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  „Ist bei dir eigentlich alles in Ordnung?"

Nein. Absolut nichts war in Ordnung.

„Ja, bei mir ist alles gut, mach dir keine Sorgen."

„Sicher?"

Nein. Überhaupt nicht sicher.

„Ja. Absolut sicher."

„Okay, sollte sich deine Meinung ändern, sag einfach Bescheid."

Bescheid. Mir ging es beschissen, gelinde gesagt.

„Werde ich machen. Danke der Nachfrage."

„Kein Problem. Du sahst so fertig aus. Irgendwie traurig und wütend und erschöpft. Ach keine Ahnung, vielleicht mache ich mir nur zu viele Sorgen."

Ich war fertig.

Ich war traurig und wütend und erschöpft.

Traurig war untertrieben. Mein Herz war ein Scherbenhaufen und sogar das traf noch in keinster Weise das Ausmaß des Gefühls. Ich wollte in einer Ecke zusammenbrechen und weinen. Weil das Leben scheiße war und ungerecht und ich immer den Kürzeren zog.

Wütend war ebenfalls untertrieben. Mein Blut kochte förmlich vor Zorn. Rote Flammen züngelten meine Adern entlang und leckten an meinem Herzen, bis es zu Asche zerfallen war. Zorn auf ihn und seine dummen Pflichten als König.

Erschöpft traf den Nagel auf den Kopf. Jeder Schritt fiel mir schwer, jeder Handgriff erforderte so viel Konzentration wie eine schwierige Choreografie. Mir wurde beim Denken übel und mein Kopf schmerzte.

Aber das sagte ich ihm nicht.

„Du machst dir zu viele Sorgen. Mir geht es blendend, ehrlich."

Ich schob eine meiner dunkelbraunen Haarsträhnen hinter mein Ohr und richtete den Blick auf das Blatt Pergament vor mir.

Ich erkannte zwar, dass darauf etwas geschrieben stand, aber ich konnte es nicht lesen. Die Worte verschwammen vor meinen Augen, unterdrückt von der Erschöpfung, der Trauer und der Wut.

Mein Körper fühlte sich nicht einmal mehr wie mein Körper an, sondern war nur noch eine leere Hülle.

Schock verarbeitet.

Tränen getrocknet.

Schicksal akzeptiert.

„Ich glaube dir nicht", sagte die tiefe männliche Stimme. „Du sprichst kaum seit du hier bist und außerdem bist du vollkommen unkonzentriert."

„Ach, wir sind heute also mal wieder besonders charmant, was?", antwortete ich. Ich hatte nicht die Intention gehabt, ihn anzufahren, aber ich war sehr gereizt. Mehr noch: meine Geduld war überstrapaziert und das passierte nicht oft.

Eigentlich nie.

„'Tschuldigung." Eine kurze Pause. Ein tiefer Atemzug. „Was verschweigst du mir, Aria?"

Ich lachte bitter. „Ich? Was sollte ich dir so Wichtiges verschweigen?"

„Weiß nicht", sagte die Stimme. „Wie es dir geht vielleicht."

Ich verdrehte die Augen. Wie oft hatte ich ihm das jetzt schon gesagt? „Es geht mir gut, Dominic, okay? Blendend, fantastisch, perfekt. Hatte nie einen besseren Tag und das Leben ist ein Ponyhof."

Natürlich hörte er meinen Zynismus. 

Er hörte ihn immer.

Plötzlich spürte ich starke Hände an meinen Schultern und ich wurde herumgedreht. 

Mein Blick fiel auf eine weiße Flamme, die mit silbernen Verzierungen bestickt war. Das königliche Wappen prangte genau über Dominic Rays Herzen.

Sein Herz, auf das er nicht hören konnte.

Er nahm nun mein Kinn und hob meinen Kopf, sodass ich ihm ins Gesicht sehen musste.

Kantiges Kinn, gerade Nase, gebräunte Haut. Ein brauner Bartschatten zog sich dort über seine Wangen, wo er sich schon länger nicht mehr rasiert hatte.

Zeit war kostbar, wenn man König war.

Und dann waren da noch seine wundervollen Augen.

