1.) - Rei

Unaufhörlich wippte ich mit den Beinen vor und zurück, das Kinn auf den Armen auf dem Tisch abgelegt und warf einen nervösen Blick nach dem anderen zu der Uhr, welche über der Küchentür hing.
7:04 Uhr.
Ich seufzte und vergrub das Gesicht für einen Moment zwischen meinen Unterarmen.
"Nun sei doch nicht so nervös", drang eine tadelnde Stimme an meine Ohren, "du hast so viel gelernt, dass du vermutlich nicht einmal durchfallen könntest, wenn du es wolltest."
"Du hast gut reden, du hast das ja auch schon lange hinter dir", grummelte ich zurück und hob den Kopf, um erneut zur Uhr zu schielen.
7:05 Uhr.
"Ach komm schon, das machst du doch locker mit links! Hab ich damals schließlich auch!"
Missmutig sah ich zu, wie meine Schwester sich, mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht, mir gegenüber auf der anderen Seite des Tisches niederließ, wobei sie mir einen Teller vor die Nase stellte. Mit zusammengekniffenen Augen begutachtete ich das Rührei und die Scheibe Toastbrot darauf, machte jedoch keine Anstalten, es anzurühren.
"Iss doch wenigstens ein bißchen, Rei! Gütiger Gott, wieso stellst du dich wegen dieser lahmen Prüfung so an?", fragte sie dann und rollte übertrieben stark mit den Augen, woraufhin sie einen bösen Blick von mir erntete.
"Im Gegensatz zu dir mach ich mir halt ein klein wenig Gedanken um meine Zukunft, Yaozu", murrte ich, setzte mich jedoch dabei aufrecht hin und schob mir ein wenig Essen in den Mund. Ein kurzes Lachen war die Antwort, bevor sie ihr eigenes Frühstück erstaunlich schnell verschlang.
"Naja, ich wünsch dir mal trotzdem Glück, auch wenn du's vermutlich nicht brauchen wirst", meinte sie dann, stand auf und verließ den Raum. Etwas verwirrt sah ich ihr hinterher.
"Ach ja, von unseren Eltern soll ich dir auch viel Erfolg wünschen, sie sind vermutlich bis heute Mittag wieder da", hörte ich Yaozu noch aus dem Flur rufen, während sie sich ihre Schuhe anzog.
Ich schluckte den letzten Bissen hinunter, trottete ebenfalls aus der Küche und lehnte mich mit fragend erhobenen Augenbrauen gegen den Türrahmen.
"Sag mal, warum hast du's denn so eilig?"
Sie griff nach ihrer Waffentasche und schenkte mir ein breites Grinsen über die Schulter.
"Ich treff mich noch mit jemanden."
"Acht echt?"
Mit einem schelmischen Lächeln verschränkte ich die Arme vor der Brust.
"Ist es die Person, von der ich denke, dass sie es ist?"
Yaozu zuckte gespielt gleichgültig mit den Schultern.
"Wenn der Sandaime ganz oben auf deiner Liste steht, dann ja."
"Sandaime?", fragte ich ungläubig und bekam große Augen, "aber warum?"
"Das ist leider streng vertraulich", beteuerte Yaozu belustigt und ich seufzte.
"Na schön, dann sag's mir halt nicht. Kommst du nachher vorbei?"
"Klar", erwiderte sie und zwinkerte mir kurz zu, bevor sie aus der Haustür trat, "aber du solltest dich beeilen, wäre doch schade, wenn du grade heute zu spät kommst!"
Grade als das Klicken des Schlosses ertönte, wandte ich mich um, um erneut einen Blick auf die Uhr zu erhaschen.
7:21 Uhr.
"Oh verdammt!", zischte ich leise, hastete zu meinem Zimmer und während ich mich so schnell wie möglich fertig machte, verfluchte ich im Stillen meine große Schwester dafür, dass sie es immer wieder schaffte, mich abzulenken.
