Kapitel 13

Jungkook

Laute Schritte poltern von der Ferne auf mich zu. Beachtung kann ich ihnen jedoch kaum schenken, denn das Grollen des Wesens, dessen tiefschwarzer Speichel auf meine Kleidung tropft, dröhnt mir in den Ohren, dass es schon schmerzt. Ich zittere. Ich zittere am ganzen Leib, sodass meine Muskel ächzend anfangen zu brennen, dabei vergesse ich das Pochen meines Hinterkopfes, der zuvor hart gegen die Wand des Flures gestoßen ist.

Die Bestie hat mich dazu getrieben in die Knie zu gehen, da ich die Kraft nicht mehr auftreiben konnte, mich zu wehren. Sie ist zu mächtig. Das Rot in ihren Augen ersticht mich förmlich, als sie mich von oben bis unten betrachtet. Wimmernd und voller Angst presse ich mich an die Wand, in der Hoffnung einfach darin zu verschwinden, dem Monster zu entkommen.

Keiner wird mir diesen Gefallen aber tun. Ich sitze in der Falle.

Den Kopf zu Seite geneigt, sodass ich ihr meine Kehle anbiete, unfähig mich zu bewegen, kauere ich da. Es geht einfach nicht. Ein kehliges Lachen entspringt ihr, sodass sich ihr gewaltiges Maul einen Spalt öffnet und es mir seine Zähne präsentiert, die es jeden Moment in mein Fleisch versenken könnte und wird. Ich kann die warme Flüssigkeit aus meinem Hals bereits austreten fühlen, die sich mit meinen Tränen vermischen wird.

„B-Bitte...", flehe ich mit brechender Stimme.

„Jungkook! Jungkook, sieh mich an!" Die Umrisse der schwarzen Bestie lösen sich unvorhergesehen auf, wie Wasserschleier in der Luft, und nehmen die Gestalt der Person ein, mit der ich in diesem Moment am wenigsten gerechnet habe.

Taehyung.

Eine warme, sanfte Hand legt sich auf meine verschwitzte Haut. Ich zittere so sehr. Mir tut alles weh. Die zärtliche Hand des Blonden wandert von meiner Wange zu meiner Schulter. Darauf kann ich seinen Berührungen nicht mehr folgen. Ich finde mich Bruchteile später in seinen Armen wieder. Er trägt mich irgendwohin, doch es ist mir nicht möglich, meine Augen zu öffnen. So klammere ich mich so weit es eben möglich ist, an seine Brust und lasse alles über mich ergehen.

Unerwartet umschlingen mich auf einmal die weichen Bettlaken meines Bettes. Ich erkenne sie an ihrem dezenten Geruch von Flieder. Die starken Arme des Blonden lassen mich nicht wie erwartet los. Sie bleiben bei mir, halten mich warm, geben mir Halt.

Schluchzer verlassen durchgängig meine Kehle, ohne, dass ich es wirklich realisiere. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Mein Körper fühlt sich fremd an, als würde es mir nicht gehören.

„Was ist denn hier los?", erkenne ich die Stimme der Haushälterin meiner Eltern. Ihre Worte kratzt in meinen Ohren, wie Dornen eines Brombeerstrauches.

Die Hand beginnt wieder sachte über meine Wange zu streichen. Wenn ich mich nicht täusche, dann zittert sie ebenfalls ein wenig.

„Eine Panikattacke? Wurde das Medikament am Morgen nicht eingenommen?"

Auch wenn mich diese zärtliche Berührung beruhigen mag, kann ich mich nicht dazu durchringen, meine Augen wieder zu öffnen. Fest presse ich mich an die Brust des anderen, dessen rasenden Herzschlag ich erst jetzt ausmache.

Bomm, Bomm. Bomm,Bomm.

Das Pochen des Herzens betört mich wie das Singen einer Sirene. Ich höre mittlerweile nur sie und alles andere ist stumm, bis ich einen tiefen Schlaf falle. All meine Muskeln entspannen sich, die Angst in meinen Adern ist zerfallen. Alles ist ruhig und friedlich, selbst das sich langsam beruhigende Herz.

Bomm, Bomm. Bomm,Bomm.

~•~

„Er wird wach... Seien Sie so gut und holen Sie bitte seine Medikamente. Bringen Sie ein Glas Wasser mit", vernehme ich eine Stimme sagen, die mich trotz ihres Flüsterns weiter aus meinem Schlaf holt.

Die sich entfernenden Schritte verraten mir, dass die angesprochene Person der Bitte der ersten Stimme wohl nachgeht.
Flatternd versuche ich meine Lider aufzuschlagen, was mir erst nach einigen Momenten gelingt. Das helle Licht blendet mich stark.

