26
Marinette hatte sich zurückverwandelt und stand nun reglos in der Mitte ihres dunklen Zimmers.
Sie begegnete Tikkis Blick.
Dieser mitleidige Ausdruck auf ihrem Kwamigesicht ...
Sie konnte ihn mittlerweile nicht mehr ersehen.
Erst recht nicht in dieser Nacht.
»War es das, was du mir nicht sagen konntest?«, fragte sie in die Stille hinein, als sie den Blick abgewandt hatte.
»Ist das auch mit den früheren Miraculous-Trägern passiert, die sich ineinander verliebt haben? Sie haben erkannt, dass eine Beziehung auf diese Art nicht möglich ist?«
»Marinette ...«, sagte Tikki sanft, »Du musst dich jetzt um dein eigenes Leben kümmern. Mach dir keine Gedanken über eure Vorgänger.«
Marinette schniefte und wischte sich eine Träne von der Wange.
»Bitte, ich muss das wissen. Ich muss wissen, ob es unmöglich für Superhelden wie uns ist, eine Beziehung miteinander zu haben, oder ob wir einfach nicht stark und mutig genug waren.«
Tikki kam auf sie zugeflogen und strich ihr mit ihrer Pfote über die Wange.
»Denk so etwas keine Sekunde lang! Du bist unglaublich stark und mutig!
Und diese Nacht hat das nur einmal mehr bewiesen.
Du bist stark genug, um Cat Noir gehen zu lassen und mutig genug, ein normales Leben ohne ihn anzugehen.«
Marinettes Schultern fielen herab und sie vergrub ihr Gesicht in ihrer Hand.
»Es fühlt sich aber nicht so an!«
»Komm, lass uns schlafen.
Und dann gehen wir einen Tag nach dem anderen an. Gemeinsam.«
Tikki flog ein Stück in Richtung Bett und lächelte Marinette sanft.
»Du wirst das schaffen. Ich weiß das.
Du bist Ladybug. Du bist die Hüterin. Und du bist ein ganz besonderer Mensch.
Wenn jemand dieses Leben führen und bewältigen kann, dann bist das du.«
Marinette atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Dann kletterte sie ihr Hochbett hinauf und kroch unter ihre Bettdecke.
Sie sah noch einmal auf ihr Handy.
Schon kurz nach zwei.
Sie öffnete ihre Wecker-App und stellte den Alarm 20 Minuten früher als sonst.
Sie würde so oder so viel zu wenig Schlaf bekommen. Und wenn sie nach dieser Nacht schon in die Schule gehen musste, wollte sie sich wenigstens davor die Zeit nehmen, sich ausführlich zu schminken.
Vor allem ihre Eltern durften ihr nichts ansehen.
Sie ließ sich in die Kissen sinken, schloss die Augen und ließ zu, dass die Müdigkeit ihre Gedanken und Gefühle betäubte.
Kurz bevor sie eingeschlafen war, hörte sie noch Tikkis Stimme neben ihrem Ohr.
»Das ist noch nicht das Ende, Marinette. Du wirst sehen: Dein Leben wird dich noch oft überraschen.
Und du wirst wieder glücklich sein.
Versprochen.«
Tikki behielt recht.
Marinette war stark und unerschrocken, und konzentrierte sich nur auf den Tag, der vor ihr lag.
Sie verbarg ihre dunklen Augenringe unter einer Schicht Make-up und zog ihren Lieblingspulli an, um sich mit einer Extraportion Selbstbewusstsein auszustatten.
Sie band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und trug sogar noch ein wenig Mascara und dezenten Lippenstift auf.
»Machst du das für Adrien?«, fragte Tikki, die sie bei all dem neugierig beobachtete.
Marinette warf ihr einen düsteren Blick zu.
An Adrien wollte sie noch nicht einmal denken.
»Ich tue das für mich. Wenn heute mein Äußeres ablenkt, ist es hoffentlich leichter, mein Inneres zu verstecken.«
»Also hast du nicht vor, heute auf ihn zuzugehen?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf.
Tikki ließ nicht locker.
