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Hallo ihr Lieben,

entschuldigt bitte die Verspätung.
Ich habe langsam das Gefühl, dass all die unerwünschten Upload-Unterbrechungen, die es in den ersten beiden Teilen nicht gab, für diesen dritten Teil aufgespart worden sind.  :D

Naja, zumindest bewahrt es mich davor, in Zukunft immer mit so viel Mühelosigkeit und Unkompliziertheit zu rechen.

Hoffen wir mal, dass dieses Kapitel der Anfang vom Ende ist und es keine weiteren Unterbrechungen gibt! (Inhaltlich passt es auf jeden Fall .)

Wie immer wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen.

Eure LapislazuLilly

Marinette trat aus der Praxis auf die Straße und sah blinzelnd hinauf in die Wintersonne.
Ihr Herz schien einen Cocktail aus Euphorie, Glückseligkeit und purer Liebe durch ihre Blutbahnen zu pumpen und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so lebendig gefühlt hatte.
Vielleicht lag es an der unterschwelligen Sorge, die nun von ihr abgefallen war.
Vielleicht war auch das bevorstehende Treffen mit Cat Noir schuld.
Aber einen großen Teil trugen mit Sicherheit die beiden ausgedruckten Ultra-Schall-Bilder in ihrer Jackentaschen zu ihrer außergewöhnlichen Stimmung bei.

Erst vor einer Minute hatte sie es geschafft, sich vom Anblick ihres ungeborenen Kindes loszureißen und sich auf den Weg zu machen. Trotzdem verspürte sie bereits jetzt den Drang, die Aufnahme wieder hervorzuholen und anzuschauen.
Der Gedanke an den wartenden Cat Noir hielt sie davon ab.
Mit schnellen Schritten lief sie in Richtung Metro-Station.

Sie war gerade die ersten Stufen in den Untergrund hinabgestiegen, als sie das Rattern und Dröhnen der einfahrenden Bahn hörte. Sie wollte schon beschleunigen, um sie noch zu erwischen, als der vernünftige Teil von ihr sie an das Kind in ihrem Bauch erinnerte – und an die vielen Missverständnisse, die es zwischen ihren Füßen und Treppen schon gegeben hatte.
Statt die Stufen hinabzurennen hielt Marinette sich zurück und konzentrierte sich auf ihre Schritte.
Es fiel ihr nicht gerade leicht, die Ungeduld in Schach zu halten – nicht nur Cat Noir zuliebe wollte sie so schnell wie möglich ihr Ziel erreichen – doch noch nie zuvor war ihr das Kind in ihrem Bauch so sehr bewusst gewesen, wie nach diesem Arztbesuch.
Bei der Ultra-Schall-Untersuchung war noch nicht sehr viel zu erkennen gewesen, aber genug, um in ihr jede Menge überwältigende Muttergefühle zu wecken.
Im Notfall hätte Marinette sich auch im Schneckentempo die Treppe hinab bewegt, wenn das zum Schutz ihres Kindes notwendig gewesen wäre.

Am Grund der Station angekommen, nahm sie auf einer der Bänke platz.
Selbst die Erschöpfung war an diesem Tag deutlich leichter zu ertragen, genauso wie die Gedanken an all die Komplikationen und Herausforderungen und Verluste, die im Zusammenhang mit der Schwangerschaft standen.
Jetzt gerade verspürte Marinette nicht die geringste Lust, sich damit zu beschäftigen; mit den Aufgaben und Plichten.
Stattdessen dachte sie in einem allgemeineren Sinne über die Veränderungen in ihrem Leben nach.

Früher hatte sie in der Öffentlichkeit darauf achten müssen, nicht zu auffällig mit Tikki in ihrer Tasche zu reden, damit die Leute sie nicht für verrückt hielten. Mittlerweile war es das Streicheln ihres Bauches, womit sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen durfte.
Vor der Schwangerschaft – und vor ihrer Beziehung mit Cat Noir – hatte sie sich zu ihren Superheldeneinsätzen davonschleichen müssen. Nun waren es Verabredungen mit dem Vater ihres Kindes und Frauenarzttermine, wofür sie sich Ausreden überlegen musste.

