7|| Der Morgen danach
Sonnenstrahlen, welche mich auf meiner Haut zu kitzeln begannen, weckten mich aus einem tiefen Schlaf.
Müde rollte ich mich nach rechts nur um über mein weiches Federkissen zu streichen.
Doch das Objekt welches ich mit meiner Hand berührte, war weder mein Kissen, noch etwas weiches.
Es fühlte sich rau und kalt an.
Meine Lider fühlten sich zu schwer an, als das ich sie hätte öffnen können weshalb ich nur ein Murren von mir gab.
Schwere Schritte, welche näher kamen ließen mich erneut grummeln.
„Faith?", erklang die Stimme meiner Schwester erstaunt.
Kopfschmerzen machten sich in meinem Schädel breit, weshalb ich nur ein genervtes
„Was denn?", von mir gab.
Der Wunsch danach Sie weggehen zu hören wurde immer größer. Genau so wie das Pochen hinter meinen Schläfen.
Entgegen meines Wunsches, kam sie auf mich zugelaufen und hockte sich hörbar vor mir hin.
Bereit sie anzumaulen, öffnete ich meine Augen.
Das erste was ich erblickte war jedoch nicht die Matratze von meinen Bett, oder die grässlichen gelben Wände.
Es war mein Arm, welcher ausgestreckt auf dem kalten Holzboden ruhte.
Hatte ich mich in der Nacht etwa auf den Boden gelegt?
Unmöglich.
Ich schlaf wandelte nicht, das hatte ich noch nie getan.
„Wo bin ich?",fragte ich verschlafen an meine Schwester gewandt.
Sie bewegte sich in mein Sichtfeld, musterte mich besorgt.
Es war das erste mal, das sie mich mit irgendeiner Emotion bedachte.
„Du bist auf dem Dachboden", stellte sie fest und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Verwirrt richtete ich mich auf, bereute es jedoch sofort als das Pochen an meinen Schläfen zunahm.
Schmerzverzerrt verzog ich das Gesicht, während meine Hand zu meinem Kopf wanderte.
Erschrocken stellte ich fest, das ich auf dem Dachboden gelegen hatte. Vor dem goldenen Spiegel, welcher in der Morgensonne schimmerte.
„Aber was mache ich denn hier?"
Panik kroch in mir empor.
Alles was ich noch wusste, war das ich mich abends ins Bett gelegt hatte.
Mehr nicht.
Da war keine Erinnerung daran, wie ich hier hoch gekommen war.
„Ich weiß es nicht."
Ein Blick auf Harper verriet mir, dass sie genau so entsetzt und planlos war wie ich.
„Du solltest duschen gehen, danach Fragen wir Mom und Dad um Rat", murmelte sie und half mir hoch.
Der Schmerz in meinem Kopf wurde größer.
„Nein", meinte ich bestimmt und hielt sie am Handgelenk fest.
Ihre Augen wanderten zu den meinen.
Ich sah sie flehend an.
„Bitte, Mom und Dad haben schon genug Ärger. Sag ihnen nichts!", bat ich sie.
Ich wollte auf keinen Fall das sie meinetwegen noch mehr Ärger um die Ohren hatten.
Derweil wusste ich ja selber nicht, wie es dazu kam, dass ich hier oben war.
Sollten sie es wissen, hätte ihnen das nur mehr unnötige Sorgen bereitet.
„Na gut."
Ich seufzte erleichtert auf.
„Aber was soll ich Mom dann sagen? Sie wartet unten auf dich mit dem Frühstück."
Nachdenklich fuhr ich mir durch die Haare.
Das Pochen erfüllte nun regelmäßig meinen Kopf, so dass ich kaum Kraft zum denken hatte.
„Wieso wartet sie unten auf mich?", war das erste was ich fragte.
Normalerweise machten wir uns unser Frühstück immer selber.
Mom war schon immer der Ansicht gewesen, das es Verantwortung und Selbstständigkeit bewies, weshalb uns immer nur an besonderen Tagen der Luxus gewehrt wurde unser Frühstück serviert zu bekommen.
