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Hallo ihr Lieben,
entschuldigt bitte den Tag Verspätung und die späte Uploadzeit.
Diesmal hab ich eine gute Ausrede.
Gestern haben mich die Nachwirkungen vom Impfen etwas geschlaucht (und ja, mein Kapitelvorrat ist leider schon wieder aufgebracht ...).
Der Nachteil: Ich konnte nicht viel schreiben und ihr musstet warten.
Der Vorteil: Ich konnte mich besonders gut in Marinette mit ihrer Übelkeit und Erschöpfung hineinversetzen. (Yay!)
Für eure Geduld erhaltet ihr heute aber ein überdurchschnittlich kurzes Kapitel. ;)
Viel Spaß!
Marinette schloss mit einem erleichterten Seufzer den Schulhefter und lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück.
In den vergangenen zwei Stunden hatte sie an ihren Hausaufgaben gesessen, doch obwohl sie nun endlich damit fertig war, konnte sie sich nicht auf einen ruhigen Abend freuen.
Sie hatte nicht grundlos ohne eine einzige Unterbrechung durchgearbeitet.
Sie war verabredet.
Mit Cat Noir.
Sie gönnte sich genau zehn Sekunden, um sich zu strecken, ihr vom Schreiben verkrampftes Handgelenk auszuschütteln und ein paar Mal tief durchzuatmen.
Dann wandte sie sich ihrem Computer zu.
Ein Blick auf die Uhr in der rechten unteren Ecke des Bildschirmes verriet ihr, dass sie trotz der Arbeit unter Hochdruck schon zehn Minuten zu spät war.
Schnell meldete sie sich in ihrem E-Mail-Postfach an und wechselte in den separaten Chatbereich, wo Cat Noir schon auf sie wartete.
Auf die Minute genau zu ihrem verabredeten Zeitpunkt hatte er sie angeschrieben.
Hallo Prinzessin.
Schnell erwiderte sie die Begrüßung.
Hallo Cat. Entschuldige, dass du warten musstest.
Kein Problem.
Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?
Marinette musste ein Seufzen unterdrücken und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
Ein kleiner Teil von ihr hatte tatsächlich gehofft, er wäre mittlerweile zur Vernunft gekommen.
Doch dem war wohl nicht so.
Anscheinend konnte er gar nicht schnell genug zum Thema kommen.
Als er vor zwei Tagen die Idee geäußert hatte, zusammenzuziehen, war sie bereits leicht verärgert darüber gewesen.
Jetzt musste sie sich sehr zusammennehmen, um ihre angewachsene Verärgerung nicht ungefiltert in ihre Antwort fließen zu lassen.
Ich habe mir eine Minute lang erlaubt, davon zu träumen.
Und was ist mit dir? Hast du deine eigene Regel gebrochen, und länger als das über den Traum nachgedacht?
Cat Noirs Antwort kam augenblicklich.
Es ist nur ein Regelbruch, wenn es ein Traum bleibt. Das muss es aber nicht.
Marinette kannte ihn zu gut, um etwas anderes erwartet zu haben.
Trotzdem fiel es ihr schwer, sich auf die lange Diskussion einzulassen, die er ohne Zweifel jetzt führen wollte.
Sie holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus.
Dann nahm sie sich die Zeit, sich auf ihre Liebe für ihn zu konzentrieren.
Sie wollte nach diesem Chat-Gespräch nicht mit einem unguten Gefühl von ihm weggehen - nicht schon wieder - und dafür war es wichtig, dass daraus kein Streit wurde.
Bei ihrem Treffen vor zwei Tagen waren sie, nachdem er seine Idee ausgesprochen hatte, nicht direkt aneinandergeraten, aber es hatte die Stimmung zwischen ihnen verändert.
Wieder einmal hatte eine Bemerkung von Cat Noir Marinette in eine unangenehme Situation gebracht.
Wieder einmal hatte er ihr die Rolle der Bösen zugeschoben; die Rolle der Spielverderberin, der Gegnerin, die seine Träume zerstören musste.
Und als wäre das nicht Grund genug, sich zu ärgern, war er damit ausgerechnet an ihrem einzigen gemeinsamen Abend gekommen.
Im Anschluss war es Marinette nicht mehr möglich gewesen, die Zeit uneingeschränkt zu genießen.
Die Tatsache, dass ihm bei jedem Wort und jedem Blick so viel Liebe und Hingabe anzumerken gewesen war, machte es ihr auch nicht leichter.
Eher im Gegenteil.
Obwohl sie die Position hasste, die sie seinetwegen in ihrer Beziehung einnehmen musste, kam mit dem Ärger auch immer das Schuldgefühl.
