19

Als Marinette endlich durch die breiten Eingangstüren ins Innere des Klubs trat, atmete sie erleichtert auf.
Es machte vermutlich keinen Unterschied, doch sie war froh, von der Straße weg zu sein.
Die Musik, die mit jedem Schritt lauter wurde, hatte etwas Einladendes an sich und zusammen mit der Wärme des Raumes hüllte es sie ein und gab ihr ein gutes Gefühl.
Erst, als sie den Eingangsbereich hinter sich gelassen hatte und den ersten Saal betrat, fiel ihr etwas auf.
Es gab ein weiteres furchtbares Szenario für diesen Abend: Dass sie Cat Noir nicht wiederfand.
Sie hatten sich nicht genau abgesprochen, hatten keinen Treffpunkt ausgemacht, für den Fall, dass sie sich verloren.
Marinette sah sich hektisch um.
Das waren so viele Menschen!
Sie suchte nach Cat Noirs blonden Haaren, doch es schien absolut aussichtslos. Wenn er seine schwarzen Katzenohren gehabt hätte, wäre es vielleicht möglich gewesen, aber so ...
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Ausblick zu haben, doch sie spürte bereits, wie das Unbehagen und die Angst zurückkehrten.
Sie konnte ihn nicht anrufen, konnte ihm keine Nachricht schreiben und sie konnte auch nicht seinen Namen rufen - ganz davon abgesehen, dass die Musik sowieso viel zu laut dafür war.
Sie hatte absolut keine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Nicht, solange sie nicht verwandelt war.
Sollte sie vielleicht zur Toilette gehen und sich dort in einer Kabine verwandeln?
Nein, das war keine Option. Es würde jemand mitbekommen und dann würde genau das passieren, was sie sich vor wenigen Minuten noch als Katastrophe ausgemalt hatte.
Aber was sollte sie dann tun?
Noch immer sprang ihr Blick über die Menge und suchte verzweifelt nach etwas Vertrautem.
Stattdessen begegneten ihr mehr als ein männliches Augenpaar, das sie musterte.
Ihr Unbehagen nahm weiter zu.

Plötzlich spürte Marinette eine Berührung an ihrer Taille und mit einem Aufschrei fuhr sie herum.
Sie begegnete Cat Noirs halb erschrockenem halb schuldbewusstem Blick. Sobald die Information bei ihrem Kopf angekommen war, reagierte ihr Körper und sie fiel sie ihm um den Hals.
Sie presste sich an ihn und seine starken Arme schlossen sich um sie.
Die Erleichterung rollte über sie hinweg.
Eine vereinzelte Träne kullerte ihre Wange hinab.
Die Blicke der umstehenden Leute bekam sie mit, doch es war ihr völlig egal. Sie war einfach nur froh, wieder bei ihm zu sein.
Sie wollte es ihm gern sagen – wollte ihm zuflüstern, dass er sie nie wieder loslassen sollte – doch sie hielt ihre Lippen geschlossen.
Cat Noir schien sie trotzdem zu verstehen.
Er hielt sie weiter.
Mehrere Minuten standen sie einfach nur da und pressten sich aneinander.

Als Marinette Cat Noir auf die Tanzfläche folgte, mischte sich ihr lauter Herzschlag in das rhythmische Wummern der Lautsprecher.
Sie hatte sich noch nie so gefühlt.
Irgendwie aufgedreht, aber gleichzeitig von einer tiefen, inneren Ruhe erfüllt.
Leicht zittrig von der Anspannung, doch frei von jeder Angst oder Unsicherheit.
Wie im Taumel und doch völlig klar und wachsam.

Obwohl die verschiedensten Eindrücke auf sie einstürmten, war sie nicht überfordert. Sie genoss die vielen Details.
Cat Noirs Hand, die ihre fest umschlossen hielt.
Sein Blick, wenn er sich alle paar Sekunden zu ihr umdrehte, um zu kontrollieren, ob sie noch hinter ihm war.
Die flackernden Lichter, die über sein Gesicht, seine Haare und seinen Rücken tanzten.
Dazu die vielen Menschen um sie herum, die sich alle unterschiedlich bewegten, und doch im Einklang.
Die Musik schien wie ein Puppenspieler an ihren Fäden zu ziehen und sie zu einer großen, homogenen Masse zu verschmelzen.
Und als Cat Noir stehen blieb und Marinette an sich zog, wurden sie ein Teil davon.
Sie gingen darin unter.
Zwei weitere, maskierte Unbekannte.

