♤87♤
Luis hielt inne, als würde er die Worte in sich aufnehmen und über ihre Bedeutung nachdenken. Ein düsteres Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Gestorben? Oh, Mila! Was für eine absurde Frage", antwortete er kalt, ohne auch nur einen Hauch von Mitleid in seiner Stimme. "Was zählt schon ein Menschenleben, wenn es um das geht, was wirklich wichtig ist? Macht, Kontrolle und dich."
Seine Worte ließen eine Welle der Übelkeit in mir aufsteigen. Ich zog meine Hand zurück, doch er ließ sie nicht los. Seine Augen funkelten, als hätte er es genossen, mich in dieser Ohnmacht zu sehen.
"Wir gehen jetzt an Bord", sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, die keinen Widerspruch duldete. "Schließlich muss ich mir weiterhin Gedanken über die Planung unserer Hochzeit machen", zwinkerte dieser mir zu, als wir den Jet betraten und uns Platz nahmen.
Luis lehnte sich entspannt zurück, während er mich fixierte, seine Worte wie Gift in meinen Ohren. "Das Blut, das mein Hemd teueres beschmutzt hat, stammt von ihm. Ich rate dir, die Klappe zu halten, sonst stopfe ich sie dir persönlich", seine Stimme war gefährlich leise und in seinen Augen funkelte der Sadismus. Er genoss es, mich zu demütigen, jede meiner Reaktionen zu kontrollieren.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Adern gefror. Meine Hand ballte sich instinktiv zu einer Faust, doch ich war mir bewusst, dass ich in diesem Moment nichts tun konnte. Jeder Versuch, mich zu wehren, wäre sinnlos gewesen.
Toni, der ein paar Reihen vor uns saß, hielt mich mit einem durchdringenden Blick fest. In seinen Augen lag der Schatten eines Versprechens, eine stumme Bestätigung, dass er nicht untätig bleiben würde. Doch auch er wusste, dass der richtige Moment noch nicht gekommen war. Fabrice, der neben ihm saß, musterte die Szene mit einem kühlen, distanzierten Blick, als ob das ganze Drama nichts weiter als ein weiterer Tag im Leben der Mafia wäre.
Luis schien das alles zu genießen. Er nahm sich die Zeit, sein Hemd mit einem seufzenden Blick zu mustern, als wäre es der einzige Schaden, der ihn interessierte. "Weißt du", begann er plötzlich wieder, seine Stimme sanfter, fast zu sanft. "Es hätte alles anders sein können. Du und ich, ein perfektes Paar. Wir hätten die Welt regieren können."
Ich unterdrückte das Zittern in meiner Stimme und sah ihm in die Augen. "Du wirst niemals bekommen, was du willst, Luis. Liebe lässt sich nicht erzwingen, nicht mit Gewalt, nicht mit Drohungen."
Sein Lächeln verschwand und für einen Moment schien er überrascht über meine Standhaftigkeit. Doch dann kehrte das spöttische Lächeln auf seine Lippen zurück. "Liebe?" Er lachte kalt. "Liebe ist eine Illusion, Mila. Kontrolle, Macht - das sind die einzigen Dinge, die wirklich zählen."
Ich biss die Zähne zusammen und verstummte.
♤PoV Lucio♤
Ich konnte meinen Atem kaum kontrollieren. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er durch eine zertrümmerte Lunge gepresst. Der Schmerz, der Hass, die Verzweiflung - sie drohten mich zu erdrücken, während ich durch das Fenster des Ballsaals zusah, wie Mila in das verdammte Flugzeug gezerrt wurde. Mein Herz pochte in einer unkontrollierbaren, wilden Geschwindigkeit, als ich Luis widerliches Lächeln sah. Alles in mir wollte explodieren, ihn zerfetzen, ihn für das bezahlen lassen, was er ihr angetan hatte.
"Ich hätte sie beschützen müssen", schoss es mir durch den Kopf. "Ich hätte stärker sein müssen."
Doch all meine Entschlossenheit, all mein Wille, sie zu retten, war in diesem Moment so wertlos wie Asche im Wind. Ich sah, wie sie den Kopf senkte, wie sie sich widerstandslos in sein grausames Spiel fügte. Meine Finger krümmten sich, als wollte ich meine eigenen Knochen brechen, um den Zorn zu zügeln, der in mir tobte.
"Mila, bitte-", flüsterte ich, obwohl ich genau wusste, dass sie mich nicht hören konnte. Jeder Schritt, den sie von mir weg machte, fühlte sich an wie ein Messerstich in meine Brust. Ihre Verzweiflung spiegelte sich in meinen Augen wieder. Ich hatte alles versucht. Alles, was in meiner Macht stand, und dennoch hatte ich versagt.
Die Erinnerung an Luis Worte traten in meinem Kopf auf. "Sie trägt mein Kind", die Schärfe dieser Aussage traf mich wie ein Blitzschlag. Meine Beine fühlten sich an, als würden sie unter mir nachgeben. Wie hatte er es geschafft, mich so zu brechen?
Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, wer der Vater des Kindes war, doch eine Sache war mir bewusst: Luis genoss die Kontrolle. Er spielte mit uns allen.
Ich musste sie zurückholen. Es war der einzige Gedanke, der sich durch den Nebel meiner Wut und Verzweiflung drängte. Es spielte keine Rolle mehr, ob das Kind von ihm oder von mir war. Was zählte, war Mila und wenn ich sie nicht befreien würde, würde sie für immer unter seiner Kontrolle bleiben.
