22

Marinette spürte es sofort, als sie die Wohnung ihrer Familie betrat.
Etwas lag in der Luft.
Ihre Mutter stand in der Küche und machte gerade die letzten Handgriffe für das Abendessen. Sie musste das Eintreffen ihrer Tochter bemerkt haben, aber sie drehte sich nicht zu ihr um.
»Ich bin zurück.«, sagte Marinette und ging in Richtung Treppe.
»Ich bringe schnell meine Schulsachen nach oben. Dann helfe ich dir.«
»Setz dich hin!«
Die Stimme ihrer Mutter klang vollkommen fremd.
Hart und gepresst.
Das ungute Gefühl in Marinettes Innern nahm weiter zu. Sie überlegte, ob sie sich für die verpassten Anrufe entschuldigen sollte, doch ihr Gefühl riet ihr, den Mund zu halten.
Sie ließ ihren Stoffbeutel auf der untersten Treppenstufe stehen und ging hinüber zum Esstisch.
Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her.

Nach ein paar Minuten kam endlich ihr Vater durch die Tür. Als er Marinette erblickte, hielt er einen Moment in der Bewegung inne.
Dann wandte er den Blick ab, warf die Tür ins Schloss und setzte sich stumm neben sie an den Tisch.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war steinhart. Und es machte Marinette regelrecht Angst.
Was war hier los?
Ihre Mutter kam ebenfalls an den Tisch und ließ sich mit gesenktem Kopf auf ihren Stuhl sinken. Als sie nach dem Löffel griff, um den Auflauf zu verteilen, zitterte ihre Hand.
Und dann schluchzte sie auf einmal auf.
Marinette sah, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und sie spürte einen heftigen, schmerzhaften Stich in ihrem Herzen.
So hatte sie ihre Mutter noch nie gesehen.
»Maman ...«, sagte sie leise und legte die Hand auf den Unterarm ihrer Mutter.
Sie zuckte unter der Berührung zusammen.
Nach Hilfe suchend sah Marinette ihren Vater an, doch er erwiderte noch nicht einmal ihren Blick.
Hatten die beiden sich gestritten? So richtig schlimm?
Ein schreckliches Wort tauchte in Marinettes Kopf auf.
Scheidung.

Nein! Das konnte nicht sein!
Die beiden waren das glücklichste und harmonischste Paar, das sie kannte. Sie brachten sich ständig gegenseitig zum lachen und gingen unheimlich süß und liebevoll miteinander um. Und selbst nach so vielen Jahre Ehe führten sie sich manchmal noch wie verliebte Teenager auf!
Sie konnte sich unmöglich so schlimm verkracht haben.
Aber was war es dann?
War jemand gestorben?

Ruckartig erhob sich ihre Mutter von ihrem Stuhl.
»Ich kann das jetzt nicht.«, sagte sie und ihrer Stimme waren die Tränen anzuhören.
Fluchtartig verließ sie den Raum.
Marinette sah ihr nach und wechselte dann mit ihrem Blick wieder zu ihrem Vater. Er hielt den Kopf noch immer gesenkt.
»Papa, was ist hier los?«
Seine Hände, die links und rechts von seinem Teller lagen, ballten sich zu Fäusten.
»Verrate du es mir!«, erwiderte er mit einem deutlichen Knurren in der Stimme.
Marinette war verwirrt. Und sie hatte Angst.
»Ich weiß es nicht.«
Ihre Stimme klang zittrig.
»Bitte, sag mir, was los ist! Warum weint maman?«
»Deinetwegen, Marinette!«
Jetzt endlich erwiderte ihr Vater ihren Blick.
In seinen Augen stand eine Wut, die sie noch nie darin gesehen hatte.
Und tiefe Traurigkeit.
»M...meinetwegen?«, stotterte sie. »Was habe ich denn getan?«
»Unser Vertrauen missbraucht. Schon wieder
»Geht es um die verpassten Anrufe? Es tut mir wirklich leid! Ich hatte mein Handy auf lautlos gestellt, um beim Lernen nicht davon abgelenkt zu werden.«
»Lüg uns nicht schon wieder an!«, donnerte ihr Vater und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Marinette zuckte am ganzen Leib zusammen.
Sie spürte, wie sie zu zittern begann.
Sie wollte etwas erwidern, bekam aber kein einziges Wort mehr zustande.