Sie kam sich wie ein schlechter Mensch vor, weil sie bei seinem Vorschlag beinahe ausschließlich mit Verärgerung reagierte, obwohl er allein auf seiner Liebe zu ihr beruhte.
Und sie bedauerte bereits im Vorhinein den Schmerz, den sie ihm – schon wieder – zufügen musste.
Weder am Vortag noch im Laufe des heutigen Tages hatte Marinette die Möglichkeit gehabt, sich einen Plan für dieses Gespräch mit Cat Noir zu überlegen.
Dass sie ihn nicht unnötig verletzen wollte, war alles, was sie mit Sicherheit wusste.
Deshalb gab sie sich nun alle Mühe, sich in ihn hineinzuversetzen.
Und obwohl sie keine große Hoffnung hatte, versuchte sie ihm mit ihrer nächsten Antwort sanft zuzureden – um das Thema vielleicht doch noch zu beseitigen, ehe es ihrer Beziehung schaden konnte.
Mir gefällt der Gedanke auch.
Ich liebe die Vorstellung von uns, wie wir beide zusammen in der Wohnung leben.
Aber es ist nun mal nicht möglich.
Also bitte lass es gut sein.
Wir müssen uns doch nicht unnötig quälen.
Auch diesmal kam Cat Noirs Antwort beinahe sofort.
Es IST möglich.
Der Großteil von Marinettes Gedanken und Gefühlen sträubte sich gegen die Frage, die ihre Finger nun eintippen wollten. Und auch der Ärger in ihrem Innern wollte sie in eine komplett andere Richtung drängen.
Doch vollständig kam sie nicht gegen die Anziehungskraft dieses Traumes an. Und entgegen aller Vernunft hoffte ein kleiner Teil von ihr, dass Cat Noir einen Weg gefunden hatte.
Also schrieb sie:
Wie?
Marinette rechnete damit, dass Cat Noirs Antwort länger dauern würde.
Deshalb erhob sie sich von ihrem Schreibtischstuhl und ging hinüber zu dem kleinen Wasserkocher, der seit Neuestem zur Ausstattung ihres Zimmers gehörte.
Sie wollte sich einen Ingwertee kochen - so ziemlich das Einzige, was ein wenig gegen die ständige Übelkeit half.
Während sie die gelbe Knolle in dünne Scheiben schnitt, lauschte sie auf das Rauschen des Wasserkochers und versuchte, für einen Moment an gar nichts zu denken.
Nach dem langen, anstrengenden Schultag und dem Berg an Hausaufgaben sehnte ihr Kopf sich nach Ruhe.
Eigentlich war nicht mehr in der Verfassung für lange, fordernde Gespräche.
Als ob die normalen Alltagsherausforderungen nicht ausgereicht hätten, um sie zu verausgaben, war da auch noch die Übelkeit.
Damit hatte ihr Körper sie auch heute immer wieder daran erinnert, dass in ihrem Bauch ein Kind heranwuchs.
Diese Erinnerung war nicht nur lästig, sondern auch völlig unnötig.
Um diesen Umstand zu vergessen, gab es viel zu viele Unsicherheiten bei der Schwangerschaft, die ständig um ihre Aufmerksamkeit kämpften.
Und dafür wanderten ihre Hände viel zu oft ungewollt zu ihrem Bauch.
Zu gern hätte Marinette sich wenigstens jetzt am Abend, etwas Ruhe von all dem gegönnt.
Leider hatte sie keine Wahl.
Das Gespräch ein weiteres Mal zu verschieben, war keine Option.
Mit der dampfenden Tasse in der Hand kehrte sie vor den Computerbildschirm zurück.
Cat Noir hatte ihr inzwischen geantwortet und nachdem sie sich auf ihrem Stuhl gesetzt und die Beine angezogen hatte, begann sie zu lesen.
Du kannst in die Wohnung einziehen und dort leben. Ganz offiziell.
Deine Familie und deine Freunde können dich jeder Zeit besuchen und du musst niemanden anlügen, um mich sehen zu können.
Niemand außer uns beiden wird wissen, dass ich in der Realität mit dir dort lebe.
Sobald Marinette am Ende der kurzen Ausführung angekommen war, sprangen ihre Augen zurück zum Anfang und lasen sie gleich noch ein zweites Mal.
Es war einfach zu absurd. Zu verrückt.
War das sein Ernst?
Ihr waren auf einen Schlag ein Dutzend Probleme eingefallen, die dieser Vorschlag hatte.
Und wenn sie sich fünf Minuten Zeit nahm, würde sie mit Sicherheit noch einmal genauso viele weitere finden.