Dunkelblau mit vielen helleren Highlights, die mir das Gefühl eines tiefen Ozeans vermittelten. Wellen, die gegen meine Haut brandeten, um dort eine Gänsehaut zu verursachen. Regentropfen, die angenehme Schauder über meinen Rücken jagten.

Ich verlor mich für einen Moment in den Tiefen dieser Wellen.

Dann riss ich den Blick von ihnen ab und räusperte mich geräuschvoll. „Ich bleibe dabei: Mir geht es fantastisch."

Seine Stimme war leicht belegt, als er schließlich antwortete: „Deine Augen sagen mir etwas anderes."

Augen. Wenn ich nach den verdammten Augen urteilen würde, widersprach sein Blick sich auch mit allem, was er in den letzten Wochen enthüllt hatte. Der Ausdruck in seinen Augen stand in völligem Gegensatz zu den Worten, die seinen Mund verließen.

„Meine Augen sind nicht das, was zählt."

Ich machte eine kurze Pause, bevor ich anfügte: „Sondern meine Worte."

„Augen sagen viel mehr als Worte."

„Oh, ich weiß. Damit kennst du dich ja bestens aus, was? Auf das Herz hören und die Wahrheit sagen", entgegnete ich.

Ich wusste, dass es unfair war und dass er nichts dafür konnte, aber das war mir egal.

Ein Teil von mir wollte, dass er sich schämte, dass er sich dumm vorkam und dass er nachts nicht mehr schlafen konnte, solange meine Worte in seinem Kopf herumspukte.

Doch Dominic reagierte anders als erwartet.

Der König von Mavar zuckte nur mit den Schultern und seufzte. Es klang matt und erschöpft. „Was bleibt mir schon übrig? Ich habe doch keine Wahl, Aria. Es ist meine königliche Pflicht und das wissen wir beide."

Natürlich wusste ich, dass es seine Pflicht war, dass es das Richtige war.

Aber deshalb musste es mir noch lange nicht gefallen und ich musste auch noch lange nicht damit einverstanden sein.

„Ist ja jetzt auch egal", sagte ich nur und wandte mich wieder der Pergamentrolle zu. „Wo waren wir stehengeblieben?"

Nachdem Jasmine mich am Morgen geweckt hatte, war ich so schnell ich konnte zu Dominic in die Bibliothek herabgestiegen. Der Raum mit dem hohen Deckengewölbe bestand aus festem Granit, der an vielen Stellen mit roten Wandteppichen ausgestattet war. Neben den zahlreichen Regalen voller Bücher – von literarischen Klassikern über Wissenschaftsbücher bis hin zu modernen Science Fiction Romanen – befanden sich zudem gemütliche Samtsofas und antike Holzschreibtische in Cassandras Lieblingsraum des gesamten Palastes.

Ich musste zugeben, dass die Bibliothek mit ihrem altmodischen Stil ein perfekter Ort zum Wohlfühlen war.

Dennoch verlor sie langsam aber sicher ihren Glanz, wenn man täglich einige Stunden hier war und sich bemühte nicht einzuschlafen. 

Offiziell lernte ich zwar, wie ich meine Übertragungsmagie perfektionieren konnte, wie ich sie ausdehnen und erweitern konnte, bis ich sie eines Tages voll beherrschte, aber ich saß eigentlich nur auf einem Holzstuhl an einem Schreibtisch und las mich durch Pergamentrollen.

Die Texte waren teilweise sogar viele Jahrhunderte älter als ich und ich verstand meistens kein einziges Wort, weil sie entweder auf einer anderen Sprache formuliert waren oder so komplex aufgebaut, dass ich zwar die Wörter erkannte, aber nicht den Sinn des Textes.

Ich nahm ein weiteres Mal meine gesamte Konzentration zusammen und richtete meine Augen auf die Buchstaben. Ich drängte all meine Emotionen – die negativen, aber auch die positiven – in die hintersten Ecken meines Bewusstseins und las die Worte, die sich in meinem Kopf endlich zu einem Text verbanden. Es war ein alter Tagebucheintrag irgendeines Forschers, der vermutlich bereits in seinem Grab verrottet war, als die Königreiche gegründet worden waren.

