12

Marinette spürte deutlich, wie ihr Leben wieder heller wurde.
Jeder Nachmittag oder Abend mit Cat Noir war wie eine bunte Überraschungstüte.
Mal aßen sie gemeinsam Pizza auf dem Eiffelturm, mal veranstalteten sie ein nächtliches Wettrennen entlang der Seine von einem Stadtrand zum andern, mal spielten sie Superschurken-Raten anhand von bestimmten Gesten oder Gesichtsausdrücken, die der ander machte.

Es schien beinahe so, als würde Cat Noir all die verlorene Zeit nachholen wollen, in der sie nur Partner und noch keine richtigen Freunde gewesen waren.
Er sprudelte nur so über vor Ideen, und wie für ihn typisch, fehlte es ihm nie an Energie oder Enthusiasmus.
Und seine Begeisterung war absolut ansteckend.

An manchen Tagen konnte Marinette es kaum erwarten, dass es endlich Abend wurde, und sie sich wieder trafen.
Für gewöhnlich war sie nicht der Typ für Überraschungen. Sie mochte es, die Kontrolle zu haben, und immer über alles Bescheid zu wissen. Aber ihr Vertrauen in Cat Noirs Überraschungen wuchs mit jedem Tag.

Er hatte ein nahezu unfehlbares Gespür für ihre Stimmungen.
Er merkte es, wenn sie dringend Ablenkung von ihren eigenen Gedanken brauchte, und entführte sie in aufregende, herausfordernde, manchmal auch unvernünftige, kleine Abenteuer.
Jedoch entging es ihm aber auch nicht, wenn sie erschöpft von einem anstrengenden Schultag war. Wenn sie reden wollte, war er der perfekte Gesprächspartner und wenn sie lieber schweigen wollte, schwieg er mit ihr.
Mit noch niemandem zuvor hatte sich eine schweigsame Mahlzeit für Marinette so angenehm und erholsam angefühlt.

Sogar beim Essen lag er meistens richtig. Sie konnte ihm nicht direkt verraten, was ihr Lieblingsessen war oder welche Lebensmittel sie nicht ausstehen konnte – an die »Keine-Informationen-Regel« hielten sie sich mittlerweile sehr genau – trotzdem gab es keine Mahlzeit, die sie bereute. Selbst wenn das Essen mal nicht vollkommen ihrem Geschmack entsprach, wurde es durch den einzigartigen Ausblick wieder wettgemacht.

Cat Noir schien eine endlose Liste mit besonders schönen pariser Dächern, Parkecken und sonstigen geheimen Winkeln der Stadt zu besitzen, die er Marinette nach und nach zeigte.
Ihre Lieblingsplätze waren aber nach wie vor das Trampolin auf dem Rummel und der Funkmast am Stadtrand – die Orte, an denen die Offenheit zwischen ihnen begonnen hatte.

Im Gegensatz zu ihrer Freundschaft mit Cat Noir, änderte sich in Marinettes restlichen Leben überhaupt nichts.
Es war eher wie Stillstand.
In der Schule war sie weiterhin allein.
Ihre Eltern bekamen nach wie vor nicht mit, wie es ihr ging.
Sie verbrachte die Nachmittage mit Lernen.

Früher hätte sie nicht einmal halb so viel Zeit gehabt, um sie mit Cat Noir zu verbringen. Aber es war nicht mehr früher.
Ab und an musste sie einen Abend mit ihren Eltern verbringen, damit diese nicht begannen zu fragen, was sie so machte. Aber abgesehen davon gab es nichts, was ihre Resttage einforderte.
Sie hatte sogar Zeit, um sich schon tagsüber Gedanken über die abendlichen Treffen mit Cat Noir zu machen.

Bisher war er es immer gewesen, der sie mit einer tollen Idee überrascht hatte. Doch seit einigen Tagen grübelte sie an ihrem eigenen, kleinen Abenteuer. Und als es endlich so weit war, empfand sie ein außergewöhnliches Glücksgefühl.
Vermutlich hätte nicht einmal der Gedanke an Adrien ihr diesen Moment verderben können.

