5|| Unerwartete Wendung

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich begann eingehend über meine missliche Lage nach zu denken.
Was konnte ich tun um hier weg zu gelangen?
Wo war ich überhaupt?
Der Druck um meine Kehle verstärkte sich. Erschrocken schnappte ich nach Luft, während ich versuchte meine Hände aus seinem eisernen Griff zu befreien.

„Kein besonders schlauer Schachzug", meinte er Kühl.
Eine Gänsehaut überzog meinen Körper als sein Atem meine Haut streifte. Ich ignorierte dieses Gefühl jedoch einfach. Ich musste einen Weg finden hier heraus zu kommen.

Das war im Moment wichtiger.

Trotz seiner Warnung versuchte ich weiterhin meine Hände zu befreien.
Es funktionierte nicht. Im Gegenteil er schlang seine Hand nur noch weiter um die meinen.

„Warum fängst du nicht einfach an zu reden?"

Er klang ruhig. Fast so wie ein Wolf, der dem Reh begreiflich  machen wollte, das es schon verloren hatte bevor es überhaupt angefangen hatte zu kämpfen.

Ich wollte nicht aufgeben.
Ich wusste weder wer er war, noch was er mit den Informationen anstellen würde, hätte ich ihm welche gegeben.

„Warum. Lässt. Du. Mich. Nicht. Einfach. Gehen.?" fragte ich bissig. Bei jedem Wort rang ich erneut um etwas Luft.

Ich konnte meine Hände nicht befreien. Meinen Kopf konnte ich auch nicht aus seinem Griff lösen.
Meine Beine...

Meine Beine!

„Sieh an, das Reh versucht sich zu wehren." in seiner Stimme war eine Spur Spott heraus zu hören.

Im nächsten Moment ließ ich mein Bein nach hinten schnellen. Es landete wie erhofft in seinen Kronjuwelen.

Mit einem schmerzerfülltem auf keuchen ließ er mich los, sodass ich vor ihm auf den Boden fiel.
Meine erste Reaktion war es, nach Luft zu schnappen.

Sein Griff hatte dafür gesorgt, dass ich gerade genug Luft hatte um nicht zu Ersticken und ein paar Worte raus quetschen konnte.

Ich musste mich beeilen. Mir war klar, dass es nicht lange dauerte bis er sich erholt hatte. Voller Angst richtete ich mich zitternd auf.

Er kniete immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Der Hut war von seinem Kopf gefallen und offenbarte den Rest seiner zerzausten Goldbraunen Haare.

Mein Atem raste so sehr, das ich nach kurzer Zeit bereits anfing zu husten. Es war, als wollte meine Lunge den mir zuvor verwehrten Sauerstoff so schnell es möglich war wieder haben.
Mein Hals begann zu brennen.

Beruhig dich Faith..

Riet ich mir selbst.
Doch ich konnte mich nicht beruhigen, nicht wenn im selben Moment der Fremde vor mir dabei war sich zu erheben.

„Du hast einen Fehler gemacht."

Das war der Moment für mich zu rennen.
Ich bewegte meine Beine so schnell ich nur konnte.
Im selben Moment griff er nach meinem Knöchel und brachte mich damit zum stürzen.

Hektisch drehte ich mich soweit es mir möglich war um und setzte mich etwas auf.

Adrenalin rauschte durch meine Adern. Er durfte mich nicht bekommen. Nur Gott allein wusste was er dann mit mir machte.
Ob er mich folterte ?
Soweit durfte es nicht kommen.
Gedanklich kramte ich noch ein mal alles zusammen was ich von meinem Vater bezüglich Selbstverteidigung gelernt hatte.

Die Hand des Fremden hatte immer noch mein Bein gepackt.
Ohne weiter darüber nach zu denken, holte ich mit meiner zur Faut geballten Hand aus.

