34.
Hae legte ihren Kopf schief und sah Leon in die Augen. Keine Zweifel. Shawn hatte gelogen. Von vorne, bis nach hinten. Alles nur eine Lüge.
Leon beugte sich zu ihr vor, sie kamen sich nah, so nah, wie bei all den anderen Fast-Küssen auch.
Das war Hae nah genug, sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und vergrub ihre Finger in seinen Haaren.
Er tat es ihr gleich und ihre Lippen kamen sich so nah, sodass sie seinen Atem auf den Lippen spürte.
Beinahe selbstverständlich legten sich ihre Münder aufeinander und Hae schloss ihre Augen, während sie einen Arm um Leons Hals legte und ihn näher zu sich zog.
So nah, sodass sie seine Brust berührte und kein Blatt mehr zwischen ihnen gepasst hätte. Sie fühlte sich berauscht, wie auf einem Höhenflug, wie Ikarus. Sie wollte genauso wie Ikarus, der Sonne entgegen fliegen, trotz der Wachsflügel. Sie wollte sich einfach diesem Strom aus Gefühle hingeben, der ihre Staudämme schlussendlich nieder riss.
Ihre Nase war erfüllt von dem sanften Geruch seines Shampoos und seiner Haut, ihre Finger fuhren durch sein Haar. Der Kuss war die Zeit wert, die sie dafür aufgebracht hatte. Denn diesmal war es nicht nur ein Kuss. Sie schmeckte das Verprechen, die Verbundenheit auf ihrer Zunge, dass sie glaubte, ihre Beine würden nachgeben, würde sie sich nicht an Leon festhalten können.
Sie zitterte und zu gleich brannte ihr Inneres. Sie wollte mit dem Feuer spielen. Wenn sich so Liebe anfühlte, wieso sollte sie sich nicht einfach darauf einlassen. Es tat nicht weh.
Er hielt sie.
"Ich wusste, dass Shawn lügt", murmelte sie, als sie sich lösten. Leons Augen funkelten und ein merkwürdiger Zug lag um seinen Mund. Ihr wurde bei seinem Gesichtsausdruck plötzlich kalt, als hätte sich die Sonne hinter Wolken verborgen. Sie löste ihren Griff um seinen Hals, aber seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihre Seite.
"Was?", wollte er fassungslos wissen.
"Ich wusste, dass Shawn lügt"
"Lügt?", wiederholte Leon und löste sich von Hae. Er warf seine Hände in die Luft, als würde der Gott im Himmel ihm seine Fragen beantworten, die ihm sichtlich auf der Zunge brannten. Hae tat ihm ein wenig Leid, da sie bezweifelte, dass Gott irgendeinem seiner achso treuen Anhänger je eine Antwort auf eine Frage geben würde, aber als sie Leonards sichtliche Wut aus seinem Gesicht lesen konnte, gefror ihr das Lächeln auf den Lippen.
Stattdessen sagte er nur wütend und fassungslos zugleich: "Scheiße!"
"Warte...was? Leon! Sieh mich an, hat Shawn gelogen? Sag es mir. Hat er es?" Sie wurde von Furcht ergriffen, der Höhenflug von dem Kuss war verblasst, sie packte Leonard unsanft an den Schultern und drehte ihn zu sich um.
"Leon..."
"Shawn, was hat er dir erzählt?", wollte Leon mit schwacher Stimme wissen. Sein Blick glitt über ihr Gesicht und heftete sich an die Wand, hinter ihr.
"Du...hast gelogen? Du hast das alles wegen einer Wette gemacht?", krächzte Hae.
In ihrem Inneren tobte das Feuer. Diesmal spielte sie nicht mehr mit dem Feuer, es spielte mit ihr. Sie spürte, wie das Atmen schwer wurde, wie flüssiges Feuer rieselte der Schmerz in die Adern, als ihr bewusst wurde, wie dämlich sie gewesen wae. Natürlich.