Sie standen hoch oben auf dem Dach des Montparnasse-Gebäudes - nach dem Eiffelturm das zweithöchste Bauwerk der Stadt.
Sie waren schon häufiger hier gewesen, doch heute hatte sie nicht ein Superschurke hergeführt, sondern Marinette.

Sie standen etwa zwei Meter vom Rand entfernt und sahen auf die Stadt hinab.
Marinette genoss einige Sekunden den Ausblick, der wohl auch beim hundertsten Mal noch beeindruckend sein würde. Dann setzte sie den Rucksack ab, den sie auf dem Rücken trug, und stellte ihn auf den Boden.
Cat Noir beobachtete sie dabei. Er hatte die Tasche schon von Anfang an neugierig beäugt, bisher aber noch nichts dazu gesagt.
Für den Moment würde er sich auch noch ein wenig gedulden müssen.

Sie richtete sich auf, stellte sich vor ihn und sah zu ihm auf.
Wie von selbst formte sich ihr Mund zu einem Lächeln. Die leichte Verunsicherung in seinem Blick war genau das, was sie sehen wollte. Er erwiderte ihr Lächeln, aber längst nicht so souverän und selbstsicher wie sonst.

»Cat Noir«, sagte sie mit leiser, aber eindringlicher Stimme, »Vertraust du mir?«
»Natürlich vertraue ich dir.«, kam seine Antwort sofort.
»Bist du dir da ganz sicher? Vertraust du mir vollkommen? Zu 100 Prozent?«
»Wenn es möglich wäre, würde ich dir auch zu 200 Prozent vertrauen.«
Sein Lächeln war breiter geworden.
Marinettes Lächeln dagegen wurde nun immer mehr zu einem ausgewachsenen Grinsen.

»Ich hatte gehofft, dass du das sagst. Und ich glaube dir auch, dass du es ernst meinst. Aber wärst du auch bereit, dieses Vertrauen unter Beweis zu stellen?«
»Woran hättest du dabei denn gedacht?«
Sie machte ein paar Schritte nach vorn zum Rand und sah über die Kante nach unten.
»An einen Sprung.«

»Wir beide zusammen?«, fragte Cat Noir und sie nickte.
»Wir springen und du vertraust darauf, dass ich den Aufprall verhindere.«
»Kein Problem.«
Ohne zu Zögern kam Cat Noir mit nach vorn an die Kante. Er schien es kaum Erwarten zu können, sich in die Tiefe zu stürzen.

»Aber das ist noch nicht alles.«, hielt Marinette ihn zurück.
Sie griff nach dem Rucksack und öffnete ihn.
»Bevor wir springen, werden wir beide außer Sichtweite gehen, uns zurückverwandeln und das hier anziehen.«
Mit einer schwungvollen Handbewegung zog sie einen schwarzen Ganzkörperanzug aus der Tasche.

Cat Noirs Reaktion fiel wie erhofft aus. Er riss die Augen weit auf.
»Du willst, .... dass wir unverwandelt springen?«, fragte er ungläubig.
Wieder war ihre Antwort ein Nicken.
»Und wie soll das gehen? Springen wir mit geschlossenen Augen?«
»Nein. Das wäre dann doch etwas zu riskant. Aber zu den Anzügen gehört auch noch das hier.«
Sie griff erneut in die Tasche und zog zwei Dinge hervor: Eine schwarze Cat-Noir-Maske und eine rot-schwarze Ladybug-Maske.

»Du meintest zwar, dass du keine Fanartikel von dir selbst trägst, aber ich dachte mir, hierbei machst du vielleicht eine Ausnahme.«
Cat Noir schienen erst einmal die Worte zu fehlen.
Er sah sie mit einem Blick an, der Marinette leicht nervös machte. Die Eindringlichkeit in seinen grünen Katzenaugen war geradezu hypnotisierend. Dazu noch das mysteriöse Lächeln in seinem Mundwinkel ...

Es wirkte beinahe so, als würde er sie plötzlich in einem neuen Licht sehen. Als hätte er gerade etwas an oder in ihr entdeckt, das ihn unheimlich faszinierte.
Marinette spürte ein ganz leichtes Kribbeln in ihrer Magengegend.
Hastig sah sie wieder hinab auf den Rucksack und begann erneut darin zu wühlen.