Marinette schloss die Augen und reckte ihr Gesicht den zuckenden Lichtern entgegen.
Cat Noirs Hände folgten den Bewegungen ihrer Hüfte und sie hatte keine Ahnung, warum das Blut in ihren Adern nicht binnen kürzester Zeit verdampft war.
Schon ohne Cat Noirs Berührung hätten die heiße, stickige Luft und der Tanz sie innerlich zum Kochen gebracht.
Doch seine Hände auf ihrem Körper gaben ihr den Rest.
Sie verglühte.

Obwohl sie wusste, dass es die ganze Sache nur schlimmer machen würde, öffnete sie die Augen und sah Cat Noir an.
Auch sein Blick loderte.
Wie glühende Kohlen leuchteten seine grünen Augen aus seiner schwarzen Maske hervor.
Marinette war wie hypnotisiert davon.
Und sie konnte nicht sagen, ob sein Blick sie vor dem Zerbersten bewahrte, oder ob er sie endgültig über die Kante stieß.

Die Musik veränderte sich.
Die Leute um sie herum wechselten.
Doch Marinette und Cat Noir tanzten immer weiter.
Bis auf zwei kleine Pausen, in denen sie sich etwas Zutrinken holten, waren sie ununterbrochen auf der Tanzfläche.
Sie wussten beide, dass sie die Möglichkeit dazu nicht so bald wieder bekommen würden und kosteten jede Minute aus.
Außerdem konnten sie nicht mit ihren Mündern kommunizieren. Also benutzten sie dazu ihre Körper.

Das heftige Knistern und Glühen zwischen ihnen verschwand niemals. Und trotzdem – oder wohl eher genau deswegen – hatten sie sich seit dem Betreten des Klubs noch kein einziges Mal geküsst.
Sie schienen beide zu spüren, dass ein Kuss zu viel gewesen wäre; dass es das Ziehen und Reißen zwischen ihnen unerträglich gemacht hätte.
Schon ihre Körper so eng beieinander fühlte sich an wie ein Balanceakt auf einem sehr schmalen Grat.
Sie waren nur eine hauchfeine Berührung ihrer Lippen davon entfernt, endgültig aneinander zu verglühen.

Die Nacht war schon weit fortgeschritten.
Nicht ihr Zeitgefühl sagte das Marinette, sondern die veränderte Atmosphäre im Klub.
Es waren weniger Menschen mit ihnen auf der Tanzfläche und die Musik war schon seit einer Weile deutlich ruhiger.
Sie und Cat Noir hielten sich noch immer eng umschlungen und wiegten sich im Takt der Musik hin und her.
Irgendwann wurden ihre Bewegungen langsamer.
Noch langsamer, als es die ruhige, gefühlvolle Musik aus den Lautsprecherboxen vorgab.
So langsam, dass sie schon beinahe stillstanden.
Und schließlich war es tatsächlich Stillstand.

Marinette hob den Kopf von Cat Noirs Brust und sah zu ihm hinauf. Sein Blick war schon wieder so voller Liebe, dass es ihr beinahe das Herz zerriss.
Mit seinen Lippen formte er stumm den Namen, unter dem er sie kannte. »Ladybug.«
Dann nahm er ihren Kopf in beide Hände, lehnte sich zu ihr hinab und küsste sie.
Der Kuss war noch sehnsuchtsvoller, als Marinette es sich vorgestellt hatte.
Im gleichen Maße schön wie qualvoll.
Cat Noir wirkte wie ein Verdurstender, der einen Schluck Meerwasser trank – für einen Moment befriedigt, doch danach noch viel durstiger als vorher.
Als er ihre Lippen wieder freigab, konnte sie es in seinen Augen sehen.
Er wollte sie sofort noch einmal küssen, doch die Gewissheit, dass es niemals genug sein würde, ließ ihn verharren.
Stattdessen wandte er den Kopf und sah hinüber zum Ausgang des Klubs.
Marinette nickte ganz leicht, als er sie wieder ansah, und er griff nach ihrer Hand.
Sie holten noch ihren Mantel und seine Lederjacke, dann verließen sie gemeinsam den Klub.