Mein Inneres Ich geriet in Konflikt mit mir .
Wollte ich diesem Gesicht wirklich weh tun?
Es war die einzige Möglichkeit. Ich musste ihn bekämpfen um zu entkommen.

Die Entscheidung wurde mir abgenommen, als er meine Hand nur Zentimeter vor seinem Gesicht zurück hielt.

Seine Augen blickten kühl in die meinen. Was sollte ich nun tun?
Ich schluckte schwer, bevor ich an meiner Hand rüttelte um den Versuch zu wagen sie zu befreien.
Sein Griff war viel zu fest.

Er beobachtete jeden Atemzug den ich tat, jede Bewegung die ich ausführte ohne auch nur einen Ton zu sagen. Für einen Moment sah es so aus, als würde er Angst haben.
Innerlich schüttelte ich den Kopf.
Das konnte nicht sein.
Einige Sekunden verharrten wir so, bis er mich an meiner Hand nach vorn zog.
Wir landeten beide auf etwas hartem. Sein Rücken machte Bekanntschaft mit dem Boden, während ich auf seine nicht gerade weiche muskulöse Brust fiel.

Das war meine Chance, ich war eindeutig im Vorteil.
Während ich versuchte meine vorteilhafte Lage zu nutzen und mich darauf vorbereitete ihn erneut anzugreifen, drehte er uns auch schon um.
Dieses Mal lag ich mit dem Rücken auf dem kalten Boden und er hatte sich über mich gebeugt.

Warum hatte ich nicht sofort zugeschlagen? Ich hatte meine Chance vertan. Was sollte ich nun tun?

Während sein Atem regelmäßig und ruhig ging, raste der meine.
Nicht weil es zu anstrengend für mich war, das Training mit meinem Vater welches ich des Öfteren hatte absolvieren müssen war weitaus anstrengender gewesen.
Er raste, weil ich Angst hatte. Ich war verzweifelt, panisch.

„Was willst du?!", seine Stimme klang wütend.
An seiner Haltung wies nichts darauf hin, das er verärgert war.
Es waren nur seine Augen und seine Stimme die verrieten wie er sich im Moment fühlen musste.
In seinen blauen Augenblitze kein bisschen Wut auf. Nein, ganz im Gegenteil.
Er wirkte verzweifelt.
Fast so als hätte er Angst etwas falsches zu machen und dadurch jemanden in Gefahr zu bringen.

Ich wusste nicht wieso, oder was es war, aber seine Frage brachte mich dazu eine der wichtigsten Regeln meines Vaters zu brechen, welche er mir seit ich klein war versucht hatte ein zu Trichtern.

Zeige niemandem wie schwach du wirklich bist

„Was ich will?" rief ich aufgebracht.
Ein brennen Schlich sich in meine Augen welches mir ankündigte das ich bald zu weinen anfangen sollte, doch ich verkniff es mir.

Ich war verzweifelt, wütend und vielleicht auch etwas panisch.
Ich wusste weder wo ich mich befand, noch was hier gespielt wurde.

Männer die sich kleideten als wären wir nicht im 21. Jahrhundert und Frauen die Teenager wie mich durch Spiegel zogen? Das war viel zu bizarr.

„Ich will nachhause!", fuhr ich ihn an, während ich mit meinen Fäusten anfing auf seiner Brust rum zu trommeln.

„Ich will zu meiner Schwester, die ich auch wenn sie mich oft zur Weißglut treibt, lieb habe!"

Meine Stimme begann zu zittern während ich sprach.
Ich trommelte weiter auf seine Brust ein, sein verwirrten Ausdruck ignorierend.

„Ich will wissen was für ein kranker scheiß hier gespielt wird, das will ich!"

Ich hörte auf auf seiner Brust rum zu trommeln und begann allmählich mich zu beruhigen.
Mein Blick wanderte ängstlich zu seinen Augen.
Ich hatte ihm offenbart wie schwach ich war, hatte wie ein kleines Mädchen rumgeschrien.