»Wo warst du heute?«
Die Stimme ihres Vaters war weniger laut als zuvor, aber dafür deutlich trauriger. Und enttäuschter.
Es war fast noch schlimmer.
»Wo du gestern Nacht warst, wissen wir schon. Aber wo warst du heute
Marinette wurde auf einen Schlag schlecht und ihr Blick verschwamm.
Das konnte unmöglich gerade passieren!

Wie durch Watte hindurch hörte sie ihren Vater weiterreden.
»Ich habe immer mit dir angegeben. Weil du so eine vorbildliche Tochter warst und wir so eine offene, ehrliche Beziehung hatten.
Jetzt lässt du uns für diese Naivität büßen.«
Er erhob sich von seinem Stuhl.
»War es das wert? War es das wert, dass dafür jegliches Vertrauen zwischen uns zerstört wird?«
Eine Träne lief Marinettes Wange hinab und sie schaffte es nicht, den Kopf zu heben.
Sie hörte, wie ihr Vater den Raum verließ und die Treppe zur Bäckerei nach unten stapfte.

Marinette schluckte und wischte sich die Tränen von der Wange. Dann griff sie mit zittrigen Fingern nach ihrem Handy. Sie rief Alya an.
Ihre Freundin hob schon nach dem ersten Klingeln ab.
»Marinette! Ich bin so froh, dass du dich meldest! Ist alles in Ordnung bei dir?«
»Was ist passiert?«, fragte sie, ohne Alyas Frage zu beantworten.
»Meine Eltern sind unheimlich wütend, und ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist.«
Sie kam kaum gegen das Zittern in ihrer Stimme an.
»Es tut mir so leid! Ich habe noch versucht, eine Ausrede zu finden, aber sie haben mir nicht geglaubt.«
»Was ist passiert?«, fragte Marinette noch einmal.
»Ich konnte dich über dein Handy nicht erreichen, deshalb bin ich vorbeigekommen. Ich habe geklingelt, aber es hat niemand aufgemacht. Also habe ich deine Eltern gefragt, ob sie mir sagen können, wo du bist.
Sie meinten, dass du eigentlich bei mir zum Lernen sein solltest.
Deine Mutter ist ganz blass geworden und hat so etwas gesagt, wie »Nicht schon wieder!«. Dann ist sie aus der Bäckerei gestürmt; nach oben in eure Wohnung.«
Marinette schloss die Augen.
Das war schlimm.
Aber es erklärte noch immer nicht, woher sie von letzter Nacht wussten.
Sie waren den ganzen Abend bei einer Theateraufführung gewesen – nur deswegen hatte Marinette es gewagt, so lang unterwegs zu sein.
Hatten sie womöglich in ihr Zimmer geschaut, als sie zurückgekehrt waren? Aber warum hatten sie dann heute Morgen noch nichts gesagt?
Warum waren sie erst jetzt so wütend?
»Es tut mir so leid.«, sagte Alya noch einmal. »Ich wusste doch nicht, dass du mich als Ausrede benutzt hast!«
»Schon okay.«, sagte Marinette abwesend. »Wir sehen uns am Montag.«
Sie legte auf, ohne Alyas Erwiderung abzuwarten.

Sie begegnete Tikkis Blick.
Ihr Kwami hatte schon wieder diesen traurigen, mitfühlenden Ausdruck auf dem Gesicht. Und wieder schien sie keinen Rat parat zu haben, mit dem sie ihr weiterhelfen konnte.
Marinette erhob sich von ihrem Stuhl.
Sie hatte nur eine Möglichkeit: Sie musste mit ihrer Mutter reden.
Nur so würde sie erfahren, an welcher Stelle sie mal wieder einen katastrophalen Fehler begangen hatte.