Die frische, kalte Nachtluft traf auf ihre erhitzten Gesichter und genau gleichzeitig seufzten sie beide leise auf.
Sie wechselten einen Blick, lächelten sich an und machten sich auf den Weg zur Metro-Haltestelle.
Obwohl sie stundenlang miteinander getanzt hatten, spürte Marinette keine Erschöpfung. In dieser Nacht gab es keinen Platz dafür.
Sie war zu außergewöhnlich.
Zu kostbar.

Während sie auf den Zug warteten, konnte Marinette nicht stillstehen.
Mit einem Lächeln löste sie sich von Cat Noir und machte ein paar Schritte zur Seite, bis sie genau mittig zwischen den beiden Gleisen stand.
Dann breitete sie die Arme aus, reckte ihr Gesicht in die Höhe und begann sich um die eigene Achse zu drehen.
Immer schneller und schneller drehte sie sich, bis die U-Bahn-Station nur noch ein unkenntlicher, mehrfarbiger Streifen war, der an ihr vorbeiflog.
Das war die eine Sache, die sie schon den ganzen Abend hatte tun wollen, aber die auf der Tanzfläche nicht möglich gewesen war.
Es störte sie kein bisschen, dass sie nicht allein war.
Die wenigen anderen Personen, die mit ihnen auf dem Bahnsteig standen, sollten es ruhig sehen.
Sie sollten mitbekommen, wie glücklich sie war.
Das Gefühl war so heftig und überwältigend, dass Marinette Angst hatte, zu platzen, wenn sie es nicht heraus ließ.
Ein Teil von ihr wollte aus der Metro-Station rennen, sich mit ihrem Jo-Jo hinauf auf die Stadtdächer schwingen und von dort oben ihr Glück in die Nacht hinausschreien.
Aber gerade jetzt mochte sie ihr Kleid zehnmal lieber als ihren Ladybuganzug.
In dieser Nacht war sie keine Superheldin. Sie war auch nicht Marinette.
Sie war einfach ein pariser Mädchen, das in einen pariser Jungen verliebt war und von ihm unglaublich glücklich gemacht wurde.

Als sie die Drehung schließlich verlangsamte, kam Marinette nicht mehr gegen das Wanken an. Ihr war schwindelig und sie hatte Mühe, nicht umzukippen.
Aber als sie Cat Noir in ihrem schwankenden Sichtfeld entdeckte, strahlte sie ihn an und taumelte auf ihn zu.
Lachend fiel sie ihm in die Arme.
Wenige Sekunden später fuhr der Zug vor und sie stiegen ein.
Marinettes Schritte waren noch nicht wieder völlig sicher, doch vermutlich hätte sie sich auch ohne den Schwindel an Cat Noirs Arm festgehalten.
Alles in ihr strebte zu ihm hin.
Als er Platz genommen hatte, wollte er sie auf den Sitz neben sich ziehen, doch kurzerhand ließ sie sich auf seinem Schoß nieder.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken und grinste ihn an.
Sie widerstand dem Drang, ihn zu küssen, und ließ stattdessen ihren Blick über jedes Detail seines Gesichtes wandern.
Dieses kleine Lächeln in seinem Mundwinkel ...
Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte, ihre Atmung zu normalisieren, doch dann begegnete sie seinen Augen und jegliche Bemühung lief ins Leere. Sie hatte geglaubt, mittlerweile jeden seiner Blicke zu kenne.
Aber das war ein Irrtum gewesen.
Hier war er: Ein neuer, fesselnder Ausdruck in seinen grünen Augen.
Oder war es vielleicht gar kein neuer Ausdruck? Lag es vielleicht daran, dass er gerade unverwandelt war und keine Katzenaugen hatte?
Sie konnte es nicht genau sagen.
Aber zumindest glaubte, sie zu erkennen, woraus dieser Blick zusammengesetzt war.
Faszination, Liebe und Verlangen.
Sie war schon den gesamten Abend das Zentrum seiner Aufmerksamkeit gewesen, doch jetzt schien es rein gar nichts mehr für ihn zu geben, außer ihr.
War das überhaupt auszuhalten für einen einzigen Menschen?
Marinette senkte den Blick und ließ sich von seinem Schoß auf den Sitz neben ihm gleiten.
Sie lehnte sich gegen ihn und legte den Kopf auf seine Schulter.
Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung.
Ihre Augen suchten nach Ablenkung und fanden sie in der Fensterscheibe neben ihr.
Das Licht im Innern des Waggongs machte einen Spiegel aus der Scheibe und Marinette konnte sich selbst sehen.
War dieses strahlende Wesen tatsächlich sie?
Cat Noirs Anblick dagegen gab ihr sofort ein Gefühl von Vertrautheit. Er trug nicht seinen Anzug. Seine Ohren fehlten und sogar seine Augen waren anders, als gewöhnlich.
Trotzdem wusste jede Faser ihres Körpers, dass dort der Mensch zu sehen war, den sie liebte.