Auch wenn er mich währenddessen kein einziges Mal unterbrach, hatte ich immer noch Angst.
Vielleicht hatte ihn mein Ausraster amüsiert und er wollte nur warten bis ich fertig war um mich weiter ins Kreuzverhör zu nehmen.

„Du hast keine Ahnung..", murmelte er fassungslos eher zu sich selbst als zu mir.
Verdutzt sah ich in seine Augen.

Ich erkannte nur mit Mühe, das er sich von mir entfernt  hatte und nicht mehr versuchte mich zu bekämpfen.
Es war schon dunkel, die Sterne schienen wunderschön am Himmel, doch ich hatte nur misstrauische Augen für den zugegebenermaßen hübschen Mann vor mir.

Er streckte seine Hand nach mir aus, um mir auf zu helfen.
Ich beäugte sie nur misstrauisch anstatt nur daran zu denken mir von ihm helfen zu lassen.

„Guck nicht so, ich will dir nur helfen."

„Sagte der Mann, der gerade versucht hat mich umzubringen", konterte ich sarkastisch.
Erwartete er im Ernst, dass ich seine Hand ergriff? Meine Angst begann sich langsam zu verflüchtigen.

Soweit ich das richtig erkennen konnte zierte ein leichtes schmunzeln seine Lippen.
Ohne seine Hand zu ergreifen richtete ich mich auf.
Ich war kleiner als er, das war deutlich zu erkennen.

Ein kalter Wind blies mir ins Gesicht, ich begann zu zittern.
Reflexartig schlang ich meine Arme um meinen Oberkörper, in der Hoffnung etwas Wärme zu erlangen.
In der Dunkelheit erkannte ich, wie der mysteriöse Fremde seinen Mantel auszog und ihn mit hinhielt.

„Nimm", sagte er bestimmerisch.
Ich konnte nicht verhindern das eine meiner Augenbrauen in die Höhe schnellte.

„Stopp, damit ich das richtig verstehe." begann ich.
„Du willst, das ich die Jacke eines völlig fremden annehme, der vorhin versucht hat mich umzubringen?"

Verdattert blickte ich ihn an.
Auf seinen Lippen begann sich wieder dieses schmunzeln auszubreiten, für welches ich unter normalen Umständen bestimmt dahin geschmolzen wäre.

„Ich bin übrigens Caden."

„Faith", grummelte ich verwirrt.  Es schien mir nur passend ihm meinen Namen auch zu nennen. Auch wenn diese Situation alles andere als Normal war.

„Da wir jetzt keine Fremden mehr sind, kannst du den Mantel ja anziehen oder nicht?"
Das Lächeln verschwand keines Weges aus seinem Gesicht, nein als er sah wie ich den Mantel widerwillig an mich riss begann es noch breiter zu werden.

Ich streifte ihn mir über.
Sofort umhüllte mich ein Geruch aus Erde, einem Männlichem Aftershave und der meines eigenen Parfüms.
Der Mantel musste ein wenig davon mitbekommen haben als wir gekämpft hatten.

Nach kurzem überlegen beschloss ich ihm die Frage zu stellen, welche mich seit ich in dieser Gasse gelandet war beschäftigte.

„Wo bin ich hier?"

Das Lächeln verschwand. Es machte stattdessen einem ernstem Ausdruck Platz. Nachdenklich blickte er mich an.  Sein Mund öffnete und schloss sich ein paar mal, ehe er sich traute mir zu antworten.

„In Westbrook."

Ängstlich blickte ich mich erneut um.
Keine Straßen Laternen.
Kutschen statt Autos.
Das war unmöglich.
Eine ungute Ahnung beschlich mich.

„Und in welchem Jahr?", fragte ich aufgelöst.

„1784."

Hey ihr,:)

Wie fandet ihr das Kapitel? Und was haltet ihr bis jetzt so von Caden?

Bis demnächst
Eure Jo

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