Magische Existenzverbindungen – Elementare und ihre Macht

Meine Ergebnisse sind unanfechtbar: Elementare und ihre Elementarmagie leben in einer synthetisch-biologischen Beziehung zueinander, die einer mutualistischen Beziehung zweier Lebewesen gleicht. Durch vermehrte Versuche und anschließenden Analysen an Versuchsobjekten sowie verschiedenen Versuchspersonen ist das Labor zu dem Entschluss gekommen, dass die Verbindung zwischen Magier und Magie eine obligatorische ist. Eliminiert man das eine, eliminiert man das andere (ohne bisher bekannte Ausnahme). Dieser Dominoeffekt führt zu der unausweichlichen Annahme, dass Elementar und elementare Begabung nicht zwei einzelne Organismen sind, sondern ein großes Ganzes, welches sich einzig und allein unter Aufwand von viel Energie trennen lässt. Diese Trennung führt zu einem sofortigen und (vermutlich) sehr schmerzhaftem Tod beider Teile des Organismus.

Kurz gesagt hatte man also Leute gefoltert, nur um zu der Erkennung zu gelangen, dass Elementare ohne ihre Macht starben und Magie ohne Meister verschwand.

Romantisch.

Angewidert rümpfte ich die Nase und legte den Tagebucheintrag auf den Stapel der Pergamentrollen, die sich als absolut unnütz herausgestellt hatten. Seltsamerweise war dieser Stapel viel größer als derjenige, auf dem die brauchbaren Informationen lagen, obwohl ersterer sogar ständig entsorgt wurde und wir von vorne begannen.

Seit einem Monat hatten wir mittlerweile immerhin zwei Dokumente gefunden, die auf diesem "brauchbaren" Stapel gelandet waren. Ein Lexikon und ein Bericht über die verschiedenen Arten von elementarer Begabung, der auch Auskunft darüber gab, wie sich die jeweilige Magie bei einzelnen Individuen auswirken konnte und welche spezielle Macht sich schließlich entwickelte.

Einige Elementarmagien waren in Mavar häufiger vertreten als andere, so zum Beispiel Feuer, Eis oder Metall. Auch Naturmagie war eines dieser Talente. In Ascalin hingegen herrschte die Luftmacht und auch in Synth nahm Luft neben Eis und Feuer eine große Rolle ein. Vinder, welches das letzte der vier Königreiche des Kontinents bildete, hatte sich über die Jahre vor allem auf Feuermagie spezialisiert, aber auch Wasser war dort eine verbreitete Gabe.

Im Gegensatz dazu zählte Wasser in Mavar eher zu den seltenen Fähigkeiten.

Viele Mächte waren zu stark oder zu komplex, um sich so stark zu verbreiten. Manche Theorien besagten sogar, dass die meisten Elementare nichts anderes aushalten würden als Feuer, Luft, Wasser, Metall, Natur oder Eis. Vielleicht noch Elektrizität. Aus diesem Grund waren die exotischen Fähigkeiten in Iliris eher selten.

Schattenmacht zählte zu den seltensten überhaupt und auch Zeitmagie war fast nicht mehr vorzufinden. 

Früher hatte es unzählige solcher Elementare gegeben, die die Zeit anhalten, sie zurückspulen oder sogar in ihr hin- und herspringen konnten, aber diese Jahre waren lange vorbei. 

Die Elementare hatten sich im Laufe der Jahrhunderte stark vermehrt, also war als logische Konsequenz ihre Kraft stark zurückgegangen.

Ewiges Gleichgewicht und so.

Neben Schatten und Zeit gab es aber noch weit gefährlichere Gaben wie beispielsweise Illusion, welche einen Ableger von Luft bildete, oder Blut.

Ich kannte keinen einzigen Blutmagier, aber das war auch gut so. Ich hatte absolut nicht das Bedürfnis, an einem Blutentzug zu sterben oder die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren.

Soweit ich wusste, gab es in Iliris sogar überhaupt keine Blutmeister mehr. Die Wassermagier, die diesen Ableger beherrschten waren aber auf dem Nachbarkontinent durchaus noch verbreitet...

Ja, auf Scyvrar gab es Blutmagier und noch viele andere Abarten von Elementaren, von denen man hier nur zu träumen wagte.

Scyvrar. Das Land der Magie, der Fabelwesen und der drei Inselreiche.