Marinette genoss es, ihn in aller Ruhe mustern zu können, ohne dass er es mitbekam. Sie spürte, wie er sich neben ihr bewegte, und in der Scheibe sah sie jede dieser Bewegungen.
Er hob seine rechte Hand und fuhr sich damit durch die Haare. Dann griff er in seine Jackentasche und holte den Notizblock hervor.
Hastig schrieb er etwas darauf.
In der Spiegelung konnte Marinette nicht erkennen, was, doch es konnten nicht mehr als drei oder vier Worte gewesen sein.
Sie wandte sich von seinem Spiegelbild ab und wollte auf den Block hinabsehen, aber da hatte er ihn schon verkehrt herum auf seinem Oberschenkel abgelegt.
Sie hob den Kopf und sah ihn fragend ins Gesicht.
Gerade fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Und sein Blick flackerte.
Nun spürte sie auch, wie hektisch sein Atem ging.
Sein ganzer Körper schien davon zu beben.
Sie konnte nicht erkennen, was die Ursache für all das war.
Sie wollte nach dem Notizblock greifen und seine Nachricht lesen, doch er war schneller und hielt ihn außerhalb ihrer Reichweite.
Wieder sah sie ihn mit einem fragenden Ausdruck an.
Er schien Mühe zu haben, ihren Blick zu erwidern.
Er schluckte schwer und schüttelte ganz leicht den Kopf.
Es fiel Marinette nicht leicht, doch sie beließ es dabei und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
Sie ließ ihren Blick durch den Waggon schweifen.
In Wahrheit jedoch achtete alles in ihr nur auf Cat Noir.
Noch immer spürte sie seinen schnellen, unregelmäßigen Atem.
Und als sie ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf, befeuchtete er schon wieder seine Lippen.
Er hatte den Notizblock nicht zurück in seine Tasche gesteckt. Stattdessen lag er wieder mit der beschriebenen Seite nach unten auf seinem Oberschenkel.
Marinette wartete noch einige Sekunden, dann hielt sie es nicht mehr aus, wandte sich ihm wieder zu und lächelte ihn an.
»Verrate mir, was dich beschäftigt!«, versuchte sie ihn mit ihren Augen aufzufordern.
Sie hob die Hand und strich ihm leicht über die Wange.
Seine Lippen standen einen Spaltbreit offen und sie spürte jeden seiner schnellen Atemzüge, die durch die schmale Öffnung hindurchströmten.
Marinette senkte den Blick und sah hinab auf den Notizblock.
Cat Noirs Hand zuckte.
Mit einer langsamen Bewegung hob er den Block an und reichte ihn ihr.
Sie drehte ihn um und las, was darauf stand.

Schlagartig wurde ihr am ganzen Körper heiß – noch heißer als bei ihrem Tanz im Klub.
Cat Noir hatte heute schon einmal drei kleine Worte zu ihr gesagt, mit denen er einen Sturm an Gefühlen in ihr ausgelöst hatte.
Und nun waren da drei weitere.