Wenige Minuten später verriegelte ich eilig das Türschloss, lief mit großen Schritten das Treppenhaus hinunter und hinaus an die frische Luft. Wie üblich waren die Straßen in dem kleinen Wohngebiet um diese Uhrzeit nicht sonderlich bevölkert und so war es nicht überraschend, dass mir eine doch sehr gut bekannte Gestalt ins Auge fiel, als ich stehen bleib, um noch einmal kurz durchzuatmen.
Mit den Händen in den Hosentaschen und etwas gesenktem Kopf trottete Kakashi einige Meter vor mir die Straße entlang. Überrascht blinzelnd starrte ich für einen Augenblick auf seinen Hinterkopf. Dass unsere Häuser zufälligerweise ziemlich dicht beieinander lagen, hatte ich schon vor einer ganzen Weile mit eher weniger Begeisterung feststellen müssen, doch eigentlich kam es so gut wie nie vor, dass wir uns morgens mal über den Weg liefen.
Warum auch immer Kakashi meinte, immer so unheimlich früh in der Akademie sein zu müssen, aber eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Doch deswegen überraschte es mich doch ein wenig, dass er grade an einem wichtigen Tag wie heute verhältnismäßig spät dran war.
Schnell schüttelte ich den Kopf, um diese überflüssigen Überlegen zu verdrängen.
Eigentlich war Kakashi so ziemlich die letzte Person, mit der ich gerne meinen Schulweg teilen würde, ich war nicht unbedingt sein größter Fan, allerdings musste auch ich mich jetzt beeilen und einfach wortlos an ihm vorbeizurennen wäre wohl zu unhöflich, als dass ich das tun würde, auch wenn ich es, um ehrlich zu sein, für einen kurzen Moment in Erwägung zog.
Also folgte ich Kakashi hastig und stoppte dann, um mich seinem Tempo anzupassen.
"Guten Morgen, Kakashi!"
Er wandte den Kopf, blinzelte mich kurz aus gleichgültigen Augen an uns blickte dann wieder nach vorn.
"Morgen."
Allein bei dieser Antwort musste ich schon ein Schnauben unterdrücken, bemühte mich aber, weiterhin freundlich zu wirken. Eigentlich hätte ich aus reiner Neugier schon gerne gewusst, warum Kakashi sich erst jetzt auf den Weg machte, doch nachfragen tat ich nicht. Vermutlich würde er es mir eh nicht sagen und eigentlich sollte ich mich wohl für sowas gar nicht interessieren.
Also liefen wir einfach nebeneinander her, wobei meine Nervosität, die ich durch die spontane Begegnung wohl verdrängt hätte, sich so langsam zurück meldete.
Kakashi schaffte es tatsächlich, das unangenehme Schweigen den kompletten Weg durch's Dorf aufrecht zu erhalten und im Endeffekt fragte ich mich, ob er überhaupt noch wusste, dass ich da war, aber meine Ärger darüber verflog ziemlich schnell, als ich nach ihm unser Klassenzimmer betrat.
"Rei! Gott sei Dank!"
Beinahe sofort stürzte sich ein Wirrwarr aus Grau auf mich, sodass ich zurücktaumelte und nur mit wedelnden Armen mein Gleichgewicht halten konnte, um nicht hinten überzukippen.
"Ich dachte schon, du kommst nicht mehr!"
Nach einem kurzen Moment der Verwirrung breitete sich ein fettes Grinsen auf meinem Gesicht aus und ich tätschelte meinem Freund belustigt den Rücken.
"Ach Quatsch, ich weiß doch, dass du ohne mich aufgeschmissen bist, wie könnte ich da zuhause bleiben?"
"Meine gnädige Retterin, wie soll ich dir bloß jemals danken?", schniefte Shenzi und ließ mich endlich los.
"Besteh einfach die Prüfung, das reicht mir schon", erwiderte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung während ich mich auf den Weg zu meinem Platz machte, wo ich mich mit einem wohligen Seufzen neben Hayate auf den Stuhl fallen ließ.
"Du bist aber ganz schön spät dran", bemerkte dieser trocken und ich hob eine Augenbraue.
"Dir auch einen schönen guten Morgen, Hayate."
Er lächelte ein wenig und ich streckte ihm kurz die Zunge raus.
"Und, packst du die Prüfung?"
