7.) - Rei
"Sagen Sie mal, Sensei..."
"Hm? Was denn?"
"Naja, auch wenn Sie das entscheiden können... ist das wirklich okay, uns nur aus Ihrer Laune heraus bestehen zu lassen?", fragte ich unsicher und beobachte, wie der Tee in meinem Becher herumschwappte.
Furoku lachte und nahm einen Schluck von seinem Sake.
"Sagen wir so, das war zwar hauptsächlich der Grund, aber ihr müsst wissen, es ist das erste Mal, dass ich als Leiter für ein Genin-Team eingeteilt würde. Und hätte ich euch durchfallen lassen, wäre ich ja gar nicht wirklich dazu gekommen, Kinder zu quälen, worauf ich mich schon seit ner Weile gefreut hab."
"Das macht es jetzt nicht wirklich besser...", bemerkte Kabuki trocken und seufzte deprimiert.
"Ach, kommt schon", meinte Shenzi breit grinsend und legte uns beiden aufmunternd die Arme um die Schultern. Ich warf ihm aus dem Augenwinkel einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu.
"Sag mal, was genau war eigentlich dieses Hackebeil, das du da benutzt hast?"
Zuerst blinzelte er verwirrt, dann wandte er sich verlegen ab.
"Oh, ach das... das war die alte Ogama von meinem Bruder, er hat sie mir vor einer Weile hinterlassen und ich hab gedacht, wenn wir jetzt schon kämpfen, dann kann ich sie auch endlich mal einsetzten."
Er kramte kurz in seiner Waffentasche herum, dann hielt er stolz eine ausgefranste rote Schriftrolle hoch.
"Deswegen hab ich sie von jetzt an immer dabei."
Ich seufzte und schlug ihn mit aller Kraft gegen die Schulter.
"Au! Womit hab ich das denn jetzt wieder verdient?", wimmerte Shenzi und rieb sich beleidigt die schmerzende Stelle.
"Du hast so ein cooles Ding zum Kämpfen und hast mir noch nie was davon erzählt!", entgegnete ich lauthals und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor ich mich Kabuki zuwandte.
"Und du, du auch! Was hast du da vorhin gemacht, dass der Sensei auf einmal wie erstarrt wirkte?"
Überrascht blinzelte sie mich an, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass ich sie ansprechen würde, doch dann lächelte sie ein wenig.
"Das war das Kekkei Genkai meines Clans, eine Art Genjutsu namens Fumuhane. Es ist schwierig zu erklären, aber ich zeig es dir bei Gelegenheit gerne mal."
"Das wäre super!", erwiderte ich grinsend, "aber jetzt fühl ich mich ein bißchen minderbemittelt, weil ihr beide so tolle Sachen könnt und ich hab nur meine kläglichen Grundkenntnisse."
Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf, als Shenzi plötzlich von hinten beide Arme um meine Schultern schlang und ich erschrocken aufquiekte.
"Sag doch sowas nicht, Rei-han! Du kannst doch irgend so ein medizinisches Jutsu, oder nicht? Davon hab ich zum Beispiel überhaupt keine Ahnung."
"Naja, 'können' ist nicht wirklich der richtige Ausdruck... ich weiß theoretisch wie man es anwendet, aber es auch durchzuführen ist eine ganz andere Sache, du Klammeraffe", erwiderte ich und löste mich mit vollem Körpereinsatz aus seinem Griff.
"Um Gottes Willen", unterbrach Furoku unser Gespräch da mit einem lauten Stöhnen, ließ seinen Becher auf den Tisch knallen und starrte uns einen Moment lang aus leidenden Augen an, bevor er von der Bank aufstand.
"Ich flüchte dann mal, euer Lobes-Geplärre kann sich ja kein Mensch anhören. Ach ja, wenn ihr morgen zu spät kommt, gibt's ne extra Runde Ausdauertraining, verstanden?"
"Yup, verstanden. Bis morgen, Sensei!", rief ich ihm in einem übertrieb freundlichen Tonfall hinterher und fing an zu lachen, als er bloß eine wegwerfende Handbewegung machte und den kleinen Laden verließ.
Shenzi neben mir ließ einen langes Seufzen hören und legte sich halb auf den Thresen.
"Gott, hoffentlich können wir dann morgen auch endlich mal auf ne Mission..."