Ich will dich.

Marinette war unfähig, sich zu rühren.
Sie starrte auf die Worte hinab und schluckte schwer.
Sie verstand ganz genau, was er damit meinte, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte.
Schließlich hob sie mit einer langsamen Bewegung den Kopf und erwiderte Cat Noirs Blick.
Nun ergaben sein Verhalten und der Ausdruck in seinen Augen Sinn.
Neben dem Ringen mit sich selbst erkannte sie ganz deutlich die Unsicherheit.
Er wusste nicht, ob es richtig gewesen war, ihr das zu sagen.
Er wusste nicht, wie sie reagieren würde und ob er gerade einen Fehler begangen hatte.

Marinette wusste es selbst nicht.
Aber was sie ganz deutlich spürte, war ein starkes Gefühl von Zuneigung und Sicherheit.
Dass Cat Noir so unsicher und nervös war, ließ ihre eigene Nervosität kleiner werden.
Spätestens jetzt war klar, dass er niemals etwas tun würde, was sie nicht wollte. Er würde sie auf keinen Fall zu irgendetwas drängen, wozu sie noch nicht bereit war.
Diese drei kleinen Worte waren nur ein ehrlicher Ausdruck von dem, was gerade in ihm los war.

Marinette war irgendwie überfordert von diesem tiefen, privaten Einblick in seine Gedanken.
Sie senkte den Blick wieder und reichte ihm schnell den Notizblock zurück.
Sie starrte auf ihre Füße und rieb mit ihren Händen über den Stoff ihres Kleides.
Ihr war noch immer unheimlich heiß und das Atmen fiel ihr schwer.
Sie konnte sich kaum konzentrieren.
Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum es ihr erst so spät auffiel.
Als schon mehr als eine Minute vergangen war, bemerkte sie erst, wie diese Reaktion bei Cat Noir ankommen musste.
Ruckartig sah sie ihn an und sein Gesichtsausdruck bestätigte es ihr.
Er bereute es zutiefst, es ihr gesagt zu haben.
Er dachte, dass er sie in eine extrem unangenehme Situation gebracht hatte und sie deshalb wegsah.
Dass er zu vorschnell gewesen war und sie noch nicht bereit dazu war.
Doch da irrte er sich.

Marinette lehnte sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange.
Sie spürte Cat Noirs Überraschung, aber auch sie selbst war überrascht davon, wie anders es sich anfühlte.
Es war nur ein Kuss auf seine Wange, doch es fühlte sich unheimlich intim an.
Sowohl ihre Lippen als auch seine Wange schienen unter der Berührung in Flammen aufzugehen.
Marinette stockte der Atem und als sie sich wieder ein Stück von seinem Gesicht entfernte, spürte sie die Luft zwischen ihnen vibrieren.
Ihre Blicke begegneten sich und jeder entdeckte in den Augen des anderen das gleiche Verlangen, das er selbst verspürte.
Plötzlich war zwischen ihnen alles klar.
Ihre Finger schoben sich ineinander und sie erhoben sich von ihren Plätzen.
Es waren noch zwei Haltestellen bis zu ihrem Ziel, doch sie stellten sich bereits nebeneinander an die Tür und sahen sich über die Spiegelung der Scheibe hinweg an.

Mit jedem Meter, den die Metro unter Paris dahinraste, nahm das Kribbeln in Marinettes Magen zu. Und als sie neben Cat Noir hinaus auf die Straße trat und mit ihm in Richtung ihrer gemeinsamen Wohnung ging, war es kaum noch auszuhalten.
Bei jedem ihrer kurzen Seitenblicke machte ihr Herz einen Satz.
Da war nicht der kleinste Zweifel in ihrem Innern.
Sie liebte Cat Noir.
Sie war verrückt nach ihm.
Sie wollte ihn.