Natürlich hätte es so kommen müssen. Darum hatte sie sich doch geschworen nie alles zu verlieren, wie ihre Mutter es getan hatte. Und doch entglitten ihre Fäden ihr und sie griff ins Leere, als sie versuchte ihre Kontrolle zu wahren. Es dürfte gar nicht so weh tun. Sie dürfte sich gar nicht so hintergangen fühlen und mit einer Resignation bemerkte sie, dass Leon schon seit langem Risse in ihrer Mauer gefunden und mit Wasser gefüllt hatte. Jetzt kam die plötzliche Frost und die Mauer bröckelte. Die Mauer wurde durch Wasser zersprengt und Hae sah einfach nur zu, weil sie wusste, dass sie genauso gescheitert war, wie ihre Mutter.
"Hae..."
"Ja, nein? Vielleicht"
"Ja, aber..."
"Ist das gerade eine zweite Wette? Ist das eine Wette für dich gewesen?"
"Ich bin doch nur ein Scheißname auf deiner Liste! Du hättest mich dich sowieso liegen gelassen nach diesem Kuss!"
"Woher willst du das um Himmels Willen wissen?", entfuhr es ihr und sie warf die Hände in die Luft. Sie hatte sich ihm mehr geöffnet, als jeder Person zuvor. Er kannte sie besser, als sie sich zu kennen geglaubt hatte und dann warf er ihr solche Dinge vor...
"Weil du...du es doch immer tust! Für dich war es auch nur ein Spiel", versetzte Leon nur verzweifelt.
"Also war es für dich ein Spiel, Leon!", wollte sie mit eiskalter Stimme wissen, sie wollte und durfte ihren Stolz nicht an diesem Anfänger verlieren, wo sie ihm doch schon alles gegeben hatte.
Sie widerte sich selbst an, dass sie es selbst nicht erkannt hatte, was eigentlich vor sich ging.
Was für ein Arschloch Leonard Cox-Reid war. Und wie recht Shawn hatte.
"Du weißt, was ich sagen wollte!", versetzte Leon gereizt.
"Nein, was ich weiß, ist das du mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt hast" Sie unterstrich jedes Wort mit einem Stich mit ihrem Zeigefinger in seine Brust. Leonard wich Schritt für Schritt zurück, bis er mit seinen Kniekehlen gegen seine Bettkante stieß und auf sie hinab starrte.
"Tja, hast du auch"
"Habe ich nicht!", fauchte Hae.
"Woher will ich das wissen. Bei Dan war es doch letztes Jahr ähnlich. Du hast nie auch nur eine Andeutung gemacht, ich...wir könnten dir mehr bedeuten, als deine egoistische Selbstliebe.
Stimmt's?
Küssen macht dir Spaß, ficken mit Shawn hat sicher auch Spaß gemacht, aber für mehr...dafür hast du kein Mumm. Du bist feige, Hae Warley. Du magst dich für raffiniert und gut halten, aber weißt du warum sich die Jungs von dir küssen lassen? Weil du kostenlose Prostitution bietest, nur um dich selbst zu schmeicheln"
Leon steigerte sich mit jedem Wort weiter in seinen Monolog und seine Augen sprühten vor Zorn. Die Brust unter Haes Zeigefinger hob und senkte sich hektisch, um Sauerstoff in die Lungen zu füllen, der in dem Zimmer knapp wurde. So fühlte es sich für Hae jedenfalls an, als er ihr Wort für Wort alles an den Kopf knallte.
"Weißt du Leon, wegen dir, habe ich nachgedacht, mein Vorhaben zu ändern, Redan zu verlassen. Ich werde Redan verlassen, egal ob so ein erbärmlicher Junge wie du, sich etwas herausnimmt und so mit mir spricht oder nicht. Meine Mum hat mir schon gezeigt, dass das alles hier" Hae deutete auf Leon und sich. "Alles das hier, nur aus pubertärer Scheiße entstanden ist. Und ich wäre nicht hier, wenn ich auf jeden Idioten, wie dich gehört hätte, wenn ich nicht aus dem idiotischen Verhalten meiner Mutter gelernt hätte! Mir ist das alles egal. Du hast recht, mir ist es egal. War es nicht, jedenfalls nicht immer, aber jetzt ist es mir egal. Bist du glücklich?", schrie Hae bis ihr Hals rau wurde.