"Ich denke schon", meinte er schulterzuckend und wandte den Blick zur Tür, wo unser Sensei grade den Raum betrat. Einen Moment lang blinzelte ich Hayate noch mit auf der Hand abgestütztem Kinn von der Seite aus an, dann folgte ich seinem Beispiel und sah nach vorne. Augenblicklich wurde es ruhiger in der Klasse, als der Sensei begann, die Anwesenheitsliste durchzugehen.
"Also", begann er, nachdem er alle Namen einmal aufgerufen hatte und blickte uns aus seinen grauen Augen durchdringend an.
"Ich habe euch alle nun mehrere Jahre lang unterrichtet und bin mir deshalb sicher, dass ihr alle diese Prüfung mit Leichtigkeit bestehen werdet. Und auch kann ich euch guten Gewissens als Genin aus der Akademie entlassen, doch trotz allem müsst ihr euch dessen bewusst sein, dass die Arbeit als richtiger Ninja kein Kinderspiel ist und sich komplett von dem Unterricht unterscheidet, denn ihr hier erlebt habt. Ich hoffe, um euer selbst Willen, dass ihr dies berücksichtigen werdet."
Eine Totenstille trat ein, als er eine kurze Pause einlegte, um die Worte wirken zu lassen. Dann fuhr er mit einem weniger ernsten Ausdruck auf dem Gesicht fort fuhr.
"Gut, ich wollte euch hier jetzt eigentlich nicht wieder mit langen Reden nerven, also lasst uns mal anfangen."
Ich war überrascht, wie einfach und kurz die Aufgabe war; wir sollten uns einfach in die Person verwandeln, die vor uns an der Reihe gewesen war und mehr nicht. Natürlich war eine perfekte Verwandlung schon anspruchsvoll, doch trotz allem hätte ich nach all den Jahren, in denen wir die verschiedensten Dinge gelernt hatten, irgendwie... mehr erwartet. Ich selbst war erst relativ spät an der Reihe und so konnte ich aufmerksam zusehen, wie Shenzi, Hayate, Kakashi, Rin und viele weitere die Prüfung meisterten. Als Shenzi fertig war und sich eines der Stirnbänder nahm, welche aufgereiht auf dem Pult lagen, drehte er sich um, suchte meinen Blick und Band es sich mit glücklich strahlendem Gesicht um den Kopf, woraufhin ich kurz grinsend den Daumen in die Höhe reckte.
"Kirogami Rei als nächstes", erklang nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mein Name und ich lief mit etwas zittrigen Beinen nach vorne, wo schon knapp die halbe Klasse versammelt stand.
"Fang bitte an", wies mich der Sensei freundlich an und ich nickte aufgeregt, dann wandte ich mich zu Asuma um, welcher grade erst seinen Stirnprotektor angelegt hatte. Er lächelte mir aufmunternd zu, doch ich konzentrierte mich bereits auf die Kontrolle meines Chakras und formte schnell das Handzeichen.
"Henge no Jutsu!"
Ein leiser Knall ertönte, ich kniff die Augen zusammen und wartete angespannt.
"Gut, bestanden", erklang schließlich die Stimme meines Senseis und ich atmete erleichtert aus, bevor ich das Jutsu auflöste und mir stolz eines der Stirnbänder griff, mit welchem ich dann zu den anderen schlenderte.
"Glückwunsch, Rei! Das war super!", begrüßte Obito mich aufgeregt und ich musste leise lachen, während Shenzi zustimmend nickte.
"Ihr beide ward aber auch echt klasse", gab ich zurück und band mir das Band mit dem Symbol Konohagakures wie einen Gürtel um den Hosenbund. Dann tauschte ich noch schnell ein High-Five mit meinem besten Freund und sah ebenfalls dem letzten Rest der Klasse zu.
Der Gedanke daran, dass ich ab heute tatsächlich ein vollwertiger Ninja war, zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht und löste zugleich ein aufgeregtes Kribbeln in meiner Magengegend aus.

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Hallo liebe Leser ^-^
Bei diesem Buch wird vermutlich Mittwoch regelmäßiger Update-Tag werden, nur dass ihr Bescheid wisst~

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