23. Kapitel: Totalausfall

Kurze Zwischeninfo: Auch wenn es momentan nicht so rüberkommt ist und bleibt Kanan einer meiner Lieblingscharaktere. Das ist gerade bei diesem Kapitel erwähnenswert und keine Sorge Kanan wird auf die richtige Spur kommen. Ich stelle ihn weder als extra vertrottelt noch als Ar****** dar, vieles ist eine Kurzschlussreaktion und aus lauter Überforderung bei ihm passiert. Ich versuche nach wie vor bei den originalen Charas zu bleiben und sie dementsprechend wiederzugeben - wenn mir das nicht gelingt, dann schreibt es mir bitte xD

So, jetzt fallt über das neue Kapitel her. Glaubt mir, der Titel des Kapitels ist Programm :D


Die Stunden, welche danach folgten und wo die Ghost sich im Hyperraum befand, waren für Ezra nicht wirklich angenehm. Auch seine warme Dusche hatte ihn nicht wirklich die Anspannung vergessen lassen und so wirkte sich auch das auf seinen Schlaf aus. Gehorsam war er wieder in der Krankenstation eingekehrt und hatte sich zur Ruhe gelegt – doch statt erholsamen Schlaf zu finden, fand er einen merkwürdigen Traum nach dem anderen vor. Sie handelten von seinen Erlebnissen in den letzten Stunden, als auch von Ereignissen, die er nach wie vor nicht zuordnen konnte. Es waren keine direkten Albträume per se, sondern mehr eine Aneinanderreihung sämtlicher Bilder und Worten. Etwas was alles andere als erholsam für seinen aufgewühlten Zustand war.

Als das Bild eines roten Lichtschwerts gepaart mit einer weißen Fratzen mit roten Markierungen in seine Gedanken trat, wachte Ezra wiederholt aus dem Schlaf auf und starrte mit offenen Augen an die Decke der Krankenstation. Sein Puls ging etwas schnell und seine Atmung keuchte etwas als er eine Hand an seine Stirn legte und versuchte durchzuatmen. Es schien, als ob der Aufenthalt auf Lothal die Tore zu seinen Erinnerungen geöffnet hätte – nur anders, als alle hofften. 

Ezra setzte sich auf und fuhr sich mit beiden Händen über den Kopf. Die Bilder und Worte waren wieder genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Alles was blieb war die letzte gruselige Fratze und dann noch das Geheul eines Loth – Wolfes, welches noch immer in seinen Ohren klang.

Er rieb sich über die Augen und seufzte. Es war ausgeschlossen, dass er in einen weiteren Schlaf fallen würde. Abgesehen davon legte er es nicht unbedingt darauf an erneut solche verwirrenden Träume zu haben und sich genauso ausgelaugt und erschöpft zu fühlen wie zuvor.

„Waup."

Ezra sah auf als Chopper in den Raum rollte und mit seinen Metallarmen gestikulierte.

„Oh hey, Chop."

Der Padawan schlug die Decke zur Seite und stand vom Bett auf. Der Droide rollte gegen sein Bein und piepte freundlich.

„Hera hat dich geschickt? Wieso?"

„Wauup – Wop."

„Um mir zu sagen, dass wir wieder auf Atollon sind. Danke, Chopper."

Ezra schlüpfte in seine Schuhe und fuhr sich durch sein Haar, welches wieder etwas länger geworden war.

„Dann ist die Gefahr wohl vorbei und ich kann raus?"

Der Droide bestätigte, dass Teepo das Schiff vor einer halben Stunde verlassen hatte. Ezra seufzte erleichtert auf.

„Zumindest das wäre geklärt."

Er strich dem Droiden über die Haube.

„Danke fürs Informieren."

Er wollte aus dem Raum gehen, als Chopper ihn mit einen seiner Metallarme am Bein festhielt.

„Wop."

„Ich weiß, dass Hera will, dass ich noch etwas im Bett bleibe und schlafe. Aber ich kann nicht mehr schlafen und ehrlich gesagt habe ich auch etwas Hunger. Ich ruhe mich auch so aus, versprochen."

„Waup?"

„Ich gebe dir mein Wort, ja. Darf ich jetzt gehen?"

Der Droide schwieg einen Moment, dann piepte er bestätigend und ließ Ezra los. Dieser flüchtete praktisch aus der Krankenstation und machte sich zum Gemeinschaftsraum auf. Oder mehr war das sein Vorhaben als ihm etwas Merkwürdiges passierte. Denn als er den Flur hinunterging und die Kabinen streifte...hörte er Gesang. Keine Stimme oder Worte, sondern mehr...wie ein Lied. Eine Melodie.