»Das Ganze wird folgendermaßen ablaufen:«, redete sie weiter, nachdem sie sich kurz geräuspert hatte.
»Wir gehen außer Sicht, verwandeln uns zurück und ziehen die Anzüge über unsere normale Kleidung. Dann setzten wir die Masken auf und kommen wieder hierher.
Ab dann dürfen wir nichts mehr zueinander sagen, damit wir die Stimme des andern nicht hören. Wir springen zusammen und im Fall werde ich mich verwandeln und uns in Sicherheit bringen.
Du kannst dich natürlich auch jeder Zeit verwandeln, aber wenn es tatsächlich ein hundertprozentiger Vertrauensbeweis sein soll, bleibst du unverwandelt. Noch Fragen?«

Sie hob den Kopf und erwiderte wieder Cat Noirs Blick.
Er schüttelte den Kopf.
Sie hielt ihm den Anzug und die schwarze Maske hin und er nahm beides entgegen.
»Und noch etwas: Plegg darf deinen Ring nicht in den Tarnmodus versetzten, wie sonst. Tikki wird dasselbe bei meinen Ohrringen machen.«
»Damit wir das Miraculous des anderen nicht wiedererkennen können. Verstehe schon.«
Sie nickte bestätigend.
»Dann ist es jetzt wohl Zeit, uns zu trennen.«, sagte Cat Noir.
»Wir sehen uns auf der anderen Seite, Prinzessin.«

Als Marinette in ihren schwarzen Anzug stieg, tauchten langsam die ersten Anzeichen von Nervosität auf.
Sie würde es tatsächlich tun!
Sie würde nicht nur Cat Noir unverwandelt gegenüber treten, sie würde sich auch mit ihm zusammen von einem Hochhaus stürzen – ganz allein dafür verantwortlich, dass er nicht als Matschfleck auf dem Boden endete.

Wie hatte sie nur jemals glauben können, dass das eine gute Idee wäre?
Nur weil sie sich selbst schon einige Male in diese Situation gebracht hatte, bedeutete das doch nicht, dass sie jetzt auch noch mit dem Leben eines anderen herumspielen konnte!

Doch es gab kein Zurück mehr.
Selbst wenn sie jetzt einen Rückzieher machte, würde Cat Noir sie schließlich überzeugen. Er würde ein Nein nicht mehr akzeptieren - dafür hatte ihm die Idee viel zu gut gefallen.
Notfalls würde er einfach ohne Vorwarnung den Ring vom Finger ziehen und sich in die Tiefe stürzen, sodass sie ihm hinterherspringen musste, um ihn zu retten.
Dann doch lieber die Variante, in der sie die Mutige und Abenteuerlustige war.

Als Marintte die Maske aufgesetzt hatte, sah sie noch einmal an sich selbst hinunter.
»Wie sehe ich aus, Tikki? Verrät mich noch irgendetwas?«
Ihr Kwami schwebte einen knappen Meter vor ihr und musterte sie eindringlich.
»Nein, alles in Ordnung.«

Tikkis Stimme klang ein wenig übellaunig.
Sie hatte schon Marinettes einzelne Sprünge nicht gutgeheißen. Diese Sache jetzt, mit Cat Noir, gefiel ihr überhaupt nicht.
Aber weigern konnte sie sich auch nicht.
Es war ihre Pflicht als Kwami, ihren Miraculous-Träger zu verwandeln, wenn dieser es verlangte. Und sie würde Marinette niemals mutwillig in Gefahr bringen, indem sie sich zu weit von ihr entfernte.

»Mach dir keine Sorgen, Tikki. Es wird schon alles gut gehen. Es ist schließlich nicht das erste Mal, das ich das mache.«
»Es ist sehr wohl das erste Mal, dass du Cat Noir unverwandelt gegenübertrittst und er auch noch weiß, dass du Ladybug bist.«, bemerkte Tikki spitz, aber sie folgte Marinette, als diese hinüber zur Dachkante ging.

