7
Der Speisesaal strahlte all das aus, was ein königlicher Speisesaal auszustrahlen hatte.
Macht, Einfluss, Reichtum.
Der weitläufige Raum war aus grauem Marmor gefertigt worden, in dessen glatte Oberfläche hauchdünne Verzierungen eingearbeitet waren. Zarte Linien, die sich zu Netzen, Spiralen und Mustern verbanden und mir das Gefühl vermittelten, dass der Speisesaal ein antikes Kunstwerk war.
Die hohen Säulen, welche Stützpfeiler für die zwei Stockwerke höher gelegene Decke waren, umfassten jeweils einen Durchmesser von mindestens drei Metern, was bewirkte, dass ich mich sehr klein fühlte, aber dennoch nicht unwichtig. Im Gegenteil: Da der gesamte Boden des Saals mit einem roten Teppich ausgelegt war, wurde man ständig von dem Gefühl von Aufmerksamkeit und Prominenz begleitet. Dieser Effekt wurde von dem Licht unterstützt, das durch die hohen Fensterbögen hereinfiel und alles in eine goldene Aura tauchte.
In der Mitte des Saals befand sich eine große Tafel, an der mindestens vier Dutzend Leute Platz nehmen konnten. Vielleicht fünf. Das dunkle Eichenholz war an beiden Enden mit dem mavarischen Wappen verziert: Eine rote Rose, umgeben von acht weiteren.
Von diesem Wappen stammte auch der offizielle Name des königlichen Palastes: Neun Rosen.
Die Stühle waren allesamt gepolstert mit – wie sollte es anders sein – roten und goldenen Samtkissen, die mehr als nur bequem waren.
Ich hatte Helena Rays zwar nicht lange gekannt, aber eines musste ich ihr lassen: Die Frau hatte eindeutig Stil gehabt.
Der Gedanke an die verstorbene Königin ließ mich schaudern.
Helena war vergiftet worden – von ihrer Tochter Blair. Blair hatte sich mit einem ascalinischen Adeligen verbündet und dann erhofft, neben ihrer Mutter auch noch ihren Bruder auszuschalten, um an die Krone und das Königreich zu gelangen.
Ich hatte sie auf einem der Dächer von Akar – der Hauptstadt von Mavar – getötet, indem ich ihr ein Messer in die Kehle gerammt hatte.
Und dann noch einmal in die Brust.
Ich schüttelte die grausame Erinnerung ab. Ich wusste nicht, weshalb, aber irgendetwas an der ganzen Geschichte kam mir nach wie vor höchst merkwürdig vor.
Aber ich konnte nicht genau sagen, was mir dieses Gefühl vermittelte.
Vielleicht war es der Ausdruck in Blairs verblassenden Augen gewesen.
Oder vielleicht war es etwas anderes. Etwas, das mit meiner Vergangenheit als Ariadne zu tun hatte. Etwas, das unter der Oberfläche meines Unterbewusstseins lauerte und nur darauf wartete, befreit zu werden.
Doch je mehr ich mich auf diesen Gedanken fokussierte, desto entfernter schien es mir, dass etwas an der Verschwörung faul war.
Blair war machthungrig gewesen und hatte sich mit einem feindlichen Königreich verbündet um ihre Ziele zu erreichen. Schien doch logisch.
„Hilfe, wie viele Angestellte hat diese Prinzessin bitte?", fragte eine Stimme. Jasmine.
„Zu viele", murmelte Cassandra.
Ich schwieg nur und schenkte meinen Freundinnen ein dünnes Lächeln. Ich war im Moment leider absolut nicht zum Reden aufgelegt.
Cassandra hatte ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr nun elegant über die rechte Schulter fiel. Die helleren Strähnen zwischen den vielen Violetttönen glänzten im rotgoldenen Licht der untergehenden Sonne, während die dunkleren das Licht aufzusaugen schienen und ihre blasse Haut hervorhoben.
Sie trug – ebenso wie ich – eine schwarze Tunika, auf deren Brust unser Wappen eingestickt war.
Mittlerweile war ich mir nicht einmal mehr sicher, wie dieses Wappen eigentlich genau aussah.
Waren es die neun roten Rosen, die den gesamten Palast und alle Kutschen zierten oder war es die blaue Flamme, die auf den Uniformen der Garde prangte?
Vermutlich beides irgendwie.
Jasmine trug keine schwarze Tunika, sondern hatte ihren sportlichen Körper in ein weißes Kleid gehüllt.
Die Assassinin setzte in letzter Zeit sehr oft auf diese Farbe, da es sie offiziell als Strategin der königlichen Armee ankündigte, auch wenn sie dabei meist auf Kleider verzichtete und stattdessen auf Pullover, Tuniken oder Hosenanzüge zurückgriff. Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen, auch des Öfteren eine andere Farbe zu tragen.
Ihre dunklen Haare waren erneut zu sorgfältigen Wellen gedreht und ihre Augen absorbierten das Licht, das die Juwelen ihres Schmuckes funkeln ließ.
Unsere Schritte bildeten den eingespielten Rhythmus eines allseits vertrauten Trios, auch wenn wir erst seit wenigen Monaten befreundet waren, als wir auf die lange Eichenholztafel zugingen.
Ich lächelte ein paar der Adeligen an, die ich in der Menge erkannte und schüttelte sogar wenige Hände.
Finn, Spencer, Savannah.
Viele meiner Freunde wünschten mir Glück.
Es hatte sich viel zu schnell im Palast herumgesprochen, was sich zwischen Chandra und mir bei der Wilkommenszeremonie zugetragen hatte.
Kurz gesagt: Jeder wusste haargenau Bescheid.
Auch Saraphina Snow, Spencers Mutter, und Hayley Dilan konnte ich in der Menschenmenge erkennen und schenkte den beiden ein freundschaftliches Lächeln.
Hayley und ich verstanden uns besonders gut, seitdem sie uns eine große Hilfe bei den Ermittlungen gegen Blair gewesen war und ich erlaubte es mir nicht selten, der Naturmeisterin einen Besuch in ihrem Labor tief unter dem Erdboden abzustatten.
Aber mit jedem Schritt den ich machte, kam ich meinem Platz an Chandras Seite näher und mit jedem Schritt schlug mein Herz etwas schneller. Ich verabschiedete mich kurz angebunden von Jasmine und Cassandra, ehe ich mich ohne Umschweife neben die cyltische Prinzessin gleiten ließ.
Vermutlich war es nur meine persönliche Auffassung, aber ich hätte schwören können, dass der Stuhl hier deutlich weniger bequem war als der am anderen Ende des Tisches, auf dem ich normalerweise saß.
Das Holz schien härter, die Kissen kälter.
Mal davon abgesehen, dass ich an meinem eigentlichen Platz deutlich bessere Gesellschaft hatte.
Hier saß ich inmitten des cyltischen Hofes, neben Chandra und gegenüber von drei weiteren Cyltern, die mich alle musterten als wäre ich eine Massenmörderin.
Chandra schenkte mir ein einladendes Lächeln, das so scharf war wie das Messer, das zum Schneiden des Fleisches diente. Dieses Lächeln mochte noch so ehrlich sein, doch ich wusste ebenso, dass Chandra eine gefährliche Frau war.