Er konnte sie nicht ganz erfassen, aber irgendwie...schien sie ihn zu rufen. Auch machte es den Anschein als ob die Melodie immer lauter werden würde.

Ezra verharrte in seinem Schritt und wandte sich zur Kanans Kabine um – und seine wie es im Moment wieder der Fall war. Neugierig betrat er den Raum und sah sich um, wobei er ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken konnte. Immerhin war es wieder sein und Kanans Zimmer und Teepo war verschwunden. Wenigstens konnte er heute wieder in seiner Koje schlafen und musste nicht auf der Krankenstation campieren, damit er dort vor Teepo sicher war.

Die Melodie ertönte erneut und Ezra bewegte sich in Richtung der Kojen. Mit prüfenden Blick besah er sich die Untere und stieß auf zwei Fächer, welcher sich darunter befanden. Die Melodie schien lauter zu werden und Ezra hielt inne. Sollte er wirklich die Fächer öffnen? Das waren vermutlich Kanans Sachen und es war nicht sein Recht daran zu gehen, geschweige denn war er dazu befugt. Andererseits ließ die Melodie ihn nicht in Ruhe und nahm seinen ganzen Kopf ein. Auch hatte Ezra das Gefühl als ob es wichtig wäre. Als ob sich da etwas befand was für ihn bedeutend war und ihn vielleicht sogar weiterbringen würde. Vielleicht...aber nur vielleicht würde er sich damit auch weiter erinnern können?

Der Junge biss sich auf die Unterlippe und traf eine Entscheidung. Er öffnete eines der Fächer und erkannte zwei Gegenstände. Einen merkwürdig aussehenden Würfel und.... Seine Augen weiteten sich, als er den zweiten Gegenstand erkannte. Er hatte ihn schon auf den Holos gesehen und Kanan hatte ihm selbst davon erzählt. Ezra nahm es vorsichtig und betastete mit Ehrfurcht den länglichen Griff des Lichtschwertes. Seine Klinge war eingezogen und so blieb nur der Griff übrig. Fasziniert betrachtete Ezra ihn und kam nicht umhin ein seltsames Prickeln in seiner Hand zu fühlen wie auch eine ungewohnte Wärme. Er nahm den Griff in seine rechte Hand und sein Kopf schien sich von selbst auszuschalten, als nur die Muskeln übernahmen. Wie von selbst fand er den Knopf und die glühend blaue Klinge erstrahlte. Entgegen seiner vorherigen Annahme schwang er es nicht achtlos herum, nein. Seine Beine hatten eine Eigenleben entwickelt, ebenso wie seine rechte Hand. Wie von Geisterhand bewegte er das Schwert und fing an die ein oder andere Form zu machen, wobei er sich für einen Moment so mit sich im Reinen fühlte wie schon sehr lange nicht mehr.

„Es fühlt sich so vertraut an", murmelte Ezra und kam nicht umhin zu fühlen...wie gut das tat. Wie gut er sich dabei fühlte, als er das Schwert führte und verloren geglaubte Erinnerungen in seinen Muskeln wieder erwachten. Sein Gehirn schien vieles vergessen zu haben, aber seine Muskeln und der Rest seines Körpers...schien sich noch an den Ezra zu erinnern, welcher er gewesen war.

Den Jedi.

Die Klinge wurde wieder eingezogen und die Melodie wurde immer leiser. Ganz so, als ob sie nun erhört worden war und ihn nun etwas Ruhe ließ. Ezra betrachtete den Griff noch einmal, dann legte er ihn wieder zurück. Es war schließlich Kanans Lichtschwert und nicht seins.

Freudige Erregung und Erwartung keimte in ihm auf, wenn er an seinen neuen Kristall dachte. Er konnte es kaum abwarten mit der Arbeit zu beginnen und sich ein neues Lichtschwert zu bauen. Ezra fuhr in seine Tasche und wollte den Kristall hervorholen, als sein Blick auf den Würfel fiel und statt dem Kristall nahm er diesen. Er betrachtete ihn von allen Seiten und nahm ihn genau in Augenschein. Irgendetwas sagte ihm, dass das Ding mehr war als es vorgab zu sein und dass es anders zu öffnen war als man auf den ersten Blick meinte...

Er setzte sich auf die Koje und hielt den Würfel in beiden Händen, sein Blick ruhte einen Moment darauf. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Er wusste nicht genau was er da tat, aber irgendetwas in seinem Kopf schien zu wissen, was er tun musste. Seine Gedanken glitten zum Jedi – Tempel und zu der netten Frau. Vor seinem geistigen Auge sah er Depa, ihren liebevollen und zugleich sehr gütigen Blick. Er hörte ihr Lachen und ihre Stimme...