Cat Noir stand bereits da und wartete auf sie.
Marinettes Nervosität nahm mit jedem Schritt weiter zu.
Das dort war Cat Noir, aber irgendwie war er es auch nicht.
Sein schwarzer Lederanzug fehlte, genauso wie sein Gürtel und die Katzenohren.
Sie konnte nicht genau ausmachen, was es war, aber irgendetwas war auch an seinen blonden Haaren anders.

Die auffälligste Veränderung jedoch waren seine Augen.
Aus seiner schwarzen Maske schauten nicht mehr grüne Katzenaugen, sondern ganz normale Menschenaugen.
Der strahlende Grünton war beinahe derselbe, trotzdem fühlte es sich seltsam an, ihn anzusehen.
Zumindest aber sein Lächeln war noch dasselbe.
Oder? War es das?
War es schon immer so ... einladend gewesen?

Sie blieb neben ihm stehen, nickte kurz Plegg zu, der neben seinem Kopf in der Luft schwebte und sah dann zu Cat Noir auf.
Ihre Beine fühlten sich leicht zittrig an und sie musste schwer schlucken. Sie war froh, nichts sagen zu müssen.

Da spürte sie auf einmal eine Berührung.
Sie sah hinab auf ihre Hand, nach der Cat Noir gegriffen hatte.
Erst jetzt fiel ihr auch hier ein Unterschied zu sonst auf: Seine schwarzen Lederhandschuhe mit den Krallennägeln fehlten.
Das hier war seine unbedeckte Hand. Sie spürte die Wärme seiner Haut.

»Das ist das erste Mal, dass wir uns berühren!«, schoss es ihr durch den Kopf.
Wann immer sie sich bisher nahegekommen waren, hatte sie der Stoff ihrer Anzüge voneinander getrennt.
Das ein oder andere Mal hatten sie sich im Eifer eines Kampfes vermutlich auch im Gesicht berührt – dem einzigen Körperteil, dass ihre Superhelden-Anzüge unbedeckt ließen. Und ganz konkret musste Marinette da an den Kuss denken, mit dem sie Cat Noir von der Wirkung eines dunklen Armorpfeils erlöst hatte.

Aber das war etwas völlig anderes gewesen als jetzt gerade.
Während eines Kampfes war keine Zeit, um bewusst darauf zu achten, geschweige denn darüber nachzudenken.
Jetzt gerade gab es keinen Superschurken, der besiegt werden musste, und es gab auch kein blinkendes Miraculous, das zur Eile drängte.
Jetzt gerade konnte Cat Noirs Körperwärme in aller Ruhe ihren Arm hinauf wandern und von dort weiter bis hinab in ihre Magengegend.
Das Kribbeln kehrte zurück, deutlich stärker als vorher.

Cat Noir drückte ihre Hand ganz leicht und sie hob den Kopf, um seinen Blick zu erwidern.
Er lächelte ihr wieder zu. Freudig, beruhigend - und unheimlich sanft.
Dann nickte er ihr zu, sie erwiderte das Nicken und sie sahen gleichzeitig hinab auf die schmale Kante, die sie noch vom freien Fall trennte.
Im absoluten Gleichklang machten sie den letzten Schritt nach vorn.
Den Schritt ins Nichts.

Auch als Marinette wieder festen Grund unter den Füßen hatte, löste sie sich noch nicht sofort von Cat Noir.
Sie hielt ihn weiter in einer festen Umklammerung – als könnte er ihr auch jetzt noch aus den Armen rutschen und unkontrolliert in die Tiefe stürzen.
Ihr Herz pochte so laut und schnell, dass sie seine Stimme nur ganz gedämpft hören konnte.

»Das war ja der absolute -«
Der Rest seines Satzes war nicht mehr zu verstehen, denn da hatte sie ihm schon hastig die Hand auf den Mund gepresst.
Mit einem vielsagenden Blick sah sie zu ihm hinauf.
Als sie in seinen Augen erkannte, dass er verstand, löste sie sich von ihm und machte einen leicht zittrigen Schritt nach hinten.
Ganz leise hörte sie seine gemurmelten Worte »Plegg, verwandle mich!«, und fasziniert beobachtete sie, wie sich der vertraute schwarze Anzug über seinen Körper zog.