Ethinyia, das gebrochene Königreich, dessen Inseln von so starken Erdbeben heimgesucht wurden, dass sich dort fast keine Menschen mehr befanden. Die Heimat der gigantischen Arachniden und der Geisterwesen, die die verlassenen Städte angeblich in den Nächten heimsuchten, deren Stimmen man in seinen Albträumen hörte und deren Atem man vor seinem Tod auf der Haut spürte.

Riadna, das Gletscherkönigreich, dessen Inseln von eisiger Kälte gequält wurden. Das Eis und der Schnee bildete das Zuhause vieler Eis- und Luftmeister, die den Frost mit offenen Armen willkommen hießen. Ich wusste, dass in Riadna neben den berühmten Fenriswölfen auch geflügelte Schneeleoparden und Eisdrachen ihr Unwesen trieben. Als Kind hatte ich mit meinen Eltern immer in dieses winterliche Wunderland reisen wollen, nur um einmal einen Schneemann mit riadnischem Schnee bauen zu können.

Und Cyltis, das Wüstenkönigreich, dessen ewiger Sand fast das gesamte pflanzliche Leben von den Inseln saugte. Ewige Hitze verband sich dort mit peitschendem Wind und erzeugte Stürme, die ganze Städte zum Einsturz brachten. Cyltis, die Heimat der Drachen und Dreihörner. Cyltis, das Land der Träume und wahr werdenden Wünsche.

Ich hatte gehört, dass es in den sagenumwobenen Cyltian Deserts sogar fliegende Teppiche geben sollte, aber das hielt ich für ein Gerücht.

Naja, ich würde sowieso bald die Möglichkeit bekommen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Schließlich war die cyltische Thronerbin auf direktem Weg hierher und würde mir in wenigen Stunden gegenüberstehen.

Als Jasmine mir erzählt hatte, dass ich bei den letzten Vorbereitungen für ihre Ankunft helfen sollte... 

Fast hätte ich meine Freundin tatsächlich dafür umgebracht, mich mit dieser Nachricht zu wecken.

Ich war wirklich nicht sonderlich glücklich darüber gewesen.

Im Gegenteil, ich wollte mich sogar weigern.

Aber als sie mir dann gesagt hatte, dass Dominic es sich gewünscht hatte, war ich mir dämlich vorgekommen.

Etwa genau so dämlich wie ich mir jetzt vorkam, als ich erneut auf die Uhr starrte und ungeduldig die Augen verdrehte.

„Das bringt doch nichts, Dominic", seufzte ich nach einem Moment. „Keiner von uns beiden kann sich richtig konzentrieren, geschweige denn arbeiten."

Der König nickte und stimmte mir somit zum ersten Mal heute zu. „Du hast Recht... das bringt wirklich nichts. Wir sollten es einfach dabei belassen und stattdessen die Zeremonie vorbereiten, was hältst du davon?"

Überhaupt nichts. Ich wollte einfach nur zurück in meine Suite und weiterschlafen, bis diese dumme Zeremonie endlich vorbei war.

Aber auch das sagte ich nicht, sondern hakte mich bei ihm unter und folgte ihm dorthin, wo mein Leid begann.

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„Ich finde, ich habe exzellente Arbeit geleistet", prahlte Finn.

„Absolut. Das sieht so professionell aus, ich fall' wirklich gleich in Ohnmacht", murmelte Cassandra, während sie einen abschätzenden Blick auf das Banner warf, das sich von einer hohen Säule zu einer anderen spannte.

„Warum genau müssen wir das nochmal machen? Wir haben Angestellte", kam es von Spencer, wofür er einen scharfen Blick von Cassandra erntete. 

Er ignorierte es entweder oder bemerkte es nicht.

„Weil wir gute Gastgeber sein wollen", antwortete Dominic.

Das Verhältnis zwischen den beiden Adeligen war noch nie das beste gewesen, aber ich hätte schwören können, dass Spence ihm einen extrafrostigen Blick zuwarf.

Aufgrund ihrer entgegengesetzten Macht – Dominics Feuer und Spencers Eis – waren Konflikte zwischen den beiden quasi vorprogrammiert, wobei ihre ähnlich hohe Stellung in Kindheitszeiten vermutlich auch noch zu der ständigen Rivalität beigetragen hatte.

Machokämpfe und so.