...wobei sie viel deutlicher klang als in seinen Gedanken. Ezra blinzelte verwirrt und öffnete die Augen. Der Würfel sah nun nicht mehr wie einer aus, seine Enden hatten sich bewegt und ragten nun nach außen. Zudem schwebte er förmlich in der Luft und gab eine Art Hologramm wieder.

„Du musst für alles offen sein, Padawan. Wenn die Macht dir etwas mitteilt, dann höre immer zu und lass sie dich durchdringen."

Ezra traute seinen Augen nicht, als er die Erscheinung wieder erkannte. Es war Depa, die mit einem Jungen in Ezras Alter sprach. Er hatte braunes, kurzes Haar und war in einer seltsamen Robe gekleidet. Doch was Ezra innehalten ließ waren die Augen des Jungen.

Sie waren tiefgrün und erinnerten ihn an Smaragde. Jedoch war das nicht der Grund weshalb ihn das so erstaunte...denn diese Augen kannte er bereits.

Es waren Kanans Augen.

Der Junge zog eine Miene und rümpfte die Nase.

„Und was ist, wenn es nichts Gutes ist? Muss ich dann auch zuhören? Das wäre doch schlecht. Und was mit den eigenen Instinkten? Die sind doch auch wichtig."

Depa lachte und blickte den Jungen warmherzig an.

„Wie wissbegierig und vor allem wie voller Neugierde du doch bist, mein Padawan."

Ezra schluckte. Er konnte nicht so recht glauben was er da sah. Das war ohne Zweifel Depa und der Junge...war das wirklich Kanan?

„Ich hatte ihr Lachen ganz vergessen."

Der Padawan zuckte zusammen und sein Blick glitt zur Tür, wo Kanan stand. Anders als erwartet sah er nicht verärgert aus, dass Ezra in seinen Sachen rumwühlte oder sich in Dinge einmischte, die ihn offensichtlich nichts angingen. Nein, seine Miene wirkte eher reuevoll und Kanan schien in vergangenen Erinnerungen zu schwelgen. Für einen Moment brandete der Glanz vergangener Zeiten in seinen Augen auf, als er das Holo vor sich betrachtete. Dann seufzte der Jedi und mit einer Handbewegung endete das Holo und der Würfel fiel zu Boden, wo er liegen blieb. Ezra stand sofort auf.

„Kanan, ich...es tut mir leid. Ich..."

Ezras Versuche sich selbst zu erklären winkte sein Meister ab und deutete ihm an sich wieder zu setzen.

„Ist schon gut, kid. Ich hätte wissen müssen, dass du es früher oder später findest. Erneut."

Ein melancholisches Lächeln umspielte Kanans Lippen als sich dieser zu Ezra setzte und den Würfel an sich nahm. Ezra blinzelte und warf einen Blick auf den Gegenstand.

„Wie erneut?"

„Na ja bei deinem ersten Aufenthalt bist du ebenfalls auf mein Lichtschwert und auf mein Holocron gestoßen. Allerdings hast du die Klinge beim ersten Mal nur ziellos umhergeschwenkt und hattest keine Ahnung was du damit anfangen solltest. Das sah dieses Mal anders aus."

„Du...wie lange standest du schon da?"

„Länger, als du denkst. Ich wollte nach dir sehen und fand es doch etwas merkwürdig, dass du in den Fächern unter der Koje rumwühlst. Da dachte ich mir, dass ich mal zusehe was du da so treibst und habe insgeheim dabei gehofft...dass sich etwas wiederholen würde. Und ich wurde keinesfalls enttäuscht."

Kanan schmunzelte, während Ezra etwas die Schultern anhob und beschämt zur Seite blickte.

„Ich wollte nicht...Es war falsch von mir in deinen Sachen zu wühlen. Auch wenn mich etwas von den Sachen gerufen hat, es war trotzdem nicht in Ordnung. Da war nur diese Melodie und..."

Zu seiner Überraschung behielt Kanan sein Schmunzeln bei und drückte seine Schulter.

„Du musst dich nicht entschuldigen, kid. Das war genau das, worauf ich gehofft hatte. Und nach dem was ich vor ein paar Minuten gesehen habe scheinst du nach wie vor zu wissen, wie man mit einem Lichtschwert umgeht."

Ezra errötete etwas.

„Ich...ich habe einfach irgendetwas gemacht, was sich richtig anfühlte. Und das hat es auch, es hat sich so gut angefühlt...ich weiß nicht genau wie ich das beschreiben soll."