Mit gefährlicher goldener Magie.
Die Prinzessin trug zur Feier des Tages ein eng anliegendes rotes Kleid, das für meinen Geschmack etwas zu wenig von ihrem Ausschnitt verdeckte. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf ihren roten Spitzen-BH und presste die Lippen zu einem dünnen Strich.
Nope, definitiv keine Chance.
Sie hatte die kaffebraunen Haare zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt – oder eher hochstecken lassen – und trug dasselbe dezente Make-Up wie bei ihrer Ankunft.
Ihre dunkelbraunen Augen funkelten amüsiert, als sie meinen Blick bemerkte, und ich hätte schwören können, dass die goldenen Highlights darin mir zuzwinkerten.
Ich nickte respektvoll, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf den Teller vor mir lenkte. Er war noch leer.
Ich tat so, als würden mich die Einkerbungen im Griff der silbernen Gabel brennend interessieren und hoffte, dass ich zumindest vor Gesprächen mit leerem Magen verschont bleiben würde.
Über den Tisch hinweg warf ich einen Blick zu Dominic, der mich aus traurigen blauen Augen musterte.
Schuldgefühle stiegen in mir auf, weil ich ihn so fertiggemacht hatte, als wir in der engen Besenkammer miteinander geredet hatten.
Ich lächelte ihn leicht an, um ihm meine Entschuldigung wortlos mitzuteilen und er lächelte matt zurück.
Ein unfassbar trauriges Lächeln.
Genau wie mein eigenes.
„Also, Wachtmeisterin", sprach Chandra mich an. Falls Dominics Verlobte irgendetwas von den Gefühlen wusste, die zwischen uns beiden knisterten, ließ sie sich nichts anmerken. „Hast du denn auch einen Namen, mit dem man dich hierzulande anspricht?"
Ich musste mich zusammenreißen und löste meine Augen von der tiefen Trauer in Dominics Gesicht.
„Aria", antwortete ich mit einer Stimme, die viel selbstbewusster klang als ich mich fühlte. „Aria Pencur."
Chandra lachte leise. „Aria also", wiederholte sie.
„Aria", bestätigte ich. „Nur Aria."
Immer nur Aria.
Chandra nickte und sah mich mit einem analysierenden Blick an. Ihr Gesicht blieb undurchdringlich, was mir noch mehr Unbehagen bereitete. Nach einer Weile nickte sie und warf einer der drei Personen, die uns gegenüber saßen, einen vielsagenden Blick zu.
Es war eine Frau, die etwa in meinem Alter sein musste.
Dann wandte sich die cyltische Prinzessin wieder mir zu. „Also, Aria. Erzähl mir, bitte... ihr Wachleute... arbeitet ihr hier sehr eng zusammen oder so? Ich meine, sei mir nicht böse, aber es muss doch so etwas wie Beratung untereinander geben. Die Garde, die Soldaten, die Turmschützen... werden die hier nicht organisiert?"
Ich runzelte die Stirn, weil ich absolut keine Ahnung hatte, wieso sie mir diese Frage stellte. Natürlich organisierten wir uns, was war das denn für eine Unterstellung?
„Natürlich, Eure Majestät", erwiderte ich stattdessen. „Wir sind hier ein Herz und eine Seele."
Chandra nickte zufrieden und tauschte erneut einen Blick mit der Frau aus.
„Und sag mir", führte die Wüstenprinzessin ihre Nachforschungen fort. „Wer ist dafür verantwortlich? Für die Organisation, meine ich."
„Cassandra Sinigan und ich. Wir sind beide Inhaberinnen des Postens der königlichen Hauptwachtmeisterinnen, was uns beide dazu befugt, alle Besprechungen zu leiten, die Garde zu organisieren und das jährlichen Cyrinnion zu planen und auszuführen."
Wieder ein Nicken. Wieder ein Blickkontakt mit der Frau.
Ich verdrehte innerlich die Augen. Dachten sie ernsthaft ich würde es nicht bemerken? Oder warteten sie nur, bis ich endlich sagte, dass es mir aufgefallen war?
War das alles etwa nur ein dämlicher Test?
Ich hatte keine Lust auf einen Test.
Also beschloss ich, nach meinen eigenen Regeln zu spielen.
„Eure Majestät, entschuldigt bitte, wenn ich so unverfroren frage, aber wieso interessiert euch das alles so brennend?", fragte ich.
Überraschung blitzte in Chandras Augen auf.
Diesen Schachzug hatte sie nicht erwartet. Gut.
Sie musterte mich einen Moment aus zusammengekniffenen Augen, bevor sie seufzte. „Früher oder später wirst du es so oder so erfahren."
Ich hob eine Augenbraue, um stumm um ihre Auskunft zu bitten.
„Meine Wachen werden solange ich hier bin unter eurem Befehl stehen. Es ist Teil des Vertrags."
Jetzt wanderte auch meine zweite Augenbraue nach oben: Mich störten zwei Kleinigkeiten in der Art, wie sie ihre Worte betonte.
Erstens klang sie nicht im mindestens angeekelt, als wäre sie damit einverstanden, dass all ihre Wachen unter unserem Befehl standen.
Sie sagte es sogar mit einer Art von Stolz, was mir wiederum das unbehagliche Gefühl gab, dass sie mich vielleicht tatsächlich mögen konnte.
Zweitens betonte sie das Wort Vertrag so, als würde auch sie diese politische Ehe in keiner Hinsicht akzeptieren wollen, geschweige denn sie ersehnen.
War es möglich, dass Chandra O'Brian gar nicht mit Dominic Rays zusammen sein wollte?
Ich wollte ihr all diese Fragen stellen, doch ich wusste, dass ich das wahrscheinlich nicht überlebt hätte.
Ich war unverfroren, aber nicht lebensmüde.
So eine Frage an jemanden zu stellen, der so viel rohe Macht in sich trug...
Das war reiner Selbstmord.
„Oh", sagte ich stattdessen.
Wow, war ich heute wieder wortgewandt.
„Oh?", fragte Chandra. „Stört dich das etwa?"
Ich lachte. Ein ehrliches, herzhaftes Lachen, wie ich es schon lange nicht mehr aus meinem eigenen Mund gehört hatte. „Mich? Aber keineswegs. Im Gegenteil; ich halte es für eine sehr große Bereicherung."
„Oh, das ist es... das ist es", versicherte sie.
Dann trat ein seltsames Schweigen ein, das sich so unangenehm auf meiner Haut anfühlte, dass ich es einfach irgendwie brechen musste.
Offenbar hatte Chandra denselben Gedanken gehabt, denn wir redeten gleichzeitig nach etwa einer halben Minute los.
„Wie ist es so auf Scvrar?", fragte ich und „Darf ich dir meine besten Wachleute vorstellen?", bot sie an.
Ich lachte erneut.
Vielleicht war Chandra ja gar nicht so übel, trotz des tiefen Ausschnitts und der leicht überheblichen Art.
„Du zuerst", sagte sie.
„Nein, du zuerst", bestand ich. „Immerhin bist du hier die Prinzessin."
