11|| Wer bist du wirklich Caden?

„Sieh an, das Reh versucht sich zu wehren." in seiner Stimme war eine Spur Spott heraus zu hören.

Langsam tauchten die Bilder klarer vor mir auf.

„Du hast einen Fehler gemacht."
Das war der Moment für mich zu rennen.
Ich bewegte meine Beine so schnell ich nur konnte.
Immer noch nur Bruchstückhaft, aber dennoch sah ich sie.

Verdattert blickte ich ihn an.
Auf seinen Lippen begann sich wieder dieses schmunzeln auszubreiten, für welches ich unter normalen Umständen bestimmt dahin geschmolzen wäre.

„Ich bin übrigens Caden."

Caden..
Das war die Antwort auf meine Frage. Dieser eine Name. Caden. Caden war der Mann den ich gesucht hatte.
Der Mann auf meiner Zeichnung.
Caden.
Erschrocken riss ich meine Augen auf. Meine Atmung ging flach und schnell und mein Herzschlag ließ sich kaum beruhigen.
Der Dutt in den ich meine Haare gebunden hatte musste sich aufgelöst haben, denn meine Haare fielen mir wellig um mein Gesicht herum.
Panisch raste mein Blick durch den Raum.
Ich befand mich in meinem Zimmer. Genauer gesagt lag ich in meinem Bett.
Wie war ich her gekommen ?
Alles in dem Raum war so wie ich ihn verlassen hatte.
Der mittelgroße graue Rundteppich in der Mitte des Raumes, die Wände welche ich weiß gestrichen hatte und die nun getrocknet waren. Die Kartons die noch immer quer im Raum verteilt waren.

Nur eine Sache passte dort nicht ganz hinein. Es war der bestimmt 1,80 große junge Mann an der Wand neben meiner Tür, der obwohl er verboten gut aussah mit seinen braunen verwuschelten Haaren und den blauen Augen, mehr als gefährlich war. Das wusste ich nun.
Eher gesagt erinnerte ich mich nun.

Die Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster herein und beleuchteten mein Zimmer angenehm hell. Selbst die Vögel hörte ich singen und trällern, so als wäre mir nicht eben klar geworden das ich mich in einem Raum mit einer potentiellen Gefahr befand.
Er trug eine lange Jeans, die weißen Schuhe von gestern und ein weißes T-Shirt.

Ich war deutlich im Nachteil. Immerhin stand er und ich lag hilflos auf dem Bett.
Hätte ich versucht ihn anzugreifen, hätte er mich schon besiegt ehe ich richtig auf den Beinen stand.
Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Caden's Blick wanderte im Raum umher, ehe er mit weit aufgerissenen Augen bei mir halt machte.
„Caden?"
Ich ließ meine Stimme zaghaft und unschuldig klingen, auch wenn mein Herz pochte wie verrückt.
Aber vielleicht konnte ich ihn ja überwältigen wenn er dachte das ich mich an nichts erinnerte. Bis jetzt war genau das der beste Plan der mir einfiel.
Die Stirn in Falten gelegt kam er mit langsamen Schritten auf mich zu, ehe er sich unentschlossen zu mir auf mein Bett setzte.

„Was ist passiert?"
Ich zwang mich dazu ihn irritiert anzusehen, auch wenn ich ihm eigentlich bloß eine kleben und dann entkommen wollte. Er schien mich mit misstrauischen Blicken zu durchbohren. Meine Hände wurden feucht und beinahe hätte ich gedacht das er mich durchschaut hatte.
Doch da öffnete er auch schon seinen Mund.

„Nachdem du gestern Ohnmächtig geworden bist habe ich dich nachhause gebracht. Deine Mutter hat mich vorhin reingelassen, weil ich nach dir sehen wollte."

Ich nickte nur. Mal ganz abgesehen davon das er eigentlich gar nicht wissen durfte wo ich wohnte, musste ich mich weiter auf meine Situation konzentrieren.
„Und wo sind sie jetzt? Meine Eltern meine ich."
Eventuell hätte ich schreien können. Sie um Hilfe bitten. So wäre ich Caden los gewesen ohne ihm groß weh getan zu haben.

„Sie sind mit deiner Schwester weggegangen."

Sie hatten mich tatsächlich mit einem Fremden allein gelassen? Wahrscheinlich dachten sie ich kannte ihn gut genug.
Trotzdem verstand ich es nicht ganz.
„An was erinnerst du dich?"
Seine Frage überraschte mich keines Wegs. Natürlich musste er wissen ob ich mich erinnerte. Ob ich wusste wie gefährlich er tatsächlich war.
Für einen einzigen Moment hielt ich den Atem an. Es war äußerst wichtig das er mich nicht durchschaute. Das ich meine Lüge perfekt aufrecht erhielt und er nicht merkte an wie viel ich mich tatsächlich erinnerte.

„Naja, du hast..", ich begann absichtlich mitten im Satz zu stocken. Er sollte denken das es mir unangenehm war das Thema anzuschneiden.
„du hast mich geküsst."

Vorsichtig sah ich auf, nur um zu prüfen wie er reagierte. Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er scheinbar erleichtert ausatmete. Er glaubte mir. Und das war mehr als gut. Doch das reichte noch nicht.
So wie die Dinge nun standen, würde er immer noch misstrauisch sein, sollte ich mich ihm nähern.

„Das ehm tut mir leid."
Caden kratzte  sich scheinbar verlegen im Nacken.
„Du hattest nur gesagt das dir diese Bücher auch gefallen und bist dazu ziemlich hübsch."

