♤Tag vor der Mission♤
♤PoV Lucio♤
Die Nacht hatte Mexiko in ein tiefes Dunkel gehüllt, doch die Villa, in der wir uns befanden, schien wie eine Oase inmitten eines drohenden Sturms. Morgen würde die Mission starten - Mila zu befreien und mit Luis abzurechnen. Alles, was wir seit Wochen geplant hatten, würde sich an diesem einen Tag entscheiden. Jeder in der Villa spürte die Anspannung, selbst die Luft schien schwerer zu werden.
Die Barãos und die Camorra waren vor Ort, jede Organisation, die sich mit Luis anlegen wollte, hatte ihren Teil beigetragen. Wir hatten uns alle in dieser riesigen Villa zusammengefunden, um sicherzustellen, dass alles perfekt ablief. Der Plan stand fest, doch es gab keine Garantie, dass etwas schiefgehen würde sowie auf dem Ball.
Ich lehnte mich gegen das Balkongeländer und sah hinaus in die Dunkelheit. Unten auf dem Gelände waren die Bewegungen der Barãos-Leute und der Camorra erkennbar. Jeder bereitete sich vor, jeder war auf die Mission fokussiert. Morgen würde ein Wendepunkt sein und niemand konnte sich einen Fehler leisten.
Mein Bruder Lic trat leise neben mich. "Toni hat uns die neuesten Informationen durchgegeben. Er ist immer noch an unserer Seite. Alles ist bereit."
Ich nickte. Toni war eine entscheidende Figur in unserem Plan, ein Schlüssel, um Mila rechtzeitig zu befreien. Doch ich konnte nicht ignorieren, dass er innerlich zerrissen war. Er spielte auf beiden Seiten und war gezwungen, zwischen Loyalitäten zu balancieren. Dennoch wusste ich, dass er Mila retten wollte - genauso wie wir alle.
"Er hat sich also endgültig für unsere Seite entschieden?" Fragte ich, ohne den Blick von der Dunkelheit abzuwenden.
Lic schnaubte leise. "Zumindest hat er keine andere Wahl. Er weiß, was auf dem Spiel steht."
Ich konnte den Ernst in seiner Stimme spüren. Es war wahr - Toni hatte keine wirkliche Wahl. Wenn er uns verriet, würde er nicht nur Mila, sondern auch sich selbst verlieren. Seine einzige Chance war, weiterhin mit uns zu kooperieren.
Ich seufzte und spürte, wie die Last des bevorstehenden Tages auf mir lag. "Was ist mit Ramiro?"
Lic hob eine Augenbraue. "Er ist bereit. Aber Zélia ist immer noch im Krankenhaus. Sie ist stabil, doch er wird fokussiert bleiben."
"Lucio, du solltest zum Meeting kommen", sagte Lic nach einer Weile. "Toni ist bereits in der Villa. Ich dachte, er würde sich bis morgen zurückhalten, doch er ist hier und will mit uns reden."
Das überraschte mich. "Toni ist hier?" Fragte ich, während ich mich vom Balkongeländer abstieß und mich Lic zuwandte. "Ich dachte, er bleibt bei Luis, um keine Verdacht zu erregen."
Lic zuckte mit den Schultern. "Das dachte ich auch. Er scheint etwas Wichtiges zu haben, das er uns mitteilen muss. Ramiro, Tiago und Mason sind schon bei ihm."
Ich atmete tief ein, der Gedanke an Toni machte mich nervös. Seine Rolle war entscheidend. Wenn er wankte oder sich entschied, uns zu verraten, wäre das das Ende unseres gesamten Plans. Er hatte bisher bewiesen, dass er an unserer Seite kämpfte - vielleicht war seine Anwesenheit ein Zeichen dafür, dass er uns noch mehr Informationen liefern wollte.
"In Ordnung", sagte ich schließlich. "Lass uns gehen."
Lic und ich machten uns auf den Weg durch die Villa. Die hohen, kühlen Korridore waren von gedämpftem Licht durchflutet und die schweren Schritte unserer Stiefel hallten durch die Stille. Jeder Raum in diesem Haus war voller Verbündeter, Männer und Frauen, die alle ihren Teil zu dieser Mission beitragen würden. Die Spannung war greifbar.
Als wir den Besprechungsraum betraten, sah ich sofort Toni. Er stand an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt und sein Gesicht war angespannt. Ramiro saß am langen Tisch, seine Hände gefaltet, während Tiago, sein rechter Mann, neben ihm stand. Mason, der Kopf der Camorra, lehnte lässig im Stuhl zurück, doch ich konnte sehen, dass auch er die Anspannung spürte.
Doch es befanden sich nur zwei mächtige Organisationen, sondern ebenso auch die russische Mafia und die berüchtigte Ndrangheta. Viktor, ein kaltblütiger Russe, der Anführer der russischen Mafia, saß ebenfalls am Tisch. Sein einziger Blick durchbohrte die Anwesenden und ich wusste, dass er hier war, weil er - genauso wie wir - eine Rechnung mit Luis offen hatte. Neben ihm saß Alessio, ein Vertreter der Ndrangheta, einer der brutalsten und mächtigsten Verbrecherorganisationen Italiens. Der Raum war voll von Macht, doch die Atmosphäre war still, fast erdrückend. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand.
Ich warf Toni einen prüfenden Blick zu, während ich mich in meinem Stuhl zurücklehnte. "Was gibt es denn so Dringendes, dass du herkommen musstest?" Fragte ich direkt, ohne Zweifel an meiner Stimme.