Sie hatte immer geglaubt, die ganze Ladybug- und Miraculous-Sache wäre das Spannendste und Herausfordernste, was ihr in ihrem Leben jemals passieren würde. Jetzt war sie sich da gar nicht mehr so sicher.
Die Liebe zu Cat Noir, das heranwachsende Kind in ihrem Bauch, ihre gemeinsame Zukunft – all das schien auf einmal einnehmender und größer und in gewisser Weise sogar bedeutsamer als das Kämpfen.
Paris zu retten war ungeheuer wichtig für Tausende Menschen. Aber für Marinette persönlich war es nur ein kleiner Teil ihres Lebens.
Unmerklich für sie selbst war es in den Hintergrund gerückt.
Was das im Detail bedeutete, konnte sie im Moment noch nicht überblicken und das Einfahren der nächsten Bahn hielt sie davon ab, weiter darüber nachzudenken.

Nachdem sie im Innern des Waggons Platz genommen hatte, kehrte sie nicht zu diesen Gedanken zurück, sondern gab endlich dem Drang nach, die Aufnahme des Ultra-Schalls aus ihrer Jackentasche zu holen.
Ihr Sitznachbar und auch die umstehenden Personen konnten nur zu leicht erkennen, was sie da in der Hand hatte, doch das war ihr egal.
Der Wunsch, ihr Kind zu sehen, war stärker.

Ihre Augen glitten über jedes Detail des kleinen Schwarz-Weiß-Bildes und ausnahmsweise ließ sie zu, dass ihre Hand in der Öffentlichkeit über ihren Bauch streichelte.
Sowohl die Frauenarztpraxis als auch ihr Ziel, die Wohnung, lagen weit entfernt von dem Teil der Stadt, in dem sie wohnte und zur Schule ging. Es war also höchst unwahrscheinlich, auf dieser U-Bahn-Linie jemandem Bekannten zu begegnen.
Dafür war Paris eine zu gigantische Stadt.
Außerdem hatte sie sich zuvor im Waggon umgesehen und kein bekanntes Gesicht entdeckt. Sie fühlte sich sicher.

Im Übrigen gefiel es ihr, diesen Teil von sich nicht verstecken zu müssen; zur Abwechslung mal als werdende Mutter gesehen zu werden.
In gewisser Weise freute sie sich darauf, auch in ihrem Alltag endlich diese Rolle einzunehmen.
Sie wollte all die Gedanken aussprechen, die sie sich darüber machte, und sie wollte die Freude und Liebe zeigen, die sie bislang vor ihren Mitmenschen verbergen musste.
Wenn sie schon nicht die Liebe zu Cat Noir zeigen durfte, so doch wenigsten die zu ihrem gemeinsamen Kind.
Allerdings würde das erst möglich sein, wenn -
Sie ließ nicht zu, dass ihre Gedanken in diese Richtungen wanderten, und fokussierte sich wieder mehr auf das Ultra-Schall-Bild.

Zum ersten Mal blieb ihr Blick bei den Informationen in der rechten oberen Ecke hängen.
Dort standen untereinander das Datum der Aufnahme, der Name der untersuchenden Ärztin, der Name der Patientin und der Stand der Schwangerschaft.
Wieder und wieder las Marinette die letzten beiden Zeilen.

Marinette Dupain-Cheng.
8. Schwangerschaftswoche.

Es fühlte sich seltsam an, beides in Kombination vor sich zu haben.
Natürlich war ihr schon lange bewusst, dass sie schwanger war. Aber mit diesem ärztlichen Ausdruck wirkte es irgendwie offiziell. Es war wie die Besiegelung, dass sie nicht mehr dieselbe Person war.
Marinette Dupain-Cheng war nun mehr als eine normale Schülerin. Mehr als eine Bäckerstochter. Sogar mehr als eine Superheldin.

Ihre Gedanken schlugen nun eine interessante Richtung ein.
Sie erinnerte sich plötzlich an den Anfang von all dem. An den ersten Stein, der die Lawine an Ereignissen ins Rollen gebracht hatte, an deren Ende die Schwangerschaft stand.
Es hatte alles mit dem Wunsch nach mehr begonnen.
So einzigartig und besonders ihr Leben auch gewesen war: In den Sommerferien hatte sie sich nach etwas gesehnt, was sie nicht richtig hatte benennen können.
Deshalb hatte sie Adrien ihre Gefühle gestehen wollen.
Deshalb hatte sie sein Gespräch mit Nino belauscht.
Deshalb war ihr Herz gebrochen worden und deshalb hatte sich ihr Blick für Cat Noir öffnen können.

