11.
"Was für ein tolles Geschenk!", bemerkte Beatrice, Leons Mum an, um die Stimmung aufzuheitern, als Tristan mit leuchtenden Augen das Geschenk von Rob auspackte.
"Mann! Ist das ein Buch?", empörte sich Svenja, "du kannst es behalten, Tris. Von wegen toll!"
"Es ist die Autobiographie zu Odden Rugstairs! Dem besten Basketballer der Welt!", rief dagegen Tris aus und riss die Arme in die Luft. Dabei fiel das Buch von seinen Knien und zwei Karten segelten aus dem aufgeklappten Buch.
"Zwei Karten zum Endspiel der American League!", las Percy mit zusammengezogenen Augenbrauen vor. Rob grinste Tristan schief an und der 16-jährige umarmte ihn schnell.
"Nimm mich mit!", schlug Svenni vor und sah ihren Bruder aus großen Augen an, aber Beatrice wies sie mit einem scharfen Blick zurecht: "Rob...wir können das Geschenk nicht annehmen. Wo hast du die überhaupt her bekommen? Sie sind doch..."
"Mein Stiefdad wollte das ich mit einem Freund von mit hingehe." Er lächelte breit. "Aber ich bin kein Fan von den diesjährigen Gewinnerteams. Aber Tris liebt ja die OrangeVibes, also..."
"Was ist mit deinen kleinen Geschwistern?", fragte Beatrice hastig nach.
Rob winkte ab: "Jacob ist gerade einmal 14 und interessiert sich mehr für Fußball, als Basketball und ich dachte, er würde in meine Fußstapfen treten, als nächster legenderer Dunker im Mittelfeld, aber...man kann nicht alles wollen"
Bella hakte sich bei ihrem Freund unter und brach in leises Gekicher aus, beide himmelten sich aus großen Augen an und Hae wandte sich an Leonard, der neben Percy und Tristan auf der Couch gequetscht saß.
Die drei Brüder verstanden sich ohne etwas sagen zu müssen, allein mit Blicken verständigten sie sich. Sie wechselten kurze Blicke, ihr Grinsen wurde breiter und erheitertes Gelächter hallte durch den Raum. Und sie merkte mit einem scharfen Stich in ihrer Brust- sie gehörte einfach nicht dazu.
Sogar die riesoge Golden Retriever Hündin Chica war mit eingeschworen. Sie hatte ihren Kopf auf ihre Pfoten gebettet und beobachtete aus gebührendem Abstand ihre Herrchen beim Feiern.
Leon dagegen musterte Hae aus dem Augenwinkel. Sie saß mehr oder weniger gespannt auf der Lehne der Couch neben Percy und jedesmal wenn sein Bruder sich ein wenig bewegte oder sich nach vorne beugte, um die Gespräche gebannt mitzuverfolgen, stießen sie aneinander. Aber Hae machte sich nichts draus, sondern begann zuerst in einem verschüchterten, dann immer lockerer werdenden Tonfall zu reden. Sie beide verstanden sich gut. Allzu gut. Viel zu gut, in seinen Augen,wenn man bedachte, dass sein Bruder in Gegenwart fremder Mädchen sich wie ein Eunuch anstellte...
"Danke", beendete Tristan die Geschenkerunde und sah sich in der Runde um. Sein breites Lächeln strahlte Freude aus und sogar für Hae konnte er ein Lächeln entbehren.
"Wenn wir fertig sind, können wir endlich was essen!", freute sich Rob und Bella sah ihren Freund kurz an, um an Tristans Eltern gewandt zu sagen: "Rob und ich essen zurzeit zum Mittag immer vegetarisch..."
"Das hat uns Tris und Leon erzählt. Ich hoffe, es gibt trotzdem genug für euch", meinte Dad beschwichtigend.
Der Esstisch war Leon eigentlich nie besonders klein vorgekommen, aber als sich alle an den Tisch drängten und sich einen Platz aussuchten, fand er sich zwischen Hae und Bella eingequetscht.
Nicht seine bevorzugte Variante. Es war nicht, dass er irgendetwas gegen die zwei Mädchen hatte. Bella war ein tolles Mädchen und mit Hae unterhielt er sich auch sehr gern, aber so aneinandergekuschelt, bekam er nicht einmal seine Nudeln auf die Gabel, ohne Bellas Wasserglas umzustoßen, oder Hae ihr Messer ins Auge zu rammen.
Aber das Essen ging vorbei, während er mit verdrossener Miene bemerkte, dass Percy und Hae irgendeinen Film geschaut hatten und er leider nicht mitreden konnte. Stattdessen saß er, wie der letzte Loser auf der Geburtstagsfeier seines kleinen Bruders und sah zu, wie alle sich zusammen verstanden. Wirklich alle-und er blieb irgendwie auf der Strecke. Eigentlich hatte er sich das alles ganz anders vorgestellt, er würde Hae küssen, irgendwann wenn sich die Zeit ergab und dann...ja was?