Toni zögerte einen Moment, bevor er sprach. "Luis hat seine Sicherheitsvorkehrungen für die Hochzeit verdreifacht", begann er, während er seine Arme vor der Brust verschränkte. "Er weiß, dass etwas in der Luft liegt. Er erwartet einen Angriff, doch er weiß nicht, von wem oder wann genau. Er ist paranoid und das macht ihn unberechenbar."
"Unberechenbar?" Fragte Mason mit einem gehässigen Grinsen. "Das sind gute Neuigkeiten. Unberechenbare Menschen machen Fehler."
"Vielleicht", antwortete Toni ruhig. "Er hat auch zusätzliche Männer angefordert und alle seine Vertrauten um sich geschart. Es wird kein einfacher Durchbruch. Selbst mit unseren Leuten."
Ramiro, der ruhig am Tisch saß, hob seine Hand und sagte mit seiner gewohnt ruhigen: "Wir wussten von Anfang an, dass es schwierig wird. Niemand hier erwartet, dass es leicht wird. Was wir brauchen, ist ein Plan, der jeden Schritt abdeckt. Kein Raum für Fehler."
Viktor, der bisher nur still zugehört hatte, lehnte sich vor und sprach mit seiner tiefen, bedrohlichen Stimme. "Meine Männer sind bereit. Wir übernehmen die äußeren Verteidigungslinien. Niemand wird das Gelände verlassen, ohne dass wir es wissen. Ihr konzentriert euch auf das Innere."
Alessio nickte. "Die Ndrangheta wird dafür sorgen, dass die Fluchtwege blockiert werden. Luis wird nirgendwohin fliehen können."
Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Der Plan war klar - jede Organisation hatte ihre Rolle und wir mussten funktionieren. Es gab keinen Raum für Fehler oder Abweichungen. Luis hatte zu viele Menschen betrogen, verraten und verletzt. Jetzt war die Zeit gekommen, um alles zu beenden.
"Ich denke, dass wird eine schönes Hochzeitsgeschenk für ihn", schmunzelte Tiago, als er sich eine Zigarette anzündet.
"Ein Hochzeitsgeschenk, das er nicht vergessen wird", murmelte ich, als ich Tiago beobachtete, wie er den Rauch langsam ausblies. Der Raum füllte sich für einen Moment mit dem Geruch von Tabak, doch die Spannung blieb unverändert.
Jeder im Raum hatte seine Rolle zu spielen. Die Barros, die Camorra, die Russen und die Ndrangheta. Jede Organisation war mit ihren besten Leuten vertreten, und das Ziel war klar: Luis musste gestoppt werden, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte.
Toni stand immer noch an der Wand, seine Haltung steif, als ob er selbst nicht sicher war, ob er hier willkommen war oder nicht.
Das Meeting neigte sich dem Ende zu, als die letzten Details des Plans besprochen waren. Es herrschte ein unheimliches Schweigen, während die Männer auf ihre jeweiligen Anweisungen warteten. Die Besprechung hatte nichts überstürzt oder hektisch gewirkt, jeder wusste, wie entscheidend jede Einzelheit sein würde. Die Anspannung war dennoch greifbar.
Ramiro erhob sich als Erster und bedeutete Tiago, ihm zu folgen. Viktor nickte mir kurz zu, bevor er mit seinen Männern den Raum verließ. Alessio blieb einen Moment länger, als wolle er die letzte Anweisung für seine Truppen sicherstellen, doch auch er erhob sich schließlich und verschwand in der kühlen Nacht.
Die Villa war jetzt erfüllt von leisen Gesprächen und gelegentlichen Anweisungen. Die Stille, die während des Meetings geherrscht hatte, war soeben von geschäftigen Vorbereitungen abgelöst worden. Ich ließ meinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen, bevor ich aufstand und mich Toni zuwandte.
"Wir sollten uns unterhalten", sagte ich knapp und deutete ihm, mir nach draußen zu folgen. Er nickte nur kurz und schloss sich mir an.
Wir gingen hinaus in die kühle Nacht, weg von den hell erleuchteten Räumen der Villa, die sich langsam auf den morgigen Tag vorbereiteten. Der Wind trug die entfernten Geräusche der Männer mit sich, die sich auf den Einsatz vorbereiteten, doch hier draußen herrschte ein Moment der Stille.
Toni ging neben mir, seine Schritte schwer auf dem gepflasterten Weg. Es war offensichtlich, dass ihn etwas beschäftigte und ich hatte das Gefühl, dass er mehr zu sagen hatte als das, was er während des Meetings erwähnt hatte. Wir blieben schließlich auf einem kleinen Balkon stehen, der einen Blick auf die weitläufigen Gärten der Villa bot.
Ich lehnte mich an das Balkongeländer, spürte die kühle Brise auf meinem Gesicht und ließ den Blick über die dunklen Gärten schweifen. Es war eine merkwürdige Ruhe vor dem Sturm. Toni blieb neben mir stehen, seine Haltung war angespannt und ich konnte spüren, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
"Was ist es, Toni?" Fragte ich, ohne ihn direkt anzusehen. "Du hast mir noch nicht alles erzählt."
Er zögerte einen Moment, als ob er seine Worte sorgsam abwog. Mein Körper spannte sich an. Allein der Gedanke an Mila ließ meinen Puls schneller schlagen. "Sprich endlich", sagte ich, diesmal schärfer. Ich hatte keine Geduld für Spielchen.
Toni atmete tief ein, seine Schultern sanken ein wenig, als er die Worte aussprach: "Mila ist in der zehnten Schwangerschaftswoche, Lucio."
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