„Und genau deshalb sollte ich bekommen, was ich will, denkst du nicht?"
„Oh, ich denke die Prinzessin von Cyltis bekommt viel zu oft, was sie will."
Das entlockte den drei Cyltern uns gegenüber ein leises Lachen, was w ein leichtes Lächeln auf meinen eigenen Lippen hinterließ
„Also gut", meinte Chandra, die nun auch grinste.
Eindeutig nicht so übel wie erwartet.
„Scyvrar ist atemberaubend. Cyltis ist meist sehr heiß, aber die Hitze ist auch irgendwie ein Teil des Reiches. Die magischen Geschöpfe und die orientalischen Gewänder sind einfach grandios. Nichts lässt sich mit der Mystik und der Magie dieses Kontinenten vergleichen. Alles funkelt und strahlt und glitzert vor Macht, Alter und Zerbrechlichkeit."
Ich stellte mir Scyvrar wundervoll vor. Ein Kontinent ohne Grenzen, wo es Magier gab, die Iliris nie auch nur gesehen hatte, und wo Geschöpfe existierten, von denen man hier nur träumen konnte.
Natürlich war Scyvrar genau deshalb auch deutlich gefährlicher als Iliris.
„Das klingt absolut herrlich", kommentierte ich, als sie mir verschiedene Details über ihr Land verriet, über die ich in den Büchern noch nichts gelesen hatte.
Während sie weiter erzählte, wurde auch endlich das Essen serviert: Es gab Ente mit allen möglichen traditionellen mavarischen Beilagen: Rotstachelkraut, gebackene Kartoffeln am Spieß, eine Variation an verschiedenen Salaten und Gemüsespalten mit Dip, mehrere Schalen mit frittierten Meerestieren und karamellisierten Hackbällchen. Mariniert war das ganze durch eine leckere Himbeer-Knoblauch-Sauce, wie sie nur in Mavar existierte.
Himmlisch!
Während ich mir genüsslich das Essen auf der Zunge zergehen ließ und das Aroma von Himbeere, Knoblauch und gebratener Ente sich in meinem Mund mit der Frische der Gurken und Tomaten verband, hörte ich weiterhin aufmerksam zu, bis Chandra ihre Erzählungen beendet hatte.
Dann stellten sich endlich die drei Personen vor, die uns schon den ganzen Abend gegenüber saßen.
Wie sich herausstellte handelte es sich um Chandras erste Offizierin, ihren persönlichen Leibwächter und die beste Spionin, die ganz Scyvrar zu bieten hatte.
Chandras wichtigste und effizienteste Wachen, die ab sofort auch alle unter meinem persönlichen Befehl stehen würden, sogar der Leibwächter der Prinzessin.
Ich bemerkte natürlich, dass die drei mich nach wie vor mit kühler Berechnung und nicht ganz versteckter Feindseligkeit musterten, aber ich war mir sicher, dass die Dolche in ihren Blicken vor wenigen Minuten noch deutlich schärfer gewesen waren.
Der Kerl, der offenbar Chandras Bodyguard war, lächelte mich sogar an – ein messerscharfes Lächeln, aber dennoch ehrlich und charmant.
Ich nickte ihm respektvoll zu, bevor ich meinen Blick auf die Frau lenkte, die vorhin des Öfteren Blicke mit ihrer Prinzessin ausgetauscht hatte.
Sie entpuppte sich als erste Offizierin der cyltischen königlichen Garde und als Anführerin der Wachen, die die Reise begleitet hatten. Ihr Name war Lyane McCourtney und sie war wie erwartet ebenso wie ich in den Anfängen der Zwanziger.
Lyane hatte goldbraune Haut, die perfekt zu den schwarzen Haaren passte, welche sie zu einem Zopf geflochten hatte. Dieser fiel ihr über die linke Schulter und reichte bis auf ihre Brust.
Die Offizierin trug ein kurzes dunkelgrünes Kleid, das von einem Silbergürtel abgerundet wurde. Dezenter Schmuck – eine Kombination aus Silber und Smaragd – glänzte um ihren Hals und schmückte ihre vernarbten Hände, die auf viele blutige Kämpfe hindeuteten.
Lyanes Make-Up war ebenfalls in matten Silbertöne gehalten, bis auf den Lippenstift, der eine knallige Rotfärbung besaß, und die dichten Wimpern, die pechschwarz schimmerten. Das ließ ihre braunen Augen größer erscheinen als sie eigentlich waren.
Braun. Ein einfaches, erdiges Braun, das keinerlei Besonderheiten aufzuweisen schien, außer dass die dunkle Pupille von einem tiefroten Ring umgeben wurde.
Dieser Ring hatte die Wirkung, dass sie mich ein wenig an einen Vampir erinnerte.
„Was würdest du sagen: Was beschreibt dein Königreich am besten?", fragte ich Lyane, als ich alle Grundinformationen über sie in Erfahrung gebracht hatte.
Gebürtige Cylterin, seit Wiegentagen am Königshof in Methildrae aufgewachsen, schließlich ausgebildet worden und aufgestiegen.
Ich hatte mir vorgenommen, jedem von ihnen eine etwas persönlichere Frage zu stellen.
Der Grund dafür war simpel.
Ich kannte jede meiner Wachen gut genug, um zu wissen, wie sie dachten, was sie mochten und wen nicht. Die drei Cylter sollten keine Ausnahme der Regel darstellen, erste Offizierin hin oder her.
Lyane war offensichtlich überrascht von meiner Frage, denn sie kniff die braunen Augen zusammen und schürzte die Lippen, zunächst vor Missbilligung, nach einer Weile jedoch, weil sie nachdachte.
Zugegeben, es war keine einfache Frage gewesen, die ich ihr gestellt hatte, aber ich wollte dennoch eine Antwort.
Was beschrieb der Meinung einer Gardistin nach Cyltis am besten?
Waren es die Dreihörner? Die Drachen?
Oder die Wüste und die sengende Hitze mit ihren verheerenden Sandstürmen?
War es das Schloss in der Mitte des ewigen Sandes? Oder die fliegenden Teppiche, an deren Existenz ich immer noch zweifelte?
Doch was Lyane antwortete hatte ich nicht erwartet.
„Regnum aurorae sanguinisque", flüsterte sie.
Ich erkannte die Sprache natürlich. Latein.
Aber ich erkannte auch die Worte.
Die Parole von Cyltis.
„Königreich der Morgenröte und des Blutes", sagte Lyane. „Königreich des Feuers und des Friedens und des Krieges. Königreich der Hitze und der Wüste und des Sandes. Königreich des Überflusses und des Hungers und des Durstes und des Reichtums. Königreich der Morgenröte und des Blutes."
Jetzt lächelte sie. „Cyltis. Das rote Königreich der Wunder und des Grauens, der Morgenröte und des Blutes."
Sie nickte, als wäre sie sich jetzt erst vollständig sicher. „Ja, diese drei Worte reichen aus, um mein Königreich zu beschreiben: regnum aurorae sanguinisque."
Ich nickte und akzeptierte damit ihre Antwort.
Cyltis. Königreich der Morgenröte. Königreich des Blutes.
Wo sich Leid und Freude vereinten.
Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass Chandras Mundwinkel sich leicht angehoben hatten, als ihre erste Offizierin so über das Heimatland sprach.
Die Prinzessin war zufrieden und ich war es auch.
Lyane schenkte mir ein erstes richtiges Lächeln, wobei sich kleine Lachfältchen um ihre Augen bildeten.
Ich grinste schief zurück.
In diesem Moment räusperte sich jemand.
Immer noch über beide Ohren grinsend drehte ich den Kopf in die Richtung des Geräusches und sah, dass mich der Kerl, der mir vorhin zugelächelt hatte, anstarrte.
Ich hob die Augenbrauen, um ihm wortlos zu signalisieren, dass er sagen sollte, was auch immer er zu sagen hatte.
Er räusperte sich erneut und eine leichte Röte stieg ihm in die Wangen. „Äh", sagte er, seine Stimme klang angenehm – irgendwie nach Wärme und Sommer. „Du siehst hübsch aus, wenn du lächelst. Deine Augen funkeln dann so niedlich."
Meine Augenbrauen wanderten, falls das überhaupt möglich war, noch weiter nach oben.
War das gerade ein Kompliment gewesen?
„Äh... danke", antwortete ich, vollkommen von der Situation überfordert.
Dann schaltete sich mein Kopf wieder ein und mir fiel auf, dass ich immer noch keine Ahnung hatte, wie der Kerl eigentlich hieß, der mir gerade ein echt süßes Kompliment gemacht hatte.
Ich wusste nur, dass er Chandras persönlicher Leibwächter war, was mir ja nicht besonders viel über ihn mitteilte.
Außer dass ich ihn eigentlich genauso hassen sollte wie die Prinzessin.
„Wie heißt du?", fragte ich ihn.
Er lächelte.
Er hatte ein schönes Lächeln, das mich selbst ebenfalls schmunzeln ließ.
Idiot.
„Calin", antwortete er. „Calin Feign, stets zu Diensten."
Calin. Schöner Name.
„Calin also", murmelte ich. „Wie bist du zu dem Posten als königlicher Leibwächter gekommen, Calin?"
Ich fragte ihn zwar nach seiner Geschichte, aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu.
Calin redete darüber, wie er Chandras Leben gerettet hatte, als sie von irgendeinem Möchtegern-Assassinen angegriffen worden waren. Er war damals Lehrling eines orientalischen Händlers gewesen und irgendwie hatte es sich ergeben, dass die Königsfamilie bei seinem Meister einkaufte und dort von einer verhüllten Gestalt attackiert worden waren. Calin hatte kurzerhand eingegriffen und – wie der noble Held, der er war – das Leben seiner Prinzessin gerettet, indem er eine orientalische Lampe aus massivem Eisen auf den Attentäter geworfen und ihn so ausgeschaltet hatte. Die Königin war natürlich begeistert gewesen von so einem jungen – damals sechs Jahre alten – Helden und hatte ihn seinem Meister abgekauft.
Seither war er wohl darauf trainiert worden, Chandras Leibwächter zu werden und hatte sich auch ziemlich gut mit der cyltischen Prinzessin angefreundet.
Ein Grund mehr, ihn zu hassen.
Ich war mir zwar sicher, dass nicht alles an Calins Geschichte haargenau so passiert sein konnte, wie er es erzählte, aber niemand widersprach ihm. Nicht einmal Chandra, auch wenn sie neben mir mehr als einmal die Stirn runzelte, wenn Calin wieder zu seinen Gunsten übertrieb und sich selbst als unschlagbaren Frauenheld darstellte.
Aber ich hörte eben nur mit halbem Ohr zu, da ich seine Ablenkung nutzte, um ihn genauer zu betrachten, ohne mir wieder ein Kompliment einzuhandeln, weil ich „hübsch aussah, wenn ich ihn beobachtete".
Ich wollte nämlich keine Komplimente, solange mein Herz einem anderen Mann gehörte.
Und dennoch musste ich zugeben, dass Calin ziemlich gut aussah.
Auch er hatte die für Cyltis typische Hautfärbung: Goldbraun. Seine Haare waren von einem sandigen Blond, durch das sich einige hellbraune Strähnchen zogen. Ich konnte trotz der Kurzhaarfrisur erkennen, dass sie sich leicht lockten, was den Effekt des Surfers noch verstärkte, den er mir schon den ganzen Abend vermittelte.
Sein athletischer Körper war schlank, aber trotzdem zeichneten sich unter seinem Anzug definierte Muskeln ab, die von jahrelangem Training zeugten.
Der Anzug hatte einen Farbton, wie ihn sonst nicht viele Männer tragen würden, ohne sich albern vorzukommen, aber Calin stand der blassrote Ton unfassbar gut. Er betonte die Bräune seiner Haut und außerdem umschmeichelte der Schnitt seine Brust.
Auch der Leibwächter war in unserem Alter; vielleicht ein paar Jahre älter als ich. Ein leichter Bartschatten war über seiner Oberlippe zu erkennen und auch am Kinn konnte ich blonde Härchen erkennen.
An manchen Männern hätte das vielleicht unattraktiv gewirkt, aber ich fand, dass es Calin umso mehr aussehen ließ wie einen Wüstenengel.
Aber da war dieses kleine Detail, dieser eine Prozent eines menschlichen Körpers, auf den ich immer besonders viel Wert legte. Die Augen.
Und seine Augen ließen mich ziemlich staunen.
Sie hatten zwei verschiedene Farben.
An jedem anderen Kerl hätte es mich vielleicht gestört, aber an Calin störte es mich absolut nicht.
Ich fand, dieses kleine, aber doch bedeutende Makel zeigte, dass ein Mensch nicht perfekt sein musste, um perfekt zu sein.
Das linke Auge war blau. Ein strahlendes Hellblau, das mich ein wenig an Spencer Snow und seine Eismacht erinnerte, aber dennoch ganz anders war. In den tiefen des Blaus verbarg sich ein Silberschimmer, der sein Auge funkeln ließ wie einen Himmel voller Sterne.
Das rechte Auge dagegen war grau. Dieses Auge erinnerte mich an den eisenfarbenen Ton, den Helenas und Blairs Augen gehabt hatten, aber auch hier war es das Detail, das den Unterschied ausmachte. Das graue Auge war durchzogen von wenigen einzelnen fast weißen Sprenkeln, die sich aber dennoch bemerkbar machten.
Wenn ich dieses Auge länger ansah, bewirkte es, dass ich mich fühlte wie von einer endlosen Leere ergriffen. Einer glücklichen Leere.
Da war eine Stimme in mir, die mir zuzuflüstern schien.
Calin, der Junge mit den verschiedenen Augen. Calin, der mit dem Sternenauge und mit dem leeren grauen Auge, das Glück und Sorglosigkeit versprach. Calin, der Wüstenengel.
Oh nein, Calin Feign sah eindeutig nicht schlecht aus, vielleicht sogar richtig gut.
Fast so gut wie Dominic.
Fast.
Der Gedanke an den mavarischen König versetzte meinem Herzen einen Stich und ich sah über die lange Tafel zu ihm hinüber.
