♤88♤
"Zélia-", flüsterte er, seine Stimme gebrochen von der Angst und dem Schmerz. Seine Augen durchbohrten mich für einen Moment, als wollte er die Situation begreifen, doch es war, als würde er gegen die Realität ankämpfen.
Zélia versuchte, ihm ein schwaches Lächeln zu schenken, doch ihr Gesicht war bleich vor Schmerz und ihre Atmung ging unregelmäßig. "Ramiro, es wird- es wird alles gut", sagte sie leise, doch ihre Stimme zitterte unter der Anstrengung, die Worte auszusprechen.
Ramiro schüttelte den Kopf, seine Augen glitzerten vor unterdrückten Tränen und er zog sie behutsam in seine Arme. "Es wird gut, ich verspreche es dir. Ich lasse dich hier nicht zurück. Verdammt, ich lasse dich niemals zurück."
Sein Griff verstärkte sich, als wolle er sie an sich reißen, sie vor dem Schmerz und der drohenden Gefahr beschützen, doch gleichzeitig war da eine sanfte Zärtlichkeit, eine Verwundbarkeit, die er vor allen anderen verbarg. Nur Zélia konnte diese Seite von ihm sehen - die Seite des Mannes, der bereit war, alles zu opfern, um sie zu retten.
"Zélia, ich schwöre bei allem, was mir heilig ist", murmelte Ramiro mit einer tiefen, rauen Stimme, während er sanft ihren Kopf streichelte. "Ich werde diese Schweine aus Mexiko vernichten. Jeden einzelnen von ihnen."
Zélia hob mit zitternder Hand den Blick zu mir, ihre Lippen bebten leicht, bevor sie leise sprach, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. "Mila- sie ist schwanger", brachte sie schließlich hervor, während ihr Gesicht vor Schmerz verzog, doch in ihren Augen lag eine stille Entschlossenheit.
Ramiro erstarrte, als er die Worte hörte. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Seine Augen weiteten sich und ich konnte sehen, wie er versuchte, die Bedeutung dessen, was Zélia gerade gesagt hatte, zu begreifen. Seine Brust hob und senkte sich schneller und ein ungläubiges, fast schockiertes Funkeln trat in seine Augen, als er langsam zu mir aufsah.
"Was?" Murmelte er, seine Stimme rau, als könnte er die Wahrheit kaum fassen. "Sie- sie erwartet ein Kind?"
Zélia nickte schwach, ihre Augen suchten meinen Blick, während sie versuchte, ihm die Worte zu bestätigen. "Wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Mila und das Kind-", flüsterte sie, bevor sie erschöpft ihre Augen schloss.
Ramiro richtete sich auf, sein Gesicht verzog sich in eine Maske aus reiner Wut und Entschlossenheit. Er ließ Zélias Hand nicht los, doch seine Augen bohrten sich soeben in meine wieder. Die Spannung in seinem Körper war greifbar, als sich sein Kiefer anspannte und seine Schultern sich strafften.
"Keiner von diesen Bastarden wird das überleben", zischte er mit einer gefährlichen Ruhe. "Ich schwöre dir, Lucio, wir holen Mila und das Kind da raus. Unversehrt. Und dann werden wir jeden Einzelnen von ihnen vernichten. Keiner wird davonkommen."
Ich zögerte keine Sekunde, nachdem ich Ramiros Worte gehört hatte. Die Entschlossenheit in seiner Stimme brannte auch in mir und ließ keinen Raum für Zweifel. Sanft beugte ich mich über Zélia, schob meine Arme vorsichtig unter ihren Körper. Sie stöhnte leise vor Schmerz, als ich sie anhob und ihr bleiches Gesicht verzog sich. Ihre Augen fanden meine, und trotz des Schmerzes, der sie sichtlich quälte, legte sich ein schwaches, dankbares Lächeln auf ihre Lippen.