Außer Atem musterte Leon, der sie genauso mit gesenkten Kopf ansah. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn an seinem Haaransatz und er gab den Blickkontatk zuerst nach.
"Shawn ist sicher glücklich", murmelte Leon.
"Ist mir egal" Es war kindisch. Verdammt kindisch, aber Hae tobte und schrie innerlich. Mit einem Zittern fuhr sie sich mit der einen Hand durch ihre Haare.
"Mit der Einstellung kommst du nicht weit, Hae.", meinte Leon leiser mit einer Miene, die ihr einige Momente zuvor das Herz geschmolzen hätten.
"Als ob du das beurteilen könnest. Du kommst mit deiner Einstellung nicht weit. Ich dachte, Shawn wäre das Arschloch von euch beiden. Ihr beide seid eins und ich kann mich nicht entscheiden, wer von euch das größere ist"
"Dann bist du aber auch eins. Du machst es schließlich mit jedem der Jungen, jedes mal"
"Die genießen den Kuss, weil sie wissen, dass es der einzige bleibt. Und ja-ich genieße es, weil ich mir einbildete, ich könnte die Kontrolle über die Liebe und der ganzen Scheiße haben. Ganz im Gegensatz zu meiner Mum. Und das habe ich nicht." Ihr stiegen Tränen in die Augen, die ihr die Sicht verschleierten, als sie die letzten Worte flüsterte. Sie sah an Leons Gesichtsausdruck, dass er sie verstanden hatte. Sein Zorn löste sich auf und es blieb eine beinahe leere Fläche.
"Du bist ein nichts, Leonard", flüsterte Hae.
"Das sagst du zu mir, Hae" Jetzt klang er resignierter. "Warum brüllst du nicht mehr?"
"Weil ich gehe"
Hae öffnete die Tür und drehte sich um, Leons Blick zwischen ihren Schulterblättern.
Aber er rührte keinen Finger, als sie aus dem Zimmer trat und die Treppen nach unten nahm.
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Leonard warf sich auf sein Bett, als der das Knallen der zuschlagenden Tür hörte.
Fahrig strich er sich über das Gesicht. Was hatte er zur Hölle angestellt?
Müde schloss er die Augen und rieb sich die Augen, er wollte nicht weinen. Nicht an seinem Geburtstag, nicht wo es doch so gut angefangen hatte. Frustriert fuhr er sich über seinen Mund, noch immer schmeckte er Haes leichten Erdbeerlippenbalsam und sah ihr sommersprossiges Gesicht vor seinen inneren Augen.
In ihm ging es drunter und drüber, er wusste nicht, was er denken sollte, was wichtig und was unwichtig war. Die Gedanken alle aufzuführen wäre unmöglich und noch unmöglicher wäre es sie zu benennen. Er fühlte den Strom aus Emotionen einfach und ließ sich treiben. Warum hatte er so scheusliche Dinge zu Hae gesagt?
Weil er es nicht besser wusste.
Er hatte sich angegriffen gefühlt. Verletzt, als Hae so entsetzt reagiert hatte.
Und er war wütend auf Shawn gewesen, obwohl er wusste, dass es alles seine Schuld war. Nicht alles-vielleicht 50%. Auch Hae hatte nie klaren Tisch gemacht und alle Karten auf den Tisch gelegt, aber er hätte es heute getan. Wirklich. Heute hätte er es getan, wäre der verdammte Kuss nicht dazwischen gekommen...
Mit einem Seufzen gestand er sich ein, dass er Hae vermutlich nie die Wahrheit gebeichtet hätte. Allein schon der Gedanke daran, wie sie reagiert hätte, verursachte ihm sogar noch schlimmere Bauchschmerzen, als er an das vorige Gespräch dachte.
Vielleicht sollte er glücklich sein, wo jetzt das ganze auf und ab zu ende war und er sich wieder auf die Schule, seinen Abschluss, seine Familie und Baskteball konzentrieren konnte.