Sie konnte nicht genau sagen, ab wann dieses Verlangen gestillt gewesen war, aber sie spürte deutlich, dass es längst nicht mehr zu ihr gehörte.
Sie wohnte noch nicht mit Cat Noir zusammen und es war noch nicht alles gut. Trotzdem war sie bereits angekommen.
Sie liebte und wurde geliebt und die komplizierten äußeren Umstände waren - zu ihrer eigenen Verwunderung – ziemlich nebensächlich.
Nicht in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich vorstellen können, irgendwann Cat Noir zu lieben, von ihm schwanger zu sein und ihr gemeinsames Leben zu planen.
Und doch war sie genau dort, wo sie hingehörte.

Marinette wollte das Ultra-Schall-Bild gerade wieder ihre Jackentasche stecken, um sich für den Ausstieg vorzubereiten, als ihr etwas auffiel.
Sie war kurz davor gewesen, einen fatalen Fehler zu begehen.
Das zweite Bild in ihrer Tasche – eine genaue Kopie der Aufnahme in ihrer Hand – hatte sie sich für Cat Noir mitgeben lassen.
Wenn er schon nicht bei der Untersuchung dabei sein konnte, sollte er wenigsten einen Abzug des Bildes erhalten.
Sie hatte sich schon darauf gefreut, ihm die Aufnahme in wenigen Minuten zu übergeben, und hatte dabei völlig die gedruckten Worte in der oberen Ecke vergessen.
Dort, wo unter anderem ihr Name stand.

Womöglich war ihre euphorische Stimmung schuld daran, dass sie bisher diesen entscheidenden Zusammenhang übersehen hatte. Trotzdem stieg Marinette mit einem leichten Ärger über sich selbst aus der U-Bahn aus.
Das hätte leicht schiefgehen können. So ein Fehler durfte ihr nicht passieren!

Ganz kurz kam ihr der Gedanke, was wohl passiert wäre, wenn es ihr nicht mehr rechtzeitig aufgefallen wäre.
Die Vorstellung hatte durchaus ihren Reiz.
Nichtsdestotrotz empfand Marinette neben dem Ärger auch Erleichterung.
Falls die Offenbarung ihrer Identität tatsächlich schlimme Folgen hatte, wollte sie nicht schuld daran sein.
Und erst recht nicht sollte so eine dumme Unaufmerksamkeit der Grund dafür sein.

Wegen der verpassten Bahn war Marinette schon spät dran, doch um einen kleinen Umweg kam sie nun nicht herum. Sie besorgte sich einen schwarzen Permanent-Marker in einem Schreibwarengeschäft und übermalte ihren Namen auf der Aufnahme für Cat Noir.
Dann dachte sie noch einmal angestrengt darüber nach, ob sie noch etwas anderes übersehen hatte, und brachte schließlich den letzten Rest des Weges hinter sich.

An der Wohnung angekommen war ihre Stimmung beinahe wieder so gut, wie beim Verlassen der Arztpraxis. Sie hatte die kleine Namens-Komplikation aus ihren Gedanken verdrängt und sich innerlich auf die Begegnung mit Cat Noir vorbereitet.
Ihr letztes Treffen lag schon wieder mehrere Wochen zurück und es war das erste Mal, dass sie sich sahen, seit sie die Sache mit dem Zusammenziehen beschlossen hatten.
Würden sie heute zur Abwechslung nicht nur mit einem guten Gefühl aufeinandertreffen, sondern auch ohne jede Bedrückung auseinandergehen?
Marinette hoffte es.

Als sie die Wohnungstür aufschloss und eintrat, wartete Cat Noir direkt dahinter auf sie.
Sie musste nur einen einzigen Blick auf ihn werfen, um deutlich seine angestaute Ungeduld zu spüren.
»Und? Ist alles in Ordnung?«, fragte er, noch ehe sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Seiner Stimme war anzuhören, dass neben der Ungeduld auch leichte Sorge seinen Gemütszustand ausmachte und nur zu gern antwortete Marinette ihm mit einem Lächeln und einem Kopfnicken.
Seine Erleichterung entlud sich in einer langen, innigen Umarmung.

Als sie ihm anschließend ins Gesicht sah, hatte sich dort ein glückliches Lächeln breitgemacht.
»Endlich bist du wieder hier.«, sagte er, lehnte sich zu ihr hinab und gab ihr einen zärtlichen Kuss.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass diese langen Trennungen bald nicht mehr nötig sind.«
»Doch, kann ich.«, erwiderte Marinette stumm, indem sie sein Gesicht wieder näher zu sich heranzog und seine Lippen ihre Sehnsucht schmecken ließ.