Sein Anblick entlockte mir ein Lächeln und ein angenehmes Kribbeln erfüllte meine Brust, auch wenn er sich gerade mit Jasmine unterhielt, die ihn vermutlich in irgendeine neue Kampfstrategie einweihte.
Ich seufzte lautlos und wandte den Blick von ihm ab.
Als ich mich wieder auf Calin konzentrierte, glaubte ich Dominics Blick auf mir zu spüren, doch ich sah nicht wieder zu meinem König zurück.
Es hatte keinen Zweck.
„... aber es hatte sowieso keinen Zweck", beendete Calin seine Erklärungen. „Genau. Und so bin ich königlicher Leibwächter geworden. Sonst noch Fragen?", wandte er sich an mich, wobei er schief grinste.
Ich wandte den Blick ab.
Wieso konnte er mich mit seiner Aura so umgarnen, dass ich das seltsame Bedürfnis hatte, ihn anzulächeln? Ihm zuzuzwinkern? Ihn vielleicht sogar zu küssen?
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, ehe ich ihm die persönliche Frage stellen wollte, wie ich es wenige Minuten zuvor auch bei Lyane getan hatte.
Ich wollte ihn gerade fragen, was das schönste war, das er je erlebt hatte, da fühlte ich ein seltsames Kitzeln in meinem Inneren und es kamen plötzlich Worte aus meinem Mund, die ich nicht hatte sagen wollen – oder zumindest nicht wirklich
Ich hatte eindeutig fragen wollen, was sein schönstes Erlebnis war.
Oder? Hatte ich ihn sicher nichts anderes fragen wollen?
„Hast du eine Freundin?"
Ich war zu verdutzt, um überhaupt zu realisieren, was diese Worte bedeuteten.
Hatte ich gerade ernsthaft einen fremden Mann gefragt, ob er eine Freundin hatte?
Was hatte ich mir dabei bitte gedacht?
Calin grinste nur.
Es war ein schelmisches Grinsen, bei dem seine Augen vielversprechend funkelten.
Hatte der Kerl etwa ernsthaft Interesse an mir?
„Nein", antwortete er. Ich hätte schwören können, dass seine Stimme ein wenig neckte, mich ein wenig provozierte und herausforderte. Und ich spürte, wie ich mich seltsam verpflichtet fühlte, ihm zuzuraunen, dass ich sehr erfreut über diese Tatsache war.
Stattdessen ballte ich beide Hände unter dem Tisch zu Fäusten und bohrte meine Fingernägel in die Handflächen, sodass mit Sicherheit Abdrücke entstanden.
Was war nur los mit mir?
„War das alles?", schnurrte Calin.
Lyane verdrehte die Augen, als wäre sie diese verführerische Art von ihrem Kollegen gewohnt.
War sie vermutlich sogar wirklich.
Ich wollte gerade verneinen, als mir doch noch etwas auffiel. Ein letztes Detail, das ich auch von Lyane und Chandra noch wissen wollte.
„Du hast zwei verschiedene Augenfarben", meinte ich, woraufhin er nur amüsiert nickte. „Welche Elementarmagie besitzt du, Calin Feign? Was sind deine Fähigkeiten?"
„Ich habe viele Fähigkeiten, die den meisten Frauen ziemlich gut gefallen würden", schnurrte er.
Ich verdrehte die Augen, aber Calins grinste.
„Ich bin außerdem ein Dualmeister", fügte er hinzu.
Ein Dualmeister?
Solche Elementare, die mehr als ein Element kontrollierten, waren mehr als nur selten. Vielleicht waren sie sogar legendär selten, denn ich kannte niemanden, der jemals auch nur einen Dualmeister erwähnt hatte.
Andererseits erklärte das vermutlich die verschiedenen Augenfarben.
„Welche Elemente beherrscht du?", hakte ich nach, neugierig auf seine Antwort.
„Ich kann Kraftfelder und Schilde erschaffen. Dadurch habe ich es auch vor all den Jahren geschafft, die Prinzessin zu retten. Schutz erzeugen gehört ebenso zu meinen Fähigkeiten wie immaterielle Gefängnisse", erklärte der Leibwächter. „Ich bezeichne es gerne als Feldmagie, auch wenn das bescheuert klingt. Es beschreibt meine Begabung einfach perfekter als jedes andere Wort."
Ich nickte. Das war das Blau.
Dann stellte ich die offensichtliche Frage: „Und dein anderes Talent?"
Lyane schnaubte nur und Chandra begann zu kichern. Auch die Frau, die zwischen Calin und Lyane saß, begann zu schmunzeln.
„Was?", fragte ich, als Calin mir nicht antwortete, sondern sich plötzlich furchtbar für sein Essen interessierte.
Lyane sah mich aus amüsierten Augen an. „Calins zweites ‚Talent', wie du es nennst, besteht in seinem Charisma. Er ist ein Frauenheld, wenn man es so nennen will."
Das erklärte einiges.
Calin war also ein Meister des Charismas. Das bedeutete, er konnte andere Menschen – egal ob männlich oder weiblich – in seinen Bann ziehen.
Das war der Grund dafür, dass ich ihn vorhin hatte küssen wollen und das war auch der Grund dafür gewesen, dass ich ihm diese dämliche Frage gestellt hatte.
Ich erinnerte mich an ein leichtes Kitzeln in meinem Inneren, bevor die Worte aus mir herausgeplatzt waren.
Idiot.
Von wegen Wüstenengel.
Ein Betrüger war er, nichts weiter.
Sofort musste ich erneut lächeln.
Auch ich war eine Betrügerin gewesen, als ich hier in den Palast eingedrungen war, um die Schatzkammer auszurauben.
Calin bemerkte mein Lächeln natürlich sofort. „Heißt das, du bist mir nicht böse, dass ich mein Glück versucht habe?"
Ich lachte. „Natürlich nicht, du Idiot! Wieso sollte ich dir auch böse sein?"
Ich legte den Kopf schief und schaute ihm in die Augen, die plötzlich auch nicht mehr so bezirzend wirkten wie noch ein paar Augenblicke zuvor. „Aber tu mir bitte den Gefallen und versuch es das nächste Mal ohne deine Magie."
Calin grinste. „Jetzt wo ich weiß, dass das hübsche Mädchen mir nicht böse ist, werde ich das auf jeden Fall machen."
Die Art und Weise, wie er die Worte hübsches Mädchen aussprach, ließen in mir erneut das Gefühl aufsteigen, dass er umwerfend aussah und ich ihn unbedingt küssen musste.
Das heiße, verführerische Versprechen in seinen Augen und seiner Stimme entging mir nicht.
Eine Sekunde später fing er an zu lachen und ich stimmte herzhaft mit ein, genau wie Chandra und Lyane.
Scherzkeks.
Während wir weiterhin lachten, traf sich mein Blick kurz mit dem von Dominic und ich bemerkte ein seltsames Funkeln in seinen Augen, das ich zuvor nie dort gesehen hatte.
War das Eifersucht?
Neben ihm schenkte Jasmine mir ein strahlendes Lächeln und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich salutierte spöttisch in ihre Richtung, ehe mein Lachen langsam ausklang und ich mich wieder Lyane, Chandra und der dritten Frau zuwandte.