„Das musst du nicht, ich weiß auch so was du meinst."

Kanan lächelte ihn zuversichtlich an und Ezra fühlte sich gleich etwas besser. Der Padawan deutete auf den Würfel.

„Was ist das?"

„Das ist ein Holocron. Es ist sozusagen eine Ansammlung von Wissen, worauf Machtnutzer Zugriff darauf haben. Meins ist ein Jedi – Holocron und kann daher nur von Jedi geöffnet werden."

Kanans Blick verschleierte sich etwas.

„In ihm sind viele Dinge gespeichert. Allen voran alte Holos aus längst vergangenen Zeiten, Informationen, Sternenkarten..."

Er drehte es in seiner Hand.

„Um ehrlich zu sein hatte ich längst vergessen, dass das Holo von vorhin existierte. Es ist einfach schon zu lange her seitdem..."

Der Jedi seufzte und Ezra biss sich nervös auf die Unterlippe.

„Dieser Junge...warst du das?"

Kanan nickte nachdenklich.

„Ja...ich war mit meiner Meisterin zusammen. Die Frau, die du gesehen hast."

„Depa", entfuhr es Ezra und Kanan blickte ihn erstaunt an.

„Ja, genau. Aber woher...?"

Hatte er Ezra einmal den Namen seiner Meisterin verraten? Er konnte sich dem nicht entsinnen. Und selbst wenn, dann war es vielleicht nur ein kurzes Abbild von ihr gewesen, aber den Namen?

„Ich...ich habe sie getroffen. Im Tempel."

Ezra atmete tief durch.

„Als ich im Jedi – Tempel war...erschien sie mir. Deine Meisterin."

Nun sah Kanan ihn völlig perplex an. Der Jedi legte das Holocron zur Seite und wusste nicht genau, wo er anfangen sollte. Aber vielleicht war die offensichtlichste Frage ein guter Anfang.

„Du...du warst wirklich dort?"

„Ja."

Ezra rieb sich verlegen den Nacken und versuchte Kanan in die Augen zu sehen.

„Ich habe keine Ahnung wie ich dahin gekommen, geschweige denn rausgekommen bin. Aber ich war wirklich da. Das war so ein altes Gewölbe mit leeren großen Räumen und Kreuzungen und Gängen und...da waren ab und an auch so komische Zeichnungen an den Wänden mit Figuren, die aussahen wie Loth – Wölfe. Ich hatte...verschiedene Visionen und danach...bin ich auf sie getroffen. Sie sah genauso wie in dem Holo aus und ihre Stimme war genau gleich."

Ezra machte eine Geste.

„Sie meinte sie würde mich schon seit einer Weile kennen und sie hat mir erfolgreich weißgemacht, dass die Geschehnisse im Tempel echt und kein Traum waren. Sie hat mir ihren Namen verraten und..."

Er runzelte die Stirn und versuchte sich an die einzelnen Bruchstücke des Gespräches zu erinnern. Derweil war Kanan ganz blass geworden und eine ungewohnte Aufregung hatte sich ihm breitgemacht. Er wollte Ezra so gerne glauben und doch...

Sein Padawan seufzte und schüttelte den Kopf.

„Mehr fällt mir gerade nicht ein, aber das wird es noch. Mein Kopf ist etwas durcheinander, aber das ist ja auch nichts Neues."

Ihm kam ein anderer Gedanke und er blickte fragend zu Kanan.

„Wieso bist du eigentlich nicht im Bett? Ich dachte du ruhst dich noch aus, wegen deiner..."

„Was hat sie noch gesagt"?

Ezra blinzelte, als er von Kanan so abrupt unterbrochen wurde. Er rieb sich den Kopf und runzelte die Stirn.

„Nun...sie hat mir gesagt ich sollte auf die Macht vertrauen und auf mich selbst. Und das ich auf mich achten soll...nun ich glaube zumindest, dass sie mir das gesagt hast. Aber gerade..."

„Du glaubst?"

Kanan nahm ihn an den Schultern.

„Du musst dich doch genau erinnern, dass ist doch noch nicht mal einen ganzen Tag her. Wie kannst du das vergessen?"

Ezra sah ihn etwas...verstört an.

„Ich habe doch gesagt, dass ich gerade etwas durcheinander bin. Ich erinnere mich an alles, aber im Moment ist es nicht so präsent."

„Aber du hast mit ihr gesprochen, dass kannst du doch nicht schon wieder vergessen haben!"