»Aber du hast es Cat Noir versprochen!«
»Und ich werde mein Versprechen auch halten. Aber nicht heute.
Heute ist mein Ziel, überhaupt erst einmal den Tag zu überstehen.«
»Marinette!«, sagte Alya in einem bewundernden Ton und musterte sie aufmerksam.
Marinette wartete nicht ab, bis ihre beste Freundin damit fertig war, sondern fiel ihr stattdessen um den Hals.
Sie drückte sie an sich.
»Es tut mir leid, Alya! Ich war dir in letzter Zeit keine gute Freundin. Ich hab dir so vieles nicht erzählt.«
Alya erwiderte die Umarmung.
»Schon okay. Du hattest eine schwere Zeit.
Ich versteh das.«
Sie lösten sich voneinander und Marinette sah sie mit einem kleinen aber sehr herzlichen Lächeln an.
»Ich werd dir alles sagen, was du wissen musst. Versprochen!
Und in Zukunft weiche ich dir nicht mehr aus.«
Übermannt von ihren Gefühlen, umarmte sie Alya ein zweites Mal.
»Marinette, du machst mich ja extrem neugierig. Was ist in den letzten Tagen bei dir passiert?«
Marinette hakte sich bei ihr unter und genoss das vertraute Gefühl zwischen ihr und ihrer besten Freundin.
Es war wohl der beste Trost, den sie im Moment bekommen konnte.
»Die Kurz- oder die Langfassung?«
Alya sagte etwas, doch Marinette bekam ihre Antwort schon nicht mehr bewusst mit.
Denn gerade war Adrien ein paar Meter weiter aus dem Auto gestiegen und sah zu ihnen beiden hinüber.
Er erwiderte Marinettes Blick. Und er lächelte sie an.
Nur ganz leicht, aber dafür umso sanfter.
Gegen ihren Willen tauchte das Versprechen in Marinettes Kopf auf.
Sie hatte Cat Noir versprochen, auf Adrien zuzugehen und ein für alle Mal zu klären, was da zwischen ihnen war.
Und obwohl sie sich bis eben noch hundertprozentig sicher gewesen war, dass die Gefühle für ihn verschwunden waren, wurde sie nun unter seinem Blick ein kleinwenig rot.
Schon allein die Vorstellung, mit diesem Vorsatz auf ihn zuzugehen, machte sie nervös.
»Das ist vollkommen lächerlich.«, murmelte sie leise, als Adrien sich endlich abgewandt hatte und ins Schulgebäude ging.
»Was ist lächerlich?«, fragte Alya neben ihr.
Mit einer ruckartigen Kopfbewegung sah Marinette sie wieder an.
»Tut mir leid. Wo waren wir gerade?«
»Du wolltest mir erzählen, was bei dir los war.«
Ihre Freundin sah sie forschend an, hatte aber ein kleines Grinsen im Mundwinkel.
»Ich hab deine Zerstreutheit echt vermisst, Marinette! Wirst du jetzt auch wieder anfangen, ständig über deine eigenen Füße zu stolpern und dich selbst in peinliche Situationen zu bringen?
Das war früher ziemlich unterhaltsam.«
»Wenn du wüsstest ...«, dachte Marinette.
»Ich bin tatsächlich erst am Samstag wieder über meine Füße gestolpert und die Treppe runtergestürzt.«, sagte sie und ging neben ihrer Freundin her in Richtung Schulgebäude.
»Du errätst nie, was mir dabei Peinliches aus der Hand geflogen ist und sich über den ganzen Flurboden verteilt hat ...«
Marinette sagte ihrer besten Freundin über den Schultag verteilt absolut alles, was sie ihr sagen durfte.
Cat Noir, die Beziehung, ihr erstes Mal und die Trennung musste sie natürlich weglassen.
Aber davon abgesehen war sie so ehrlich, wie nur möglich.
Sie erzählte ihr von der Adrien Foto-Kiste und den Vermutungen ihrer Mutter.