„Und ihr drei? Ich spüre, dass ihr auch Elementare seid. Was sind eure Begabungen?"
Zu meiner Überraschung machte Chandra den Anfang.
„Ich bin eine Meisterin, ja. Allerdings gibt es keine wirkliche Bezeichnung für das, was ich meine Begabung nenne. Es ist eine Art Veränderung der Realität, ohne sie zu erschaffen oder zu vernichten", erklärte sie. „Ich kann eine goldene Energie beschwören, die sich verfestigen und jegliche Gestalt annehmen kann, aber ebenso einen einfachen Gegenstand mithilfe meiner Macht so verändern, dass er ein anderes Wesen besitzt."
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Chandra lachte. „So kompliziert? Es ist eigentlich einfach: Ich kann Gegenstände erschaffen und verändern, unter zwei relativ lockeren Bedingungen."
Oh ja, das war eindeutig kompliziert.
Unterschiedliche Gegenstände hatten verschiedene Realitäten? Was?
„Warte, ich zeige es dir", meinte Chandra, als sie meinen immer noch ratlosen Blick bemerkte.
Die Prinzessin hob ihre Hand, winkelte ihre Finger in einer schnellen Kombination an und streckte sie wieder. Dabei bildete sich eine goldene Energie zwischen ihren Fingern, die mich schaudern ließ.
Das war also diese mysteriöse goldene Macht, die so stark war.
Chandra ließ ihre Finger weiter durch die Luft gleiten, bis es schließlich aussah wie eine komplizierte Choreographie, die sie lange vor ihrer Ankunft hier einstudiert hatte.
Schließlich formte sich die goldene Energie zu einer Gabel mit drei Zacken, auf deren Griff mein Gesicht abgebildet war.
„Wow", sagte ich nur. „Und das kannst du... mit jedem Gegenstand?"
„Ja."
„Kannst du auch einen Löffel dazu?"
Chandra machte eine kurze abgehakte Handbewegung und schon lag ein Löffel neben der Gabel, der Calins Gesicht zeigte. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass sie sich mit der Gabel extra Zeit gelassen hatte, um mir eine angemessene Show zu liefern.
„Und was genau meintest du dann eben mit Grenzen deiner Macht? Wie kann so eine Macht Grenzen haben?", fragte ich.
Chandra schenkte mir ein bedauerndes Lächeln. „Sie hat leider keine realen Grenzen. Ich kann nur nichts aus der Realität entfernen oder eine andere Realität erschaffen. Sonst kann ich quasi alles machen, was ich will."
„Alles?", fragte ich ungläubig.
„Alles", bestätigte sie.
„Krass", murmelte ich nur. „Wieso erzählst du mir das dann einfach so? Ich könnte diese Information gegen dich verwenden."
Chandra schmunzelte nur. „Ich mag dich, Aria Pencur. Außerdem vertraue ich darauf, dass du mit dieser Information keine Dummheiten anstellst, ansonsten bist du schneller tot als dir lieb ist."
Ich schluckte.
Dann schauderte ich bei dem Gedanken, so viel Macht in mir zu tragen, so viel Verantwortung.
Vielleicht war meine Übertragungsmacht tatsächlich die bessere Option.
Schließlich wandte ich mich Lyane zu. „Und du?"
Lyane lächelte nur. Das rasiermesserschärfste Lächeln, das ich je gesehen hatte.
Dann sprang sie auf und begann, auf dem Tisch zu tanzen.
Einfach so, mitten auf dem Tisch, auf dem immer noch das ganze Essen stand.
Aber Lyane kickte die Salatschüsseln, das Blech mit der Ente und die Beilagen einfach von der langen Tafel und tanzte zu einem Rhythmus, der nun plötzlich deutlich zu hören war, obwohl keine Band spielte.
Das Merkwürdigste war jedoch, als Chandra und Calin und die andere Frau plötzlich aufsprangen und mit ihr tanzten. Die Musik wurde lauter und das Licht nahm plötzlich bunte Färbungen an, als wären wir in einer Disco.
Mittlerweile tanzten auch Cas und Spencer und Dominic und Jasmine und Finn und Savannah und alle anderen auf dem Tisch, an dem gerade noch alle gegessen hatten. Niemanden schien zu kümmern, dass die Schuhe, mit denen sie eben noch auf dem Boden gestanden waren, nun alles verdreckten.
Nicht einmal die Bediensteten schien es zu interessieren. Auch sie tanzten einfach so und drehten sich um die eigene Achse.
Das gute, teure Essen ließen sie einfach fallen und trampelten darauf herum als wäre es Müll.
Ich konnte nichts weiter tun, als zuzusehen, wie die Welt aus den Fugen geriet, unfähig mich zu bewegen.
Dann plötzlich stand Calin vor mir, das Sakko seines roten Anzugs ausgezogen und das Hemd aufgeknöpft.
Er grinste mich schief an und ich fühlte das Bedürfnis, ihm sein Hemd von der Brust zu reißen, als seine graue Charismamacht auf mich wirkte.
Ich wollte gerade seine ausgestreckte Hand ergreifen und mit ihm tanzen, als plötzlich alles vorbei war.
Im einen Moment spielte noch Musik und das Licht war noch bunt, im nächsten war es wieder ruhig bis auf die Tischgespräche und das Licht der untergehenden Sonne war die einzige Beleuchtung.
Im einen Moment stand Calin noch mit aufgeknöpftem Hemd vor mir und bot seine Hand an, im nächsten saß er wieder auf seinem Stuhl mir gegenüber und grinste verschmitzt.
Im einen Moment tanzten alle auf der langen Tafel, im nächsten saß wieder jeder ruhig da und genoss sein Essen.
„Was hast du sie sehen lassen?", fragte Calin nun Lyane. „Mich nackt?"
Idiot.
„Nein, ich habe sie sehen lassen, wie wir alle auf den Tischen tanzen."
Von Calins aufgeknöpftem Hemd erwähnte sie nichts.
Dieser lachte nur und nahm einen Bissen von der Kirsch-Torte, die als Dessert serviert worden war. „Zu schade. Ich bin nackt ein echter Knaller."
Ich ging nicht auf seinen idiotischen Spruch ein, sondern runzelte stattdessen die Stirn.
Wann war das Dessert serviert worden?
„Lyane ist Mentalistin", erklärte Chandra und lieferte damit sofort eine Antwort auf all meine Fragen.
Mentalisten konnten in Gedanken eindringen, sie lesen und kontrollieren.
Lyane hatte mir eine Vision in den Kopf gesetzt, die sich so real angefühlt hatte, dass sie wirklich eine starke Mentalmeisterin sein musste.
Die Offizierin wirbelte nur ein Bündel aus roter Macht in der Hand herum und erstickte den Funken schließlich, indem sie sie zur Faust ballte.
Danach sagte sie: „Ich weiß jetzt übrigens auch, wieso du die Hand meiner Prinzessin nicht ergreifen wolltest. Und es ist nichts, wofür man sich schämen muss."
Ich warf ihr einen eiskalten Blick zu.
Sie hatte kein Recht in meine Gedanken einzudringen und noch weniger, sie danach allen mitzuteilen.