Jaja, wer's glaubt. Für einen kurzen Moment kniff ich meine Augen ungläubig zusammen. Eines musste ich zugeben. Er war ein mehr als guter Schauspieler. Wut brodelte wie heiße Lava in meinen Adern.  Er hatte mich von Anfang an nur benutzt. Hatte mich ausspioniert um heraus zu finden wie viel ich wusste.
Ich durfte ihr nicht nachgeben, dass war mir mehr als bewusst. Also holte ich tief Luft und setzte zu meinem nächsten Versuch an, der mir mehr als schwer fiel.

„Das ist gar nicht schlimm." ich schnappte mir eine verirrte Haarsträhne und zwirbelte sie zwischen meinen Fingern ein. Er sollte denken das ich nervös war.  Mein Plan ging auf. Er hing an jedem meiner Worte. Beobachtete mich aufmerksam.
Den Blick auf den Saum meiner Decke gerichtet, erhob ich mich leicht und beugte mich zu ihm herüber.
Mein Herz schlug rasend schnell und mir stockte der Atem.
Seine Augen hingen an meinen Lippen, so als wollte er das was vielleicht geschah tatsächlich. Doch das war nicht möglich.
Ich musste es mir bloß einbilden.
Seine Hände legten sich auf meine Hüften, wo sie auf eine unbekleidete Stelle zwischen meinen Top und der Hose trafen. Das angenehme Brennen, welches sich auf meiner Haut ausbreitete ignorierte ich gekonnt. Es war mit Sicherheit nur eine Reaktion meiner Wut auf ihn.

Wir kamen uns so nahe,dass ich seinen Atem an meinen Lippen spüren konnte, seinen Geruch, eine Mischung aus Caden und einem gut riechendem Aftershave, wahrnahm.
Millimeter trennten uns noch, als ich sein Gesicht in meine Hände nahm, meinen Kopf nach hinten schwang und ihn wieder vorschnellen ließ, um Caden mit einer ordentlichen Kopfnuss auszunocken.

Dieser fiel mit einem ächzten zurück auf mein Bett, während ich in Windeseile aufstand und zur Tür eilte. An der Tür angekommen rüttelte ich an dem Knauf.
Vergebens. Die Tür war abgeschlossen.
„Nein, nein, nein", murmelte ich verzweifelt.
Wann zur Hölle hatte er die Tür zugeschlossen?
Ein Mischmasch aus Wut, Verzweiflung und Panik überkam mich.
Meine Hände wurden feucht und das zwitschern der Vögel übte keine beruhigende Wirkung mehr auf mich aus. Im Gegenteil es machte mich verrückt.
Ich hatte ihn perfekt getäuscht, hatte alle Aspekte berücksichtigt. Außer den, das diese verdammte Tür einen Schlüssel besaß.

Mit zitternden Händen drehte ich mich langsam herum. Caden richtete sich allmählich auf, die Hand an seine Stirn gelegt.
„Wo ist der verdammte Schlüssel?",herrschte ich ihn an. Meine Nerven lagen Blank.
„Faith, hör mir zu."

Seine Stimme war gefährlich ruhig, dafür das ich ihm gegen den Schädel gestoßen hatte. Und das nicht gerade leicht.
Von Wut gelenkt stürmte ich auf ihn zu bis ich nur Millimeter vor ihm zum stehen kam. Er hatte mich benutzt.
Dieser Gedanke lief in meinem Kopf auf und ab wie ein Lied das man nicht mehr aus dem Kopf bekam.

„Nein, du hörst mir zu"zischte ich.
„Du wirst mir den Schlüssel geben und dann gehen, du Psycho, und dann will ich dich nie wieder sehen!"
Meine Stimme würde zunehmend lauter bis ich ihn am Ende sogar anschrie.

Er hat mich benutzt.
Mein Herz schlug immer immer schneller, bis ich meinte es hören zu können. Caden Schloss für einen Moment die Augen, bevor er aufstand und auf mich zu kam. Mit jedem Schritt den er auf mich zu machte, machte ich einen nach hinten. Ich wollte nicht das er in meiner Nähe war. Es war ein ständiges hin und her, bis ich mit dem Rücken an der Wand neben meiner Tür stand.

Seelenruhig kam Caden nur Millimeter vor mir zum stehen. Er nahm mein Gesicht genauestens unter die Lupe.
„Faith."
Die Sanftheit in seiner Stimme versetzte mir einen Stich, seine Hand bahnte sich einen Weg zu meiner Wange, welche er behutsam auf und ab streichelte.

Er hat mich nur benutzt.
Mehr war da nicht.

„Fass.mich.nicht.an." ich sprach die Worte leise aber bestimmend aus.
Sofort nahm er seine Hand weg, worüber ich mehr als froh war.
Sekunden lang starrte er mich einfach nur an. Es schien als wollte er sich jede Kontur meines Gesichtes einprägen.

Seine Augen musterten mich neugierig.
Auch ich blickte in diese Mischung aus Ozean und Himmel blau. Diese Mischung aus blau Tönen die ich erst Gestern noch wunderschön gefunden hatte, doch welche mir nun Angst machten.
Diese Begegnung in der Gasse, gestern Nacht. Das war nicht möglich gewesen.
Es war einfach schlichtweg nicht möglich gewesen.

In der einen Sekunde versuchte er mich zu bekämpfen, war misstrauisch und versuchte mich zu verhören wusste Gott weshalb, und in der nächsten war er nett, besorgt, beinahe liebevoll.
Es war beängstigend und faszinierend zugleich.

„Wer bist du wirklich Caden?"

Cheerio

Das wars auch schon ihr tollen Leute.
Wie haben euch die Kapitel gefallen?
Feedback ist erwünscht!

Bis dann! ☺️

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