„Beruhigen Sie sich, Jungkook. Ihnen wird nichts passieren."

Erst jetzt bemerkte ich, wie nun mein Herz an Geschwindigkeit zulegt. In mir steigen unzählige Gefühle auf die nicht kontrollieren, geschweige denn deuten kann. Wieder droht mir alles aus den Fingern zu gleiten.

„I-ich...", verlässt es schwach und noch verschlafen meine Kehle.

„Nehmen Sie meine Hand. Sie sind in Sicherheit." Mit bebenden Fingern umgreife ich zögernd die Hand, die zuvor die Meine gestreift hat.

„Ich werde gleich die Eltern des Herrn verständigen. Sie müssen über diesen Rückschlag aufgeklärt werden."

Ruckartig lasse ich die Halt spendende Hand los, schiebe den um mich gelegten Arm von mir. Auch wenn all meine Sinne mich zum Stillstand zwingen, mich förmlich an den Grund ketten, stemme ich mich auf die Beine.

Das darf ich nicht zulassen.

„Wagen Sie es nicht!"

Alles um mich herum schwankt, wie vermutlich auch ich. Meine Beine sind völlig kraftlos, unfähig mein Gewicht zu tragen. Erst nach einigen Augenblicken klart meine Sicht auf, während ein unangenehmes Pochen meinen Leib erzittern lässt.

Mit den Augen suche ich nach Frau Lim, die diese mich bloßstellenden Worte in den Raum geworfen hat. Das Adrenalin durch die Furcht, dass meine Eltern von dem weiteren Scheitern meinerseits erfahren würden, verleiht mir unentdeckte Kräfte.

Ich darf das nicht zulassen

Wer weiß, wohin sie mich dann schicken würden. Ich werde die Sonne wahrscheinlich nie mehr zu Gesicht bekommen.

Das darf nicht passieren!

„Nein! M-mir gehts gut."

Ich trete näher an sie heran, die Hand ausgestreckt, worauf sie ehrfürchtig zurückweicht. Furcht liegt in ihren Augen. Meinen fiebrigen Atem versuche ich dabei zu kontrollieren, denn ich fühle mich, als würde ich langsam aber sicher ersticken. Irgendetwas raubt mir die Luft, drückt mir die Luftröhre zusammen. Mit nicht mehr als dem verbliebenen Willen flehe ich sie an, mein Versagen nicht zu verraten, mich nicht zu verraten.

„B-bitte... gehen Sie einfach nach H-Hause. Ich bitte Sie", röchele ich und fasse mir an die Kehle, den Blickkontakt mit ihr nicht abbrechend.

„W-Wie Sie wünsche... Hr. Jeon."

Ihre Worte und ein Nicken seitens der verstört dreinschauenden Dame lässt die Sorge, wie einen Mantel von meinen Schultern gleiten. Ich glaube ihr. Ich kenne sie seit meiner frühsten Kindheit. Also vertraue ich ihr.

„Ich werde mich nun zurückziehen. Herr Kim! I-Ich verlasse mich auf ihre Professionalität in ihrem Arbeitsbereich und bitte sie um Diskretion", lässt sie streng verlauten und richtet ihren Kragen. Zittrig sind ihre Finger.

Erschöpft verfolge ich ihr Verschwinden, denn kurze Zeit später ist nur noch das Geräusch ihrer Stöckelschuhe zu vernehmen, das langsam immer weiter abebbt.

„Jungkook!"

Kraftlos sinke ich auf meine Knie, als ich mich der auf meinem Bett sitzenden Person zuwende. Wie eine Löwenmutter die ihr Junges beschützt, folgt mir der Blondhaarige in meiner Bewegung und stützt mich. Die gesamte Anspannung und das Adrenalin verlässt meinen Körper schlagartig und bringt die Dämme zum Brechen, sodass heiße Tränen meine erst getrockneten Wange herabrennen.

Wieder hält der Ältere mich im Arm, als wäre ich das bemitleidenswerteste Geschöpf auf Erde. Jede Faser meines Körpers schmerzt so unerträglich.

„Alles wird gut. Sie trifft keine Schuld", flüstert Taehyung, während er nach meiner Hand greift und diese fest drückt.

„Nein...", hauche ich und fühle mich so verletzlich wie nie. Es brennt auf meiner Seele.

„Das ist ein Rückschlag, aber kein Genickbruch", entgegnet der Blonde völlig gefasst, streicht mir dabei mit seinem Daumen über den Handrücken.

„Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht. Du kennst dieses ... du hast keine Ahnung."

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