Aber sie schenkte mir nur ein mitleidiges Lächeln. „Du kannst deine eigene Magie, deine ‚Übertragungsmacht', mit der du die Magie anderer Elementare anzapfst, nicht vollständig kontrollieren."
Chandra runzelte die Stirn. „Magie anzapfen?"
„Durch Berührung", klärte Lyane sie auf. „Ich habe selbst noch nie davon gehört."
Das Stirnrunzeln der Wüstenprinzessin vertiefte sich. „Das klingt tatsächlich auch nicht nach einer Macht, die mir bekannt ist."
„Dito", sagte Calin, während er genüsslich weiter mampfte.
„Ich würde gerne mehr darüber erfahren", murmelte Chandra.
Und dann sagte sie etwas, mit dem ich im Leben nicht gerechnet hätte.
„Vielleicht kann ich dir auch bei der Kontrolle über deine Magie helfen. Ich habe schon vielen Elementaren aus solchen Situationen geholfen, auch wenn deine Macht mir wohl noch nie untergekommen ist."
Ich starrte sie nur mit ungläubigem Blick an. „Magietraining? Mit Euch?"
„Bitte", antwortete sie. „Du hast mich heute schon mehrfach geduzt, also bleib einfach dabei. Du."
Ich konnte es immer noch nicht glauben. „Ich? Magietraining? Mit Eu- äh ich meine mit dir?"
Sie nickte nachdenklich. „Ich denke, du bist zu weitaus mehr fähig als du weißt, Aria Pencur."
Bei diesen Worten lief mir ein eiskalter Schauder über den Rücken.
Meine Magie war besonders und gefährlich.
Das hatte ich immer gewusst.
Aber wie gefährlich würde sie am Ende wirklich werden? Was war ich imstande zu tun?
Und was davon wollte ich überhaupt imstande sein zu tun?
Ich wusste es noch nicht, aber ich würde es definitiv eher früher als später herausfinden.
Denn man lehnte ein Angebot der cyltischen Kronprinzessin nicht einfach ab.
Außerdem spürte ich in meinem Herzen diese nervige Neugier, die ich noch nie hatte wegsperren können.
Ich selbst wollte eben so sehr wie Chandra herausfinden, was ich erreichen konnte.
Und vielleicht – nur ganz ganz vielleicht – war ich dann endlich bereit, meinem Alptraum gegenüberzutreten.
Ich nickte Chandra zu, um ihr zu signalisieren, dass ich einverstanden war.
„Gut", meinte sie nur.
Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl, einen ausdruckslosen Blick in den Augen. „Mir ist der Appetit vergangen. Lyane, ich möchte heute von dir auf meine Gemächer begleitet werden."
„Natürlich Mylady", entgegnete Lyane, die ihre Mentalistenfähigkeit nicht einmal einsetzen musste, um zu erkennen, dass Chandra sich mit ihrer ersten Offizierin unter vier Augen unterhalten wollte.
Über mich und meine Magie.
Einen Moment später war Lyane auch schon aufgesprungen und schritt neben ihrer Herrin aus dem Speisesaal, was mich mit Calin und der anderen Frau zurückließ, der ich bisher keinerlei Beachtung geschenkt hatte.
Definitiv gut für sie. Denn das war schließlich immer ihr Ziel.
Die Spionin wie sie im Buche stand.
Aber jetzt richtete ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sie, analysierte jeden Teil ihres Gesichts genau und prägte mir alles ein.
„Ich fürchte, wir wurden einander noch nicht vorgestellt", meinte ich, wobei ich sie anlächelte. Dabei legte ich besonderen Wert darauf, dass sie mir an den Augen anmerken konnte, was ich davon hielt, dass sie sich bisher zurückgehalten hatte.
Strenggenommen wusste ich es selbst noch nicht einmal wirklich.
Einerseits nervte es mich natürlich, dass ich ihr so wenig Beachtung geschenkt hatte, und noch mehr, dass sie nicht nach Beachtung gestrebt und sich selbst in das Gespräch eingeschaltet hatte.
Andererseits war ich auch ziemlich beeindruckt, dass sie ihre Fähigkeiten bereits zur Schau stellte, ohne sie bewusst einzusetzen.
Ich wusste jetzt mit absoluter Sicherheit, dass diese Frau eine perfekte Spionin war. Dafür musste ich sie nicht einmal in Aktion sehen.
Außerdem waren mir zurückhaltende Leute als Abwechslung zu den ganzen Palastbewohnern gerne willkommen.
„Nein, ich glaube das wurden wir nicht", beantwortete sie meine Frage. Dabei fiel mir auf, dass es das erste Mal war, dass ich ihre Stimme hörte.
Sie war sanft und hatte eine beruhigende Wirkung. Dennoch wallte ein gewisses Maß an Kraft und Gefahr darin mit, das sich mit der inneren Ruhe verband.
„Ivory Star", stellte sie sich nun endlich vor und bot mir ihre behandschuhte Hand an. „Freut mich sehr."
„Aria Pencur", entgegnete ich. „Freut mich ebenfalls."
Ich wusste nicht genau, was es war, aber irgendetwas an Ivory faszinierte mich.
Vielleicht war es die Tatsache, dass sie höchstens neunzehn sein konnte.
Oder vielleicht war es auch ihr Aussehen, das sich komplett von ihrem Namen unterschied.
Was war das überhaupt für ein komischer Name? Ivory Star?
Vermutlich irgendein Künstlername, den sie sich über die Jahre angeeignet hatte.
Viele Spione und Assassinen benutzten Namen, die nicht ihre echten waren, um ihr Markenzeichen zu setzen.
Ich nahm an, dass Ivory, obwohl sie mit Sicherheit dreitausend Coveridentitäten hatte, nicht ihr echter Name war.
Ich meine... Ivory Star?
Elfenbeinfarbener Stern?
Ernsthaft?
Naja, egal ob echter Name oder Pseudonym. Ivory war das glatte Gegenteil eines elfenbeinfarbenen Sterns.
Die junge Frau, die fast noch als Mädchen durchging, hatte dunkelbraune Haare, die mich an den Farbton von feuchter Erde erinnerten. Die feinen Löckchen, die eindeutig auf einen südlichen Ursprung hinwiesen – vielleicht Escalthe – fielen ihr bis auf die Schultern und umgaben ihr wunderschönes Gesicht wie ein düsterer Heiligenschein.
Ivory hatte goldbraune Haut, wie auch alle anderen Cylter, und ihre Augen schimmerten in dem Farbton von flüssigem Bernstein. Make-Up trug sie sogar noch weniger als Chandra, was dazu führte, dass sie abermals besser in der Menge untertauchen konnte.
Über ihrer rechten Augenbraue konnte ich eine winzige Narbe erkennen.
Die Spionin trug ein einfaches schwarzes Wickelkleid, das ihren wohlgeformten Körper betonte.
Ivorys kleine Figur machte sie mit den hohen Stilettos wett, die sie seit ihrer Ankunft jeher getragen hatte.
An ihrem Hals glitzerte eine einfache Silberkette, deren Anhänger einen schwarzen Panther zeigte, dessen Augen kleine Amethyste waren. Das war der einzige Schmuck an ihrem Körper.