Ich stützte mein Gesicht in die Handfläche und lächelte ihn von der Seite aus an.
"Bestimmt! Jedenfalls würde mir kein Grund einfallen, weswegen wir noch nicht auf eine gehen dürften."
Er nickte mit abwesendem Blick, doch bei der Vorstellung stand ihm die Vorfreude förmlich auf's Gesicht geschrieben.
"Gut", meinte ich schließlich, nachdem wir eine Weile lang schweigend und in unsere eigenen Gedanken versunken dort gesessen waren, "ich gehe jetzt mal lieber nach Hause... sonst schlägt Yaozu mir noch denn Kopf ein."
Ich streckte mich, dann stand ich auf, legte etwas Kleingeld auf den Tresen und verabschiedete mich mit einem kurzen Winken von Shenzi und Kabuki.
Als ich aus dem kleinen Laden trat, wurde ich überraschenderweise von einem schon fast dunklen Himmel begrüßt. Anscheinend war die Zeit schneller vergangen, als ich gedacht hatte.
"Verdammt", grummelte ich leise, schob die Hände in die Jackentaschen und machte mich mit eiligen Schritten auf den Weg nach Hause.
-
Mit hochgezogenen Schultern trat ich von einem Fuß auf den anderen und starrte hinab auf das Gras, während ich Furokus Stimme lauschte. So früh morgens war es dann doch schon etwas kälter und so langsam kündigte sich eine weitaus unangenehmere Jahreszeit als der Sommer an.
"Wie ihr euch vermutlich schon gedacht habt, werden wir heute unsere erste Mission als Team angehen", kündigte unser Sensei grade an und ich hob den Kopf, gespannt darauf, was uns bevorstand.
"Logischerweise werdet ihr als süße, kleine Genin erst mal D-Rang Missionen bekommen, die einfach und ungefährlich sind, während ich den Aufpasser spielen darf... oh man, das wird ja ätzender als gedacht", fügte er eher an sich selbst gewandt zu, als er den Zettel in seiner Hand überflog und resigniert seufzte.
"Naja, nichts zu machen. Also, laut dem Wisch hier müsst ihr heute, ehh... euch um eine Ladung Waffen kümmern, die erneuert werden müssen, also sie putzen und schleifen und so ein Kram halt. Wow, ich hatte schon wieder vergessen, wie lahm es ist, Genin zu sein", beendete er den Auftrag grinsend und warf uns einen amüsierten Blick zu, als niemand etwas sagte.
"Ach kommt schon, ein klein wenig mehr Enthusiasmus würde euch hin und wieder echt gut tun!"
"Was soll das denn für eine Mission sein?", grummelte Shenzi und zog mit einem missmutigen Schmollmund.
"Das ist doch voll langweilig..."
"Tja, ihr seit die kleinen Neulinge, ihr müsst die Drecksarbeit für die Erwachsenen erledigen. Damit musst du dich wohl abfinden, bis du gut genug bist, um mit den richtigen Ninjas mitzuhalten", erwiderte Furoku seelenruhig, doch auf seinen Lippen ließ sich ein provozierendes Grinsen erkennen. Und seine Worte schienen ihren Zweck zu erfüllen.
"Was heißt hier 'richtige Ninjas'?!", keifte Shenzi ohne zu zögern zurück, wobei seine Augen wütend funkelten, doch Furoku lachte bloß auf, bevor er ihm mit einem übertrieben freundlichen Lächeln den Kopf tätschelte.
"Genau das meine ich, Kleiner. Ein 'richtiger Ninja' würde sich durch solche nebensächlichen Worte nicht herausfordern lassen. Also, wollt ihr rechtzeitig zu eurer ersten Missiok kommen? Dann sollten wir uns lieber mal auf den Weg machen."
Ohne auf eine Antwort zu warten wandte er sich um schlenderte gemütlich in Richtung des Dorfes.
Mit einem leisen Seufzen ließ ich die Schultern sinken. Gestern Abend hatte ich noch gedacht, dass wir doch mit Furoku gut klarkommen könnten, aber jetzt wünschte ich wieder mir sehnlichst, jemand anderen als Sensei zu haben, und sei es meine Schwester, die zwar keine Erfahrungen hatte, aber höchst wahrscheinlich besser mit Kindern umgehen konnte als er. Wobei, wo ich so darüber nachdachte, würde das vermutlich so ziemlich jeder besser hinkriegenden.