Ihre Finger wollten sofort mit dem Tippen beginnen und Cat Noir ein Gegenargument nach dem anderen an den Kopf hauen.
Sie hielt sich jedoch zurück und suchte stattdessen nach einem sanften, schonenden Weg, seinen Traum zu zerstören.
Als ihr bewusst wurde, dass dieses Vorhaben ein Widerspruch in sich war, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
Sie wollte das nicht!
Sie wollte ihm nicht schon wieder so sehr enttäuschen.
Als sie schließlich zu tippen begann, fühlte ihr Herz sich schwer an, und sie musste sich jedes einzelne Wort abringen.
Leider ist es nicht so einfach.
Ich kann nicht -
Sie hielt inne, als eine weitere Nachricht von Cat Noir eintraf.
Bitte gib der Sache eine Chance.
Marinette musste schwer schlucken.
Er kannte sie.
Er hatte gewusst, was sie hatte schreiben wollen.
Oder hatte er es irgendwie gespürt?
Doch seine Bitte änderte leider nichts an den Tatsachen.
Sie machte es ihr nur schwerer, die Finger zurück auf die Tasten zu legen.
Sie wollte weiterschreiben - wollte es endlich hinter sich bringen - als sie erneut von einer Nachricht von ihm unterbrochen wurde.
Sobald Marinette den Satz zu Ende gelesen hatte, erschien auch schon der nächste auf dem Bildschirm.
Und der nächste.
Und der nächste.
Ich will nicht mehr morgens aufwachen, ohne dass du neben mir liegst.
Ich will keinen Tag mehr erleben, an dem ich nicht bei dir bin.
Ich will nicht mehr schlafen gehen, ohne dir einen Gute-Nacht-Kuss gegeben zu haben.
Ich will DICH. Jeden Tag und jede Nacht.
Reglos starrte Marinette auf den Bildschirm ihres Computers.
Das einzige, was sich bewegte, waren ihre Augen, die wieder und wieder Cat Noirs Worte lasen.
Sie spürte, wie ihr Widerstand verpuffte, sich einfach auflöste.
Die Gedanken waren noch da.
Die Vernunft war noch da.
Aber sie kamen nicht mehr gegen Cat Noirs Ansturm an.
Ihr Kopf sagte ihr, dass sie sich über seine miese Taktik ärgern und weiterkämpfen sollte.
Doch ihr Herz hatte bereits aufgegeben und lag auf dem Rücken vor ihm, mit allen Vieren von sich gestreckt.
Wie in Trance löschte Marinette die halb fertige Nachricht aus dem Eingabefeld und tippte stattdessen einen neuen Satz ein.
Der Inhalt war nicht das genaue Gegenteil von dem, was sie eben noch hatte schreiben wollen, aber da auf diesen Satz kein Einwand folgte, deutete er in eine völlig gegensätzliche Richtung.
Ich will es auch.
Diesmal wartete Cat Noir deutlich länger, bis er reagierte.
Eine ganze Minute.
Erst dann schien er es zu wagen, die entscheidende Rückfrage zu stellen.
Bedeutet das, du bist einverstanden?
In ihrem Kopf konnte Marinette seine Stimme hören, mit der er ihr diese Frage stellte.
Und sie hörte das hoffnungsvolle Zittern darin.
Sie wollte ihn nicht auf die Antwort warten lassen, trotzdem hielt sie nun einen Moment inne.
Sie gab ihrer Vernunft die allerletzte Möglichkeit, sie aufzuhalten.
Doch es passierte nichts.
Da war nur noch der übermächtige Wunsch, mit Cat Noir zusammenzuleben. Mit dem Menschen, den sie liebte und der sie liebte und mit dem sie ein Kind erwartete.
Marinette biss sich auf die Unterlippe und lächelte in sich hinein.
Es war viel leichter, als sie es sich vorgestellt hätte.
Cat Noirs Idee war vollkommen verrückt, aber sie war auch der Ausweg, nach dem sie sich so sehr gesehnt hatten; nicht erst jetzt, bei diesem Gespräch, sondern schon seit ihrem allerersten Kuss.
Er hatte sie gefragt, ob sie seinem Vorschlag zustimmte, und die Antwort war klar.
Sie fiel ihr so leicht, dass Marinette es selbst kaum glauben konnte.
War es Mut, was sie so entschlossen die beiden Tasten drücken ließ, oder doch eher Wahnsinn?
Die Antwort war ihr egal.
Mit einem Gefühl von aufgeregter Leichtigkeit schickte sie Cat Noir ihre Antwort.
Ja.
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