Ezra wich etwas vor Kanan zurück. Es bereitete ihm Unbehagen wie der Jedi mit ihm redete.

„Ich..."

Kanan fuhr sich genervt über das Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Schon gut, ich weiß ja, dass auf deine Erinnerungen kein Verlass ist."

Ezra versuchte es sich nicht anmerken zu lassen wie sehr diese Worte ihn verletzten. Er schluckte und zupfte verlegen an seinem Ärmel.

„Ich...sie hat...sie hat mir etwas gegeben."

„Und was?"

Ezra zuckte bei Kanans barschen Ton schon beinahe zusammen.

„Ich...sie hat mir einen Kyberkristall gegeben. Einen blauen."

Er griff in seine Taschen und holte den Kristall heraus – wobei er versuchte es. Unsicher redete er weiter.

„Das ist auch der Beweis, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Ich war wirklich im Jedi – Tempel und Teepo hat mich in eine Falle gelockt. Er hat die Höhle verschüttet und ich sollte da nicht mehr rauskommen."

Ezra erstarrte als er nichts in seinen Taschen fand. Aufgewühlt erhob er sich und tastete seinen Jumpsuit nochmal genau ab, was Kanan skeptisch werden ließ.

„Und wo ist dieser Kristall?"

„Ich hatte ihn in einen meiner Taschen getan, sodass ich ihn immer dabeihabe."

Der Padawan wurde etwas panisch, als er den Kristall nicht fand und wühlte erneut in seinen Taschen.

„Ich hatte ihn genau hier. Er muss hier irgendwo sein."

„Wieso hast du mir den Kristall nicht gleich gezeigt?"

„Ich hatte ihn zuerst vergessen und hatte nicht gedacht...dass ich einen Beweis dafür brauchen würde, dass du mir glaubst. Ich wusste nicht, dass Teepo mich so..."

Ezra wurde immer verzweifelter, denn er fand einfach nicht den Kristall. Das durfte doch nicht wahr sein!

„Wie kann man seinen Kristall vergessen?", hakte Kanan ungläubig nach.

„Ich hatte anderes im Kopf, da ich fast umgekommen wäre und einfach nur noch kaputt war. Das ist, nachdem was ich erlebt habe, mehr als nachvollziehbar", entgegnete Ezra und wurde langsam sauer. Das er sich nicht erinnern konnte, gut. Das er Schwierigkeiten hatte bei dem was ihm in den letzten Stunden widerfahren war einen klaren Kopf zu behalten, schön. Aber deswegen musste Kanan ihn nicht so abfällig behandeln!

„Hast du ihn irgendwo verloren?"

„Nein, das kann nicht sein. Ich hatte ihn die ganze Zeit bei mir und habe ihn vor ein paar Stunden noch Sabine gezeigt. Ich kann ihn nicht verloren haben."

Ezra wurde immer elender zumute. Kanan verschränkte die Arme und seufzte, versuchte ruhig zu bleiben.

„Bist du sicher, dass du das nicht alles geträumt hast? Vielleicht hast du dich daran erinnert, wie du deinen bekommen hast und verwechselst da etwas? Das würde mit deinen Problem sich zu erinnern nur Sinn ergeben."

„Er war da, Kanan! Ich habe mir das nicht ausgedacht."

„Das meine ich auch nicht, aber vielleicht liegt da ein Missverständnis vor. Dein Kopf ist immer noch durcheinander, dass hast du selbst gesagt."

„Und wieso war ich dann im Tempel? Wieso bin ich dann deiner Meisterin begegnet?"

Kanan seufzte.

„Ezra...du kannst gar nicht im Tempel gewesen sein. Nur ein Meister und ein Padawan können ihn öffnen. Selbst mit Teepo wäre das nicht möglich gewesen. Ich würde dir wirklich gerne glauben, aber das klingt...einfach unglaubwürdig."

Er fuhr sich über das Gesicht und hob die Hände.

„Höre zu. Wenn meine Erkältung ganz weg ist, dann sprechen wir nochmal über alles. Dann kann ich genau fühlen, ob du lügst oder nicht. Das sollte nur ein paar Tage dauern, bis dahin vergessen wir das Ganze. In Ordnung?"

Es war ein Vorschlag, welcher auf Kompromissbereitschaft, als auch auf eine friedliche, verhandlungsmäßige Haltung basierte. Das Thema fallen zu lassen und es später wieder aufzunehmen. Doch Ezra sah das anders.

„Du glaubst mir nicht."

Es war keine Frage, sondern eine reine Feststellung. Eine, die ihm praktisch das Herz aus der Brust riss und ihn mit einem Schmerz erfüllte, den er so noch nicht gespürt hatte. 