Sobald er wieder der Alte war, machte Cat Noir einen Satz auf sie zu und packte sie bei den Schultern.
Begeistert schrie er ihr ins Gesicht: »Das war ja der absolute Wahnsinn
Marinette konnte ihn nur sprachlos anstarren, doch Cat Noir war viel zu aufgeregt, um das überhaupt zu bemerken.

Wie ein aufgedrehtes Kätzchen kletterte er auf einen Schornstein, neben dem sie gelandet waren, und sprang mit einem Salto wieder zu ihr hinab. Dann schlug er ein Rad und katapultierte sich mit seinem Stab einige Meter in die Höhe. Im Fallen überschlug er sich wieder mehrmals.

Als er ganz knapp vor ihr wieder auf dem Dach landete, strahlte er übers ganze Gesicht. Seine Augen, die nun wieder die gewohnte Katzenform angenommen hatten, sprühten förmlich vor Euphorie.
Er begann sofort, auf sie einzureden und ihr von »diesem Gefühl« vorzuschwärmen, doch Marinette hatte Mühe, ihm zuzuhören.

Sie selbst fühlte sich absolut seltsam.
Ihr Herz schlug noch immer so schnell, als würde es ihr jeden Moment aus der Brust springen. Außerdem war ihr schlecht, ihre Beine waren zittrig und in ihrem Kopf ging alles drunter und drüber.
Aber was sie gerade am allermeisten verunsicherte und verwirrte, waren nicht ihr Körper und seine Funktionen, sondern die Ursache  für all das.
Denn die Gedanken in ihrem Kopf drehten sich längst nicht mehr um den Sturz oder die potenzielle Gefahr oder den Nervenkitzel.
Sie drehten sich um ein schwarzes Kätzchen mit grünen Augen, das gerade wieder lospreschte und völlig überdreht über das Hausdach turnte.

Marinette lag im Bett und wartete auf das Einschlafen. Es war deutlich später als gewöhnlich, denn trotz großer Erschöpfung hielt die innere Anspannung sie wach.
Es war nicht so, dass sie unablässig über die vergangenen Stunden nachdachte – ihre Gedanken waren viel zu wirr und zusammenhangslos – aber ihr Kopf wollte einfach nicht zur Ruhe kommen.
Erinnerungsfetzen, Momentaufnahmen des heutigen Tages, flimmerten hinter ihren geschlossenen Augenlidern vorbei und beinahe sehnte sie sich nun nach dem schmerzhaften, aber vertrauten Sekunden direkt vor dem Einschlafen.
Der Liebeskummer über Adrien war nichts Schönes, aber zumindest verstand sie ihn. Sie kannte ihn und konnte ihn einschätzen.
Was jetzt gerade in ihrem Innern los war, verwirrte sie einfach nur.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, legte sich die gewohnte Schwere auf ihre Arme und Beine.
Und als sie sanft in den Schlaf abdriftete, erschien wie jeden Abend Adriens Gesicht vor ihr.
Das vertraute, sehnsuchtsvolle Ziehen machte sich in ihrem Innern breit.

Marinette war schon zu weit vom wachen Zustand entfernt, um es bewusst benennen zu können, doch irgendetwas war in dieser Nacht anders.
Die Sehnsucht hatte einen anderen Grundton; fühlte sich deutlich stärker an, aber gleichzeitig auch weniger schmerzhaft.
Und auch in Adriens Gesicht spiegelte sich diese Veränderung wieder. Sein Blick und sein Lächeln waren anders, als sonst.

Wenige Sekunde, bevor sie nichts mehr mitbekam, wurde die vage Empfindung auf einmal ganz deutlich – als sich eine schwarze Maske über das vertraute Gesicht legte und sich die Pupillen der grünen Augen mandelförmig zusammenzogen.
Ein Teil von ihr wollte aufschrecken, aber da war es schon zu spät.
Sie war eingeschlafen.

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