„Wollen wir das wirklich?", fragte Jasmine neben mir. Ihre Stimme war nur ein Flüstern, aber selbst das klang so trocken, dass ich ihre Motivation sofort heraushörte.

Oder eher den Mangel daran.

„Nein, wollen wir nicht", antwortete ich, ebenfalls flüsternd.

Wir waren jetzt bereits seit mehreren Stunden damit beschäftigt, überall Girlanden, Banner und Luftschlangen zu verteilen, die die Ankunft unserer neuen Verbündeten ankündigen würden.

Es dürfte jeden Augenblick so weit sein...

Ein Wachmann schenkte uns von seinem Platz auf der Mauer ein Winken.

Dominic räusperte sich ganz leise, aber ich hörte es trotzdem.

Für ihn war das sicher nicht einfach.

In diesem entscheidenden Moment ertönte eine Trompetenfanfare und alle nahmen sofort Haltung an. Kopf erhoben, Schultern gerade, Brust herausgestreckt.

Ich tat es ihnen gleich und verstummte augenblicklich. Auch wenn ich mich nicht sonderlich auf die Ankunft der Cylter freute, waren sie doch ein mächtiges Volk, dessen Zorn man besser nicht auf sich laden sollte.

Vor allem wenn man die Drachen und Dreihörner mit in Betracht zog.

Ich ließ meinen Blick zu dem großen Torbogen gleiten, der von der Hauptstraße ins Schlossgelände führte, und ließ mich von dem Meer aus Geräuschen mitreißen, das in meinen Ohren wie eine himmlische Sinfonie erklang.

Hufe klapperten über steinernen Boden, Menschen unterhielten sich in einer mir fremden Sprache, die Töne der Trompeten wurden noch lauter.

Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine scharlachrote Kutsche, die von vier enorm großen Hengsten gezogen wurde.

Hinter der Kutsche befanden sich weitere Wägen mit Pferden, verschiedenste Reiter, die bis aufs Äußerste bewaffnet waren, sowie einige Männer und Frauen, die sich dem Zug zu Fuß angeschlossen hatten.

Teppiche hingen über den Schultern der fremden Händler und wurden an die Bürger des Königreichs verkauft. Es gab Öllampen und antike Wandgemälde, die ebenso wie exotische Wüstenfrüchte von den Menschen erworben werden konnten, während die cyltische Parade sich dem Palast näherte.

Der Duft nach Sand und Staub erfüllte die Umgebung und mischte sich mit dem Geruch nach Regen und Kiefern, der für Akar so typisch war.

Meine Augen wurden groß, als ich die grandiose Vorstellung bewunderte. Tänzerinnen in fremden Gewändern führten ihre Choreografien auf, Jongleure benutzten brennende Kugeln, um die Menschenmenge zu beeindrucken, Krieger prahlten mit ihren Waffen und Kampfpferden.

Auf der scharlachroten Kutsche prangte eine riesige Flagge des cyltischen Königreichs: Ein Schloss aus Sand, dessen Zwiebeltürme sich mit dem roten Himmel verbanden. Flammen, die die Palastmauern nach oben züngelten und im Wind lebendig wirkten. Orientalische Muster, die sich mit der Schlichtheit der Braun-, Orange- und Rottöne verband.

Ich hörte, wie das Hufeklappern immer lauter und lauter wurde, spürte die Anwesenheit fremder, orientalischer Magie immer mehr auf meiner Haut.

Aber ich bekam trotzdem nicht mit, wie die Kutsche durch das Tor gezogen wurde und all die Cylter sich versammelten, um ihre Ankunft in Mavar zu feiern.

Ich bekam nicht mit, wie die Tore geschlossen wurden und der Lärm der jubelnden Menge verblasste.

Ich bekam nicht mit, wie die Pferde stehenblieben und einer der Reiter die Tür der scharlachroten Kutsche öffnete, auf deren Spitze die cyltische Flagge prangte.

Aber eines bekam ich sehr klar und sehr deutlich mit.

Eine Frau, auf deren Kopf sich ein dünnes Goldband befand stieg die Stufen der Kutsche hinunter und schenkte uns ein atemberaubendes Lächeln.

Ich biss die Zähne zusammen und schluckte.

Das war sie.

Das war die Thronerbin von Cyltis.

Prinzessin Chandra O'Brian.

Dominics Verlobte.

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