♤94♤

Für einen Moment schien die Welt um mich herum stillzustehen. Zehn Wochen. Mein Kiefer verspannte sich, während mir die Bedeutung dieser Zahl in den Kopf schoss. Mila war seit weniger als vier Wochen bei Luis. Es konnte keinen Zweifel geben, ich war der Vater.

Ich sah Toni direkt an, meine Augen bohrten sich in seine, als die Wut und die Verwirrung in mir aufstiegen. "Das bedeutet-", begann er vorsichtig, doch ich hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen.

"Das bedeutet, dass ich der Vater bin", sagte ich mit eisiger Ruhe. Die Worte schmeckten bitter und doch enthielten sie einen Funken Hoffnung. Mila trug mein Kind unter ihrem Herzen, nicht das von Luis. Das bedeutete auch, dass wir nicht nur gegen Luis kämpften, um sie zu retten - wir kämpften gegen ihn, um das Leben unseres Kindes zu beschützen.

Toni nickte langsam und sah mir nicht in die Augen.

Die Realität dieser Worte sickerte in mir ein und für einen Moment überkam mich eine Welle von Zorn und Ohnmacht. Luis hielt Mila gefangen und jetzt hatte er nicht nur Macht über sie, sondern auch über unser ungeborenes Kind. Das war mehr als nur eine Schlacht, es war Krieg.

"Was plant Luis?" Fragte ich, meine Stimme schneidend wie ein Messer.

Toni hob den Kopf, sah mir ins Gesicht und fuhr fort, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Er will warten, bis die Hochzeit vorbei ist. Danach will er Mila dazu bringen, das Kind zu verlieren. Er glaubt, dass es ein Zeichen seiner Kontrolle ist. Sobald sie verheiratet sind, wird er sie vollständig beherrschen wollen. Das Kind ist dabei ein Hindernis."

Ich spürte, wie sich meine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballten. Mein Herz schlug so laut in meiner Brust, dass ich glaubte, Toni müsste es hören. Die Vorstellung, dass Luis die Dreistigkeit besaß, so etwas zu planen, brachte meinen ganzen Körper zum Kochen.

"Er wird es nicht schaffen", stieß ich schließlich aus. Meine Stimme war ruhig, doch ich konnte den brodelnden Zorn darunter kaum verbergen. "Luis wird keinen weiteren Finger an Mila oder mein Kind legen. Das schwöre ich."

Toni nickte wieder und seine Augen wanderten unsicher über die Umgebung.

Er senkte den Blick, als ob er versuchte, die richtigen Worte zu finden, doch ich war nicht in der Stimmung für Zurückhaltung. Die Tatsache, dass er so lange gezögert hatte, mich über Milas Zustand zu informieren, war allein schon Grund genug, misstrauisch zu sein.

"Warum hast du es nicht früher gesagt?" Meine Stimme war leise und die Kälte darin war unmissverständlich.

Toni zuckte leicht zusammen, bevor er antwortete. "Ich wollte sicher sein, dass ich nicht beobachtet werde. Es war schwer, von Luis wegzukommen, ohne Verdacht zu erregen", seine Hände, die an den Seiten hingen, waren leicht zitternd, als er weitersprach. "Ich weiß, was auf dem Spiel steht, Lucio. Du musst verstehen, dass ich in einer sehr schwierigen Position bin."

"Denkst du, mir ist das nicht klar?" knurrte ich. "Aber das hier ist nicht mehr nur eine einfache Mission. Es geht nicht mehr nur darum, Luis zu stoppen. Es geht um mein Kind, Toni. Jeder Schritt, den du machst, jeder Atemzug, den du tust, könnte das Leben von Mila und meinem Kind beeinflussen."

Toni sah aus, als ob er etwas sagen wollte, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Ich konnte die Schuld in seinen Augen sehen.

Ich atmete tief ein, zwang mich, ruhiger zu werden, auch wenn der Zorn in mir brodelte. "Hör zu", sagte ich schließlich und richtete meinen Blick wieder auf die dunklen Gärten vor uns. "Morgen ist der Tag. Egal, was Luis plant, wir werden ihm zuvorkommen. Wir müssen Mila und das Kind in Sicherheit bringen, bevor er überhaupt die Chance bekommt, etwas zu tun."

Toni nickte zögerlich. "Ich werde tun, was ich kann."

"Mach einfach deine Arbeit, Toni", sagte ich schließlich. "Halte uns auf dem Laufenden. Der Rest liegt bei uns."

Toni nickte erneut, bevor er sich von mir abwandte. Sein Gesicht war von der Dunkelheit kaum noch zu erkennen, als er in Richtung der Villa zurückging. Ich blieb zurück, starrte auf die Weiten des Gartens und dachte an das, was morgen kommen würde.

Luis würde es nicht einfach haben. Nicht gegen uns, nicht gegen mich. Ich hatte zu viel zu verlieren und er hatte zu viele Fehler gemacht.

