Kapitel 25

Jungkook

Es ist ein angenehmer Vormittag und wir stehen in der Küche, vertieft in unsere jeweilige Arbeit. Ich halte den Kopfsalat derzeit unter den fließenden Wasserhahn, befreie das Gemüse vom Schmutz des Feldes. Zur gleichen Zeit steht Taehyung vor dem Cerankochfeld und ist damit beschäftigt, die unterschiedlichsten Beilagen zu unserem Essen anzubraten. Auch kocht der Reis in einem der Töpfe fast über, doch muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Taehyung weiß, was er tut.

„Hier! Gewaschen und geschnitten. Wohin soll ich ihn dir legen?", erkundige ich mich, nachdem ich die schlechten Blättern und ungenießbarem Strunk entfernt habe. Die Schüssel in der die essbaren Blätter nun liegen, tropft auf den Boden und bilden langsam aber sicher eine Pfütze zu meinen Füßen. Taehyung wird sich aber darum schon kümmern.

„Ah, dort hin. Ablage. Setz dich schon mal, nimm deine Medikamente. Ich komme sofort nach", entgegnet er, beschäftigt mit etlichen Sachen gleichzeitig. Ich leiste seinen Worten Befehl und bewege mich, mit den Socken über das Parket schlurfend, auf meinen Platz zu. Die Sonne scheint wie so oft um diese Tageszeit in die Räumlichkeiten des zweiten Stockes und ich genieße, wie sie mir auf der Haut kitzelt. Ich fühle mich wohl. Das einfallende Licht ist aber kein Vergleich zu der Wärme, die zu spüren ist, bewege man sich draußen im Freien. Noch immer trauere ich dem ins Wasser gefallenen Spaziergang im Park nach, um den ich Taehyung gebeten habe.

Dieser Tag... ach, rede wir nicht darüber.

„So, Bitteschön. Eine Portion Fleisch- und Gemüseeintopf mit sauerangemachtem Salat. Guten Appetit."

Mit einem Lächeln, das seine sanften Lippen sachte verziehen, setzt sich mir Taehyung gegenüber. Das rot-weiße Küchenhandtuch, mit welchem er während des Kochens hantiert hat, liegt auf seiner linken Schulter. Er nickt mir kurzerhand zu und greift nach seinem Besteck. Das heutige Essen hat er ausgesucht. Ich kenne es zwar nicht, noch habe ich je zuvor etwas davon auch nur gehört, doch ist mir dessen Zubereitung recht einfach vorgekommen. Mit neugierigem Blick mustere ich den dampfenden Eintopf vor mir. Und das soll ich nun essen? Wie es schein, muss das Gericht recht scharf sein. Verschiedenste Gewürze stehen noch immer neben den benutzten Töpfen am Herd.

Ich... möchte nicht.

„Hast du deine Medikamente schon genommen?"

Ich schüttele bloß den Kopf und starre anschließend auf die roten Kapsel in ihrer typischen blauen Schatulle, in denen sie sich wie gewohnt befinden. Mein Magen verkrampft sich noch stärker, als zuvor schon. Ich habe mich von dem vergangenen Frühstück und dessen beigelegte Tabletten noch nicht erholt. Ein Glück hat Taehyung nicht bemerkt, wie ich auf der Toilette das ganze Essen wieder von mir gegeben habe. Ich fühle mich schrecklich, wenn ich nur daran denke. Ich habe versprochen, wieder zu Kräften zu kommen. Ich habe es versprochen...

„Heute... ist sehr schönes Wetter. Ist es möglich, dass wir vielleicht rausgehen?"

Die Augen meines Gegenübers weiten sich und er legte den Löffel, beladen mit einem Happen des Eintopfes, wieder zurück in die Schüssel. Hastig schluckt er noch die vorherige Portion herunten, um mir zu antworten. „Natürlich! Sehr gern." Ich schenke ihm ein Lächeln, kurz bevor ich die Tabletten zu mir nehme.

~•~

„Du... Jungkook? Können wir vielleicht noch einmal über den Tag sprechen an dem wir-"

Ich wende mich zu ihm und halte ihm zwei Paar Stiefel vor die Nase. Sie sind beide quitsche-gelb. Wir befinden uns gerade im Flur des Hintereingangs, vor dem Raum in dem alle alten Reitstiefel samt Gummistiefel untergebracht sind. Die Tür ist von Fr. Lim freundlicherweise geöffnet worden. Skeptisch hat sie ausgeschaut. Seltsam.

