♤91♤

♤PoV Mila♤

Ich stand vor dem großen Spiegel im
Ankleidezimmer der Villa. Der weiße Stoff des Hochzeitskleides, das mir die Schneiderinnen anpassten, schimmerte im blendenden Licht der Kronleuchter. Es fühlte sich seltsam schwer an, als ob jedes Gramm des Kleides meine Schultern tiefer nach unten drückte. Die zarten Stickereien und der seidige Stoff waren wunderschön, doch für mich waren sie nichts weiter als Ketten.

Luis saß in einem eleganten Sessel am Rand des Raumes. Seine Augen ruhten ununterbrochen auf mir, als würde er jede Bewegung, jeden Atemzug genauestens überwachen. Sein Blick war kalt, distanziert und voller Kontrolle. Ich war sein Besitz und das ließ er mich mit jeder Sekunde spüren.

Die morgendliche Übelkeit machte es mir schwer, still zu stehen. Mein Magen zog sich zusammen und ich musste tief durchatmen, um mich nicht vor den Augen der Schneiderinnen und vor Luis festem Blick zu übergeben. Das Kind, das in mir wuchs, war das Einzige, was mir in dieser Hölle noch einen Funken Hoffnung gab, doch es machte diese Momente auch schwieriger zu ertragen. Ich war erschöpft, körperlich und seelisch.

Neben Luis saß Toni. Er hatte seine Arme verschränkt und beobachtete mich mit einer Mischung aus Anspannung und Besorgnis. Sein Gesicht verriet nichts, doch ich konnte die Zweifel in seinen Augen sehen. Seitdem ich erfahren hatte, dass er Kontakt zu Lucio und den Barãos, Camorra aufgenommen hatte, wuchs eine stille Hoffnung in mir.
Dennoch traten Zweifel auf:
Was, wenn Toni nicht auf meiner Seite war? Doch ich klammerte mich an den Gedanken, dass er mir helfen würde. Er musste.

Die Schneiderin trat zurück, um ihre Arbeit zu begutachten und ich spürte Luis Blick intensiver denn je. Er stand auf und kam langsam auf mich zu, sein Gang ruhig und kontrolliert. Er betrachtete mich von oben bis unten, als wäre ich ein Kunstwerk, das er in den letzten Zügen formte.

"Du siehst perfekt aus", sagte er schließlich und seine Stimme war so ruhig allerdings mit diesen Ton, der keine Widersprüche duldete. Es war kein Kompliment, es war eine Feststellung. Eine Aussage, dass ich genau das war, was er wollte oder besser gesagt, was er aus mir gemacht hatte.

Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln, obwohl mir übel war. Der Druck des Kleides, die erdrückende Kontrolle und die ständige Überwachung machten es mir fast unmöglich, zu atmen. Ich spürte, wie der Raum enger wurde, als ob die Wände langsam auf mich zukamen.

"Mila", sagte Luis, während er mich weiter betrachtete. "Unsere Hochzeit wird ein neues Zeitalter einläuten. Für uns beide. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten."

Seine Worte waren so glatt wie Seide und ich hörte die stahlharten Ketten, die sich in jeder Silbe verbargen.

Toni sagte nichts, doch ich spürte, wie sich seine Haltung leicht veränderte. Er beobachtete die Szene, seine Augen wanderten zwischen Luis und mir hin und her, als würde er jeden Moment in sich aufsaugen, um einen Plan zu schmieden. Vielleicht war er meine einzige Chance, vielleicht war er der Schlüssel, um dieser Hölle zu entkommen.

Ich legte eine Hand auf meinen Bauch, spürte das leichte Flattern des Lebens in mir und sagte mir, dass ich durchhalten musste. Für das Kind. Für mich. Irgendwo da draußen war Lucio und ich musste hoffen, dass er und Toni einen Weg finden würden, mich hier rauszuholen.

Luis trat näher, sein Blick durchdringend und beherrscht, als er sich leicht zu mir hinunterbeugte. Ich spürte seinen Atem an meinem Hals, während er seinen Blick auf mein Gesicht richtete. Für einen Moment konnte ich den Raum nicht wahrnehmen, konnte nur die Kälte in seinen Augen fühlen, als ob er jede Regung, jedes Gefühl in mir kontrollieren wollte.

"Du wirst die schönste Braut sein, Mila", flüsterte er, seine Stimme beinahe sanft, dennoch lag keine Wärme darin. "Und an meiner Seite wird es keine Grenzen geben für das, was wir erreichen können."

Ich fühlte, wie mein Herzschlag beschleunigte, doch nicht vor Freude oder Aufregung. Es war die pure Angst, die in mir aufstieg. Das Kleid, das er für mich ausgesucht hatte, war nichts weiter als eine Uniform.

Toni saß immer noch schweigend neben uns, seine Augen waren starr auf Luis gerichtet, doch er sagte kein Wort. Ich konnte nicht sagen, ob er innerlich einen Plan schmiedete oder ob er genauso hilflos war wie ich. Der Zweifel in mir nagte stärker.

"Das Kind wird einen Vater brauchen", fuhr Luis fort, als ob er genau wüsste, woran ich dachte. "Und das bin ich, Mila. Ich werde alles kontrollieren, damit es sicher aufwächst. Du wirst sehen, es gibt nichts zu befürchten."