Ich drehte mich schließlich um und ging zurück in die Villa, entschlossener als je zuvor, Mila zu retten. Die Uhr tickte und morgen würde alles auf dem Spiel stehen. Ich würde nicht zulassen, dass Luis gewann. Nicht dieses Mal.

Ich kehrte in die Villa zurück, meine Schritte hallten leise durch die langen, dunklen Flure. Die Spannung in meinem Körper ließ nicht nach, stattdessen wuchs sie mit jedem Schritt. Die Gewissheit, dass Luis wusste, dass Mila schwanger war und seine Pläne, das Kind zu verlieren, machten mich nur noch entschlossener. Er hatte bereits zu viel von Mila genommen, doch dieses eine, unser Kind, würde er nicht bekommen.

Ich trat in mein Zimmer und ließ mich auf das schwere Ledersofa fallen. Der Raum war still, die einzige Geräuschquelle war das leise Ticken der alten Standuhr in der Ecke. Der morgige Tag würde alles verändern. Seit dem Ball hatten wir uns auf diesen Moment vorbereitet. Doch trotz aller Planung und aller Verbündeten war da immer noch diese Unsicherheit, das Wissen, dass ein falscher Schritt alles ruinieren könnte.

Ich griff nach meinem Glas Wasser auf dem Tisch und lehnte mich zurück, meine Gedanken kreisten um Mila. Ihr Gesicht, ihre Berührungen, die Art, wie sie mir vor so vielen Jahren die Welt bedeutet hatte. Und jetzt war da nicht nur Mila, sondern jetzt war da auch das Leben, das sie in sich trug. Unser Kind.

Ich konnte nicht aufhören, über die Worte von Toni nachzudenken. "Nach der Hochzeit wird er sie dazu bringen, das Kind zu verlieren." Der Gedanke, dass Luis so etwas plante, brachte mich innerlich zum Kochen. Es war, als hätte er jeden Funken Menschlichkeit in sich verloren, nur um seine Macht aufrechtzuerhalten.

Die Villa war still und ich wusste, dass jeder wach war und sich auf den morgigen Tag vorbereitete. Der Plan war präzise, jede Aufgabe war klar verteilt und doch hing alles von diesem einen Tag ab. Kein Fehler durfte passieren.

Plötzlich hörte ich ein leises Klopfen an der Tür. Es war Lic.

"Alles in Ordnung?" Fragte er, als er eintrat und die Tür leise hinter sich schloss.

Ich nickte langsam, doch die Anspannung in meiner Stimme war nicht zu überhören. "So in Ordnung, wie es eben sein kann. Toni hat mir mehr gesagt, als er sollte."

Lic hob eine Augenbraue. "Was hat er gesagt?"

"Dass Luis Mila nach der Hochzeit das Kind nehmen will. Er plant, sie irgendwie dazu zu zwingen, das Baby zu verlieren."

Lic verzog das Gesicht vor Abscheu. "Dieser verdammte Bastard." Er trat näher und setzte sich auf die Kante des Sessels gegenüber. "Das ändert nichts an unserem Plan, Lucio. Wenn überhaupt, gibt es uns noch mehr Motivation, morgen keine Fehler zu machen."

"Ich weiß", ich starrte auf das Glas in meiner Hand, die Anspannung in meinem Brustkorb wuchs. "Es verändert alles für mich. Es ist nicht mehr nur ein Kampf gegen Luis, um Mila zu befreien. Es ist ein Kampf, um meine Familie zu retten."

Lic nickte langsam, seine Augen fixierten mich fest. "Und genau deshalb werden wir morgen gewinnen. Du hast mehr zu verlieren als jeder andere in dieser Villa."

Ich lehnte mich zurück, die Worte meines Bruders waren ermutigend, doch sie brachten keine Erleichterung. Der Druck lastete schwer auf meinen Schultern. Der Gedanke, dass Luis so nah an dem war, was mir am meisten bedeutete, ließ mich nicht los.

"Du musst dich ausruhen, Lucio", sagte Lic nach einer Weile. "Morgen wird ein langer Tag. Jeder wird auf deine Führung angewiesen sein. Du kannst es dir nicht leisten, müde zu sein."

Er hatte recht. So sehr ich auch bereit war, sofort in den Kampf zu ziehen, ich wusste, dass ich klar denken musste. Der Plan, so perfekt er auch war, brauchte Präzision. Ein einziger Moment der Schwäche und alles würde zusammenbrechen.

Ich nickte. "Du auch, Lic. Geh schlafen. Morgen wird alles anders sein."

Lic stand auf, klopfte mir auf die Schulter und verließ den Raum, die Tür leise hinter sich schließend. Ich ließ den Kopf nach hinten auf die Sofalehne sinken und schloss die Augen, doch die Ruhe kam nicht. Jeder Gedanke kehrte zu Mila zurück, zu unserem Kind und zu dem, was Luis morgen verlieren würde.

Morgen gab es kein Zurück mehr.

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