Sie gestand ihr, dass Adrien längst von ihrer Trennung von Louis wusste und erzählte ihr von dem Gespräch, das sie am Tag danach mit ihm am Ausgang der Cafeteria geführt hatte - inklusive seiner unangebrachten Reaktion.
Sie erzählte ihr außerdem von dem Abend im Marcos, wo sie mit einem »alten Bekannten« gewesen war, von dem Problem mit ihren Eltern - von der aktuellen Auseinandersetzung vom Wochenende, und von dem Streit, der diesem vor einigen Wochen vorangegangen war.
Und auch solche Details wie ihren Hausarrest, ihre Schwierigkeiten beim Lernen und ihre Müdigkeit teilte Marinette mit ihrer Freundin.
Es fühlte sich schon beinahe zu gut an, endlich so ehrlich zu sein.
Es war wieder wie früher.
Ab jetzt war das einzige Geheimnis zwischen ihnen, dass sie Ladybug war.
Und natürlich das Adrien-Versprechen an Cat Noir.
Wegen des Hausarrestes durfte Marinette nach der Schule nicht noch mehr Zeit mit ihrer besten Freundin verbringen.
Aber das war in Ordnung für sie.
So schön die zurückgekehrte Offenheit zwischen ihr und Alya auch war: Sie hatte noch immer ein geschädigtes Herz, das mit Cat Noirs Verlust umgehen musste.
Und sie rechnete nicht damit, dass das unterschwellige, schmerzhafte Gefühl so bald verschwinden würde.
Nach der letzten Stunde verabschiedete Marinette sich von ihrer Freundin und eilte nach draußen.
In ihrem Kopf war sie bereits mit Planen beschäftigt - halb aus Notwendigkeit, halb um keine Gedanken an Cat Noir zuzulassen.
Wegen des Hausarrestes würde sie die restlichen Weihnachtsgeschenke online bestellen müssen.
Das war schade, denn sie hatte die vorweihnachtlichen Shoppingtouren immer genossen.
Aber das Weihnachtsfest würde sowieso völlig anders werden, als in den vergangenen Jahren.
Und die Onlinebestellung würde ihr die dringend benötigte Zeit verschaffen, die sie in den letzten drei Schultagen vor den Ferien noch zum Lernen und für Hausaufgaben benötigte.
Ob die Geschenke noch rechtzeitig eintreffen würden?
Für Alya und ihre anderen Schulfreunde hatte sie zum Glück schon alles zusammen. Sie würde sie also am Freitag beschenken können.
Und was die noch fehlenden Geschenke anging, die sie bestellen musste: Cat Noir war kurzfristig von der Liste verschwunden. Und auch Adrien stand in diesem Jahr nicht mehr darauf.
Blieben nur noch ihr Opa und ihre Mutter.
Leider hatte sie noch für keinen von ihnen eine Idee.
Gab es irgendein Geschenk, das ausdrückte: »Entschuldige, maman, dass ich dich in der letzten Zeit so viel angelogen und dir so viel Leid zugefügt habe. Ich will ab jetzt wieder ganz brav und lieb sein«?
Marinette war so in Gedanken, dass ihr erst zwei Straßen weiter einfiel, dass sie ihr Englischbuch in ihrem Spind vergessen hatte.
Und sie brauchte es für die Hausaufgabe.
Sie fluchte leise, machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück zur Schule.
Wenn sie keinen Ärger mit ihren Eltern riskieren wollte, musste sie sich nun beeilen.
Mehrere Stufen auf einmal nehmend rannte sie die Treppe zum Schulgebäude hinauf und durchquerte das Foyer.
Alya stand noch mit einigen ihrer Freunde zusammen und als sie ihre beste Freundin sah, rief sie ihr nur grinsend zu: »Buch vergessen?«
Marinette nickte, ohne stehen zu bleiben, und hechtete weiter, die Empore hinauf bis zum Umkleideraum mit den Spinden.
Sie riss die Tür auf - und blieb stocksteif stehen.
Adrien stand direkt vor ihr.
Überrascht sah er sie an.
»Marinette.«, sagte er. Dann nichts weiter.
Sie standen sich stumm gegenüber und erwiderten den Blick des anderen.