Kanan seufzte und erhob sich ebenfalls.

„Es ist nicht so, als ob ich dir nicht glauben will – dass will ich wirklich. Aber wenn ich beide Seiten so betrachte..."

„Du brauchst die Macht, um herauszufinden, ob ich lüge. Du vertraust mir nicht, dass ich die Wahrheit sagen könnte."

Ezra schnaubte und verschränkte die Arme.

„Ach nein, ich vergaß. Du vertraust mir nicht. Nicht den Ezra ohne Erinnerungen."

Kanan blinzelte.

„Das habe ich nie..."

„Nein? Ich dachte, dass ich nicht euer Ezra wäre. Nicht ohne Erinnerungen."

Dem Jedi dämmerte es worauf Ezra anspielte und verblüffter, als auch fassungsloser hätte er nicht sein können.

„Du erinnerst dich an unseren...?"

„Streit? Ja, das tue ich. So viel zum Thema, dass du mir nicht sagen konntest wieso ich überhaupt zusammengebrochen bin."

Kanan machte eine Geste, welche seiner Fassungslosigkeit Ausdruck verlieh.

„Wieso hast du denn nicht...warum hast du nichts gesagt?"

„Das Gleiche könnte ich dich fragen."

Ezras Wut, als auch Frustration war deutlich zu hören.

„Ich habe nichts gesagt, weil es für mich keine Bedeutung hatte. Du warst unvorbereitet auf meine Fragen und hast die Worte im Affekt gesagt...so habe ich jedenfalls bisher gedacht, aber ich weiß es ja jetzt besser. Du vertraust mir nicht, für dich ist nur der alte Ezra wichtig. Dein ganzes Gerede...war nur eine Lüge."

„Das war es nicht...natürlich vertraue ich dir, aber ich kann nicht so einen Unsinn glauben, wie du ihn erzählt hast. Ich meine wie kommst du darauf, dass der Jedi – Tempel nur nachts zu öffnen ist?"

„Das war nicht meine Idee, sondern Teepos! Kanan, er hat mich die ganze Zeit nur manipuliert und mir eine Falle nach der anderen gestellt. Mir ist es auch erst jetzt klargeworden, aber es passt alles zusammen. Er hat mir gesagt, dass ich dich auf die Macht, als auch auf die Jedi ansprechen soll. Er hat sich mit mir rausgeschlichen und mich dazu überredet, weil er meinte das man den Tempel nur in der Nacht betreten kann als auch dass ich mich dadurch wieder an alles erinnern würde. Er hat mich in diese Höhle gelockt und wollte mich loswerden."

„Teepo würde so etwas nie tun. Er ist ein guter Junge, der nur etwas Zeit und Aufmerksamkeit braucht", widersprach Kanan. Ezra schnaubte.

„Ja vor allem deine. Ich weiß nicht was Sabine damit meinte, aber er versucht mich die ganze Zeit von dir wegzudrängen. Uns gegeneinander auszuspielen."

Kanan schüttelte den Kopf.

„Ich fasse es nicht, dass du Sabine da reinbringst. Sie hat mit allem nichts zu tun. Du kannst dir solche Geschichten nicht ausdenken, nur weil du eifersüchtig bist!"

Ezra blinzelte und dachte er hätte sich verhört. Moment...was?

„Eifersüchtig? Bei allem Respekt, aber ich habe ganz andere Gedanken als mich um so etwas zu kümmern. Ich weiß nicht wie weit Teepo gehen wird, aber ich habe keine Lust nochmal so etwas ähnliches zu erleben. Ich sage die Wahrheit, Kanan. Er hat zwei Gesichter."

Die Miene des Jedi verhärtete sich.

„Teepo ist mein Freund und er hat mir in der Zeit, wo du weg warst, oft geholfen. Wir haben Zeit miteinander verbracht und uns angefreundet. Er ist anständig und hat einen guten Kern, er sucht einfach nur Freunde."

„Mir hat er seine Freundschaft nur vorgespielt, es sei denn, seine Freundschaft beinhaltet, dass man in einer Höhle verschüttet werden und aus dem Weg geräumt werden soll. Wenn das der Fall ist, würde ich vorschlagen, dass du dich anderweitig umsiehst", erwiderte Ezra aufgebracht.

„Bist du blind oder wieso siehst du es nicht? Ich habe keine Gründe, um mir das alles auszudenken! Ich weiß nicht genau was seine Motive sind, aber..."

Kanan ließ ihn gar nicht ausreden, denn inzwischen hatte der Zorn auch von ihm Besitz ergriffen.