Marinette klopfte an die Schlafzimmertür ihrer Eltern.
Als keine Antwort kam, öffnete sie vorsichtig die Tür und sah hinein.
Ihre Mutter saß auf der Bettkante und starrte auf etwas hinab, das auf ihrem Schoß lag.
Marinette erkannte ihr rotes Kleid.
Das Kleid, das sie letzte Nacht getragen hatte.
»Maman?«
Sie schloss die Tür hinter sich und trat an ihre Mutter heran. Sie reagierte nicht.
»Maman?«, sagte sie noch einmal und setzte sich mit etwas Abstand neben sie auf das Bett.
»Es tut mir leid. Ich ... wollte nicht lügen.«
Jetzt hob ihre Mutter den Kopf und ihre geröteten Augen versetzten Marinette wieder einen schmerzhaften Stich.
»Wie oft?«, fragte ihre Mutter mit tonloser Stimme. »Wie oft hast du uns in den vergangenen Wochen angelogen?«
Sie wollte antworten, konnte aber nicht.
»Bist du so gut darin, oder sind dein Vater und ich einfach zu blind, um es zu bemerken?«, stellte ihre Mutter die nächste Frage.
»Seit dieser einen Nacht, als du verschwunden warst, haben wir besonders darauf geachtet. Wir wussten, dass wir dir nicht mehr hundertprozentig vertrauen können. Aber du hast uns wieder an der Nase herumgeführt.
Selbst jetzt, wo ich das weiß, erkenne ich es nicht.«
Mit einem abwesenden Blick sah sie an Marinette vorbei.
»Ich zerbreche mir den Kopf, ob es irgendwelche Anzeichen gab, aber ich sehe es immer noch nicht. Du warst absolut überzeugend.
Sowohl dein Vater als auch ich haben dir deine angebliche Offenheit komplett abgekauft.
Macht dich das stolz? Bist du stolz darauf, uns so überzeugend etwas vorgemacht zu haben?«
Marinette liefen schon wieder die Tränen über die Wangen.
»Was ist passiert, nachdem Alya hier war?«, fragte sie mit erstickter Stimme. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung sah ihre Mutter sie wieder an.
»Das willst du unbedingt wissen, oder? Wie wir dahinter gekommen sind.«
Marinette konnte nicht sagen, was ihr mehr wehtat.
Der Blick oder die Worte ihrer Mutter.
Immer mehr Tränen liefen ihre Wangen hinab.
»Na schön. Ich verrate es dir.«, redete ihre Mutter weiter. »Ich bin in dein Zimmer gegangen und habe nach Hinweisen gesucht, wo du diesmal stecken könntest. Und da hab ich das hier gefunden.«
Sie hob das Kleid auf ihrem Schoß ein Stück an.
»Und deine Tasche mit der Eintrittskarte.«
Marinette suchte in ihrem Kopf nach einer Erwiderung – irgendetwas, das sie sagen konnte, um die Situation besser zu machen.
Doch da gab es nichts.

Als ihre Mutter weitersprach, klang auch ihre Stimme nach Tränen und Verzweiflung.
»Ich erkenne dich überhaupt nicht wieder! Seit wann trägst du solche Sachen?«
Sie streckte ihr das rote Kleid entgegen.
Das rote, extrem enge Kleid mit dem weiten V-Ausschnitt.
»Und was ist das für ein Klub, in dem du gestern warst?«
Marinette antwortete mit leiser, schwacher Stimme.
»Ein ganz normaler Klub, in dem man tanzt und Spaß hat.«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
»Wenn es einfach nur ganz normaler Klub wäre, hättest du uns fragen können. Wir hätten es dir wahrscheinlich sogar erlaubt.
Aber warum lügst du uns an und behauptest, den ganzen Abend zuhause gewesen zu sein?«
Sie antwortete nicht.
»Hat es damit zu tun, mit wem du dort warst?
Und lüg mich jetzt nicht wieder an! Ich weiß genau, dass Alya nicht dabei war!
Und laut deinem Konto hast du zwei Eintrittskarten gekauft.«
Marinette wurde wieder schwindelig.
Ihre Eltern hatten ihr Konto überprüft?
»Sag mir, mit wem du dort warst!«
Die Stimme ihrer Mutter klang mittlerweile eher wie ein Kreischen.
»Für wen ziehst du dich so an?«
Marinette presste die Lippen aufeinander. Was auch immer sie jetzt antwortete: Es würde die Situation nur schlimmer machen.
Also wich sie einer Antwort aus.
»Es tut mir leid, dass ich es euch nicht gesagt habe. Ich dachte, ihr würdet es mir verbieten.«

