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N O R A

"Ich muss dich leider unterbrechen, Bruder.", rettete mich Tom aus dieser idiotischen Situation. Mein Blick glitt wieder von Mattheo zu Tom und ich sah zu ihm auf. Seine Haltung war angespannt, seine Miene vollkommen unleserlich. "Du wolltest also mit deinem Vater sprechen.", nahm Tom das Gespräch wieder auf. Zögerlich nickte ich. "Wieso?" Verwirrt sah ich zu ihm auf. Ich wusste worauf er hinaus wollte, konnte es ihm jedoch noch weniger sagen, als das ganze hier. "Wieso wolltest du mit ihm sprechen?" "Und vorallem worüber.", fügte Mattheo hinzu und stellte sich nun neben seinen Bruder.

Ich schluckte. "Er ist mein Vater, ich brauche keine Erklärung dafür mit ihm reden zu wollen!" "Doch.", meinte Tom. Wütend sah ich zu ihm auf und knurrte: "Nein." "Doch. Du scheinst immer wieder zu vergessen, ich war einmal in deinem Kopf, Liebes. Dein Vater war bereits fünf Monate im Gefängnis in welchen ich noch in deinem Kopf war. Du vermisst ihn, das konnte man dir anmerken, doch nicht so sehr, dass du mit ihm reden wolltest." Ich schnaubte. "Na und? Kann ich meine Meinung und Gefühle nicht ändern?"

"Natürlich kannst du das Prinzessin. Doch das Problem an der ganzen Sache ist einfach, wir glauben dir nicht.", sprach Mattheo sachlich. Sie wussten das ich lüge! Shit! "Na komm schon. Sag uns doch einfach, wieso du mit deinem Vater sprechen wolltest und wir können die ganze Sache vergessen." "Versuchst du mich gerade zu erpressen, Mattheo?", fragte ich ihn. Daraufhin fing er leicht zu grinsen an und nickte zu meinem bedauern. "Ja Prinzessin. Genau, das habe ich vor. Du erzählst es uns und keiner wird erfahren, dass wir wegen dir fünfzig Punkte verloren haben."

Wütend knurrte ich. "Was wenn ich es euch nicht erzähle?" "Wird ganz Slytherin erfahren, das wir deinetwegn fünfzig Punkte verloren haben. Jedoch deshalb, weil du in der Bibliothek dich auf meinen Namen hin,  selbstbefriedigt hast. Was denkst du, wie schnell wird es die ganze Schule wissen?" Erneut knurrte ich. Blödes Arschloch! Wie sehr ich ihn in solch einer Situation hasste. Ich hasste ihn so schon, doch in solchen Situationen hasste ich ihn einfach noch mehr! "Also Nora, wie entscheidest du dich?", fragte mich Tom nun. Ja... wie entscheide ich mich nun? Ich habe keine Ahnung. Ich war vollkommen ratlos und das war zum verzweifeln.

Tief holte ich also Luft und ging ohne auf sie zu achten, zu dem Sofa und setzte mich. Ich stützte meine Arme auf meinen Knien ab und rieb mir mit den Händen übers Gesicht. "Ich wollte meinen Vater um Rat bitten.", murmelte ich in meine Hände hinein, welche ich noch immer vor mein Gesicht hielt. "Wieso?", fragte Mattheo mit sanfter Stimme. "Es kommt mir so vor, als würde ich ihn belügen. Ich wollte mit ihm über euch sprechen...", gab ich zu und ich hasste mich dafür. Ich hasste es, dass ich den beiden meinen Schwachpunkt so offen zeigte. Doch anders als erwartet meinte Tom: "Vielleicht können wir dir ein kleines Treffen mit deinem Vater verschaffen."

Ich ließ meine Hände von meinem Gesicht senken. Tom stand einen Schritt weit entfernt, vor mir und sah zu mir runter. Mit einem Hoffnungsschimmer, blickte ich zu ihm auf. "Wirklich?", fragte ich etwas zu begeistert.

Tom zuckte mit den Schultern. "Ich kann dir nichts versprechen, doch Mattheo und ich können es versuchen. Doch länger als drei Minuten sind da nicht drin." Bevor ich wirklich wusste, was ich da tat, sprang ich auf und nahm Tom fest in meine Arme. "Danke.", flüsterte ich. Meine Freude hielt jedoch nur kurz an, ich versteifte mich als mir bewusste wurde, wen ich hier gerade umarmte. Ich machte einen schnellen Schritt zurück und sah mit großen Augen zu Tom auf. "Ich... Oh bei Salazar... entschuldige...", stotterte ich vor mich hin.

"Kein Grund sich zu entschuldigen, Prinzessin.", säuselte Tom. Eine kurze Stille legte sich auf den Raum, bis Tom wieder zu sprechen begann. "Gut, hör zu, ich werde dir einen kleinen Deal vorschlagen, schließlich helfe ich dir nicht ganz umsonst.  In genau zwei Tagen haben wir Samstag. Mattheo und ich werden bis dahin alles mit dem Gespräch für dich und deinen Vater vorbereiten. Dafür jedoch, wirst du am Freitag Abend, also Morgen, über Nacht bei uns im Riddle Manor schlafen. Damit wir sobald wir grünes Licht haben zu deinem Vater können und du die drei Minuten mit ihm bekommst. Was sagst du dazu?"

Ich starrte ihn für wenige Sekunden einfach nur an. Meinte er das gerade wirklich ernst? Ich soll am Freitag zu ihnen kommen, allein. Ich soll ALLEIN, mit ihnen in einem Haus sein! Nein. Einfach nein! Das können sie nicht ernst meinen! Doch ich wusste das taten sie, sie würden mich nur zu meinem Vater bringen, wenn ich ja sagen werde. Doch ich war mir sicher, ich würde diese Nacht nicht überleben. Eine Nacht, allein in einem Haus mit zwei Mördern. Zwei unwiderstehliche, heiße Kerle. Doch es ist nur über Nacht. Ich würde mein Zimmer absichern, mit Zaubern, würde immer mit einem offenem Auge schlafen. Sie könnten mich nicht berühren oder mir auch nur zu nahe kommen. Ich könnte es schaffen, doch irgendetwas, tief in mir, sagt mir ich werde es nicht tun. Ich werde es nicht schaffen.

Diese Nacht wird mein Leben ein für allemal verändern und vollkommen auf den Kopf stellen. Diese Nacht, werde etwas von mir verlieren. Mein Leben, meine Seele oder gar mein Herz. Und doch musste ich mit meinem Vater sprechen! Konnte ich das Risiko eingehen? Ja oder nein... Ich überlegte, und nach nur wenigen Sekunden wusste ich meine Antwort. Bevor ich meine Antwort doch noch ändere, beschloss ich den beiden meine Entscheidung direkt zu verkünden. Ein letztes mal holte ich tief Luft, dann verkündete ich den beiden meine Entscheidung.

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