„Du hast einen Brief hinterlassen, indem steht, dass du weggelaufen bist und auf Lothal bleiben willst. Das passt nicht mit deinen Anschuldigungen zusammen."

„Natürlich tut es das! Ich habe den Brief auch nicht geschrieben, sondern er. Das war für ihn die Gewissheit, dass mein Fehlen erklärbar sein würde und ich wäre in der Höhle umgekommen. Ihr hättet mich nie gefunden. Ohne den Brief hättet ihr vermutlich die Suche nie aufgegeben, nur so hatte er Gewissheit, dass ihr irgendwann damit abschließen würdet."

„Teepo ist nicht so hintertrieben. So etwas würde ihm nicht mal im Traum einfallen. Du hast nicht einen Beweis für deine ganzen Anschuldigungen!", stellte der Jedi fest.

„Der Kristall war es! Ich hatte ihn die ganze Zeit bei mir, Teepo muss es mitbekommen und ihn gestohlen haben."

Kanan machte eine aufgebrachte Geste.

„Du kannst ihn nicht für etwas beschuldigen, was nie passiert ist und was er niemals getan hat. Wie kann ich es nur in Erwägung ziehen diesen Unsinn zu glauben, wenn du nicht einmal weißt, was dir meine Meisterin angeblich vor ein paar Stunden gesagt hat, die nebenbei bemerkt seit 16 Jahren tot ist! Auf deine Erinnerungen ist kein Verlass, dein Gedächtnis ist völlig durchlöchert und fehlerhaft!"

Ein kurzer Moment des Schweigens senkte sich über beide, als Ezra einen Moment brauchte, um seine Sprache wiederzufinden.

„Vielleicht weiß ich es ja gerade...aber spreche es nicht aus, weil ich jetzt die Erkenntnis habe, dass es nur eine Lüge sein kann", äußerte sich Ezra langsam und die Wut in seiner Stimme verschwand. Zurück blieb nur noch Schmerz und Bestürzung.

Kanan verdrehte die Augen und packte das Holocron wieder in seine Schublade. Er war wirklich genervt von der Diskussion und Ezras ständigen Anschuldigungen gegenüber Teepo.

„Wie auch immer, Ezra. Du machst dich gerade nicht glaubwürdiger."

„Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich dem Mann einen Beweis für meine Glaubwürdigkeit liefern muss, welcher mich gerettet und mich mit nichts als Liebe, Freundschaft, Respekt und Geduld behandelt hat, seitdem ich hier bin. Aber...ich glaube ich habe jetzt etwas anderes erkannt."

Ezra hob den Kopf und blickte Kanan aus klaren Augen heraus an.

„Es macht gar keinen Unterschied, ob ich jetzt der alte Ezra bin oder nicht. Meine Erinnerungen spielen keine Rolle. Mit meinem...Verschwinden wurdest du so stark verletzt und bist dabei fast kaputtgegangen...dass du es als die beste Lösung gesehen hast mich mit einem anderen zu ersetzen und dir selbst etwas vorzumachen. Ich habe Hera darüber reden gehört...aber jetzt verstehe ich es. Du wolltest mich vergessen und hast versucht deinen Schmerz mit Teepo zu heilen. Seitdem ich wieder da bin hat sich da nichts geändert. Für dich...bin ich in einer gewissen Weise immer noch tot und ein Teil von dir ist es auch. Selbst wenn ich mich jetzt an alles erinnere...es würde nichts ändern, weil du immer noch geistlich an jenem Tag feststeckst. Du lässt nicht los, Kanan. Du bist so sehr in deinen Leugnungen verstrickt, dass du selbst nicht mehr rauskommst. Du belügst andere, aber am meisten belügst du dich selbst."

Ezra wandte sich zum Gehen, denn dieses Gespräch oder mehr dieser Streit war in seinen Augen sinnlos. Er wurde immer noch von Kanan angestarrt in dessen Inneren sich eine Eskalation seiner aufgestauten Gefühle anbahnte.

„Ich habe Teepo nicht als Ersatz für dich genommen! Ich würde dich, ich würde unseren Ezra niemals ersetzen! Wie kannst du es wagen...?"

„Ich weiß nicht was der alte Ezra zu allem sagen würde...aber ich bin mir sicher, dass er erschüttert über dein Verhalten wäre. Wobei...vermutlich hättest du auch lieber Teepo geglaubt als ihm. Das alles hier zeigt nur wie viel dir mein Altes Ich wirklich bedeutet hat. Vermutlich wünschst du dir, dass ich wirklich an jenem Tag gestorben wäre und du für immer von mir befreit gewesen wärst."