Dort war der Plan bis jetzt steckengeblieben, aber so wie es aussah, würde es ohnehin schon schwer genug werden, den Anfang zu meistern.
Als man den Tisch abräumte, stand er hastig auf, hätte beinahe das halbe Geschirr runtergefegt, aber möglichst elegant, bahnte er sich einen Weg zum Flur, wo er in das Bad stürzte und eilig die Tür hinter sich schloss. Sofort begegnete er seinem eigenen Blick und er seufzte laut auf.
Seine eigenen blauen Augen sahen ihn kurz tadelnd an, als er sich im Spiegel vorbeugte, um sein pickeliges Gesicht zu betrachten. Es waren nicht mehr so viele, wie es am Anfang der High gewesen waren, dort war er wie ein Streuselkuchen rumgelaufen und Tris hatte ihn "Kraterlandschaft" getauft. Er ließ sich warmes Wasser über seine Hände laufen und betrachtete sie im Licht. Haes Hände waren wesentlich kleiner, ihre Handflächen runder, die Finger kurz. Außerdem war ihre Haut weicher und warm.
"Mann...", brachte er hervor und strich sich die Strähnen seines Haares hinter seine Ohren. Vielleicht sollte er sie sich wieder kürzer schneiden lassen, ob Hae es kürzer gefiel? Er wischte die albernene Gedanken beiseite. Er mutierte noch zu Rob. Damals als sein Freund auf Bella stand, hatte er auch Leonard ständig solche unnötigen Fragen gefragt. Er hatte sogar ein neues Deo für sie gekauft, allein um ein Mädchen zu beeindrucken.
Wie tief wollte er denn noch sinken?
"Schau mal!", rief Svenni und ein mulmiges Gefühl machte sich in Leons Magen breit. Hatte seine Familie etwa...die Fotoalben hervorgeholt? Seine Eltern hatten bei der Geburt jeder ihrer Kinder ein Fotoalbum gekauft und diese Sammlung war im Laufe der Jahre gewachsen, sodass sie im Wohnzimmer ein ganzes Regal füllten. Und dort waren weitaus peinlichere Dinge zu sehen, als auf den gerahmten Bildern im Treppenhaus.
Er schluckte schwer und trat ein. Hae stand hinter Percy und Svenjas Stuhl gebeugt und sie hatten wahrhaftig die dicken Fotoalben aufgeschlagen. Chica hüpfte bellend um ihre Beine, als würde sie die Lage vollkommen verstehen.
"Das war Leon!", erklärte Svenja und deutete auf ein Bild und er betete insbrünstig zu Gott, das alles möge ein Albtraum sein.
"Das ist mein Album!", herrschte er wütender, weitaus wütender, als geplant, aber Hae hatte die zornige Spur in seiner Stimme anscheinend überhört, stattdessen packte sie das Buch und drehte sich eilige von ihm weg, um die Fotos weiter zu begutachten, in Leons Augen eindeutig taktlos und einfach nur peinlich. Percy bedachte zuerst ihn, dann auch Hae mit einem milden Lächeln.
Während er also zornesrauchend hinter dem Tisch stand, drehte sich Hae kurz zu ihm um: "Du saßt echt süß aus"
Er wusste nicht genau, was daran der Tropfen in das volle Fass war, aber er stürzte um den Esstisch und schirmte Hae ab, wie beim Basketball. Sie rangelten noch kurz miteinander, drehten sich um ihre eigene Achse, denn Hae wandte sich flink in seinen Armen und wich ihm schneller aus, als er ihr zugetraut hatte.
"Der Kuchen kommt!", rief sein Dad warnend und Hae erstarrte für einen Moment. Sie stand mit ihrem Rücken zu seiner Brust, er berührte ihre Arme und sie beide waren in einer mehr als ungünstigen Postion gelandet. Chica hatte aufgehört zu bellen und auch die Gespräche waren erwartungsvoll verstummt.
Hae drehte sich langsam zwischen seinen ausgebreiteten Armen zu ihm um und hob ihren Kopf, um Blickkontakt mit ihm aufzunehmen. Dabei streiften ihre Brüste seine Arme und er spürte die Hitze in seine Wangen steigen. Ach du heilige...
"Der Kuchen ist da.", sagte sie mit unbestimmter Stimme und drückte ihm rasch das Album an die Brust, "wir sind noch nicht fertig, Cox-Reid"
Er blieb für eine Sekunde bedröppelt stehen, bewusst, dass gut acht Augenpaare ihm in den Rücken ein Loch starrten, eingenommen Chica, die sich nun erhob und zu Tristans Füßen breit machte.
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