Harper runzelte die Stirn, während sie auf mich zu kam und meine Hände in ihre nahm.
Es war das erste mal seit Wochen das sie das wieder tat. Dennoch beruhigte es die Panik, welche mir mittlerweile ins Gesicht geschrieben sein durfte, keines Wegs.
Ich musste doch irgendwie hier her gekommen sein. Wieso erinnerte ich mich an nichts ?
Ich hatte weder getrunken, noch Drogen genommen.
,,Weil du doch heute Geburtstag hast." Verwirrt blickte ich meine kleine Schwester an.
Ihre Hand ließ die meine los und wanderte zu meiner Stirn, wo sie mit dem Handrücken meine Temperatur zu messen schien.
„Du glühst ja",stellte Harper fest.
„Hast du Kopfschmerzen?"
Ich nickte benommen. Die Schmerzen in meinem Kopf laugten mich vollkommen aus.
Meine Gliedmaßen fühlten sich an, als würden schwere Gewichte daran Heften.
„Geh du duschen", meinte Harper und drückte meine Hand leicht bevor ihre besorgte Miene erneut der gleichgültigen Fassade wich.
„Ich hole dir ein Aspirin."
Ein letztes Mal nickte ich ihr zu, ehe sie die Treppe hinunter eilte.
Mich mit meinen Kopfschmerzen und der Panik alleine ließ. Nur mit dem Versprechen, bei Mom und Dad kein Sterbenswort über diese Angelegenheit zu verlieren.
Ausgelaugt ging ich die Treppen hinunter
Ich holte die wichtigsten Sachen, darunter Shampoo, eine weiße Bluse und eine Schwarze zerschlissene Hose, aus meinen Kartons und begab mich unter die Dusche.
Bevor ich unter die Dusche trat, betrachtete ich mich im Spiegel.
Ich sah schrecklich aus. Meine Haare standen wild in alle Richtungen ab, mein Pyjama hatte an einigen Stellen kleine Risse und ich trug einen Mantel, welcher vollkommen verdreckt war.
Wo kam der Mantel her?
Verwirrt beschloss ich mich später darum zu kümmern.
Ich drehte das Wasser auf eine kühle Temperatur, was mir deutlich dabei half die Kopfschmerzen zu verringern.
Als ich fertig war, zog ich mir mühevoll meine weiße Unterwäsche und die anderen Klamotten über. Ich hatte extra weiße Unterwäsche wegen der Bluse gewählt, welche doch etwas durchsichtig war, was mit einem weißen BH allerdings nicht so auffiel.
Meine Anderen Klamotten versteckte ich zwischen meinen Bettgitter und der Matratze, damit sie auch ja niemand fand.
Zum Schluss, Lockte ich meine Haare noch etwas, und Schminkte meine Augen mit Mascara.
Das Aspirin, lag wie Harper es gesagt hatte im Bad.
Die Kopfschmerzen wurden immer weniger, jedoch wich das Gefühl von Gewichten an meinen Gliedmaßen keines Wegs.
Erschöpft begab ich mich schließlich nach unten an den Gedeckten Tisch.
Meine Eltern und Harper saßen auf ihren Stühlen und schienen auf mich zu warten.
Die Gesichter meiner Eltern waren mit einem trüben Lächeln geziert, während Harpers wieder der gleichgültigen Fassade glich, welche ich seit Anfang des Sommers zu Gesicht bekam.
Auch ich begrüßte meine Familie mit einem gekünsteltem Lächeln.
Ein ehrliches Lächeln, brachte ich nicht zu Stande.
Ich fühlte mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen, und das als Asmatiker.
Doch das war ich nicht, oder doch ?
Zur Hölle, ich wusste nicht was ich getan hatte das ich mich so fühlte!
Das Frühstück ließ ich schweigend über mich ergehen.
Meine Eltern stellten keine Fragen. Harper auch nicht.