Ezras Worte brachten das Fass zum Überlaufen. Ehe Kanan wusste was er tat, noch darüber nachdenken konnte, machte seine Hand Bekanntschaft mit der Wange des Padawans. Der Schlag war so heftig, dass Ezras Kopf zurückfuhr und er nach Hinten stolperte. Augenblicklich fing sein ganzer Körper an zu zittern und Ezra hatte Schwierigkeiten Luft zu bekommen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und sein Blick wurde von Tränen verschleiert, welche sich zu bilden begannen und sich über seine Wangen ergossen. Bilder und Worte tauchten in seinen Gedanken auf und es schien, als ob seine ganze Brust eingequetscht werden würde. Ezras Hand fuhr zu seiner Wange...wo Kanans Handabdruck geradezu herausstach.

Was den Jedi anbelangte, so stand der regungslos und wie erstarrt da. Die Hand noch immer erhoben, die Augen aufgerissen und kein Wort herausbringend. Horror, maßloses Entsetzen und absolute Bestürzung erfüllte ihn, als ihm langsam klar wurde...was er gerade getan hatte.

Er hatte Ezra geschlagen. Er hatte ihn verletzt. Und dass obwohl er versprochen hatte...

Vor seinen Augen verwandelte sich der Junge, welcher immer mehr aufgeblüht war und an Selbstvertrauen und Achtung gewonnen hatte in das Häufchen Elend, was er an jenem Tag auf der Sklavenauktion freigekauft hatte.

Jeder Fortschritt...war mit einem Moment zunichte.

Kanan gelang es die Kontrolle über seinen Körper zurückzubekommen und er senkte die Hand. Er ging ein Schritt auf Ezra zu und setzte zum Sprechen an oder mehr zum Gestammel, was er herausbrachte:

„Ezra...ich..."

Der Junge zitterte wie Espenlaub und hatte die Hände vor seinem Gesicht getan, wobei er unkontrolliert weinte. Kanans Mund war ganz trocken und seine Hand fühlte sich so an, als ob er sich verbrannt hätte.

„Ezra..."

„Nein! Nein, tue mir nichts bitte! Bitte, verletze mich nicht!"

Ezra schrie förmlich vor Angst und Kanan konnte sich nicht vorstellen etwas zu hören, was schrecklicher war. Ezras Schreie waren voller Hysterie, Panik und so viel Furcht, dass es allein wehtat zuzuhören.

Der Ältere war nahe dran sich selbst nicht mehr beherrschen zu können und ging einen weiteren Schritt auf Ezra zu, wollte ihn mit aller Kraft beruhigen. Sich bei ihm entschuldigen, ihn tausendmal um Verzeihung bitten, ihn in den Arm nehmen und nie wieder loslassen.

„Kid, ich...es tut mir leid. Ich wollte niemals..."

Doch als seine Hand Ezras Arm nur leicht berührte...schrie der Junge nur noch mehr auf und er windete sich wie ein gefangenes Tier.

„Du hast es versprochen! Du hast versprochen, du würdest mich nie..."

Ezras Worte wurden durch ein weiteres Schluchzen erstickt. Seine Reaktion waren für Kanan wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, denn es war offensichtlich...dass Ezra sich vor ihm fürchtete. Vor ihm.

„Es tut mir leid. Es tut mir so leid, ich würde nie..."

„Du bist genauso wie alle anderen! Du bist nicht anders!"

Ezras Schreie schienen Kanan Stück für Stück zu erdolchen. Dieser hatte selbst Tränen in den Augen und konnte nur absolute Hilfslosigkeit und unermessliche Wut verspüren – nämlich auf sich selbst.

„Ezra, bitte. Ich-..."

Seine Worte fanden ein Ende als Ezra weinend und immer noch voller Panik und Furcht aus dem Raum flüchtete. Kanan sank augenblicklich auf die Knie und tat seinen Kopf in seine Hände.

Er hatte innerhalb von wenigen Minuten alles zerstört.


Und damit gehe ich in eine Update - Pause, meine Examensvorbereitung geht leider vor :)
Am 20.05 gibt es das neue Kapitel, ich verrate euch schon mal, dass wir noch längst nicht am Ende sind. Teepo hat noch ein Ass im Ärmel und Kanan wird endlich für sein Verhalten und seine Verleugnungen vor sich selbst zur Rede gestellt - wobei ihm auch klar werden wird, was er sich die ganze Zeit selbst angetan hat. Oh und es wird noch enthüllt was auf Ezras Data - Pad zu finden war, es wird also noch richtig turbulent zugehen :)

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