Gegen ihren Willen spürte Marinette schon wieder die Hitze in ihr Gesicht steigen.
Es war lächerlich. Und absurd.
Warum brachte ausgerechnet dieses Versprechen an Cat Noir sie dazu, in Adriens Gegenwart wieder nervös zu werden?
All das hatte doch hinter ihr gelegen.
Die Nervosität.
Die Sprachlosigkeit.
Das Rotwerden.
Aber jetzt, wo eine potenzielle Annäherung mit ihm bevorstand, kam all das zurück?
Einfach nur lächerlich und absurd.
»Hättest du einen Moment Zeit?«, fragte Adrien, als sie sich schon mehrere Sekunden reglos gegenübergestanden hatten.
Auch er wirkte nervös, und für ihn war das im Gegensatz zu ihr völlig untypisch.
»Ich hab mich noch gar nicht bei dir entschuldigt.«, redete er weiter. »Für ... mein Verhalten neulich.«
»Ich hab gerade keine Zeit,«, erwiderte sie hastig, »aber du musst dich auch nicht entschuldigen. Alles gut.«
»Verstehe.«
Er senkte den Blick und machte einen Schritt zur Seite, um sie durchzulassen.
Sie konnte ihm ansehen, dass er enttäuscht war.
Oder sogar verletzt?
Der Zeitdruck drängte sie zum Weitergehen, doch etwas in ihr konnte ihn nicht einfach so stehen lassen.
Erst recht nicht mit dem Versprechen an Cat Noir im Hinterkopf.
»Das ist nicht nur eine Ausrede, falls du das jetzt denkst.«, sagte sie.
Adrien hob den Kopf wieder und sie lächelte ihn an.
»Wir können gern mal wieder reden. Nur im Moment ist es gerade schlecht. Ich hab Hausarrest und muss schon in zwanzig Minuten Zuhause sein.«
Zögerlich erwiderte er das Lächeln.
»Dann will ich dich nicht aufhalten.«, sagte er.
Sie wandte sich ab, ging hastig zu ihrem Spind hinüber und holte das Englischbuch heraus.
Als sie zurück nach draußen rennen wollte, lief sie im Flur an Adrien vorbei, der ebenfalls auf dem Weg nach draußen war.
Sie lächelte ihm noch einmal flüchtig zu und war schon fast an der Treppe, als er ihren Namen rief.
»Marinette!«
Noch im Laufen drehte sie sich zu ihm um - ein Fehler, wie sie eine halbe Sekunde später erkannte.
Sie stolperte über ihre Füße, geriet ins Straucheln und stürzte.
Es gab ein hässliches, dumpfes Geräusch, als sie der Länge nach auf dem Boden aufschlug.
So also hörte es sich an, wenn man spontan seine gesamte Würde und Selbstachtung verlor.
»Marinette!«, rief Adrien noch einmal, diesmal mit deutlicher Sorge in der Stimme.
Sie konnte hören, wie er auf sie zu gestützt kam.
Marinette presste die Augen fest zusammen und rührte sich nicht.
Es war nicht so, dass irgendwelche Schmerzen oder Verletzungen sie vom Aufstehen abhielten.
Sie wollte schlicht nicht aufstehen.
Nie wieder.
»Marinette, hast du dir wehgetan?«
Adrien war bei ihr angekommen und hatte sich neben sie gekniet. Mit noch immer fest zusammengepressten Augen schüttelte sie den Kopf - den Kopf, der mittlerweile hochrot aussehen musste.
»Kannst du aufstehen?«, fragte er und sie spürte seine Berührung an ihrer Schulter.
»Lass mich einfach hier liegen.«, erwiderte Marinette in einem gequälten Ton.
Als er nichts sagte, öffnete sie zögerlich ihr linkes Auge und sah zu ihm auf.
Er hatte die Lippen fest zusammengepresst, als müsste er sich das Lachen verkneifen.
»Sagst du mir bitte, ob du verletzt bist?«, bat er sie und als sie leicht mit dem Kopf schüttelte, ließ er endlich das Grinsen auf seinem Gesicht zu.