Seine Hand glitt an meinem Arm entlang und blieb auf meiner Schulter ruhen. Es war ein sanfter und schwerer Griff, der verdeutlicht. Mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich durfte mir nichts anmerken lassen.

"Luis-", meine Stimme zitterte leicht und ich hasste mich dafür. "Es ist nicht so einfach."

"Doch, es ist genau so einfach", unterbrach er mich, seine Stimme jetzt härter und sein Griff verstärkte sich kurz, bevor er sich wieder löste. "Du wirst meine Frau. Du wirst gehorchen und alles wird gut."

Toni stand plötzlich auf, seine Bewegungen ruhig, dennoch bestimmt. "Vielleicht braucht sie eine Pause, Luis", sagte er, seine Stimme war tief und kontrolliert, doch ich konnte das Zögern darin spüren. "Sie ist erschöpft, die Anprobe war lang genug."

Luis musterte Toni für einen Moment, als ob er seine Worte abwog, bevor er schließlich nickte. "Vielleicht hast du recht." Dann richtete er seinen Blick wieder auf mich. "Du solltest dich ausruhen. Wir haben bald eine Menge zu feiern."

Sein Blick ließ mich nicht los, selbst als ich mich von den Schneiderinnen aus dem Kleid befreien ließ. Das schwere Kleid fiel von meinen Schultern und doch fühlte ich mich nicht freier. Die Fesseln, die Luis um mich gelegt hatte, waren viel tiefer und unsichtbarer als jede Naht in diesem Kleid.

Ich wusste, dass die Zeit knapp wurde. In wenigen Tagen würde die Hochzeit stattfinden und mit jedem Tag schien der Raum enger zu werden. Ich musste einen Ausweg finden und nicht nur für mich, sondern für das Kind. In diesem Moment, als ich Tonis besorgten Blick sah, wusste ich, dass ich nicht allein war.

Toni trat an meine Seite, als wir den Raum verließen. "Es wird bald vorbei sein", murmelte er leise, kaum hörbar. Doch selbst in seiner Zuversicht lag ein Schatten des Zweifels. Ich nickte nur und hoffte, dass er recht hatte.

Toni führte mich leise in mein Schlafzimmer und kaum schloss sich die Tür hinter mir, spürte ich, wie die Anspannung langsam von mir abfiel. Die weichen Vorhänge ließen das Licht der untergehenden Sonne nur gedämpft hindurch und für einen kurzen Moment fühlte ich, wie die Dunkelheit des Raumes mich umhüllte.

Ich setzte mich auf das Bett und der vertraute, kühle Stoff der Bettwäsche unter meinen Fingern gab mir ein Gefühl von falscher Sicherheit. Ich wollte schlafen, die Augen schließen und den Albtraum dieser Hochzeit, dieser erzwungenen Gefangenschaft, für einen Moment vergessen. Doch selbst in der Stille des Zimmers konnte ich den Schatten der Kontrolle spüren, den Luis über mir schweben ließ.

Kaum hatte Toni mich verlassen, trat Marisa an die Tür. Sie löste Toni ab, wie sie es immer tat, ihre Haltung streng und wachsam. Ihre Augen verfolgten jede meiner Bewegungen, als wäre ich eine Gefangene, die keinen Raum zur Flucht haben durfte. Ihr Blick war emotionslos, kalt wie immer und ich konnte spüren, dass sie nicht von meiner Seite weichen würde, nicht einmal für einen Moment der Privatsphäre.

Ich legte mich auf das Bett, zog die weiche Decke bis zu meiner Brust und schloss die Augen. Für einen Augenblick fühlte ich, wie die Müdigkeit mich übermannte, meine Gedanken wurden schwer und der Schlaf begann, mich langsam einzuholen. Der leise Rhythmus meines Atems vermischte sich mit der Stille des Raumes und die Anspannung, die sich in meinem Körper festgesetzt hatte, begann sich langsam zu lösen.

Doch gerade als der Schlaf mich einholte, wurde die Tür plötzlich aufgestoßen. Die Stille zerbrach wie Glas, als Luis, Toni und Fabrice unerwartet ins Schlafzimmer traten. Ich fuhr auf und setzte mich sofort aufrecht hin. Mein Herz raste und der kurze Moment der Ruhe war wie weggeblasen.

Hinter ihnen trat eine Frau ins Zimmer, die einen kleinen Koffer bei sich trug. Sie trug einen weißen Kittel und wirkte streng, fast geschäftlich. "Das ist Dr. Mendes", sagte Luis ruhig, ohne den Hauch eines Lächelns. "Sie wird sichergehen, dass mit dem Kind alles in Ordnung ist."

Ich spürte, wie mein Herzschlag schneller wurde, die Übelkeit, die den ganzen Tag über nur schwach im Hintergrund gewesen war, kehrte mit voller Wucht zurück. Der Raum, der mir gerade noch so still und halbwegs sicher erschienen war, verwandelte sich wieder in eine Bühne.

"Ich-", begann ich, doch meine Worte erstarben, als ich den festen, beherrschten Blick von Luis spürte. Fabrice blieb still, stand mit verschränkten Armen am Rand des Raumes, während Toni neben ihm eine Mischung aus Anspannung und Unbehagen ausstrahlte.

"Es ist besser so, Mila", sagte Luis leise.. "Wir müssen sicherstellen, dass alles in Ordnung ist."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top