Und zum ersten Mal in meinen Leben, war ich dankbar über diese Stille am Frühstückstisch.
Auch wenn es mein Geburtstag war.
Als ich uns so sah, wie wir uns schweigend gegenüber saßen, fragte ich mich, ob wir vielleicht eine kaputte Familie waren.
Doch was machte eine kaputte Familie denn aus?
Einsamkeit, Verschwiegenheit, Geheimnisse, oder auch Lügen?
Das alles gab es bei uns nicht.
Wir logen uns nicht an.
Normalerweise jedenfalls nicht.
Ich fühlte mich schlecht meinen Eltern etwas zu verheimlichen und Harper zum lügen zu drängen.
Eine kaputte Familie? Die waren wir nicht.
Wir waren eine Familie, die in einem einzigen Sommer viel durchmachte.
Ich wünschte ich könnte sagen, das es bei dem hier geblieben wäre.
Das nichts weiter passiert ist, als das ich geträumt habe und schlaf gewandelt bin.
Doch, es wäre gelogen.
Denn zu diesem Zeitpunkt, wusste ich, das ich nicht nur geschlafwandelt sein konnte.
Ich hatte so etwas noch nie getan.
Ich war felsenfest davon überzeugt, das mehr dahinter steckte.
Nur was es war, das war mir noch nicht klar.
„Was willst du heute noch unternehmen?",fragte meine Mutter mich.
Überrumpelt starrte ich auf den Tisch.
Mir fielen eine Menge Sachen ein, welche ich an diesem Tag noch tun wollte.
Wissen was passiert war.
Meine schlimmer werdenden Kopfschmerzen loswerden, oder meinen Eltern erzählen, was vorgefallen war.
Jedoch konnte ich nichts davon tun.
Weder das Eine, noch das Andere.
Meine Eltern hätten mich sofort ins Krankenhaus gefahren.
Den Alkoholgehalt im Blut testen lassen, oder einen Drogentest mit mir gemacht.
Außerdem wollte ich sie nicht beunruhigen, wenn ich selber nicht wusste was los war.
„Ich dachte, ich räume ein paar Kartons aus, oder streiche meine Wände", antwortete ich deshalb knapp.
Oder grüble den ganzen Nachmittag darüber nach, was passiert sein könnte.
Auch das ließ ich unerwähnt.
Meine Mutter nickte nur zu stimmend, während sie ein weiteres Stück von ihrem Rührei aß.
Mein Vater jedoch, stellte seine Kaffeetasse vorsichtig auf dem Holztisch ab und sah mich fragend an.
„Willst du an deinem Geburtstag sonst nichts machen?"
Seine dunklen Augen, schienen mich zu durchbohren.
Unter seinem Blick fing ich an nervös zu werden. Er hatte es bis jetzt immer erkannt, wenn ich gelogen hatte.
Ich konnte nur zu Gott beten das er es dieses Mal nicht durchschaute.
Vorsichtig, griff ich nach meinem mit Marmelade belegtem Brot und biss noch ein paar mal ab, ehe ich begann zu antworten.
„Nein, ich kenne hier kaum jemanden. Außerdem müssen hier noch ein paar Sachen getan werden, und die erledige ich lieber sofort."
Mein Vater nahm seinen Kaffee in die Hand um daraus zu trinken.
Sein Blick galt den kleinen Staubpartikeln in der Luft über unserem Esstisch.
Er nickte.
Erleichtert atmete ich leise aus.
„Aber geh vielleicht nachher mit Harper in die Stadt, wir haben keine Farbe mehr."
Ich murmelte ein knappes Ja, und wandte mich wieder meinem Essen zu.
Mein Kopf begann wieder stärker zu Brummen.
Ich wusste nicht wieso, doch ich hatte das Gefühl das mehr hinter all dem steckte als schlaf wandeln.
Wie kam es dazu, das ich einen Mantel getragen hatte, welcher nicht meiner und vollkommen verdreckt war?
Hatte ich vielleicht einfach vergessen was passiert war?
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