Für einige Minuten verloren sie sich in diesem Kuss.
Für Marinette fühlte es sich an, als würden sie sich nicht nur gegenseitig ihre Liebe spüren lassen, sondern als würden sie währenddessen miteinander reden; als würden sie sich über ihre Stimmungen und Gedanken und Erlebnisse austauschen.
Sie erzählte Cat Noir vom erfreulichen Ausgang der Untersuchung, ihren ausgeräumten Sorgen und ihrer überschwänglichen Freude, jetzt hier zu sein.
Er wiederum vertraute ihr die sorgenvollen Gedanken an, die er sich beim Warten gemacht hatte, wie schwer es für ihn gewesen war, so lang von ihr getrennt zu sein und dass er sie am liebsten für immer festhalten wollte.

»Du machst mich so unglaublich glücklich.«
Für diese Aussage benutzte Cat Noir wieder seine Stimme, doch auch in seinen Augen konnte sie es erkennen.
Sie streichelte ihm mit der Hand über die Wange und sie war ehrlich froh, nicht verwandelt zu sein.
Selbst die Wärme seiner Haut schien ihr seine Zuneigung zuzuflüstern.
»Ich glaube, es gibt nichts, was mich jetzt noch glücklicher machen könnte.«, redete er weiter.
Marinette biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein kleines Grinsen. Diese Herausforderung nahm sie gern an.

Sie griff in ihrer Jackentasche und holte die Ultra-Schall-Aufnahme hervor. Mit einem schnellen Blick kontrollierte sie, dass sie die geschwärzte Version erwischt hatte, dann reichte sie Cat Noir das Bild.
Seine Augen weitete sich, als er erkannte, was es war. Seine Hand zitterte ganz leicht, als er danach griff.
Sprachlos betrachtete er die Aufnahme, während die verschiedensten Emotionen über sein Gesicht zuckten.
Der Anblick kam für Marinette einem wunderschönen Naturschauspiel gleich; die Liebe ihres Lebens, zum ersten Mal einen Blick auf ihr ungeborenes Kind werfend.

Es schien Cat Noir ganz ähnlich zu ergehen, wie ihr selbst. Auch er konnte minutenlang nicht wegsehen, während seine Augen jeden Millimeter des Bildes abtasteten und in sich aufnahmen.
Marinette störte das Warten nicht. Sie genoss es einfach nur, bei ihm zu sein und ihn ansehen zu können.
Sie hatte seinen Anblick vermisst. Seine blonden Haare, das Funkeln seiner grünen Augen, sein Lächeln ...
Sie glaubte nicht, dass sie sich daran jemals würde sattsehen können.

Als er schließlich die Hand mit dem Bild sinken ließ und den Kopf hob, war sein Blick voller Liebe - noch mehr, als zuvor.
»Danke.«, sagte er mit belegter Stimme.
Marinettes Herz schmolz wieder einmal dahin.
Sie war froh, als Cat Noir nichts weiter sagte, und sie stattdessen an sich zog.
Kurz darauf begannen sie sich erneut zu küssen und es dauerte nicht lang, bis er Marinette hochhob und hinüber ins Schlafzimmer trug.
Während sie so in Cat Noirs Armen lag, konnte sie nicht widerstehen, sich zu seinem Ohr hinaufzuziehen und ihm ein »Ich liebe dich.« zuzuraunen.
Behutsam legte er sie auf dem Bett ab, lehnte sich über sie und sah ihr tief in die Augen.
»Ich liebe euch auch.«, erwiderte er.

Dann richtete er sich unerwartet auf und wandte sich von ihr ab.
Marinette stieß einen widerstrebenden Laut aus, doch dann sah sie die schwarze Maske in seiner Hand, die er wohl im Vorübergehen aus dem Regal genommen hatte, und verstand.
Sie hörte ihn die Worte »Plagg, verwandle mich zurück.« murmeln und sobald er die Maske aufgesetzt hatte, drehte er sich wieder zu ihr um.
Sie begegneten seinen veränderten grünen Augen und wie schon die letzten Male erschienen sie ihr völlig vertraut.
Dieser junge Mann, der nun vor ihr stand, war Cat Noir – auch ohne Katzenohren und mandelförmigen Pupillen.
Er lächelte auf sie hinab und nur ganz am Rand bekam sie den Gedanken mit, dass er hoffentlich nicht seine Alltagskleidung trug.
Im nächsten Moment fuhr seine warme, unbedeckte Hand unter ihr Oberteil. Und als er über ihren Bauch streichelte, verblasst auch der allerletzte Gedanke an jegliche Nebensächlichkeiten.

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