Ihre Mutter stieß ein Schluchzen aus.
»Wie konntest du nur?«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
»Du wusstest doch, wie schlimm es das letzte Mal für uns war, als wir nicht wussten, wo du warst.
Und du hattest uns versprochen, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.
Wie sollen wir dir jemals wieder vertrauen?«
Marinette hatte keine Antwort darauf. Nur eine schwache, halbwahre Erwiderung.
»Ich wollte nicht, dass ihr euch wieder Sorgen macht. Und es gab ja auch keinen Grund dazu! Ich war nicht allein unterwegs und ich habe mich auch nicht in Gefahr gebracht.
Es war einfach nur ein Abend mit ein paar Freunden.«
»Also war das die einzige Sache, bei der du uns angelogen hast?
Was ist mit heute? Wo warst du, als du angeblich bei Alya zum Lernen sein wolltest?«
»Ich habe gelernt.«, beteuerte Marinette. »Nur eben alleine. Ich habt das letzte Mal so einen Aufstand gemacht, als ich allein unterwegs war. Deshalb habe ich es nicht gesagt.
Ihr solltet euch nicht wegen einer Sache Sorgen machen, die nichts zu bedeuten hat.«
»Aber genau deswegen machen wir uns doch Sorgen! Noch viel mehr als vorher.
Wir haben nicht die leiseste Ahnung, was in deinem Leben vor sich geht!
Wir wissen nicht, was du tust oder wie es dir geht, wo und mit wem du deine Zeit verbringst.«
»Bitte, manan! Sei deswegen nicht so wütend!
Ich bin 17. Es ist doch normal, dass ich meinen Eltern nicht jedes Detail über mein Leben sage.«
»Und woher sollen wir bei all den Lügen noch wissen, was stimmt?
Woher sollen wir wissen, dass du nicht in Schwierigkeiten steckst?
Woher sollen wir wissen, dass du dir nichts antust, wenn du mal wieder allein unterwegs bist?«
»Warum sollte ich mir denn etwas antun? Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben! Das habe ich dir doch heute erst gesagt.«
Ihre Mutter senkte den Kopf.
»Ich habe keine Ahnung, was ich dir noch glauben soll.
Ich ... ich habe solche Angst, dich zu verlieren!«
Sie vergrub das Gesicht in den Händen und begann bitterlich zu weinen.
Marinette hielt es kaum noch aus.
Sie schlang die Arme um ihre Mutter und presste ihr eigenes tränenüberströmtes Gesicht an ihre Schulter.
»Du wirst mich nicht verlieren! Ich bin hier! Und es geht mir gut.«

Mehrere Minuten saßen sie so auf der Bettkante und Marinette hielt ihre Mutter im Arm.
Schließlich hob ihre Mutter den Kopf und erwiderte aus geröteten Augen ihren Blick.
»Warum hast du heute die Bilder von Adrien weggeschmissen?«, fragte sie. Ihre Stimme klang wieder deutlich beherrschter.
»Hab ich doch schon gesagt. Ich habe sie zufällig wiedergefunden.«
»Also hat er dir nicht das Herz gebrochen?«
Marinette schüttelte den Kopf.
»Als ich gesagt habe, dass ich glücklich bin, war das die volle Wahrheit. Ich schwöre es.«
»Und was ist mit dem Kleid? Und mit dem ganzen Geld, dass du in den letzten Tagen ausgegeben hast?«
»Das ist nur ein Kleid. Es hat nichts zu bedeuten.
Und das Geld habe ich für neue Klamotten und Weihnachtsgeschenke ausgegeben.«
Ihre Mutter hob die Hand und streichelte ihr über die Wange.
Ihr Blick war traurig.
»Du hast dich so sehr verändert! Du warst früher immer so sparsam. Und du hattest keine Probleme damit, uns zu sagen, was du so machst.
Was haben wir getan, dass du so vieles vor uns verheimlichst?«
»Es liegt nicht an euch.«, erwiderte Marinette mit belegter Stimme. »Manchmal kann ich euch einfach nicht sagen, was los ist! Aber das bedeutet nicht, dass ihr euch Sorgen um mich machen müsst.
Wenn ich ein ernsthaftes Problem habe, werde ich immer zu euch kommen.
Ihr seid meine Eltern und ich liebe euch!«
»Und wir lieben dich, Marinette.
Aber vertrauen können wir dir leider im Moment nicht mehr. Das verstehst du, oder?«
Marinette senkte den Blick und nickte.
Sie hatte einen dicken Kloß im Hals.
»Dein Vater und ich müssen noch in aller Ruhe bereden, was das jetzt für Folgen hat. Bis auf Weiteres bleibst du erst einmal Zuhause.«
Sie nickte wieder.
»Geh jetzt.«, sagte ihre Mutter.
Sie hielt ihr das rote Kleid hin und Marinette griff danach.
Als sie das Schlafzimmer verließ, wurden ihre Augen wieder feucht und als sie in ihrem Zimmer angekommen war, begann sie erneut zu weinen.