Sie erreichten das Haus, in dem sich ihre Wohnung befand und Cat Noir öffnete die Tür mit einem Schlüssel.
Marinette dachte gerade noch daran, nicht auf die Klingelschilder zu schauen, als sie den Hausflur betrat.
Hand in Hand gingen sie zum Fahrstuhl hinüber, stiegen ein und Cat Noir betätigte den Knopf für die oberste Etage.
Dann stellte er sich neben sie. Näher als in der U-Bahn.
Seine Hand schloss sich fester um ihre.
Sie hörte ihn neben sich atmen.
Marinette unterdrückte den Wunsch, zu ihm aufzusehen, und sie spürte, dass auch er sich krampfhaft zurückhielt.

Die letzten Sekunden waren die schlimmsten.
Der Aufzug hielt, die Türen öffneten sich und sie durchquerten den kurzen Flur bis zur Wohnungstür.
Während Cat Noir aufschloss, wandte Marinette ihren Blick auch hier ganz bewusst vom Schild unter der Klingel ab.
Sie hörte, wie die Tür sich öffnete und Cat Noir zog sie hinter sich ins Innere der Wohnung.
Keinem von ihnen kam der Gedanke, das Licht anzumachen.
Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und sie standen im Dunkeln.
Durch die Fenster fiel gedämpftes Stadtlicht, gerade so viel, dass sie einander erkennen konnten.

Als Cat Noir sie an sich zog, schnappte Marinette nach Luft. Im nächsten Moment versiegelten seine Lippen ihren Mund – der Kuss, nachdem sie sich beide schon den ganzen Abend gesehnt hatten; ohne jede Zurückhaltung, gierig, völlig losgelöst.
Marinette legte ihre Arme um Cat Noirs Nacken und presste sich an ihn, während seine Hände an ihrem Körper hinabglitten.
Immer näher kamen seine Finger ihrem Rocksaum und Marinette stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihnen den Weg zu verkürzen.
Der seidige Stoff des Rocks glitt über ihre Haut, als er ihn nach oben schob. Dann endlich berührten Cat Noirs Hände ihre nackten Oberschenkel.
Marinette riss sich von seinem Mund los, legte den Kopf in den Nacken und seufzte leise.
Seine Lippen stürzten sich sofort auf ihren Hals.
Während seine Hände sich weiter ihre Schenkel hinaufschoben, küsste er sich einen Weg hinab bis zu ihrem Schlüsselbein.
Marinette konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich seinen Lippen oder seinen Händen entgegenschieben sollte.
Sie krallte ihre Hände in seine Lederjacke und es fühlte sich beinahe so an, als wäre er verwandelt und würde seinen Superheldenanzug tragen.
Doch seine warme Haut auf ihrer bewies ihr das Gegenteil - heute gab es nichts, was ihre Körper voneinander trennen konnte.
Cat Noirs Hände hatten mittlerweile die Mitte ihrer Oberschenkel erreicht; dort, wo das Kleid begann, deutlich enger anzuliegen.
Mit einer ruckartigen Bewegung schob er den Stoff nach oben, bis über ihre Hüften.
Wieder schnappte Marinette nach Luft.
Mit jeder seiner Bewegungen berührte Cat Noir eine Stelle ihres Körpers, die noch nie zuvor jemand berührt hatte.
Und an all diesen Stellen schien ihre Haut geradezu verzweifelt darauf gewartet zu haben, endlich berührt zu werden.
Cat Noir hob den Kopf und Marinette erwiderte seinen lodernden Blick.
Mit den Fingern fuhr sie ihm zwischen die blonden Haare und zog seinen Kopf zu sich heran, um ihn wieder küssen zu können.
Gleichzeitig presste sie ihre Hüfte gegen seine.
Er verstand ihr Verlangen nicht nur. Er teilte es bis in die Einzelheiten.
Seine Lippen, seine Hände – jeder Muskel seines Körpers – verriet ihr das.
Weder für sie noch für ihn gab es noch ein Halten.
Er packte sie an den Oberschenkeln und hob sie hoch. Sofort schlang sie ihre nackten Beine um seine Taille.
Er setzte sich in Bewegung und trug sie hinüber ins Schlafzimmer.
Und als die Tür sich hinter ihnen schloss ließen ausnahmsweise sogar ihre beiden Kwamis sie allein.

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