Eine maßlose Wut überrollte ihn, als Leon versuchte sich selbst zu belügen. Nein, er war nicht glücklich-er hasste Shawn. Und er wollte sich nicht einmal ausmalen, wie Shawn gehässig in der Schule auf ihn aufwarten würde mit dem breiten, spöttischen Siegesgrinsen.
Er hatte tatsächlich verloren.
Leonard nahm sein Kopfkissen und drückte es auf sein erhitztes Gesicht, ein Klopfen riss ihn aus seinem Wutschrei, der schon in seiner Kehle saß.
Ach, stimmt ja. Heute war sein Geburtstag und die halbe Verwandschaft müsste das Gebrülle mitbekommen haben. Nicht zu vergessen all die Gäste und seine Eltern...die Liste der Menschen, bei denen ein peinliches Gespräch unvermeidlich werden würde, wenn sie von dem Gespräch mitbkommen hatten, würde immer länger.
"Leon?", flüsterte Tris und klopfte zögerlich gegen den Türrahmen, "kommst du runter?"
"Nein"
"Ach ja?" Sein kleiner Bruder kam in sein Zimmer mit den anderen Geschwistern im Schlepptau. Svenja legte ihren Arm um seinen Oberkörper und drückte ihr Gesicht an seine Schulter: "Komm schon, Leon. Die Geschenke warten..."
"Ein Scheiß auf die Geschenke", knurrte Leon und hob das Kopfkissen von seinem Gesicht. Tristan setzte sich neben ihn auf das Bett und Percy sah auf ihn herab. Das Mitgefühl spiegelte sich in dem Gesicht seines älteren Bruders und ließ Leons Wut langsam aber stetig erkalten, wie heiße Lava durch das eiskalte Meerwasser steinhart wurde.
"Mum und Dad machen sich Sorgen", fügte Tristan hinzu, "ich will nichts beschönigen an der Sache...euch hat man quer durch das ganze Haus gehört"
"Alles?"
"Nahh...also man hat gehört und ahnen können, was hier oben abging", meinte Tristan und sah zu der Zimmerdecke auf, "habt ihr euch getrennt?"
"Tris!", riefen Svenni und Percy gleichzeitig. Ihr Bruder sah sie nicht an, als er zur Antwort ansetzte: "Ihr wolltet es doch auch wissen"
"Aber-", begann Percy und stockte, als Leon sich auf richtete und seine Füße auf dem Boden absetzte.
"Wir waren nie zusammen", antwortete Leonard leise, als sein Hemd auszog und gegen ein T-Shirt austauschte. Wir waren nie zusammen, hallte es in seinem Kopf, als sie still schweigend sich auf den Weg nach unten machten. Nie.
Die Gäste machten es leider nicht besser.
Sein tauber Großvater mütterlichseits wollte ziemlich taktlos wissen, wo denn das Mädchen sei, mit dem er sich so schön unterhalten hatte. Selbst als seine Tochter ihn darauf hin weisen wollte, dass er ein Minenfeld betrat, verstummte der senile Opa nicht.
"Sie ist gegangen", wiederholte Leon laut. Hoffentlich laut genug, sodass er keine weiteren Fragen beantworten musste.
Bella und Rob fingen seinen Blick ein, der ruhelos über die Anwesenden huschte. Sie versuchten erst gar nicht ihre Enttäuschung zu verbergen, wobei Leon nicht ganz einordnen konnte, wovon die Beiden enttäuscht waren, von seinem Verhalten oder von Haes ihrem.
"Ich hoffe, Hae schreibt bald zurück", wisperte Bella leise und Leonard hätte beinahe seinen Teller mit dem Kuchenstück fallen gelassen, mit dem er auf dem Weg gewesen war, sich zu seinen Freunden zu setzen.
"Setz dich, Mann", bat Rob ihn und deutete mit dem Kinn auf den Platz gegenüber von ihm. Leonard ließ sich mechanisch auf die Bank fallen und stemmte seine Ellebogen in die Holzplatte.
Der Kuchen sah fantastisch aus, sein Vater hatte ganze Arbeit geleistet, aber ihm war der Hunger vergangen, als er den dunklen Schokokuchen mit aufwendiger Glasur und Verzierung musterte.