"Der Typ macht mich fertig", sprach Shenzi resigniert meine Gedanken aus, "und dabei ist das grade mal unser zweiter Tag."
Ohne zu antworten wandte ich den Blick zu Boden.
Irgendwie überkam mich das ungute Gefühl, dass das alles nur halb so spaßig werden würde, wie ich es mir vorgestellt hatte.
"Na komm", meinte Kabuki leise und legte Shenzi eine Hand auf die Schulter, was bei dem Ausdruck auf ihrem Gesicht trotzdem nicht sonderlich aufmunternd wirkte.
Gemeinsam folgten wir Furoku durch das Dorf zum Sitz des Hokage.
Als wir vor dem hoch aufragenden Gebäude aus rotem Stein standen, hatte das Trübsal einer gewissen Aufregung Platz gemacht. Staunend starrte ich an dem Turm hinauf.
"Warst du schon mal drin?", fragte Shenzi und ich schüttelte den Kopf, doch Kabuki schien etwas verlegen zu sein.
"Ich... war schon ein paar Mal hier."
"Was, echt? Cool!", rief Shenzi und Kabukis Wangen nahmen eine rötliche Farbe an, als er sie begeistert anstrahlte.
"Aber wieso denn?", hakte ich neugierig an, doch bevor sie mir antworten konnte, wurden wir von der aufschwingenden Tür unterbrochen und dem älteren Herren in Konoha-Uniform, welcher uns dort erwartete.
"Guten Tag auch", schwatzte Furoku sofort drauf los, "wir sind hier um uns um die Waffenladung zu kümmern, die gestern zurückgebracht wurde."
Der Mann bedachte erst ihn und dann uns mit einem prüfenden Blick. Irgendwie wirkte er unheimlich.
"Gut", entgegnete er dann bloß und drehte auf dem Absatz um, "dann folgt mir bitte."
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber von innen war das Gebäude erstaunlich langweilig. Wobei langweilig vielleicht das falsche Wort ist, es war einfach... normal. Trotzdem lief mir ein ehrfürchtiger Schauer den Rücken hinunter.
Nach kurzer Zeit stoppten wir und der Ninja öffnete eine rot lackierte Holztür. Inmitten des hellen, mit Bücherregalen vollgestellten Raumes lagen mehrere schmutzige Säcke auf dem Boden verteilt.
"Bitte melden Sie sich wieder bei mir, wenn Sie die Arbeit beendet haben", bat der Typ Furoku, bevor er aus dem Raum trat und die Tür hinter sich schloss.
"Müssen wir das wirklich alles putzen und so?", fragte Shenzi in leidendem Tonfall und schniefte auf, als Furoku nickte.
"Ach komm, so schlimm ist das gar nicht", meinte dieser dann und schlug Shenzi einmal kräftig auf den Rücken, "könnte zwar ne Weile dauern aber... naja, denkt an die, die für euch auf dem Schlachtfeld ihr Leben riskieren, da ist es ja wohl das Mindeste, dass ihr euch als Dank im ihre Waffen kümmert."
"Jaja, ist ja gut", stöhnte Shenzi leise, bevor er sich deprimiert zu mir und Kabuki gesellte, welche grade den ersten Sack aufschnürte.
Als sie den Inhalt auf den Boden schüttete stockte mir der Atem und meine Finger verkrampften sich ineinander.
"Rei? Ist alles in Ordnung?"
"J-Ja... ich denke schon", murmelte ich leise, das Übelkeitsgefühl ignorierend, welches in mir aufstieg.
"Woah, das ist aber ne Menge Blut", merkte Shenzi genau das an, was mir auch im Kopf herumschwirrte.
Messer, Schwerter, Dolche, Klingen, teilweise zerkratzt und zersplittert, an denen eine beträchtliche Anzahl von getrockneten, bräunlich-roten Flecken hafteten, von denen einige so aussahen, als wären sie erst vor sehr kurzer Zeit entstanden. Ich schluckte und überwandt mich dazu, es den anderen beiden auf dem Boden gleichzutun.
Also nahm ich mit zittrigen Fingern ein völlig zerkratztes Katana mit hübsch verziertem Griff und versuchte den widerlichen metallischen Geruch zu ignorieren, der schon bald meinen Kopf zu vernebeln schien.
Was für eine tolle erste 'Mission'...
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