»Darf ich dir dann aufhelfen?«
Er streckte ihr seine Hand entgegen.
»Das war mein Ernst.«, erwiderte sie. »Lass mich einfach hier liegen.«
»Das kann ich unmöglich tun.
Jemand könnte über dich stolpern und sich ernsthaft verletzen.«
Sein trockener Tonfall ließ auch auf ihrem Gesicht ein kleines, verlegenes Grinsen erscheinen.
Sie griff nach seiner Hand und er zog sie nach oben.
Sobald sie stand, versuchte sie, seinem Blick auszuweichen und ihre geröteten Wangen hinter ihren Händen zu verstecken, doch es war längst zu spät dafür.
Zumindest wurde es ein kleinwenig leichter, als er aufhörte zu grinsen und sein Gesichtsausdruck ernster wurde.
Er sah an ihr vorbei.
»Du hattest echt Glück, dass du nicht die Treppe runter gestürzt bist.«
Sie sah hinter sich. Tatsächlich war es nur ein halber Meter bis zur obersten Stufe gewesen.
»Ich bin froh, dass es dir gut geht.«
Sie drehte sich wieder zu Adrien herum.
Sichtlich erleichtert lächelte er sie an.
»Tut mir leid, dass ich gerufen hab. Ich hab nicht gedacht, dass du stürzen würdest.«
»Naja, für gewöhnlich rechnet man bei einer Person in meinem Alter damit, dass sie halbwegs sicher laufen kann.
Man kann dir also unmöglich einen Vorwurf machen.«
Langsam, ganz langsam, floss das Blut aus Marinettes Wangen in den Rest ihres Körpers zurück.
»Ich sollte mich trotzdem vergewissern, dass du sicher nach Hause kommst. Darf ich dich mitnehmen?«
»Mitnehmen?«
»Deshalb hab ich dich eigentlich gerufen. Da du es so eilige hattest, wollte ich fragen, ob ich dich im Auto mitnehmen soll.
Damit du nicht zu spät kommst.«
Sie wollte schon dankend ablehnen, als er noch hinzufügte: »Ich wäre beinahe dafür verantwortlich gewesen, dass du im Krankenhaus landest. Also lass mich das gegen mein schlechtes Gewissen tun, ja?«
Sie nickte.
Ihr Zeitgefühl sagte ihr, dass sie schon zu lang mit ihm geredet hatte, um es ohne seine Hilfe noch rechtzeitig nach Hause zu schaffen.
Adrien machte einen Schritt auf die Treppe zu und Marinette wollte ihm folgen.
Doch etwas kam dazwischen. Ein stechender Schmerz in ihrem Knöchel.
Sie sog scharf die Luft ein und Adrien fuhr zu ihr herum.
»Du hast dich doch verletzt!«
»Alles gut. Ich hab mir nur ein wenig den Knöchel verdreht.«
Seine schuldbewusste Mine war Marinette unangenehm und sie wandte den Blick ab.
Sie griff nach dem Treppengeländer.
»Soll ich dich ... tragen?«, fragte Adrien.
Sie spürte die Hitze zurück in ihre Wangen schießen.
So weit kam es noch!
»Nein!«, sagte sie laut und schnell - etwas zu laut und zu schnell.
»Es geht schon.«, schob sie in normaler Lautstärke hinterher.
Dann presste sie fest die Lippen aufeinander, um nicht das Gesicht zu verziehen, und hinkte die erste Treppenstufe hinab.
»Dann lass mich dir wenigstens helfen.«
Adrien packte sie am Unterarm, um sie zu stützen.
Sie wollte ihn abschütteln, doch als sie zu ihm aufsah, hielt sie sein besorgter, schuldbewusster Blick davon ab.
Sie hatte ganz vergessen, wie schwer es war, gegen seine traurigen, grünen Augen anzukommen.
Sie unterbrach den Blickkontakt wieder und sah stattdessen auf das Ende der Treppe hinab.
Das würde ein langer - ein sehr langer - Abstieg werden.
Und das nicht nur wegen ihres schmerzenden Knöchels.
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