Sie war leicht, fast zerbrechlich in meinen Armen und doch fühlte es sich an, als würde ich das Gewicht der Welt tragen. Mit jedem Schritt, den ich in Richtung der SUVs machte, spürte ich den Druck, die Verantwortung, Zélia aus dieser Hölle zu bringen. Jeder Atemzug war schwer, doch mein Fokus lag allein auf ihrem Schutz.
Ich spürte Ramiros Blick in meinem Rücken, seine Wut, seine Entschlossenheit, die uns alle vorantrieb. Das Schießen draußen wurde immer lauter, der Geruch von Blut und Schießpulver hing in der Luft.
Als ich das SUV erreichte, öffnete Ramiro vorsichtig die Tür und legte Zélia so sanft wie möglich auf die Rückbank. Sie war blass, ihr Atem flach, aber sie war stark. "Halt durch", flüsterte ich, als ich ihr Gesicht für einen Moment betrachtete, bevor ich die Tür schloss.
"Bringt sie sofort zu einem Arzt!" Rief ich einem der Männer zu, der am Steuer saß. Er nickte stumm und startete den Wagen, während ich zusah, wie das SUV langsam losrollte und in die Dunkelheit verschwand.
Als das Geräusch der Schüsse langsam verstummte, ließ ich meinen Blick über das Chaos gleiten. Es war, als hätte die Welt einen Moment den Atem angehalten, als ob alles um mich herum in einer merkwürdigen Stille verharrte. Ich spürte das Pochen meines Herzens in meinen Ohren, den letzten Nachhall des Adrenalins, der in meinen Adern brannte. Doch jetzt war nicht die Zeit, stillzustehen. Zu viele Menschen lagen verletzt am Boden, jeder Augenblick zählte.
Ich zwang mich, mich von dem Schmerz und der Erschöpfung, die in mir wuchsen, abzuwenden und konzentrierte mich stattdessen auf die, die Hilfe brauchten.
Ich eilte zu einem jungen Mann, dessen Hemd an seiner Brust von Blut durchtränkt war. Seine Augen waren halb geöffnet und ich konnte sehen, wie sein Blick verschwamm. "Bleib bei mir", murmelte ich, kniete mich neben ihn und legte meine Hand an seine Schulter, um ihn wachzuhalten. "Wir bringen dich hier raus."
Als ich ihn endlich in eines der Wagen abgelegt hatte, schloss ich die Tür und atmete schwer aus. Doch die Erleichterung hielt nur kurz an. Ich drehte mich um und sah noch immer die anderen Verletzten, die am Boden lagen.
Als ich mich umsah, wurde mir schlagartig klar, dass diese Nacht den Funken eines Krieges entfacht hatte, der die gesamte Unterwelt erschüttern würde. Jede Organisation, die heute Opfer zu beklagen hatte, würde ihren Zorn nach Mexiko lenken. Das hier war mehr als nur ein Konflikt zwischen Einzelnen - es war der Beginn eines Krieges, der alle verschlingen würde, die auch nur im Entferntesten beteiligt waren.
♤PoV Mila♤
Der SUV rollte langsam über die staubige Straße, während ich schweigend auf die karge Landschaft starrte, die an mir vorbeizog. Fabrice saß links von mir, Toni rechts und der Fahrer, den Luis geschickt hatte, konzentrierte sich stur auf die Straße. Niemand sprach. Doch das Schweigen im Wagen war drückend, als würde es jeden Moment unter der Last der unausgesprochenen Dinge zerbrechen.
Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um das, was Luis vor dem Abflug gesagt hatte. "Die Hochzeit wird nächste Woche stattfinden", hatte er kalt verkündet, als wären all meine Einwände, meine Gefühle, meine Freiheit nichts als Nebensächlichkeiten. Es war, als hätte er mein Schicksal endgültig besiegelt, ohne einen Funken Mitgefühl. Seine Worte hallten noch immer in meinem Kopf wider, und ich spürte, wie mein Herz bei jedem Gedanken daran schwerer wurde.