"Lucio, wir müssen gehen", hörte ich Tiagos Stimme hinter mir, doch seine Worte drangen kaum zu mir durch. Mein Blick war weiterhin auf den verdammten Boden gerichtet.
Der Ballsaal, der einst vor Eleganz und Glanz strahlte, war soeben ein einziges Chaos. Blutlachen vermischten sich mit zerbrochenem Glas und verstreuten, halb zertrampelten Blumen. Die Menschen, die vor wenigen Momenten noch in feine Gewänder gehüllt gewesen waren, lagen jetzt am Boden, blutend, keuchen oder in Schockstarre. Einige wälzten sich vor Schmerzen, andere lagen reglos, als hätte das Leben ihren Körper verlassen.
Meine Augen wanderten über das Schlachtfeld, das einst ein Festsaal war. Der süßliche Geruch von Schießpulver hing in der Luft, begleitet von dem metallischen Gestank des Bluts, das den Marmorboden durchtränkte. Eine Frau in einem zerfetzten Ballkleid lag nicht weit von mir entfernt. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Augen weit aufgerissen, doch sie war zu geschockt, um zu schreien. Ihre Hand zitterte, während sie versuchte, eine tiefe Wunde an ihrem Oberschenkel zu halten, aus der Blut unaufhörlich sickerte.
Etwas weiter weg kniete ein Mann neben dem leblosen Körper eines jüngeren Gastes. Sein Anzug war zerrissen, sein Gesicht voller Ruß und Schmutz und er schüttelte den Kopf, während er verzweifelt versuchte, den Puls des jungen Mannes zu spüren. Doch es war sinnlos. Ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen, als er realisierte, dass es zu spät war.
Die Schreie der Verwundeten und Sterbenden drangen an meine Ohren, übertönt von den Schüssen, die draußen noch immer aufheulten. Einige der Gäste versuchten, sich in Panik aufzurichten, doch ihre zitternden Beine versagten unter dem Schock. Andere suchten Schutz hinter umgefallenen Tischen oder verbarrikadierten sich in den Ecken, wie Tiere, die in die Enge getrieben wurden.
Ramiro kämpfte noch immer gegen die Schmerzen seiner Schusswunde. Er lehnte an einer der Säulen des Saals, eine Hand auf seine Seite gepresst, während Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. Doch in seinen Augen lag dieselbe Entschlossenheit, die ich in mir spürte. Er würde nicht aufgeben, solange auch nur ein Funken Leben in ihm war.
Mason bewegte sich zwischen den Verletzten hindurch, sein Hemd voller Blut, das nicht nur von ihm selbst stammte. Er half den Verwundeten, zog sie aus der Schusslinie oder legte improvisierte Verbände an, doch sein Gesicht war gezeichnet von der Erschöpfung. Die Last des Chaos, das über uns hereingebrochen war, drückte schwer auf seine Schultern.
Und dann war da noch Zélia. Sie lag auf dem Boden, von Lic betreut, während sie gegen den Schmerz ankämpfte. Ihre Wunde war ernst, doch sie war bei Bewusstsein, biss die Zähne zusammen, um kein Laut des Schmerzes von sich zu geben. Lucia kniete neben ihr, ebenfalls verletzt, doch sie ignorierte ihre eigenen Schmerzen, während sie Zélia beruhigend die Hand hielt.
Ich stand inmitten all dessen, meine Hände zu Fäusten geballt, unfähig, das Bild der Verwüstung und des Leids vor mir zu ignorieren. Es war, als hätte Luis nicht nur das Leben aus diesem Raum gesaugt, sondern auch die Hoffnung. Doch ich konnte nicht aufgeben.
Ich ging zu Zélia und nahm die Position von Lic ein, wobei er weiter zu Ramiro ging. Zélia hatte äußerst Schmerzen und drückte weiter auf ihre Wunde. "Das sind schlimmere Schmerzen, als das was ich damals auf der Insel erlebt hatte", zischte sie.
Ihr Kopf war an die Decke gerichtet, wobei ich mir vorsichtig die Wunde ansah. Es war keine Schusswunde, sondern ihr Oberschenkel besaß eine lange und tiefe Wunde. Lucia sah mich mit weiteten Augen an, als ich erneut auf die Wunde drückte.
Als Ramiro mich vor Zélia knien sah, veränderte sich sein Gesichtsausdruck abrupt. Die Härte und Entschlossenheit, die seine Züge eben noch gezeichnet hatten, wichen plötzlich einem Ausdruck des Schmerzes und der tiefen Sorge. Seine Augen, die zuvor vor Wut gegen Luis und die Mexikaner gebrannt hatten, wurden weich und verzweifelt, als er realisierte, wie ernst es um Zélia stand.
Mit einem heftigen Ruck stieß er sich von der Säule ab, seine Schritte wankend. Er ignorierte die Schusswunde, die ihm sichtlich Schmerzen bereitete und kämpfte sich durch den Raum, als würde jede Faser seines Körpers ihn zu seiner Frau ziehen. Der Raum um ihn herum schien zu verschwinden. Er ließ sich schwer neben mir auf die Knie fallen, seine Hand zitternd, als er sie sanft auf ihren Arm legte.
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