Kein Wunder, dass es für sie wirklich leicht war, sich unaufmerksam zu verhalten.
Aber trotz allem störte mich noch etwas. Eine winzige Kleinigkeit, die mir schon vorher aufgefallen war.
Von Ivory gingen dezente magische Wellen aus.
„Das ist seltsam", meinte ich.
„Was?", fragte die Cylterin.
„Du", erwiderte ich. „Also, nicht du direkt. Aber du strahlst Magie aus."
Ivory lachte nur. „Oh"
„Oh?"
„Ja, ich strahle Magie aus", gab sie zu. „Ich bin nicht einfach so die beste Spionin der drei Inselreiche. Ich bin eine Gestaltwandlerin."
Eine Gestaltwandlerin?
Ich hatte natürlich gehört, dass sie existierten, aber ich hatte es nie für möglich gehalten, dass eine von ihnen je meinen Weg kreuzen würde, geschweige denn unter meinem Befehl arbeiten.
Wenn ich das Ganze richtig im Kopf hatte, konnte Ivory ihren Körper nämlich jedem anderen Menschen angleichen und sogar Tiergestalten annehmen.
Das machte sie natürlich wirklich zur besten Spionin weit und breit.
Und außerdem ziemlich nützlich.
„Du kannst echt deine Gestalt verändern?", fragte ich ungläubig, während ich Calin einen skeptischen Blick zuwarf.
Doch er nickte nur, also drehte ich mich wieder zu Ivory.
„Ja aber natürlich. Außerdem, was fällt dir ein, so mit der Prinzessin zu reden?"
Es war Chandras Stimme, die ich da hörte.
Oh und es war nicht einfach nur Chandras Stimme.
Nein, es war Chandra, die mir da gegenüber saß.
Ivory hatte ihre Gestalt angenommen, ihre Klamotten des heutigen Abends an, imitierte ihre Stimme und sagte sogar Dinge, die exakt nach der cyltischen Prinzessin klangen.
Ich lachte. „Das ist ja total cool!"
Chandra, also Ivory, kicherte. „Ja, nicht?"
„Total", warf Calin unbeeindruckt ein.
Hörte ich da etwa Eifersucht, weil ich Ivorys Macht echt genial fand, seine Kraftfelder und vor allem sein Charisma aber nicht?
„Kannst du auch Tiere?", fragte ich Ivory.
„Klar", antwortete sie und schenkte mir ein Lächeln.
In dem Moment, in dem die Verwandlung einsetzte, stieß ihr Körper kurzzeitig eine tiefviolette Energie aus, die sich aber schnell wieder legte.
Dann wurden aus Händen Flügel, aus Füßen Krallen und aus der Nase wurde ein gelber Schnabel. Ihre Haut überzog sich blitzschnell mit Federn und einen Augenblick später starrte mich eine Schleiereule aus violetten Augen an.
Ihr Blick schien menschlich, analysierend und neugierig.
Jap. Eindeutig die perfekte Spionin.
Ich konnte nur Staunen und machte Ivory noch einige Komplimente zu ihrer echt wahnsinnig coolen Macht, die es mir offenbar echt angetan hatte.
Gestaltwandeln? Wie cool!
Und dann auch noch in jede mögliche Tiergestalt!
„Was ist deine Lieblingsgestalt?", fragte ich sie schließlich euphorisch, nachdem ich ihr bereits einige Fragen zu ihrer Magie gestellt hatte, die mich brennend interessierten.
Zum Beispiel wie oft sie sich durchschnittlich während einer Mission verwandelte, ob sie eher Mensch oder eher Tier bevorzugte und ob jemals jemand sie bemerkt hatte, wobei sie Letzteres natürlich verneinte.
Calin saß stumm daneben und schien bewusst beleidigt zu spielen. Er machte einen sehr offensichtlichen Schmollmund und der Trotz stand ihm quasi ins Gesicht geschrieben.
„Ist das nicht offensichtlich?", antwortete Ivory, wobei sie einen vielsagenden Blick auf ihre Kette warf.
Der schwarze Panther also.
Jener Räuber, dem es gelang, perfekt mit der Nacht zu verschmelzen.
Die Amethystaugen schienen mir zuzuzwinkern, als Ivory sich schließlich erhob, um ebenfalls ihr Schlafzimmer aufzusuchen, ihrer Aussage nach, weil sie die lange Reise erschöpft hatte.
Ich vermutete, dass sie meiner nervigen Faszination und den noch nervigeren Fragen damit aus dem Weg gehen wollte.
In gewisser Hinsicht mehr als verständlich.
Sobald sie weg war, hielt nichts mehr Calin davon ab, mich direkt anzugrinsen. In seinem Blick lag so viel Verschmitztheit, dass ich nur lächelnd die Augen verdrehte.
Der Kerl war wirklich ein unglaublicher Idiot.
„Soll ich dich vielleicht in dein Schlafzimmer begleiten?", bot er an.
Ich spürte sein Bedürfnis, mich mit seinem magischen Charme zu umgarnen, aber er tat es nicht.
Er hielt sein Wort.
„Nein danke", antwortete ich. „Ich brauche niemanden mit den Fähigkeiten einer Landkarte, denn diese Kenntnisse habe ich selbst bereits."
Er zwinkerte mir zu. „Ich habe wie gesagt auch haufenweise andere Fähigkeiten."
Entnervt verdrehte ich erneut die Augen.
---
Später an diesem Abend ließ ich mich erschöpft ins Bett fallen.
Nachdem Ivory vom Tisch verschwunden war, hatten Calin und ich uns noch etwas unterhalten, bevor ich schließlich auch aufgebrochen war.
Der heutige Tag war sehr anstrengend gewesen – physisch weniger als mental.
Dennoch fühlte ich mich jetzt besser als noch am Tag zuvor, da ich endlich nicht mehr dieses beengende Gefühl in meiner Brust spürte.
Die Cylter waren gar nicht so übel, auch wenn ich das anfangs nicht gedacht hätte.
Im Gegenteil: Vielleicht würde ich mich mit einigen von ihnen sogar ziemlich gut verstehen.
Mit Ivory zum Beispiel, die einen sehr guten Sinn für Humor hatte und einem selbstverständlich immer genauestens zuzuhören schien.
Oder mit Lyane, deren ernste Art mich teilweise an Spencer erinnerte. Sie wäre eine gute Ergänzung in unserem Wachenteam.
Und ja, vielleicht würde ich mich ja auch mit Chandra verstehen, selbst wenn sie den Mann meines Herzens heiraten würde.
Und dann war da noch Calin.
Calin, der mir im Laufe des Abends immer wieder verschmitzt zugelächelt hatte.
Calin, dessen magisches Charisma ein leichtes Kribbeln in meiner Brust verursacht hatte.
Calin, der mich seit einem Abend kannte und schon mit mir flirtete.
Ich fragte mich, ob er das wohl bei jeder Frau so machte, die er kennenlernte.
Vermutlich schon.
Und obwohl ich den ganzen Abend über Calin Feign nachdachte, träumte ich die ganze Nacht von einem anderen Mann.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top