Der Staub hier drinnen spricht Bände, als ich mich umschaue. Ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen. Die aufkochende Furcht, etwas könnte mein Vorhaben sabotieren, hindert mich zur Ruhe zu kommen.

„Was für eine Schuhgröße hast du genau? Probier lieber beide, bevor du dich aufreibst", erkläre ich und drücke ihm beide Paare in die Arme, die ich zuvor dem ersten Regal der kleinen Abstellkammer geholt habe. Die Wände sind verziert mit einigen Abzeichen und Bilder von Jimins und meinen kleinen Erfolgen. Die besonderen Auszeichnungen meines Cousins befinden sich alle in der Galerie.

„Irgendwo müssen die doch sein", murmele ich, als ich nach einem kleinen Hocker greife, um an das oberste Regal des Raumes zu gelangen. Ich muss nur noch meine eigenen Reitstiefel finden und dann hineinschlüpften. Ob die mir überhaupt noch passen?

„Jung- Größe 43, die da müssten gehen. Nur, warte kurz."

Der Blonde steht derweil noch, die Füße in Hausschuhen versteckt, im Flur vor der kleinen Kammer. Er sollte lieber seine Schuhe anziehen, als sich Sorgen um mich zu machen. Ich habe alles unter Kontrolle. Wenn dieses Regal bloß nicht so hoch wäre.

~•~

Die Sonne strahlt noch immer, als wir uns auf dem Innenhof wiederfinden. Meine beiden Reitstiefel sind glücklicherweise wieder aufgetaucht und passen wie angegossen, trotz dessen, dass ich Lachen, welche sich um den Waden befindet, recht eng zusammenziehen musste. Meine Beine sind um einiges dünner als früher.

„Tae, ich möchte dir jemanden vorstellen. Folge mir bitte." Zuversichtlich reiche ich ihm meine, die er nach kurzem überlegen annimmt. Warum schaut er denn so skeptisch. Es ist so lange her, dass ich freiwillig zu den Ställen wollte. Er sollte stolz sein, meiner Meinung nach.

Im Innenhof haben wir einzelne Aushilfen angetroffen, die uns freundlichen gegrüßt haben. Mein Griff um Taehyungs Hand ist derweil immer fester geworden. Seine Nähe beruhigt mich. Dennoch wirkt er so, als wolle er mir etwas sagen.

Als wir die Boxengasse erreichen, nachdem ich die große Schiebetür mit der Hilfe des Blonden geöffnet habe, steigt mir der Geruch von frischem Stroh und Heu in die Nase. Ich bin schon so lange nicht mehr hier gewesen. Mein Blick gleitet über die beinahe polierten Stallgasse und teilweise leeren Boxen. Alles wirkt so fremd. Keines der vereinzelten Tiere kommt mir bekannt vor. Es ist alles schon so lange her.

„Sie sind schön... oder? Aber wegen ihnen sind wir nicht da, nicht direkt. Ich möchte dir nämlich meinen besten Freund vorstellen."

Die Tiere der Zucht meiner Familie treten neugierig an die Gitter ihrer Boxen, teilweise strecken sie auch den Kopf  heraus. Gleichgültig schreite ich an ihnen vorbei. Ich mache das nur für Tae und sie sind nicht Teil meines Vorhabens. Ich kenne sie kaum. Zielstrebig ziehe ich den jungen Mann hinter mir her. Kurz darauf erreichen wir die letzte Box, in der ich meinen Gon erwarte. Es ist länger her, seit dem ich ihn das letzte Mal geschehen habe und noch länger her, dass ich ihm über das weiche Fell gestrichen habe. In der Vergangenheit habe ich ihn ab und an wiehern hören, als mein Fenster über Nacht geöffnet gewesen war.

„Hier steht mein eigenes Pferd. Das ist... Yoongi?", verwirrt halte ich inne, als anstatt dem Rappen eine Person, bewaffnet mit einer Mistgabel, im Inneren der Box steht.

„Haltet ihr hier etwa auch Menschen?"

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top