Mit erstickter Stimme forderte sie ihr Kwami auf, sie zu verwandeln. Tikki fragte noch erschrocken: »Was tust du?«, dann war sie in ihren Ohrringen verschwunden.
Marinette ließ sich auf ihr Sofa sinken und griff nach ihrem Bugphone.
Mit zittrigen Fingern rief sie Cat Noir an.
Er nahm nicht ab.
Sie hinterließ ihm eine Nachricht auf der Mailbox.
»Cat, ich ... ich brauche dich.«
Sie kam kaum gegen die Tränen in ihrer Stimme an.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ... es ist alles kaputt. So schlimm war es noch nie.
Bitte, melde dich!«
Sie schluchzte auf und beendete schnell den Anruf.
Dann ließ sie sich auf dem Sofa niedersinken, krümmte sich zusammen und ließ den Tränen freien Lauf.

Wie hatte sich in so kurzer Zeit alles ändern können? Wie hatte nach dieser Nacht – der schönsten Nacht ihres Leben – auf einmal alles in sich zusammenbrechen können?
Die Beziehung zu ihren Eltern lag komplett in Trümmern und ihr Zuhause hatte jegliches Gefühl von Geborgenheit verloren.
War das ein Fluch?
War ihre Beziehung zu Cat Noir verflucht?
Musste sie das Glück mit ihm mit Schmerz und Verlust in ihrem Alltag bezahlen?
Bedeutete, mit ihm zusammen zu sein, dass sie den anderen Menschen in ihrem Leben wehtat und sie verletzte?

Noch nie zuvor hatte Marinette es so sehr gehasst zu einem Leben voller Lügen verdammt zu sein.
Es war einfach zu viel.
Sie hatte das Gefühl, keine einzige weitere Lüge mehr zu ertragen.
Sie konnte das den Menschen, die sie liebte, nicht länger antun!
Ihre Mutter, ihr Vater, Alya – keiner von ihnen hatte es verdient, von ihr so behandelt zu werden.
Sie hatten recht, wenn sie ihr nicht vertrauten.
Sie hatte ihr Vertrauen nicht verdient.
Sie war eine furchtbare Tochter. Eine furchtbare Freundin.

Und an diesem Punkt konnte sie es auch nicht mehr nur auf ihr Miraculous und ihre Rolle als Ladybug schieben.
Sie war schon seit mehreren Jahren Ladybug und es hatte immer irgendwie funktioniert. Die vereinzelten Lügen waren in Ordnung gewesen.
Aber seit sie mit Cat Noir zusammen war, war alles an ihrem Leben eine Lüge.
Fast jedes Wort, das Marinette nun zu ihnen sagte, war gelogen.
Sie machte ihnen in jeder einzelnen Sekunde etwas vor, in der sie bei ihnen war.

»War es das wert?«, hatte ihr Vater sie gefragt.
»War es das wert, dass dafür jegliches Vertrauen zwischen uns zerstört wird?«
Marinette versuchte verzweifelt, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Doch sie wusste es einfach nicht mehr.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top