonders in der letzten Zeit gezeigt hat."

Sie zögerte, aber strich über seinen Kopf.

„Da liegt kein Unterschied. Du bist du und so lieben wir dich. Verstehst du das?"

„Mhm..."

Ezra rieb sich über den Arm.

„Habe...habe ich alles kaputtgemacht?"

Hera blinzelte und konnte nicht anders, als den Jungen in ihre Arme zu schließen.

„Oh nein, Schatz. Das hast du nicht. Es ist auch nicht so wie du gerade denkst. Kanan...muss verstehen was er da tut und darf nicht mehr vor sich selbst davonlaufen. Er hat den Schmerz dich damals zu verlieren nie verarbeitet und das mit Teepo...er ist blind ihm gegenüber."

„Er glaubt mir nicht. Er macht mich für alles verantwortlich..."

„Kanan wird dir glauben, Ezra. Er weiß, dass du recht hast, aber so ganz ist es in seinem Gehirn noch nicht angekommen. Er wird verstehen und es wird besser werden. Du hast an nichts Schuld, Schatz."

Sie drückte ihn sanft.

„Es wird sich alles klären. Solange du nicht bereit ist und du Kanan nicht sehen willst, wird er auch nicht in deine Nähe kommen. Ich weiß, dass es für dich gerade unmöglich ist daran zu denken...aber es war ein Unfall, Ezra. Wirklich. Wenn du so weit bist...vielleicht wirst du dann bereit sein mit ihm zu sprechen."

Ezra sagte nichts darauf, denn in der gegenwärtigen Situation wollte er alles, aber nicht mit Kanan sprechen. Auch wenn er es nicht ausschloss, aber es war einfach zu früh. Kanan hatte ihn so sehr verletzt und das weitaus mehr als nur mit einer Ohrfeige. Er brauchte Zeit.

Hera seufzte und ließ ihn los, strich ihm über den Kopf.

„Wenn du noch etwas brauchst, dann melde dich, okay?"

Der Junge nickte und rieb sich über die Augen.

„Ich...ich würde mich jetzt gerne etwas hinlegen, Hera."

Mitfühlend blickte die Twi'lek ihn an und nickte.

„Natürlich. Ich sehe später nochmal nach dir."

Sie drückte seine Schulter und stieg von der Koje, dann verließ sie den Raum. Ezra rückte sein Kissen zurecht und kuschelte sich in seiner Decke ein, wobei er an die Decke starrte. Das hielt nicht lange an, da die Tür erneut aufging und Zeb hereinkam. Der Lasat lächelte erfreut und kam sofort zu ihm.

„Na habe ich dir gefehlt?"

Er wuschelte Ezra über den Kopf, was den Jungen etwas lächeln ließ.

„Ich...ich wollte einfach weg und wieder mehr an meinem alten Ich anknüpfen. Ist...ist das okay?"

Zeb grinste.

„Mehr als das. Ohne dich wurde es langsam öde, Kleiner. So gerne ich meine Kabine auch für mich habe...mir hat die kleine Nervensäge in der oberen Koje gefehlt."

Ezra lächelte und wusste, wie er Zebs Worte aufnehmen musste. Ihre wahre Bedeutung.

„Du hast mir auch gefehlt, Zeb."

Der spielerische Ausdruck auf dem Gesicht des Lasats verschwand und reine Besorgnis war zu sehen.

„Ich habe gehört was passiert ist...bist du okay?"

Ezra bekam einen Kloß im Hals und nickte.

„G-Geht schon."

„Wenn Kanan dir noch einmal zu nahe kommt, dann werde ich ihn..."

Zeb atmete aus und schüttelte den Kopf.

„Was ich meine...wenn du reden willst, dann sag einfach Bescheid. Okay? Wenn du Hilfe brauchst, dann bin ich da."

Ezra stieß seine Hand sanft gegen Zebs Pranke, die auf seinem Arm ruhte.

„Danke, Zeb. Wirklich."

Erneut wuschelte der Lasat ihm durch das Haar, als Ezra langsam die Augen zufielen.

„Nicht dafür, kid. Ich lasse dich lieber mal etwas allein, damit du dich ausruhen kannst."

Ezra nickte und kuschelte sich ein.

„Bis später."

„Bis nachher, Kleiner. Ruhe dich gut aus."

Zeb betrachtete Ezra noch einen Moment, dann verließ er wieder das Zimmer. Er war wirklich froh darüber, dass sein kleiner Bruder wieder in ihrem Zimmer schlief, aber wenn er daran dachte, was Kanan getan hatte...

Ein animalisches Knurren entfuhr ihm und der Lasat musste sich zusammenreißen nicht den Jedi aufzusuchen und ihn zu verprügeln. Das hatte er niemals von Kanan gedacht. Wenn er ihm noch einmal zu nahe käme, dann würde er für nichts mehr garantieren können.

Er hatte Ezra schon einmal nicht beschützen können. Noch einmal würde ihm das nicht passieren.


Ab sofort gibt es jeden zweiten Donnerstag ein Update, mein Studium geht leider vor :) 
Das wird so lange sein bis ich die Geschichte wirklich zu Ende geschrieben habe. 
Hoffe euch hat das Kapitel gefallen, seid gespannt darauf was als Nächstes kommt xD

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