"Wir können es uns nicht leisten zu warten", hatte Luis gesagt. "Die Hochzeit wird vorverlegt. Nächste Woche ist alles vorbei und du wirst meine Frau sein."
Die Vorstellung, in nur wenigen Tagen an Luis gebunden zu sein, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Der Gedanke daran, dass er über mein Leben und das meines ungeborenen Kindes entschied, machte mich fast wahnsinnig. Er hatte die Kontrolle über alles, und ich wusste nicht, wie ich jemals entkommen sollte.
Der SUV hielt schließlich vor der Villa, die in ihrer Pracht und Größe beeindruckend wirkte, doch für mich war sie nichts anderes als ein Gefängnis. Jeder Schritt, den ich näher auf das Anwesen zuging, ließ die Luft schwerer werden. Die hohen, eisernen Tore öffneten sich lautlos, als wir langsam in den Innenhof fuhren. Alles war perfekt - die makellosen Gärten, die imposanten Marmorstatuen, die schimmernden Säulen - aber nichts davon fühlte sich wie Freiheit an. In meinen Augen war es ein goldener Käfig, ein Ort, der mich gefangen halten sollte.
Fabrice und Toni begleiteten mich und die kühle Stille um uns herum ließ die Unruhe in mir wachsen. Selbst die Natur schien hier kontrolliert zu sein, alles war gezähmt und überwacht. Ein Schauer kroch mir den Rücken hinunter, als ich den steinernen Eingang der Villa betrat.
"Ich bringe dich ins Schlafzimmer", meinte Toni. Seine Worte wirkten wie eine Anordnung, doch seine Hand auf meinem Arm war nicht grob. Trotzdem fühlte ich den inneren Widerstand in mir aufsteigen. Ich wollte nicht noch tiefer in diesen prachtvollen Käfig geführt werden, doch es gab keinen Ausweg.
Wortlos folgte ich Toni durch die endlosen Flure der Villa. Die hohen Decken und prunkvollen Verzierungen wirkten erdrückend. Jeder Schritt hallte in der kühlen, stillen Luft wieder, während ich das Gefühl nicht loswurde, dass ich in eine Falle ging, aus der es kein Entkommen gab.
Als wir das Schlafzimmer erreichten, öffnete Toni die schwere Tür und ließ mich eintreten.
Toni blieb neben mir stehen und schloss die Tür. "Fabrice und ich bleiben im Anwesen", sagte er schließlich und sah mich an, seine Augen kühl und beobachtend. "Wir müssen über die nächsten Schritte sprechen."
Ich nickte stumm, während der Raum um mich herum immer enger zu werden schien. Egal wie viele Menschen in dieser Villa waren, ich fühlte mich vollkommen allein.
Toni setzte sich neben mich auf das Bett, seine Präsenz plötzlich wärmer, fast mitfühlend. Es war, als hätte er erkannt, dass ich mehr brauchte als bloße Worte der Vernunft. Er lehnte sich vor, seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern.
"Mila, du weißt, dass ich in dieser Sache nicht auf Luis Seite stehe", begann er. "Diese Zwangsheirat ist nicht richtig", er hielt inne und ließ die Bedeutung dieser Worte in der Luft schweben.
Seine Worte trafen mich unerwartet. Die Möglichkeit, einen Verbündeten in diesem Käfig zu haben, jemand, der wirklich verstand, was ich durchmachte, war ein kleiner Lichtblick in all der Dunkelheit. "Wie willst du mir helfen?" Fragte ich leise und sah ihn an.
Toni seufzte und sah mich ernst an. "Luis ist mächtig und seine Kontrolle reicht weit. Ich kann dir zumindest Informationen geben, die dir helfen werden, zu überleben und vielleicht mehr als das."
Ich nickte langsam, das Vertrauen in Tonis Worte wuchs in mir. "Was weißt du?" Fragte ich.
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