Die Zuckerperlen in verschiedenen Farben zerliefen auf der Sahne und Leon zückte seine Gabel, den Blick stur auf den Kuchen gerichtet.
Noch besser machten die ganze Aufführung jedoch Allison und Sergio, die liebestrunken zu ihnen stießen und mit ihrer hibbeligen egoistischen Zweisamkeit Leon beinahe den letzten Nerv raubten. Er sollte glücklich für seine Freunde sein, ermahnte er sich, als Allison Sergio mit dem Kuchen fütterte. Bella sah entschuldigend drein und Rob schüttelte nur andauernd den Kopf, wie als hätte er sich mit Bella nicht auch so verhalten, wären sie genauso unwissend, wie Sergio und Allison.
"Wo ist eigentlich Hae hin?", wollte Sergio wissen und Allison stippte ihrem Freund mit dem Ellebogen in die Hüfte, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihr Handy geworfen hatte.
"Sergio!"
"Sie ist gegangen", antwortete Leonard eisern und zerbiss eine der noch ganzen Zuckerperlen. Er musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen, wie alle ihn ansahen.
Er wollte kein Mitgefühl oder was auch immer das in den Blicken der anderen war. Er wollte seinen Geburtstag genießen, oder genau genommen das, was Hae davon übrig gelassen hatte.
"Hat es Shawn ihr gesagt?", fragte Rob schließlich. Bella zwirbelte eine ihrer Haarsträhnen und sah besorgt drein.
"Ja" Wer denn sonst, würde er gerne zurück schleudern, aber Leon wusste, weder Rob noch die anderen konnten etwas für das Schlamassel. Er war selbst Schuld und jetzt sollte er vermutlich den bitteren Sud, den er sich selbst eingegossen hatte, auch tapfer austrinken.
"Die Geschenke müssen ausgepackt werden!", verkündete sein Vater mit einem kurzen Seitenblick auf ihn, "das passiert nicht von selbst, komm schon Leon, ab ins Wohnzimmer"
Und da saß er inmitten all der Gäste, die ihn größtenteils wirklich egal waren und fragte sich, wie man nur so unnütze Geschenke auftreiben konnte, ohne schlechtes Gewissen zu bekommen.
Von irgendeinem seiner Tanten hatte er einem Rasierapparat bekommen, ob dahinter eine Message für ihn subtil verpackt worden war, darüber ließ sich streiten.
Rob und Bella hatten ihm ein Buch über Basketball gekauft, wohlwissend, dass sie es gut meinten, bedankte er sich artig, obwohl er es vermutlich nie anrühren würde. Erstens weil es ein Buch war, zweitens weil es an diesen verheerenden 18. Geburtstag erinnern würde. Aber das sagte er natürlich nicht. Und so ging es weiter, Geschenk um Geschenk.
Bis nur noch dieser verdammte Schuhkarton, ungelenk eingwickelt in Geschenkpapier, vor ihm stand. Er riss die blaue Schleife von dem Deckel, zeriss das gestreifte Geschenkpapier und darunter kam ein Schuhkarton zum Vorschein, der rot angemalt worden war.
Er hob den Deckel eher widerwillig an und starrte auf einen Basketball hinab, dazu lag ein Umschlag.
Leon spürte die Tränen aufsteigen und hastig blinzelte er sie weg, um einen kühlen Kopf zu bewahren, was ihm einfach nicht gelang, als er die alberen Happy-Birthdaykarte mit dem Cover einer gähnenden Katze aufschlug. Es war so albern. So kitschig. So passend. Es war wie ein Schlag in Leons Gesicht, der ihn auf ewig daran erinnern würde, was aus dem letzten High Schooljahr geworden war, wo er doch immer geglaubt hatte, er würde eine Erinnerung haben, auf die er sich später zurückbesinnen könnte und sich selbst sagen könnte: Echt geil.
Hier ist der Gutschein für das Eisessen, das du haben wolltest. Nur einmalig einlösbar bei Hae Warley.
In die darunter liegende Strichansammlung könnte man einen Kussmund deuten und Leon ließ sich mit einem Seufzen gegen die Sofalehne fallen, die Karte noch immer in seinen Händen.
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