Kapitel 42
Jungkook
Mondlicht kitzelt mein Gesicht, das durch die offenen Fenster in das Zimmer scheinen. Es weckt mich aus meinem tiefen Schlaf, der meinen Körper hat fühlen lassen, wie von tonnenschweren Laken bedeckt. Mein Schlaf hat einer Ohnmacht geglichen. Auch sind meine Gedanken völlig auf null. Ich weiß nicht, wo ich mich befinde. Die Umgebung wirkt befremdlich.
Mit Mühe versuche ich meine Lider zu öffnen. Trägheit versucht mich daran zu hindern. Die Wärme, die der tiefe Schlaf mit sich bringt, ist beinahe noch verlockender.
Kaum habe ich den Kampf gegen die erdrückende Müdigkeit gewonnen, fällt mein Blick auf die Person am Fuße meines Bettes. Der Anblick erwärmt mein Herz. Ich lächele.
Auf einem Stuhl, der sich am Fußstück des Bettes befindet, kauert eine Gestalt, deren helles Haar im Mondschein Silber glänzt. Taehyung schläft tief und fest.
Aber warum ist er hier?
Verwirrt schaue ich mich weiter im Raum um. Mein Zimmer schaut so völlig anders bei Nacht und dem Schein des Mondes aus. Alles so befremdlich.
Ich richte mich etwas auf, die Decke dabei eng um meinen Körper geschlungen. Mir ist so schrecklich kalt. Beiläufig lange ihr mir an die Stirn. Sie ist heiß und klebrig, als hätte ich den Tag unter der brennenden Sommersonne verbracht. Es ist doch aber bereits Oktober. Jimin hat schließlich bald Geburtstag.
Das Grummeln der Person zu meinen Füßen lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig betrachte ich sie. Er, wie er völlig unbequem auf diesem Stuhl sitzt und in den Schlaf gefallen ist.
Ich erinnere mich. Als der Ältere in seinem Schlaf tief seufzt und etwas kaum Verständliches murmelt, erwachen die Erinnerungen an den vergangenen Tag in meinen Gedanken — alle vergangenen Tage. Traurigkeit überkommt mich, wie auch die Worte des Älteren.
Ich erinnere mich an alles.
Der Blonde beginnt sich etwas zu bewegen und scheint er auch zu zittern. In dem Raum ist es ziemlich kühl. Die Heizung wurde anscheinend noch nicht eingeschaltet. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und erhebe mich aus der Wärme und Geborgenheit meines Bettes. In den Händen halte ich eine Decke, die sich ebenfalls in meinem Bett befinden hat. Mit ihr decke ich den Älteren behutsam zu, nachdem ich ihn erreiche. Meine nackten Füße frieren bei den Berührungen mit dem kalten Parkett.
Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des anderen aus, als die Decke auf seinem frierenden Körper liegt.
Aus Reflex wandert meine Hand zu der Wange des Blonden, doch kurz bevor sie auf die Haut des Älteren trifft, halte ich inne. Seine vergangenen Worte sprechen zu mir. Ich senke den Kopf und atme tief durch.
„Habe ich dich so sehr verschreckt, dass du...", spreche ich, dem entblößten Fenster dabei näher tretend. Die eigentlich riesengroße, offene Fensterfront meines Zimmers könnte Unmengen an Tageslicht in diesem Raum hineinlassen, ihn erhellen wie das Innere eines Wintergartens. Die dicken, festen Vorhänge behindern das einfallende Licht, wie es verschlossene Augenlider tun, die den Augapfel schützen.
Ich muss beschützt werden.
Meine Hand hinterlässt einen Abdruck, nachdem ich das Fensterglas berührt habe. Es ist kalt. Die Temperaturen fallen von Nacht zu Nacht. Meine Worte von gerade sind zu schwer, um sie weiter auszusprechen. Ich bin zu schwach.
Der Innenhof ist leer und der Mondschein spiegelt sich auf den Dächern der anliegenden Gebäude. Nicht ein Licht brennt in den Stellen. Die Tiere müssen tief und fest schlafen. Es muss tief in der Nacht sein, der Morgen noch weit entfernt.
Mein Blick wandert auf zum runden Mond, der ein kühles Licht ausstrahlt. Schon lange habe ich ihn so nicht mehr gesehen. Fast habe ich vergessen, wie er wirklich ausschaut. Er dachte bestimmt, ich habe mich vor ihm versteckt.
„Du bist wach."
Die feststellende Stimme lässt mich herumfahren. Müde Augen blicken mir entgegen. Ich trete etwas auf die Gestalt im Dunkeln zu.
„Du bist hier", halte ich fest, die Arme um meinen Torso gelegt. Ich friere.
„Du hattest Fieber, aber während du schliefst, ist es wieder etwas gesunken. Ich wollte dich nicht alleine lassen."
Noch nicht, entgegne ich gedanklich, aber nicke anschließend, um ihm zu antworten. Ich bedanke mich für seine Mühen. Auf meiner Unterlippe kauend, schreite ich an Taehyung vorbei und setzte mich anschließend auf die weiche Bettkante. Sein Blick verfolgt mich dabei.
Es vergehen einige Minuten des Schweigens. Bis auf unser Atmen und das Wippen meines Beines ist nichts zu hören.
Diese Stille scheint den Älteren nervös zu machen. Er knetet den Stoff der Decke, die ich ihm umgelegt habe und schaut ziellos im Raum umher. Als würde er etwas suchen.
„Soll ich gehen?"
Mein zitterndes Bein erstarrt beinahe auf die Sekunde. Seine Worte sind nicht einmal völlig verklungen.
Quält meine Anwesenheit dich so sehr?
Tief atme ich durch, den Blick dabei auf meine Hände gerichtet, die sich in den Stoff meines Pullis krallen. Seine Worte verletzen mich auf irgendeine Weise. Es wird immer kälter.
„Taehyung", beginne ich ihm zu antworten, die Stimme rau.
„Kannst du wenigstens noch für die letzte Zeit so machen, als würden uns unsere Wege danach nicht trennen?" Meine Frage ist ehrlich. In Anbetracht der Tatsachen wünsche ich mir nicht viel, nichts mehr als das.
Der Ältere scheint zuerst nicht ganz zu verstehen. Da ich alles gesprochen habe, was im Moment zu sagen ist, schlüpfe ich wieder unter meine Decke und versuche mich aufzuwärmen. Die Kälte macht mich so schwach.
Er vergeht einige Zeit, bis sich die Matratze am Fuß meines Bettes senkt. Ich spüre durch die Decke eine Hand auf meinem Unterschenkel.
„Ich bleibe, wenn du das wünscht."
Ich atme aus, doch kann ich mich unter seiner Berührung nicht beruhigen. Seine Worte haben mich verletzt. Es mag egoistisch klingen, ihn sich für immer an meine Seite zu wünschen, doch ich verlange nicht mehr als das. Alles würde ich dafür aufgeben, um ihn bei mir zu wissen. Ich trage nicht die Schuld für meine Gefühle. Ich höre auf das, was mein Herz mir sagt, mir meine innere Stimme flüstert. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihnen zu lauschen und zu wünschen, dass unser Verlangen in Erfüllung geht.
Ich würde alles aufgeben für ihn—
„Guten Nacht, Jungkook."
Selbst meinen Verstand.
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